Kuss der Todesfrucht. Agnes M. Holdborg
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Die Art, wie er noch während der Reise zu ihm seine und ihre Kleidung aufgelöst hatte, der leise Druck seiner Finger, seine Zähne auf ihren hochaufgerichteten Nippeln, die gehauchten Küsse auf ihren Brauen, seine Zunge in ihrem Bauchnabel, sein heißer Atem an ihrem Ohr. – Wieder einmal konnte sie sich seinem Tempo nicht entziehen, war schon verloren, bevor er sich mit ihr vereinigte.
Was nun folgte, glich animalischer Kraft, ausgedrückt in wilden Gebärden, kraftvollen Stößen und den finalen Schreien aller beider.
»Oh Gott, Adol, ich liebe dich so sehr!«
Als Reaktion darauf senkte sich sein schwerer Körper, bebend vor Lachen, auf den ihren. »Wann hörst du endlich auf, ihn in meiner Gegenwart zu erwähnen? Noch dazu, wenn ich in dir bin.«
Sie wusste, er würde sie dafür bestrafen, und zwar direkt, und er begann sofort damit. Zischend sog sie die Luft ein, als er sich bewegte und neue Glut in ihr entfachte.
Dieser Liebesakt würde, gemessen in menschlicher Zeit, sicherlich einige Tage andauern.
~~~
Er hatte sie tatsächlich in ihre kleine Wohnung zurückgebracht, in ihre Welt und ihre Zeit.
So hatte sie doch noch am Freitag mit ihrem Chef und den Kollegen über ein neues Auto diskutieren können. Und weil sie ihr einhellig einen bestimmten Händler empfohlen hatten, kaufte sie dort bereits am Samstag einen Jahreswagen. Wieder einen Golf, ein dunkelrotes Cabrio mit schwarzem Verdeck, genug PS, um den gesamten Ort unsicher zu machen, und in ihren Augen einfach nur schick.
Bei all diesem Tun hatte Adol sie nicht begleitet, obwohl er ständig vorgab, in ihrer Welt leben zu wollen. Er meinte, er bräuchte zunächst etwas Zeit zur Eingewöhnung. Ungerecht, wie sie fand, denn ihr hatte er eine solche Eingewöhnungszeit niemals zugestanden. Ganz im Gegenteil! Sie hatte zuvor drei Jahre mit Adol verbracht – menschliche und zusätzliche in seiner Zeitlinie – immer mit neuen umwerfenden Eindrücken und Erlebnissen, doch auch immer wieder schockierend und beängstigend.
Es war nicht einfach, mit einem Mann wie Adol zusammenzuleben. In einigen Punkten hingegen war sie sich vollkommen sicher: Es war aufregend und ereignisreich. Im Nachhinein lächelte sie über ihren kläglichen Versuch, ihm zu entfliehen.
Am Ende jedenfalls hatte Adol sich dazu durchgerungen, Manuela in ihre menschliche Welt zu folgen. Ihm gefiel die ›kleine Höhle‹, wie er ihre Wohnung gerne nannte. Für die ausgiebigen Liebesspiele brachte er sie allerdings stets in sein eigenes Reich, was ihr, im Hinblick auf die Ohren der Nachbarn, sehr entgegenkam.
Obwohl er sich zu ihr als Freund bekannte, ergaben sich ab und an ein paar Probleme: So war er dem jungen Juri fast an die Gurgel gegangen, als sie ihm zufällig im Supermarkt begegnet waren. Nur, weil der Junge ihr vor einiger Zeit einmal einen frechen Klaps auf den Po gegeben hatte. Nicht, dass sie so einen Klaps für in Ordnung hielt, aber sie hatte Juri ja seinerzeit in seine Schranken gewiesen und fand, dass das genügen sollte. Nur mit Mühe und Not hatte Manuela ihren Liebsten davon abhalten können, Juri etwas anzutun.
Es war eindeutig ein Nachteil, dass dieser Traumbegleiter sie nicht nur im Traum begleitete, überlegte sie. Selbst den LKW-Fahrer hatte er bedroht. Sie hatte Adol doch tatsächlich dabei ertappt, wie er noch die zerrissenen, zerknüllten Überreste des Zettels mit der Telefonnummer in der Hand hielt. Nachdem er den Hörer ihres Retrotelefons aufgelegt hatte, ließ er das Papier mit siegessicherer Miene in Flammen aufgehen.
In solchen Situationen war Manuela versucht, es zu bedauern, dass Adol sich für sie und ihr Leben entschieden hatte, doch war sie schlichtweg zu glücklich dafür.
Seine rasende Eifersucht empfand sie allerdings als bedrückend, gar beängstigend, auch wenn sie ihr ein wenig schmeichelte. Niemals wieder wollte sie sich in die Ecke drängen lassen, wie ein verschrecktes Mäuschen, dem nichts anderes übrig bliebe, als sich ständig im Sinne des bedrohlichen Katers zu verhalten, um nicht gefressen zu werden.
Ein Grollen erfüllte das Wohnzimmer. »Das sollst du doch auch gar nicht! Du bist kein verschrecktes Mäuschen und ich ganz bestimmt kein bedrohlicher Kater!«, schimpfte Adol.
»Nein, okay, aber du tust es trotzdem!«, gab sie in gleichem Ton zurück. »Du übervorteilst mich mit deinen Mächten. Ich hab dem nichts entgegenzusetzen. Wie soll ich dir beweisen, dass du mir vertrauen kannst?«
»Ich vertraue dir doch.« Nun klang er ehrlich erstaunt.
Sie stieß ein Lachen mit eindeutig sarkastischem Einschlag aus. »Alles was recht ist, aber du hast mir niemals vertraut, heute nicht und auch damals in deiner Welt nicht. Denk an Tamarell.«
»Tamarell gehört zu Sira.«
»Sicher tut er das, aber scheinbar ist das für dich kein Grund, nicht trotzdem eifersüchtig zu sein und mir zu misstrauen.«
Er sog tief die Luft ein. Seine Augen blitzten, und sein wunderschöner Mund verzog sich zu dem gleichen sarkastischen Lächeln wie ihrem. »Ich hab nicht dir misstraut, sondern ihm«, stellte er spitzbübisch fest.
Sie schüttelte den Kopf ob seiner ständigen Wortverdreherei und Haarspalterei. »Wie dem auch sei, du bist und bleibst ein eifersüchtiger Traumgott mit äußerst cholerischem Temperament und solltest lernen, dich zu zügeln. Außerdem habe ich überhaupt keine Möglichkeit, dich zu überprüfen. Dir soll ich also einfach so vertrauen? Wer weiß, was du alles anstellst, wenn wir nicht zusammen sind?«
Pfeilschnell stand er vor ihr. Daran könnte sie sich nie gewöhnen, das war ihr schon lange klar. Sein Finger unter ihrem Kinn zwang sie sanft, ihn anzusehen. »Ist das dein Ernst?«
Sie schluckte und nickte gleichzeitig, nötigte auch ihre Gedanken, seine Frage zu bejahen. Lange musterte er sie. Seine Augen durchbohrten sie wie Röntgenstrahlen. Dann ließ er sie mit einem Mal los.
»Da hilft nur eins!«, rief er aus. »Wir werden heiraten. Mein Ring an deinem Finger dürfte deine und meine Zweifel endgültig beilegen.« Sichtlich zufrieden mit sich verschränkte er die Arme vor seiner breiten Brust.
Der Streit schien vorprogrammiert, obwohl es ihr zuwider war. Doch zu viel war nun einmal zu viel! Er hatte ihren Traum, den Traum einer jeden Frau, gründlich versaut, fand sie. Das war in ihren Augen kein Heiratsantrag, sondern ein Marschbefehl!
»Hhm, das hast du also mal soeben entschieden, was?« Die Hände in die Hüften gestemmt schaute sie ihn böse an.
»Und es ist eine gute Entscheidung«, behauptete er trocken.
Sie wollte gerade zu einer heftigen Widerrede ansetzen, als aus heiterem Himmel ein lauter Schlag den Parkettboden ihrer Wohnung erschütterte und Tamarell mit loderndem Blick vor ihnen stand.
»Sie haben Sira!«, rief er nur, woraufhin der ihr vertraute Wirbel sie umgab, wenn Adol sie mit sich nahm.
Während dieses Wirbelns schossen Manuela eine Millionen Geistesblitze durch den Kopf, so schien es ihr jedenfalls, und keiner davon war Adols missglücktem Heiratsantrag gewidmet. Darüber könnten sie sich später streiten. Jetzt durchfuhr sie bittere Angst um Sira. Die Frage, ob sie, Manuela, vielleicht Schuld an allem sein könnte, quälte sie. Sie hätte es nicht so weit kommen lassen dürfen. Warum nur hatte sie Sira ausgenutzt und sich auf diese Weise helfen lassen? Warum hatte sie sich nach drei Jahren