Wolfskinder. Klaus Melcher
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Jetzt hatte Buchholz sich verraten! Daher also wehte der Wind.
„Sie werden verstehen, dass ich das nicht sagen kann. Wenn ich das tue, kann ich meinen Job aufgeben. Nur so viel: Die Kinder sind von der Straße und ordentlich untergebracht. Oder haben Sie ein einziges Mal eine Beschwerde gehört?“
Buchholz nickte: „Verstehe, war auch nur so eine Frage.“
Müller wollte gerade aufstehen, als Buchholz noch eine Frage nachschob.
„Der Fall Carmen. Arbeiten Sie gerade daran?“
Müller sah seinem Gegenüber offen in Gesicht. Nichts deutete darauf hin, dass ihn diese Frage irritiert hätte.
„Ja“, antwortete er einfach.
„Und hatten Sie schon Erfolg?“
„Ich arbeite daran. Ob ich Erfolg habe, wird sich in ein, zwei Wochen zeigen. Vorher nicht.“
„Dann ist das Mädchen ein, zwei Wochen bei irgendwelchen Leuten anstatt bei ihren Eltern. Ist das so?“
Buchholz’ Stimme klang auf einmal sehr scharf.
Müller sah seinem Gegenüber gerade ins Gesicht.
„Wenn sie es jetzt zu seinen Eltern bringen, ist alle Arbeit umsonst, und es gleitet wieder ab, dieses Mal endgültig. Wollen Sie das verantworten? Sie werden mich nicht dazu bringen, ihren Aufenthaltsort zu verraten.“
Müller stand auf, verstaute sein Notizbuch in der Jeanstasche und verschwand mit einem knappen: „Wiedersehen!“
Noch als er die Tür schloss, fiel ihm auf, dass Buchholz nach dem Telefon griff und eine Nummer wählte.
Er war noch ganz aufgewühlt, als er bei dem Pförtner vorbeieilte und die Tür öffnete. Noch auf dem Parkplatz war er wütend.
Was dachte sich dieser Mensch? Seine Erfolge seinerzeit waren gleich null. Die meisten Kinder, die er aufgespürt und zurückgebracht hatte, waren rückfällig geworden, ein Mädchen war sogar schon tot, hatte sich den Goldenen Schuss gesetzt. Aber niemand hat jemals danach gefragt, wer die Schuld daran trug.
Als Müller seinen R 4 erreicht hatte, hatte er sich schon einigermaßen beruhigt. Er atmete noch einmal kräftig die Sommerluft ein, öffnete die Tür und setzte sich in sein Auto.
Irgendjemand war wohl etwas zu dicht an seinem Wagen vorbeigegangen. Der Spiegel war verstellt.
Müller kurbelte die Seitenscheibe hinunter und hantierte an dem Außenspiegel.
Zwei Reihen schräg hinter ihm stand ein Mann an seinen Wagen gelehnt, einen Mittelklassewagen, und telefonierte. Unentwegt, so schien es Müller, sah er zu ihm und stieg jetzt auch ein.
Langsam fuhr Müller an, bog auf die Fahrbahn, die zur Schranke führte, und schob seinen Parkausweis in den Automaten. Die Schranke öffnete sich. Von dem anderen Auto war nichts zu sehen.
Er sah zu viele Krimis!
Erleichtert fädelte er sich in den fließenden Verkehr ein, da sah er den anderen Wagen wieder.
Zufall! Hier fuhren viele Autos. Das war eine der am meisten befahrenen Straßen der Innenstadt. Warum sollte der nicht auch hier fahren?
Nur um ganz sicher zu gehen, dass sein Verdacht unbegründet war, bog er nach rechts ab.
Das Auto folgte.
An der Markthalle hielt er, fand tatsächlich einen freien Parkplatz, zahlte und verschwand in dem Getümmel.
Der Mann, der ihm gefolgt war, hielt in der zweiten Reihe, kurz hinter dem R 4. Erst das sehr energische, wütende Hupen der anderen Fahrzeuge zwang ihn, weiterzufahren, erst langsam, als müsste er überlegen, welchen Weg er nehmen sollte, dann schien er seine Entscheidung gefällt zu haben, denn er gab Gas und floss in dem Verkehr mit.
Müller verließ die Markthalle, bestieg seinen Wagen und fuhr auf Umwegen zurück zum Ihme-Zentrum. Nachdem er sich überzeugt hatte, dass er nicht verfolgt wurde, parkte er auf seinem Stammplatz und ging auf Umwegen zu seinem Hauseingang.
Er würde das Namensschild ändern und ein Postfach beantragen. Der Buchholz würde ihm nicht seine Arbeit kaputt machen.
Das Treppenhaus war leer. Ungesehen kam er in seinem Flur an, schloss die Wohnungstür auf und wurde schon von Carmen sehnsüchtig erwartet.
„Was hast du?“, fragte sie, als er gar nicht auf ihre Umarmung reagierte, „magst du mich nicht mehr?“
„Doch, doch, lass mir nur eine viertel Stunde“, antwortete er, setzte sich an seinen PC und druckte drei neue Namensschilder.
„J+C Müller? Das verstehe ich nicht.“
Er antwortete nicht, schnitt die Schildchen aus, suchte einen Schraubenzieher und wechselte das Türschild aus.
„Was soll das?“
Ohne zu antworten, fasste er Carmens Hand, ging mit ihr zum Aufzug und schob sie hinein. Unten angekommen, tauschte er das Klingel- und Briefkastenschildchen aus,
nahm wieder Carmens Hand und betrat gemeinsam mit ihr die Wohnung.
Er spürte ihren fragenden Blick.
„Das ist notwendig. Man will herausbekommen, wo ich wohne.“
„Ist das so schlimm?“
„Man würde dich hier entdecken. Willst du zurück zu deinen Eltern?“
Carmen sah ihn skeptisch an.
Wer würde sie entdecken? Schön, vielleicht suchte sie das Jugendamt und auch die Polizei. Aber bisher hatten sie sie nicht gefunden, obgleich sie auf der Straße gelebt hatte und sicher stärker aufgefallen war als jetzt. Sie hatte sogar schon gewagt, sich nicht mehr vor Polizisten zu verstecken. Und Jose hatte sie mitten durch die belebte Stadt geführt, hatte mit ihr eingekauft.
Woher kam diese plötzliche Sorge?
Sie kuschelte sich an ihn.
„Sag, was bedrückt dich?“
Und als er nicht antwortete, fragte sie: „Wo warst du heute Mittag? Hat es damit zu tun?“
Jose hatte sein Kinn auf Carmens Haare gelegt und sah über ihren Kopf nach draußen. Ganz fest hielt sie ihn umklammert, als spüre sie die Gefahr, von ihm fortgerissen zu werden.
„Sag“, bat sie noch einmal, fast flüsternd.
Ihr Mund wurde trocken, das Schlucken fiel ihr schwer, sie wich einen Schritt zurück und