Der Herr des Krieges Gesamtausgabe. Peter Urban

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Der Herr des Krieges Gesamtausgabe - Peter Urban Warlord

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Uhr morgens waren alle dann wieder in der Quinta das Lagrimas, wo ein spätes, oder frühes Essen – die beiden Briten wußten das nicht so genau – serviert wurde. Irgendwann, kurz nach Sonnenaufgang verschwanden die Gäste müde, aber zufrieden in den Betten, oder in ihren Kutschen, die sie nach Hause befördern sollten. Arthur und Sarah verabschiedeten sich ebenfalls von ihren Freunden und zogen sich über die große Holztreppe in ihren ersten Stock zurück. Irgend jemand hatte sorgfältig die Fensterläden verschlossen und in den Zimmern brannten weich Kerzenlichter. Sarah legte ihre Weste ab und ließ sich mit ausgebreiteten Armen auf das riesige Bett mit Samtbaldachin fallen: „Dieses Haus ist wunderbar, der Abend war wunderbar, und nach den ganzen Anstrengungen und Entbehrungen der letzten Monate ist es wunderbar, daß wir endlich ein paar Wochen miteinander alleine sein können!” Sie streckte ihre kleine Hand nach Arthur aus und zog ihn neben sich. „Übrigens, Donna Ines hat mir die Geschichte der Quinta erzählt, während du dich in deinem dicken staubigen Buch vergraben hast. Sie ist bezaubernd!“ Wellington legte seinen Arm über Sarah und schmiegte sich eng an sie. Leise flüsterte er ihr ins Ohr: „Und wenn du mir das alles ein wenig später erzählst? Am besten im Garten, bei Mondschein!” Dann fing er vorsichtig an, die feinen Perlmuttknöpfe ihrer Bluse zu öffnen. Seine Hände glitten sanft über die weiche, warme Haut. Ihre Lippen suchten die seinen, während sie ihm das Hemd von den Schultern streifte. Sarahs schlanker, biegsam Körper schmiegte sich gegen ihn und die letzten Schranken der Zurückhaltung und Selbstbeherrschung fielen. Sie waren nur noch zwei Menschen, die vorbehaltlos und leidenschaftlich liebten und einander vertrauten. Es bedurfte keiner Wort, um dem anderen dies mitzuteilen. In diesen wertvollen Augenblicken, in denen sie so vollkommenen eins wurden, stellte Sarah sich manchmal die Frage, wie ein Mann nur zwei so grundverschiedene Seiten haben konnte. Es kam ihr vor, als ob es zwei Persönlichkeiten gab: Zugleich stolz und bescheiden, kühl und liebevoll, distanziert und überaus sensibel, skrupellos und rücksichtsvoll, gleichgültig gegenüber den Leiden anderer und doch zutiefst davon berührt. Die Kerze die sanft das Schlafzimmer erleuchtete, warf einen kurzen Augenblick lang ihren Schein auf seine Augen. Der kalte Schleier, der fast immer über ihnen lag, war gefallen und sie sah nur noch ein einfaches Bedürfnis nach ehrlicher Zuneigung. Sie nahm ihn in die Arme, fast wie ein Kind, liebkoste ihn und gab ihm diese seltene Gewißheit, daß es in seiner Welt aus Gewalt, Tod und Blutvergießen wenigstens einen Menschen gab, dem er ohne Schutzpanzer entgegentreten konnte und der ihm niemals weh tun würde. Während sie ganz vorsichtig über die häßliche Narbe strich, die seine Verwundung bei Talavera zurückgelassen hatte, fragte sie sich, wie viele dieser Narben der Krieg wohl auf seiner Seele zurückgelassen hatte. Sie waren unsichtbar, doch sie wußte, daß sie existierten. Es hatte Nächte gegeben, in denen seine furchtbaren Alpträume ihr den Schlaf geraubt hatten. Am Anfang hatten ihr diese Augenblicke Angst gemacht. Irgendwann hatte sie dann verstanden, daß es einen Weg gab, seine Gespenster zu vertreiben. Eine Berührung, die Nähe ihres Körpers und ihre Zuneigung waren stärker als seine Furcht. Und es gab sogar Nächte, in denen die Gespenster es nicht mehr wagten, ihn überhaupt zu quälen. Zufrieden stellte sie fest, daß er eingeschlafen war und sein Atem ganz ruhig ging. Sie schmiegte ihre Wange an seine Brust und hörte, wie regelmäßig sein Herz schlug.

      Die nächsten Tage vergingen in angenehmer sorgloser Stimmung. Don Antonio und Donna Ines unternahmen mit ihren britischen Gästen Ausflüge in die Gegend von Coimbra. Die vier erhielten außerdem Einladung um Einladung, denn jeder wollte den Mann sehen, der nun schon drei Mal die Truppen des Kaisers von Frankreich geschlagen hatte und ihr Land vorläufig von den Franzosen befreien konnte. So lernten Sarah und Arthur Condeixa-a-Nova kennen, den Palacio dos Lemos und den Palacio dos Almadas. Nur eine starke Meile von diesen alten herrschaftlichen Häuser entfernt, befand sich auch das größte Ruinenfeld Portugals aus römischer Zeit. Don Antonio bezeichnete es als „Unser kleines Pompeij“. Es befand sich bei Coinimbriga, einem Ort, der vormals ein bedeutender Schnittpunkt der römischen Verbindungsstraße von Felicitas Julia, dem aktuellen Lissabon nach Portus Cale, dem heutigen Oporto gewesen war. Ursprünglich war Conimbriga keine rein römische Schöpfung gewesen, sondern konnte auf die Zeit der Kelten zurückdatiert werden. Es war interessant, daß die Stadtmauern nicht um die Siedlung herum gebaut worden waren, sondern mitten durch sie hindurch. Offenbar hatte man irgend wann einmal, in der Eile und um einen überraschenden Barbareneinfall abzuwehren, bewohnte Gebiete aufgegeben und einen Schutzwall errichtet, um zumindest Teile der Stadt zu verteidigen. Doch die wilden Sueben zerstörten trotzdem Conimbriga und die Bevölkerung siedelte sich auf den sichereren Hügeln des heutigen Coimbra an. Unweit dieser verlassenen Kelten- und Römerstadt befand sich der fast 500 Hektar große Wald von Busaco, der wegen seiner Vielfalt an einheimischen und exotischen Pflanzen ein kurioser Ort war. Donna Ines erzählte, daß Urgroßvater Don Miguele, der Seefahrer, wie viele andere portugiesische Kapitäne auch, Samen und Stecklinge aus Ozeanien und Brasilien, aus Afrika und dem Orient mitgebracht und den botanisch kundigen Karmelitermönchen geschenkt hatte, die bereits seit dem frühen 17. Jahrhundert ein Kloster bei Lova, am Osthang der Sierra do Busaco hatten. Mehr als 400 einheimische und 300 exotische Baumarten waren im Wald von Busaco vertreten, darunter Zedern aus dem Libanon und Mexiko, uralte Ginko- und Sequoiabäume aus Amerika, Araukarien, Palmen, Erlen, Ulmen und Baumfarne. Die Anfänge dieser Pflanzungen gingen noch weiter zurück. Ursprünglich hatten die Franziskaner hier Einsiedeleien unterhalten und geschichtlich wurde der Forst von Busaco zum ersten Mal im 6. Jahrhundert nach Christus erwähnt. Die Karmeliter-Mönche errichteten dann, vor fast 200 Jahren, eine vier Meilen lange Umfassungsmauer mit zehn prachtvoll geschmückten Toren um ihren botanischen Schatz und im Inneren zahlreiche kleine Kapellen und Ermidas und sogar eine Via Sacra. Sie hatten Wege angelegt und Teiche und Brunnenanlagen zur Bewässerung. Zahlreiche Waldquellen wurden von exotischen Pflanzen und Sträuchern eingerahmt. An einem der Tore hatte ein Mönch den Vieren stolz eine große Bronzetafel gezeigt: Im Jahre 1653 hatte Papst Urban der VIII. verfügt, daß jeder, der einen Baum fällte oder verletzte, exkommuniziert würde. Dann wandte er sich grinsend den beiden Damen zu: „Und 30 Jahre zuvor hatte Gregor der V. auf Bitten unseres Ordens sogar allen Frauen den Zutritt zu diesem Ort versagt, damit die Ladys uns nicht bei unseren Forschungsarbeiten ablenken konnten. Aber das war vor langer Zeit! Wir sind heute viel liberaler geworden und freuen uns, Ihnen unsere kleinen Schätze zeigen zu dürfen.“ Dann hakte er Lady Lennox unter und zog sie von der kleinen Gruppe fort: „Für Sie als Arzt dürfte unsere Sammlung von Heilkräutern sicher besonders interessant sein! Inzwischen werden unsere Freunde Don Antonio und Donna Ines dem General den Rest des Parks zeigen! Sie kamen früher, als in diesem Land noch Frieden herrschte, oft zu Besuch und kennen hier jeden Strauch und jeden Baum.”

      Als die vier am späten Nachmittag nach Coimbra zurückkehrten, hatte Sarah ihre Satteltaschen voll mit seltenen Samen und getrockneten Heilpflanzen. Sie hatte eine lange, interessante Unterhaltung mit dem Botaniker, dem Arzt und dem Apothekarius des Klosters geführt und sich dabei viele Notizen über längst vergessene Rezepturen gemacht. Die Geistlichen waren nicht wenig erstaunt gewesen, die Bekanntschaft einer junge Frau von so großer medizinischer Fachkenntnis zu machen, von der auch sie noch einiges lernen konnten. Aus diesem Grunde hatte man die Vereinbarung getroffen, sich bald wieder zu sehen und Sarah versprach, Sir James McGrigor mitzubringen.

      Wellington selbst war auf dem Heimweg von den Eindrücken dieses wundersamen Ortes noch ganz überwältigt. Don Antonio hatte ihn zur Ermida da Nossa Senhora de Assuncao geführt, der schönsten der 20 Einsiedeleien des Parkes. Dann waren sie über eine 144stufige Treppe bis zum Lago dos Festos hinaufgestiegen, einem von Blumen umgebenen Becken, von dem aus Wasser in einer Kaskade in die Fonte Fria, die Kalte Quelle hinabstürzte. Vom Lago aus führte ein mit steinalten Zypressen und Kiefern gesäumter Weg bis in die prächtige Zedernallee hinein. Am Ende dieser Allee, neben dem Haus des Pilatus und der sogenannten Einsiedelei des Heiligen Josephus stand die mächtigste der Busaco-Zypressen, die einen Durchmesser von mehr als fünf Metern hatte. Über die Via Sacra war er dann mit seinen portugiesischen Freunden auf den fast 1500 Fuß hohen Miradouro da Cruz Sacra gelangt, der von einem Kreuz gekrönt wurde. Das gute, klare Winterwetter hatte ihnen einen schönen Blick auf Coimbra gestattete, das etwa 20 Meilen von Busaco entfernt lag.

      Langsam neigte der Ferienmonat sich seinem Ende zu und Don Antonio und Arthur fingen wieder an, über ihre militärischen Aufgaben nachzudenken. Gelegentlich

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