Der Herr des Krieges Gesamtausgabe. Peter Urban

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Der Herr des Krieges Gesamtausgabe - Peter Urban Warlord

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auch leisen Gewichts- und Schenkelhilfen. Der Doppelzaum, den die Tiere trugen war noch schärfer als Kopenhagens Kandare. Auch eine Frau würde in der Lage sein, ein solches Pferd ohne Probleme zu beherrschen. Der Ire probierte ebenfalls noch die beiden Stuten aus, doch mehr aus Freude an der Leichtigkeit der Tiere als aus wirklichem Interesse. Der große graue Wallach würde ein perfektes Pferd für seine Sarah sein. Und er war bildschön!

      „Nun, Mylord?“

      „Der Graue ist ganz ordentlich!” Arthur setzte seinen skeptischen Gesichtsausdruck auf. Er strich eine Weile mit mißtrauisch prüfendem Blick um den Wallach, sah ihm tief in die Augen und etwas zweifelnd auf die Beine. Don Fernando wußte, daß nun der traditionelle Ringkampf zwischen Käufer und Verkäufer stattfinden mußte, bei dem der Preis des Pferdes ausgehandelt wurde. Die britischen Verbündeten schienen hier seinen üblichen, spanischen Kunden nicht unähnlich zu sein. Der Züchter schmunzelte vor sich hin und wartete gespannt auf die Argumente seines Gastes.

      „Er hat eine etwas schwache Hinterhand, Don Fernando!” Wellington befühlte lange die Karpalgelenke des Wallachs. Sie strotzten vor Kraft. Dieses Pferd würde problemlos auch hohe Hindernisse bewältigen können. „Und seine Hufe sind ein bißchen weich! Das wird problematisch, wenn man dieses Tier auf schlechten Wegen reitet!” Er hatte mit dem Griff seines Dolches das Horn abgeklopft. Der Ton war tief und klar. Selbst unbeschlagen würde dieser Graue auch in schwerem Gelände laufen, ohne zu lahmen. Der Spanier ließ sich auf das kleine Spiel ein. Er trat zu seinem Pferd, packte dessen Hinterhand und zog sie kraftvoll, weit nach außen: „Welche Gelenkprobleme soll dieser Wallach haben? Mylord, Sie müssen mit Blindheit geschlagen sein und seine Hufe sind hart, wie Stein! Für 500 Dollares ist der Graue ein Geschenk, ich ruiniere mich, wenn ich Ihnen so ein Tier zu diesem Preis überlasse und mache mich zum Gespött meiner Kollegen!” Arthur griff sich ans Herz: „Sie wollen 500 Dollares für dieses Tier? Don Fernando, sehen Sie sich seine Hinterhand an. Sie ist schwach, die Fesselgelenke sind kurz und stehen in einem zu steilen Winkel. Ein Damenpferd für den sonntäglichen Ausritt bestenfalls! Ich biete Ihnen 350 Dollares!”

      „Caramba! Me estan aruinando!“ Der Spanier riß die Arme in einer theatralischen Geste nach oben gen Himmel. Sein Gesichtsausdruck war verzweifelt, seine schwarzen Augen schienen tiefste Trauer auszudrücken: „Todos los Irlandeses son ladrones sin vergüenza! Geben Sie mir 450 Dollares und der Wallach gehört Ihnen!”

      Wellington hatte es schon immer Spaß gemacht, um Pferde zu handeln wie der schlimmste Roßtäuscher des County Meath. Nachdem Don Fernando alle Iren als Halunken ohne Scham bezeichnet hatte, kam er jetzt erst richtig in Fahrt: „Amigo, seien Sie vernünftig! Niemand wird Ihnen für dieses Pferd 450 Dollares bezahlen! Ein Damenpferd, ein Spielzeug! Kastriert! Der taugt weder für die Zucht noch für die Corrida! Sie müssen froh sein, wenn Ihnen ein blauäugiger Idiot 400 Dollares für diesen Gaul anbietet!” Er hielt dem Spanier die Hand entgegen: „Schlagen Sie ein und danken Sie dem Himmel dafür, daß ich Sie von diesem Fehler der Natur in einem Augenblick der Schwäche befreie!” Seine Augen blitzten Don Fernando belustigt an. „Ein Fehler der Natur! Generalissimo, ich Don Fernando Cabrrera de Ortiz züchte keine Fehler der Natur! Sie sind der schlimmste Pferdehändler, der mir je über den Weg gelaufen ist! Sie haben mich zu einem armen Mann gemacht! Oh, Madre de Dios! Erzählen Sie bloß nicht herum, daß Sie mich so hereingelegt haben! Nur 400 Dollares für meinen Augapfel!” Der Spanier schlug in die ihm gebotene Hand ein, seufzte dramatisch und übergab dem Iren die Zügel des Pferdes. Der Kaufvertrag war rechtsgültig, beide Männer strahlten zufrieden übers ganze Gesicht. „So mein Freund! Ahora vamos a abrir una botella! Libertad gehört nun Ihnen und Ihre schönen spanischen Goldstücke sind mein!” Lord Wellington und Don Fernando betraten gemeinsam den Salon des prächtigen Wohnhauses um ihren Vertrag und die Übergabe des Pferdes ordentlich zu begießen. Während eine Hausangestellte den schweren, spanischen Rotwein in große Kristallglässer füllte, zählte der Ire 400 goldene Dollares vor dem Spanier auf einen kleinen Tisch. Don Fernando suchte aus einer Schreibtischschublade die Papiere des Pferdes und übergab sie Arthur. „Libertad! Ein hübscher Name und irgendwie passend! Was werden Sie mit meinem schönen Grauen nun tun?“

      „Ein Weihnachtsgeschenk für jemanden, der mir sehr am Herzen liegt, mein Freund!” Der General zwinkerte dem Spanier, wie ein Verschwörer zu.

      „Tiene que ser muy linda por merecer este caballo!“

      „Oh si, Amigo!“ Arthur lächelte den Spanier an. Er konnte es kaum noch erwarten, Sarah den großen Grauen zu schenken.

      Einige Stunden und einige Flaschen Wein später verließ er leicht erschlagen Jerez. Kopenhagen schien genausoglücklich und zufrieden wie sein Reiter. Lammfromm hatte er sich einfangen und aufzäumen lassen. Bißspuren an seinem Hals zeugten von einem erfolgreichen Nachmittag auf der großen Koppel. Der Ire nahm sich vor, in elf Monaten nach Jerez zu schreiben, um zu erfahren, ob sein Hengst Vater geworden war. Der Graue trottete ruhig hinter dem Fuchs her. Am späten Abend traf der General gutgelaunt in Badajoz ein und brachte beide Pferde in den Stall. Dann suchte er nach einem Hufeisen, das er in die Tasche seines Mantels steckte. Sarah und Dunn hatten sich schon ein wenig Sorgen gemacht, daß er den Weihnachtsabend verpassen würde. Die gefüllte Ente schmorte im Ofen, der Tisch war gedeckt und die Kerzen bereits angezündet. Im großen Salon der Zitadelle brannte ein heimeliges Feuer im Kamin, das den Raum mit angenehmer Wärme erfüllte.

      „Na endlich, du Streuner! Wo hast du dich den ganzen Tag herumgetrieben?” Sarah hatte die eiskalten Hände des Generals in die ihren genommen, um sie ein wenig zu wärmen. „Du bist ja total durchgefroren! Außerdem hast du getrunken!”

      „Ein bißchen! Sei nicht böse!” Er drückte ihr einen zärtlichen Kuß auf die Stirn: „Fröhliche Weihnachten, Kleines!” Der Ire legte seinen dunkelblauen Reitmantel ab und zog Lady Lennox zum Tisch hinüber. John holte die Ente aus dem Offen und trug sie auf.

      „Wenn Sie mich nicht mehr brauchen, Sir Arthur, dann werde ich jetzt zur Weihnachtsmesse in die Kathedrale gehen!”

      „Wollen Sie nicht mit uns zu Abend essen?“

      Der alte Mann zwinkerte seinem Herren zu: „Ich bin mir sicher, Sie würden gerne ein paar Stunden alleine mit Mylady sein! Außerdem war ich schon lange nicht mehr in der Kirche und auf dem Markt haben mir die alten Frauen erzählt, daß die Christmesse hier besonders schön ist! Also, fröhliche Weihnachten!” Er verschwand und zog die Tür hinter sich ins Schloß. Sarah war aufgestanden und holte eine Flasche Wein von einem kleinen Beistelltisch. Sie füllte beide Gläser. Die Ente war dem Sergeanten wunderbar gelungen.

      Nach dem Essen holte die junge Frau den Kaffee aus der Küche und ließ sich dann mit einem großen Stück Schokoladenkuchen in ihrem Sessel vor dem Kaminfeuer nieder. Arthur setzte sich auf den weichen Teppich, schlang seine Arme um Sarahs Knie und barg den Kopf in ihrem Schoß. Sanft strich sie ihm übers Haar. In den letzten Wochen hatten sie so selten Zeit gefunden, ein paar friedliche Stunden alleine miteinander zu verbringen. Das britische Hauptquartier hatte einem Bienenschwarm geglichen.

      „Und übermorgen werden wir nach Coimbra reiten, mein Lieber!”

      „Und einen ganzen Monat lang wunderbar faulenzen, Kleines. Bei dem Wetter wird sich kein Marschall über die Grenze wagen. Mit ein bißchen Glück haben wir bis in den April hinein Ruhe vor unseren französischen Freunden und können uns vernünftig auf den nächsten Sommer vorbereiten. Die Wälle von Torres Vedras sind beinahe fertig!“

      „... und damit ist wenigstens Lissabon sicher?”

      „Laß den Krieg für heute abend vor der Tür! Ich habe noch eine Überraschung für dich!” Der General stand auf und kramte in seiner Manteltasche nach dem Hufeisen. „Dein Weihnachtsgeschenk!“ Er schmunzelte eine verwunderte Sarah an, die nicht so ganz verstand.

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