Der Herr des Krieges Gesamtausgabe. Peter Urban

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Herr des Krieges Gesamtausgabe - Peter Urban страница 13

Автор:
Серия:
Издательство:
Der Herr des Krieges Gesamtausgabe - Peter Urban Warlord

Скачать книгу

Stein der Weisen gefunden?”

      Der Portugiese hob grinsend die Schultern und machte eine südländische Geste mit den Händen, die Arthur an die Gebetshaltung der Sikhs in Indien erinnerte: „Seit Ines zu uns gestoßen ist, haben wir mindestens fünf verschiedene Theorien verworfen. Willst du uns jetzt nicht verraten, was du von der ganzen Sache hältst?”

      Arthur drückte Sarah sanft in einen der großen Sessel und stützte sich hinter ihr auf die Kopflehne: „Ich habe gar keine Theorie, so leid es mir tut! Wir müssen abwarten, wer sich auf der anderen Seite der Grenze zuerst in Bewegung setzt und wohin! Ich würde, wenn ich ein französischer Marschall wäre, vielleicht zuerst versuchen, Andalusien zu sichern, bevor ich Portugal bedrohe. Vielleicht wird einer von unseren Freunden versuchen, die Festung von Ciudad Rodrigo zu belagern, weil dort General Andres Heresi mit 5500 Mann sitzt und die Haupteinfallsstraße nach Portugal sichert ... Warten wir doch einfach ab, wie beim Schachspielen: Die Franzosen spielen Weiß, sie müssen den ersten Zug tun!“

      Ein paar Tage später, kurz vor seiner Abreise nach Viseu, sattelte der General Kopenhagen und Sarahs Libertad. Dann holte er die junge Frau in der medizinischen Fakultät der Universidade Velha von Coimbra ab. Der Gebäudekomplex, in dem sich auch die Naturwissenschaftler befanden, war einst ein römisches Kastell, dann ein maurischer Alkazar, dann das Schloß des Grafen von Portocale und am Ende der Königspalast Alcacova Real gewesen. Durch die Porta Ferra und vorbei an den allegorischen Figuren, die die einzelnen Fakultäten darstellten führte der General die beiden Tiere in einen weiten, offenen Hof, der von Studenten übervölkert war, die die schwarze Batina und den traditionellen, schwarzen, talarähnlichen Umhang trugen, den bunte Bänder in den Farben der jeweiligen Fakultät schmückten. Er band Libertad und Kopenhagen nebeneinander fest und eilte eine breite Außentreppe hinauf zu einem hohen, von einem Dreiecksgiebel gekrönten Portikus. An diesen schloß sich ein Säulengang an, die Via Latina. Die Professoren und Studenten sprachen hier nur Lateinisch miteinander. Die Via Latina führte direkt in den Paco das Escolas, den Schulpalast hinein. Arthur bremste. Er hatte es schon wieder vergessen! Hinter einer dieser vielen geheimnisvollen, alten Pforten aus schwerem Eichenholz verbarg sich der Eingang zur medizinischen Fakultät. Doch hinter welcher?

      Er hielt einen jungen Mann im schwarzen Talar auf und erkundigte sich in etwas rostigem Latein nach dieser Fakultät. Man wies auf eine der Pforten und der General verschwand im Schlund eines finsteren Hades. Sein Weg führte ihn vorbei an einem wahren Gruselkabinett: Hinter hohen Glasvitrinen bewahrten die Professoren ihre Schätze und ihr Unterrichtsmaterial auf. Viele der Dinge, die er sehen konnte verdarben ihm kräftig den Appetit – menschliche und tierische Organe, eingelegt in eine streng riechende, alkoholische Flüssigkeit, präparierte Körperteile, ausgestopfte Viecher, mumifizierte Viecher, eine Ansammlung menschlicher Skelette in verschiedenen Größen und sogar mit einigen Pathologien im Knochenbau, Schädel und die berüchtigten Folterwerkzeuge, derer seine kleine Sarah sich auch immer bediente. Endlich gelangte der Ire am Ende des Ganges an und öffnete erleichtert die Tür zu einer Bibliothek, in der er Lady Lennox vermutete. Er ärgerte sich innerlich über sich selbst; da lief er nun fast täglich durch dieses Schreckenskabinett und trotzdem wurde es ihm immer noch übel dabei. Er fand Sarah vertieft in eine angeregte, auf lateinisch geführte Diskussion mit einem portugiesischen Kollegen. Um die beiden nicht zu stören, stellte er sich wohlerzogen in eine Ecke und hörte eine Weile zu. Das Gesprächsthema, das die beiden so in seinen Bann zog war noch unappetitlicher als der Inhalt der Glasvitrinen draußen. Als die junge Frau ihn schließlich bemerkte und ihrem Kollegen vorstellte, war seine Gesichtsfarbe schon recht bleich geworden.

      „Na, haben wir dir einen Schrecken eingejagt, mein Lieber? Kein Ort für schwache Nerven, was?” Sie grinste ihn vergnügt an.

      Arthur atmete dreimal tief durch: „Die Pferde stehen im Innenhof, Sarah! Wenn du mir jetzt noch einen Weg aus diesem Gruselkabinett hinaus ins Freie zeigst, der nicht an Monstern, Mumien und Knochenmännern vorbeiführt ...”

      „Ah, die Skelette und die eingelegten Organe! Das ist noch harmlos, Arthur! Zur Einstimmung, sozusagen!” Sie war mit einem alten Buch zu ihm hingetreten. „Sieh dir lieber einmal diese Zeichnungen an ...”

      Der Magen des Generals hob sich plötzlich. Es schien sich um eine sehr ausführliche Schilderung zum Thema Seuchen und ansteckende Krankheiten zu handeln. Die Bilder waren farbenfroh und ausgesprochen realistisch. Der Autor hatte für seine Leser hingebungsvoll jedes Detail skizziert. „Pfui, Spinne! Willst du, daß ich einen Herzschlag bekomme oder für die nächsten vier Wochen den Appetit verliere?” Er wendete sich mit Grausen von dem Buch ab. Lady Lennox schmunzelte Wellington boshaft an, ihr portugiesischer Kollege konnte sich das Lachen nicht verkneifen. Es war eine der liebsten Beschäftigungen der jüngeren medizinischen Zunft, Außenstehende so richtig zu erschrecken. Besonders beliebt war dieses kleine Spiel bei Tisch, wenn ein einzelner Nichtmediziner anwesend war. Dann besprach man oft die letzte Operation oder Autopsie bis ins kleinste Detail und betrachtete interessiert die Veränderung der Gesichtsfarbe des Opfers. Arthur hatte in London schon einige Male solche Streiche über sich ergehen lassen müssen. Doch an diesem Wintertag war Sarah gnädig gestimmt. Sie verabschiedete sich von ihrem Kollegen mit einem Augenzwinkern. Dann führte sie den Iren durch den schönen Sala das Capelos, den Saal der Doktorhüte, eine große Aula mit kunstvoll geschnitzter und bemalter Holzdecke, azulejo-verzierten Wänden und den verschiedenfarbigen, geschnitzten Hochstühlen der Dekane und des Rektors zurück auf die Via Latina und hinunter in den Innenhof. Die beiden Pferde hatten ruhig und gelassen im ganzen Universitätstrubel gewartet. Die junge Frau klopfte ihrem großen Grauen freundschaftlich den Hals: „Willst du was Feines, mein Junge?” Sie hielt ihm einen Zuckerklumpen hin, den Libertad vorsichtig mit sanften Lippen von ihrer Hand entgegennahm. Kopenhagen schielte gierig zu seinem Nachbarn, dann scharrte er energisch mit dem rechten Vorderhuf und schnaubte. Sein Hals wurde immer länger. Schließlich erhielt auch er eine Leckerei und war zufrieden. Arthur führte die Tiere vom Innenhof auf die Straße hinaus. Beide Reiter saßen auf. Sie bogen linkerhand in die Rua San Pedro ein und nur wenige Hundert Yards weiter in den Couraca de Lisboa. Im ruhigen Trab durchquerten sie zuerst die Cidade Alta, dann die Cidade Baixa. Über den Ponte de Santa Clara erreichten sie das linke Mondego-Ufer. Arthur und Sarah ließen die Quinta das Lagrimas und das Santa Clara-Kloster hinter sich. Nur ein kleines Stück weiter, einen Hügel hinauf lag das Franziskaner-Kloster Santo Antonio dos Olivais. Vor der Pforte zügelte der General seinen Hengst, stieg ab und half Lady Lennox aus dem Sattel. An der Klosterpforte war ein großer Türklopfer aus Bronze angebracht. Das Pochen hallte durch den Innenhof, eilige Schritte kamen näher, ein Schlüsselbund raschelte und mit lautem Knarren schwangen die beiden Flügel vor den Briten auf.

      „Boa tarde! Chamo-me Lord Wellington! Pode-me dejudar, se faz favor? Ich möchte zum Bruder Botanikus, Don Henriques!”

      „Se faz favor, Generalissimo!” Der Franziskaner machte eine einladende Handbewegung. „Er erwartet Sie schon!”

      Arthur zeigte auf Sarah: „Doktor Lennox! Ich hoffe, es verstößt nicht gegen Ihre Regeln, daß ich sie mitgebracht habe?”

      „Nao, nao, Mylord! Geben Sie die Pferde Bruder Fernando und dann bringe ich Sie zu Don Henriques!”

      Sarah drückte die Zügel von Libertad und Kopenhagen einem spindeldürren jungen Franziskaner in die Hand, der in seiner braunen Wollkutte zu versinken schien. Dann folgte sie dem anderen Franziskaner und Arthur vorbei an einer mit Kapellen geschmückten Treppe zu den Hauptgebäuden.

      „Sind Sie beiden in Eile, Sir Arthur?”

      „Nein, Bruder ...?”

      „Bonifacio!”

      „Nein, gar nicht, Bruder Bonifacio!“

      „Möchten Sie, daß ich Ihnen unser Kloster zeige? Der heilige Antonius von Padua lebte hier, bevor er im Jahre

Скачать книгу