Der Herr des Krieges Gesamtausgabe. Peter Urban

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Der Herr des Krieges Gesamtausgabe - Peter Urban Warlord

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erklärte einiges über die Geschichte der Bauwerke. Dann öffnete er ein schön geschnitztes und mit kunstvollen Bronzen beschlagenes Portal zum Gotteshaus. Er kniete nieder und bekreuzigte ich mit Weihwasser, Sarah tat es ihm gleich. Der General beugte nur leicht das Haupt. Der Franziskaner lächelte: „Unser Freund Jack Robertson hat uns bereits vorgewarnt! Aber vielleicht werden auch Sie eines Tages wieder Ihren Glauben finden, mein Freund!” Der Ire blickte Don Bonifacio ein wenig traurig an: „Das Soldatenhandwerk und Gott? Sie passen in meinen Augen nicht gut zusammen! Der Krieg ist ein blutiges Geschäft, Don Bonifacio! Auge um Auge, Zahn um Zahn!”

      „Glauben Sie mir, Generalissimo! Eines Tages werden auch Sie Ihr Schwert zerbrechen und wieder Ihren Frieden finden! Schon viele Männer des Krieges haben ihren Weg zurück zu Gott gefunden! Ihr Freund Don Manuele aus Santa Clara ...!” Der Franziskaner bedeutete seinen Gästen, ihm durch das Kirchenschiff bis zum Hochaltar zu folgen: „Sehen Sie, dies ist ‚Unsere liebe Frau der Empfängnis’. Das Gemälde hat Pascoal Parente für uns gemalt.” Dann führte er sie weiter: „Das ist die Sakristei! Sieht sie nicht aus, wie eine kleine Renaissance-Kirche?”

      Nach ihrem kurzen, kunstgeschichtlichen Rundgang durch eines der ältesten Klöster Portugals, lieferte Don Bonifacio Arthur und Sarah beim Botanicus Don Henriques ab und verabschiedete sich. Im Herbarium, in dem es wunderbar duftete, denn viele Kräuter hingen zum Trocknen an den Wänden, empfing sie der alte Franziskaner: „So, meine jungen Freunde, ihr habt also von unserem schönen alten Klosterpark gehört und wollt mir einen kleinen Tauschhandel anbieten?” Er goß seinen Gästen einen fein nach Orangenschalen duftenden Tee ein. Sarah holte aus ihrer ledernen Umhängetasche ein Dutzend kleiner Säckchen hervor: „Don Henriques, ich habe hier eine reiche Auswahl an Samen, aus denen Sie Heilkräuter und Farne ziehen können, die nur auf den Britischen Inseln vorkommen“, sie legte noch ein Büchlein auf den Tisch, „und hier habe ich die Rezepturen aufgeschrieben, zu denen Sie die Kräuter verarbeiten können! Würden Sie uns dafür vielleicht zwei Sequoia-Setzlinge abtreten?” Der Franziskaner blätterte interessiert in den Aufzeichnungen, die Doktor Lennox für ihn auf Lateinisch, in ihrer kleinen, steilen Handschrift niedergelegt hatte: „Gerne, meine Liebe! Für so viele nützliche Kräutlein opfere ich jederzeit zwei meiner Setzlinge! Doch verraten Sie mir, was Sie mit den Bäumen vorhaben?” Arthur und Sarah lächelten einander ein wenig verlegen an. Dann nickten beide. „Wir wollen die Sequoia neben der Fonte dos Amores im Garten der Quinta das Lagrimas pflanzen!”

      „Eine reizende Idee, meine Kinder! Die Bäume, die den Ruf haben, ewig grün zu sein und nie zu sterben!” Der alte Franziskaner legte freundschaftlich seine Hand auf die ineinander gelegten Hände der beiden: „Gott schütze euch und bewahre euch eure Liebe zueinander für alle Ewigkeit!”

      Am späten Nachmittag verließen der General und Lady Lennox mit ihren beiden knapp zwei Fuß hohen Sequoia-Setzlingen Santo Antonio dos Olivais und kehrte in die Quinta zurück. Arthur nahm seinen Freund Don Antonio zur Seite und bat ihn um Erlaubnis, die beiden Bäume neben der Fonte dos Amores pflanzen zu dürfen. Die Augen des Portugiesen leuchteten: „Por supuesto, amigo! Es una idea muy linda, esto me ilumina el corazon! Un sello del amor por la eternidad!”

      Nach einem gemeinsamen Abendessen, es war schon kurz vor Mitternacht, entschuldigten Sarah und Arthur sich bei ihren portugiesischen Freunden. Ein Bediensteter des Hauses hatte ihnen zwei Laternen vorbereitet und eine kleine Schaufel. Gemeinsam verschwanden sie mit den Sequoias im Park. An der Fonte dos Amores pflanzte jeder einen Baum, im Mondschein zur Rechten und zur Linken der Quelle. Zwischen die beiden Pflänzchen legten sie einen kleinen Granitstein, in den ein Steinmetz in feinen Buchstaben die 136. Strophe des Canto III dos Lusiades eingemeißelt hatte, die Strophe, die den Tod Ines und Don Pedros ewige Liebe zu ihr erzählte. Arthur sah Sarah tief in die Augen, dann nahm er sanft ihre Hände in die seinen und zog sie dicht an sich. Sie schmiegte ihren Kopf an seine Schulter: „Für immer und über den Tod hinaus!” Zärtlich küßte er ihren Nacken, dann flüsterte er ihr ins Ohr: „Für immer und über den Tod hinaus!“

      Der anglo-alliierte Stab war bereits seit Mitte Februar 1810 vollständig in Viseu versammelt. Nur Robert Craufurd, der mit seiner Leichten Division die Grenze bei Almeida schützte, machte noch immer regelmäßig die beschwerliche Reise durchs Gebirge, um an Lagebesprechungen teilzunehmen. Lord Wellington selbst hatte zähneknirschend sein düsteres, neues Hauptquartier hoch in den Bergen der Beira bezogen. Wie ein Vogelnest hing die Festung von Viseu, das Castelo dos Corvos über der Stadt in den Felsen, fast 5000 Fuß über dem Meeresspiegel. Diese zinnenbewehrte Templerburg aus dem 12. Jahrhundert hatte der Großmeister Gualdim Pais zum Schutz gegen die Mauren errichtet. Die Portugiesen hatten die Wehr nie zerfallen lassen. Ihre doppelten Umfassungsmauern mit den zehn flankierenden Rundtürmen und einem noch höher angelegten Bergfried mit Aussichtsturm waren vollständig erhalten. Doch das Umland war karg und ausgesprochen dünn besiedelt. Obwohl die Temperaturen im Tal und in Coimbra bereits mild und frühlingshaft waren, lag in Viseu und auf dem Hochplateau des Castelo dos Corvos noch Schnee und ein eisiger Wind bließ von Norden her über das ungeschützte Gelände. Die Festung war solide aus schwerem Granit gebaut worden, ihre Wände waren dick und anstelle von Fenstern, gab es Schießscharten. Die Herren des Tempels hatten sorgfältig an den Schutz der nördlichen Einfallsroute nach Portugal gedacht und eine unbezwingbare Wehr konstruiert, nur an Annehmlichkeiten für die Bewohner schien keiner gedacht zu haben. Das Gemäuer war einfach unbeheizbar! Die im überdimensionierten Arbeitszimmer des Oberkommandierenden versammelten Offiziere hatten sich alle in schwere Wollmäntel gehüllt, um der beißenden Kälte zu widerstehen. Sir Thomas Picton, der gerade erst als willkommene Verstärkung aus England in Portugal eingetroffen war, lief leise fluchend auf und ab und schlug die Arme um den Körper, um sich aufzuwärmen. Seine Gesichtsfarbe hatte bereits ins Bläuliche gewechselt und seine Finger waren steifgefroren. Er sehnte sich zurück in die Karibik, auf seine warme sonnige Insel Trinidad. Bob Craufurd berichtete allen Anwesenden über die letzten Entwicklungen im Grenzgebiet zwischen Kastilien und der Beira. Wellington fror erbärmlich. Die langen Jahre in Indien hatten sein Blut dünnflüssig gemacht. Selbst ein unmöglicher handgestrickter Pullover von John Dunn und der pelzgefütterte Dolman, gegen den er seine übliche, blaue Felduniform eingetauscht hatte, boten kaum Schutz vor den Temperaturen auf dem Hochplateau. Seit er das Castelo dos Corvos bezogen hatte, haßte er diesen grauenvollen Ort leidenschaftlich, doch es war der einzige, von dem aus man gleichzeitig die nördliche Einfallsstraße nach Portugal entlang des Mondego, über Celorico, Bussaco und Coimbra und den parallelen Weg, südlich des Mondego von Celorico, über Chamusca, Maceira, Ponte de Murcella und Coimbra überblicken konnte. Mehr als 100.000 französische Soldaten hatten in den Wintermonaten die Pyrenäen überschritten, um König Josephs Truppen zu verstärken und seine Herrschaft über Spanien zu festigen. Die schwer erkämpfte Unabhängigkeit des portugiesischen Verbündeten wurde erneut bedroht. Nur zu genau konnten die Alliierten in diesem Augenblick die Gefahr aus dem Norden einschätzen, denn ein unablässiger Strom von Informationen erreichte Wellingtons Nachrichtendienst in Viseu. In seinem Hauptquartier trafen nicht nur regelmäßig Zeitungen in fünf Sprachen und Depeschen aus England und aus ganz Europa ein. Auch die Guerilleros Spaniens, die irischen Seminaristen der gesamten Iberischen Halbinsel und sein eigener, stetig wachsender Spionagedienst lieferten täglich wertvolle Informationen, aus denen er langsam, Mosaikstein um Mosaikstein, seinen eigenen Operationsplan für den Sommerfeldzug 1810 entwickelte. Meist las er selbst bis tief in die Nacht, oder befragte Spione und Guerilleros. Bevor er seine endgültigen Pläne sowohl Whitehall als auch dem alliierten Stab mitteilen konnte, wollte er sich zu Hundert Prozent sicher sein, die richtigen Entscheidungen getroffen zu haben. Wellingtons Verstand wurde von einer reinen, mathematischen Logik beherrscht und in den langen Jahren seines Armeedienstes war er ein harter Realist geworden. Er verstand nur zu gut, was in Portugal und Spanien mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln machbar war, ohne ein zweites Talavera zu erleben. Trotzdem gestand er sich noch Kreativität und ein wenig Phantasie zu, um zu spekulieren, was „auf der anderen Seite des Hügels” geschah. Mit jedem Tag, der verging, wurden ihm die Franzosen vertrauter. Er war sich in diesen Augenblicken, wenn er alleine

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