Der Herr des Krieges Gesamtausgabe. Peter Urban

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Der Herr des Krieges Gesamtausgabe - Peter Urban Warlord

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der Zurückhaltung und des Abwartens die richtige war, auch wenn die Verbündeten und seine Regierung ihn dafür beschimpften. Wie er bereits in den Wochen nach Talavera befürchtet hatte, war Sevilla für die Oberste Junta Spaniens nach dem Verlust der Armeen von General Areizagos und dem Duque Del Parque unhaltbar geworden. Sie hatte sich auf Cadiz zurückgezogen und Soult hatte die Exilhauptstadt Spaniens mit dem 1. Armeekorps belagert. Die schrecklichen Dragoner Latour-Maubourgs waren ihm zu Hilfe gekommen und hatten die rechten Flanke Sevillas bedroht und jegliche Verbindungen der Provinz Estremadura mit Kastilien und Leon unterbrochen. Am 1. Februar 1810 war König Joseph im Triumph in der alten Stadt eingezogen. Er bewohnte nun den Reales Alcazares und konnte sich zum ersten Mal wirklich als Herrscher über das ganze Land fühlen. Marschall Victor hatte General Zerain aus Almaden vertrieben und marschierte auf Cordoba, um sich dort mit Marschall Junot zu vereinigen. Obwohl die Oberste Junta den Generälen Albuquerque und Del Parque Marschbefehl erteilt hatte, war in Wellingtons Augen doch schon alles verloren. Lange bevor die Spanier Cordoba erreichen konnten – Albuquerque befand sich in der Estremadura, Del Parque irgendwo in den Bergen zwischen Bejar und Ciudad Rodrigo – waren die Franzosen in das Tal des Guadalquivir einmarschiert. Die Oberste Junta stürzte und wieder einmal versank das Land im politischen Chaos, denn Castaños, de la Romaña, Palafox und die anderen jungen Generäle ertrugen die Fehlentscheidungen ihrer politischen Führer nicht mehr und erhoben sich gegen den Erzbischof von Leodicea, den Conde de Altamira und den unfähigen General Eguia. Zu Arthurs großem Bedauern waren seine spanischen Kollegen heute untereinander genausozerstritten, wie die Intrigantenclique der alten Höchsten Junta es vor ein paar Monaten auch gewesen war. Damit hatte König Joseph Bonaparte sein Spiel vorerst gewonnen. Napoleon konnte mit seinem älteren Bruder zufrieden sein und sich ganz seiner jungen Gemahlin, Marie-Louise von Habsburg und der Gründung einer Dynastie widmen. Für die Alliierten hatte diese Situation insgeheim natürlich doch einen Vorteil: Der Kaiser würde der Iberischen Halbinsel in diesem Jahr wahrscheinlich noch nicht die Ehre geben ...

      In Spanien war der offene Widerstand gegen die französische Okkupation zu diesem Zeitpunkt zu einem Ende gekommen. Nur noch in Cadiz und in der unzugänglichen Sierra Nevada flackerte der Aufruhr. Andalusien war unterworfen und wurde von einer Streitmacht von 70.000 Franzosen besetzt, Loison, Thouvenot und Kellermann wüteten grausam in der Provinz, sie plünderten, raubten und mordeten und schürten damit den Haß des einfachen Volkes in einem unbeschreiblichen Maß. Die Guerilleros, die die Grenze bei Nacht überquerten und sich entweder bis Almeida oder bis in Wellingtons Hauptquartier durchschlugen erzählten von übelsten Schandtaten. König Joseph bezeichnete diese Akte des Grauens als Pazifikation, Arthur nannte sie nur noch zynisch die Ouvertüre zu Napoleons Niederlage an der iberischen Front. Sie waren so unglaublich selbstsicher, diese Männer aus Paris. Sie waren so unfähig zu verstehen, welche Büchse der Pandora sie in Spanien geöffnet hatten. Sie waren so ungeduldig und wollten alles sofort: Land, Macht, Geld, Titel. Napoleon schien nur Männer in seinem engsten militärischen und politischen Umfeld zu dulden, denen die wichtigste Grundtugend eines jeden fähigen Soldaten und Diplomaten fehlte: Geduld! Und Geduld hatte ihr britischer Gegner im Übermaß. Anstatt sich zu vereinigen und über die portugiesische Grenze vorzustoßen, befaßten die Marschälle sie lieber mit dem Plündern eines Landes, das sowieso kaum noch über Reichtümer verfügte und deren rebellische Bevölkerung ihnen nur Ärger bereitet. Sie gaben Wellington alle Zeit der Welt, die Wälle von Torres Vedras zu Ende zu bauen und den portugiesischen Teil der Estremadura für ihren würdigen Empfang vorzubereiten. Arthur hatte fast zehn Jahre gebraucht, um sich selbst und die Gesetze des Krieges zu begreifen. Doch im Frühjahr 1810 besaß er nun endlich dieses unumstößliche Selbstvertrauen, das notwendig war um jeden Gegner in die Knie zu zwingen, selbst einen Napoleon Bonaparte mit seiner sieggewohnten französische Armee. Ein Feldherr, der nicht danach strebte, aus Eitelkeit die Grenzen des Ruhmes zu überschreiten und der nicht nach Unsterblichkeit und einem Platz in den Geschichtsbüchern suchte, sondern nur nach einem sauberen, militärischen Erfolg war unbesiegbar. Aus Eile und persönlichem Ehrgeiz erwuchsen Fehler, nicht aus logischer Planung und korrekter, wenn auch unspektakulärer Umsetzung. Diese Lektion hatte der Ire gelernt!

      Während Craufurd redete, gingen Arthur ein paar Zeilen aus dem Testament von Robert the Bruce durch den Kopf, Schottlands König, der im 14. Jahrhundert England in die Knie gezwungen hatte: Der Bruce war in einer ähnlichen Lage gewesen, wie er in diesem Augenblick. Und es war ihm trotzdem gelungen, mit einer Bande Wilder im Kilt über Edward Longshanks Sohn und seine kampferprobten Ritterheere zu siegen, weil er den Mut besessen hatte, vor der Entscheidungsschlacht bei Bannockburn die schmutzige, kleine Waffe des armen Mannes einzusetzen: Verbrannte Erde! Sie war schlimmer für einen Feind, als jedes strahlende Feldheer mit farbenprächtigen Standarten, Kanonen und Gewehren.

      „In strait placis gar hide all store,

      And byrnen ye plain land thaim before,

      Thanne sall thei pass away in haist,

      When that thai find na thing but waist,

      So sall ye turn thain with gret affrai,

      As thai were chasit with swerd awai!”

      Als er den Portugiesen den Befehl erteilt hatte, alles Land vor den Wällen von Torres Vedras zu verwüsten und alles, was sie nicht hinter den Wällen oder in den Bergen in Sicherheit bringen konnten gnadenlos zu vernichten, hatte er sich tagelang elend gefühlt: Portugal war ein armes Land! Die meisten Gegenden, die er in den letzten drei Jahren kennengelernt hatte, produzierten nicht einmal genug um einer eigenen, dünnen Bevölkerung ein warmes Essen am Tag zu sichern. Für eine durchziehende Armee reichten die Vorräte, die die Bauern für ein ganzes Jahr anlegten kaum drei oder vier Tage. Der Sommerfeldzug würde ein Wettlauf zwischen den Alliierten und den Franzosen werden, bei dem der als Sieger hervorging, der als letzter verhungerte! Arthur lief bei diesem Gedanken ein eisiger Schauder den Rücken hinunter. Die Iberische Halbinsel war ein erbarmungsloser Kriegsschauplatz. Die Geographie war trügerisch und der größte Feind leichtsinniger Soldaten. Wer nur eine Landkarte zur Hand nahm, dem mußte es scheinen, als ob alles einfach darauf hinauslief, Streitkräfte die drei größten Flüsse Spaniens – Douro, Tejo und Guadiana – hinunter gen Portugal zu befördern, um das kleine Land am Atlantik zu nehmen. Doch Spaniens Flüsse waren keine Verbindungswege im militärischen Sinn, sie waren zuverlässige natürliche Hindernisse, eingebettet in tiefe Schluchten, reißend, wild und völlig unberechenbar. Ihr Wasserspiegel konnte in wenigen Stunden sinken oder fast grenzenlos ansteigen. Hauptverkehrsstraßen vermieden es, den Läufen dieser Flüsse zu folgen. Über viele Jahrhunderte hinweg hatten Spanien und Portugal sich den Rücken gekehrt, und ihre wichtigsten Städte waren weder durch die Flüsse noch durch vernünftige Verkehrsachsen miteinander verbunden. Von Madrid nach Lissabon gab es keinen direkten Weg. Die Grenze zwischen beiden Ländern war für militärische Aktivitäten völlig ungeeignet. Lediglich ein Grenzabschnitt war so etwas wie Flachland und bot sich möglicherweise als Schlachtfeld an: Zwischen dem Douro und Almeida erstreckte sich bis kurz hinter den Coa auf etwa 15 Meilen eine Ebene. Bereits vier oder fünf Meilen hinter Almeida begann gleich wieder das Gebirge. Der Rest der portugiesisch-spanischen Grenze verlief durch dünn besiedeltes, rauhes, zerklüftetes Hochland, das vom Coa, Mondego, Zezere, Poncul, Agueda und Alagon in winzige, kaum begehbare Teilstücke zerschnitten wurde. Eine durchziehende Armee würde sich in kleine Untereinheiten aufspalten müssen, wehrlos in unwirtlichem Gelände. Während der vier Wochen in Coimbra hatte Wellington jede Gelegenheit genutzt, die Geschichte der Kriege auf der Iberischen Halbinsel zu studieren: Seit dem Mittelalter bis hinein in den Spanischen Erbfolgekrieg Anfang des 18. Jahrhunderts waren alle Angreifer an dieser Geographie Portugals gescheitert. Plötzlich legte sich von Hinten eine Hand auf seine Schulter: „Sir, haben Sie mir nicht zugehört?“ Craufurd war mit seinem Bericht zu Ende gekommen und hatte den Oberkommandierenden nach neuen Befehlen bezüglich der Disposition der Leichten Division gefragt. Arthur schreckte aus seiner Tagträumerei hoch und blickte Black Bob entschuldigend an: „Nein, mein Freund! Ich war mit meinen Gedanken wo anders. Es tut mir leid!”

      „In der Gegend um Lissabon, nicht war?” zischte Craufurd ihm leise zu, damit

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