Der Herr des Krieges Gesamtausgabe. Peter Urban

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Herr des Krieges Gesamtausgabe - Peter Urban страница 19

Автор:
Серия:
Издательство:
Der Herr des Krieges Gesamtausgabe - Peter Urban Warlord

Скачать книгу

spanischen Seite der Grenze zu vertreiben und damit die nördlichste der möglichen Einfallsstraßen nach Portugal für die französische Armee zu öffnen. Nachdem Donna Ines laut diese entschlüsselte Depesche vorgelesen hatte, ließ Arthur seine große Stabskarte von Nordportugal bringen. Endlich wußte er, welcher seiner drei unterschiedlichen Operationspläne für den Sommer 1810 umgesetzt werden konnte. Torres Vedras und die südliche Einfallsroute bekamen noch einmal eine kleine Verschnaufpause. Um drei Uhr morgens sandte der Ire seine Adjutanten aus, um alle Stabsoffiziere im Generalsrang, die in Viseu Quartier bezogen hatten aus den Betten und in das Castelo dos Corvos zu beordert. Nun endlich war der Augenblick gekommen, seinen letzten Mosaikstein für den Sommerfeldzug 1810 einzufügen und allen zu erklären, welches Spiel sie mit Frankreich spielen würden. Ein unglücklicher Leutnant wurde sogar noch mitten in der Nacht durch die Berge geschickt, um Bob Craufurd auf dem schnellsten Weg ins Hauptquartier zu holen. Die Leichte Division sollte eine ganz besondere Rolle zugeteilt bekommen, eine die ihrem Ruf und ihrem Kampfgeist würdig war. Die portugiesische Festung, die nach Ciudad Rodrigo Massenas nächstes Ziel sein mußte, war Almeida. Lord Wellington wollte vermeiden, daß sein Gegner auch nur ahnen konnte, über wie viele Informationen die Alliierten verfügten. Darum würde Black Bob ein Scheingefecht liefern und den Feind in die Berge locken.

      Genausoschnell, wie Donna Ines die französischen Chiffredepeschen für den Stab übersetzt hatte, erklärte Lord Wellington jetzt seinen Kommandeuren den endgültigen Operationsplan für den Sommer 1810. Er hatte so viel Zeit damit zugebracht drei Alternativen und eine Notlösung zu erarbeiten, daß er außer der großen Stabskarte keine Unterlagen benötigte. Rowland Hills erstes Korps zog er vorläufig aus Pontalegre an den Zezere hinter die zerstörte Estrada Nova ab. Er kommandierte noch zwei zusätzliche britische und zwei portugiesische Regimenter zu Hill ab und überließ ihm mit nun 12.000 Mann den Schutz der südlichen Flanke. Dann ersetzte er alle Kampfeinheiten im Alentejo durch Einheiten aus den Walcheren-Regimentern und portugiesische Miliz. Sie sollten seine Lebensversicherung gegen einen möglichen Dolchstoß in den Rücken des anglo-alliierten Feldheeres sein, falls die französische Andalusienarmee sich unerwartet doch gegen Portugal in Bewegung setzte.

      Wellington wollte seinem französischen Gegner jetzt, wo er wußte, daß Napoleon Massena befohlen hatte, Ciudad Rodrigo zu belagern, aufzwingen, nach dem sicheren Fall dieser Festung die Route über Almeida, nördlich des Mondego, an Celorico und Viseu vorbei nach Bussaco und Coimbra zu wählen, um seinen Marsch auf die portugiesische Hauptstadt zu versuchen. Die zweite Alternative von Ciudad Rodrigo direkt nach Coimbra und dann weiter nach Lissabon ließ er, hinter Almeida durch das Zezere-Tal, entlang der Straße Belmonte, Abrantes, Lissabon sorgfältig zerstören. Damit war der Weg durch die Serra Moradel für Geschütze unbrauchbar gemacht worden und würde auch Soldaten und Kavallerie, falls sie trotzdem versuchen sollten, Viseu und Bussaco im Süden zu umgehen, an die Grenzen ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit treiben. Die Garnison von Abrantes wurde verstärkt, die Briten zerstörten die einzige Furt durch den Zezere und sprengten zwei große Steinbrücken über den Fluß. Arthurs Plan basierte darauf, Andre Massena auf ein Schlachtfeld zu treiben, das er selbst schon vor Monaten sorgfältig ausgekundschaftet hatte und das die beste Defensivstellung im ganzen Norden des Landes war: Der Wald und die Steilhänge bei Bussaco. Und er wollte seinen Gegner überreden, den schlechtesten, anstrengendsten und gefährlichsten Weg dorthin einzuschlagen, indem er ihm alle besseren Wege versperrte. Die spärliche Bevölkerung der Gebirgsgegend konnte man ohne Mühe nach Coimbra evakuieren und damit französischen Repressalien entziehen. Massena würde auf dem Weg von Almeida zu seiner Nemesis bei Bussaco nur noch auf bis an die Zähne bewaffnete Ordonanza und verbrannte Erde antreffen.

      Die portugiesischen Truppen von Marschall John Beresford waren endlich einsatzfähig und ihre militärische Ausbildung vollständig abgeschlossen. Lord Wellington formte neue Divisionen, in die er außer seinen britischen und deutschen Regimentern, portugiesische Einheiten integrierte. Sir Thomas Pictons Dritte Division und Lowry Coles Vierte Division waren die ersten, die in dieser neuen Form aufgestellt wurden. Sie bestanden aus jeweils zwei britischen und aus einer portugiesischen Brigade. Zusätzlich erhielten Pictons und Coles Divisionen noch eine Kompanie von Scharfschützen aus dem 60. Regiment und eine Batterie fahrbarer Artillerie. Rowland Hill und Brent Spencer behielten, bis die nächsten portugiesischen Regimenter ausgebildet werden konnten, rein britische Divisionen mit jeweils einer Brigade der Königlich Deutschen Legion. Doch um gleichzeitig zwei französische Armeen und insgesamt 150.000 Mann aufzuhalten, die aus zwei unterschiedlichen Richtungen gegen zwei Fronten stoßen konnten, war mehr notwendig als das kleine anglo-alliierte Feldheer und die portugiesischen Partisaneneinheiten. Arthur hatte dies sehr wohl verstanden und überschätzte seine eigenen militärischen Fähigkeiten in keiner Weise.

      An diesem Abend erfuhr endlich der gesamte Stab und alle Kommandeure den Grund für sein geheimnisvolles Verschwinden in den Wochen nach Talavera und vor dem Abzug aus Spanien: Er hatte einen neuen, mächtigen Verbündeten gefunden, der gemeinsam mit den Alliierten gegen Massena, Victor, Soult, Ney, Mortier und die anderen ins Feld ziehen sollte: Die Fehler und Unzulänglichkeiten des französischen Versorgungs- und Nachschubsystems! Das schlimmste, was einer französischen Armee passieren konnte, war, daß sie aus irgendeinem Grund heraus zum Stillstand gezwungen wurde. Da die Marschälle kein organisiertes Nachschubwesen besaßen, das sie mit Verpflegung und Ausrüstung für die Soldaten und Futter für die Reit- und Zugtiere über lange Strecken versorgte, waren sie dazu verdammt, aus dem Landstrich zu leben, durch den sie zogen. Nur so lange die Einheiten, die ausgeschickt wurden um zu plündern, mit Beute nach Hause zurückkehrten, waren die Adler in der Lage weiterzumarschieren und weiterzukämpfen. Wenn es den Alliierten in Portu also gelingen sollte, Massena oder irgendeinen anderen Marschall mit einem machtvollen Hindernis zum Stillstand zu bringen, das völlig unüberwindlich war, dann mußte sein Gegner sich entweder zurückziehen oder verhungern. Viele der Anwesenden reagierten bestürzt, denn ihr Oberkommandierender hatte sie zum ersten Mal mit der Anzahl der Gegner konfrontiert. Andere waren verwirrt, denn sie konnten nicht begreifen, wie er es sich vorstellte, selbst wenn die Wälle von Torres Vedras 80.000 Franzosen der Andalusien-Armee blockierten, die 70.000 Soldaten von Andre Massena aus Leon und Kastilien mit nur 33.000 Briten und Portugiesen zu schlagen. Wellingtons gesamtes Feldheer war in diesem Augenblick nur wenig stärker als Marschall Neys französisches Korps, das in der Gegend von Ciudad Rodrigo aufmarschierte.

      Lediglich Rowland Hill und General Picton, der noch vor wenigen Wochen so energisch an den Fähigkeiten seines Oberkommandierenden gezweifelt hatte, begriffen die Vorgehensweise sofort. Nachdem Arthur die Besprechung aufgelöst und Kuriere mit Befehlen zu den Portugiesen, nach Lissabon und zu einigen verstreuten Regimentern in der Beira losgeschickt hatte, bedeutete er Hill und Picton die Gruppe der anderen unauffällig zu verlassen und mit ihm zu kommen: „Picton, ich habe einen Auftrag für Sie, den niemand hören sollte!“

      Der Waliser lehnte sich mit verschränkten Armen gegen eine große Steinsäule im Salon des Castelo. Er war fast einen Kopf größer als Arthur und noch breitschultriger und massiver, als der Ire selbst. Picton hatte die Angewohnheit, nie seine Uniform zu tragen, sondern immer in farbenprächtiger und sehr exzentrischer Zivilkleidung aufzutauchen. Seine bevorzugte Waffe waren weder Säbel noch Pistole, sondern ein unförmiger, schwarzer Regenschirm. Er fluchte schlimmer, als jeder Londoner Kutscher und konnte, wenn ihm etwas gegen den Strich ging, nicht nur sehr laut, sondern auch sehr handgreiflich werden. Sir Thomas hatte einen absolut unmöglichen Charakter! Er fürchtete weder den Leibhaftigen noch seine Vorgesetzten. Wellington hatte die kleine Szene, die der Waliser ihm frisch nach seiner Ankunft aus England gemacht hatte, noch gut im Gedächtnis. Doch er mochte Offiziere, die Rückgrat besaßen und es wagten, sich ihm zu widersetzen, wenn sie im Recht waren und er im Unrecht. Picton schien genau aus diesem Holz geschnitzt zu sein. „Also, Sir Arthur! Was kann die Dritte Division für Sie tun?”

      Wellington hatte sich mit ebenso verschränkten Armen an die Säule gegenüber der von Picton gelehnt und sah seinen walisischen General spöttisch an: „Gar nichts!“ Sir Thomas Reaktion entsprach exakt der Erwartung des Iren. Eine leichte Röte stieg in seinem Gesicht nach oben, er ballte die rechte Hand zur Faust, trat einen großen Schritt nach vorne und drohte: „Sie

Скачать книгу