Der Herr des Krieges Gesamtausgabe. Peter Urban

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Der Herr des Krieges Gesamtausgabe - Peter Urban Warlord

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vor Ciudad Rodrigo schienen die Franzosen auch vor Almeida nicht geneigt, sofort eine Belagerung zu beginnen. Mehr als ein Monat verging zwischen Craufurds heldenhaftem Kampf mit Marschall Ney am Coa und dem ersten Kanonenschuß, den ein französischer Belagerungsmörser auf die Grenzfestung abgab. Die portugiesischen Verteidiger, angeführt von Oberstleutnant Cox, einem irischen Katholiken im Dienste von John Beresford, antworteten wütend und feuerten aus allen Rohren auf die Franzosen. Die Belagerer hatten nicht mit einem solchen Kampfgeist gerechnet. Ney und Junot überlegten bereits, ob es nicht sinnvoller war, Almeida einfach zu umgehen. Doch dann geschah ein ungewöhnlicher Unfall, der den Verlauf des Sommerfeldzuges nicht unerheblich beeinflussen sollte: Obwohl die portugiesische Grenzfestung über Baracken und Kasematten verfügte, die so gut wie jedem Geschützfeuer, bis hin zum schwersten Mörser standhalten konnten, existierte doch kein befestigter, zentraler Pulverturm. Die ungewöhnlich robust gebaute Kathedrale, die selbst eher einer Festung als einem Gotteshaus glich, war aus diesem Grunde von Oberstleutnant Cox zweckentfremdet worden und beherbergte Tonnen von Schießpulver. Ihre Mauern hielten nach Berechnungen von Oberstleutnant Dickson selbst dem direkten Beschuß von großkalibrigen Belagerungsmörsern mit 24-Pfund-Ladungen stand. Als die Franzosen den Beschuß von Almeida wieder aufnahmen, wurde gerade Pulver aus der Kathedrale zu den Magazinen in der Nähe der Festungsartillerie beordert. Das Pulver und gefüllte Patronen transportierten Esel in geflochtenen Körben auf ihrem Rücken durch die Straßen der Stadt bis zu den Wällen. Einer dieser Körbe mußte wohl undicht gewesen sein und hinterließ auf seinem Weg vom Inneren der Kathedrale hinaus zur Befestigungsanlage eine lange Pulverspur. Ein französisches Geschoß, das unweit des Gotteshauses in der Stadtmitte aufschlug, steckte diese Lunte in Brand. Die Pulverspur führte zwar nicht direkt in die Kathedrale hinein, sondern nur bis zu deren Eingangsportal, aber dort wurden gerade neue Körbe auf Esel verladen. Einige der schon beladenen Körbe explodierten. Diese verhältnismäßig kleine Explosion am Portal verursachte dann, mit einer geringen Zeitverzögerung eine gigantische Katastrophe. Die gesamte Kathedrale von Almeida und mit ihr Hunderte von Tonnen Schießpulver flogen mit einem einzigen, gewaltigen Knall in die Luft. Nur ein Mann überlebte das Desaster, um Oberstleutnant Cox die Einzelheiten zu berichten. Alle Häuser in der Stadtmitte verloren ihre Dachstühle durch die ungewöhnliche Kraft der Explosion. Mehr als 500 portugiesische Soldaten kamen ums Leben. Doch wie durch ein Wunder überstanden die äußeren Befestigungsanlagen der Stadt die Explosion unbeschadet. Schnell begriff Oberstleutnant Cox, daß er ohne Munition die Festung nicht gegen Michel Ney würde verteidigen können. Trotzdem schlug er dem portugiesischen stellvertretende Gouverneur von Almeida, Bernardo Costa, und dem Kommandanten der Artillerie, Jose Bareios, vor, weiter zu kämpfen, um für Lord Wellington soviel Zeit wie möglich zu schinden und um für Almeida selbst die besten Kapitulationsbedingungen, die denkbar waren, auszuhandeln. Aber die Portugiesen waren von der Katastrophe in und um die Kathedrale so verstört, daß Costa und Bareios sich verständigten und Oberstleutnant Cox gefangen setzten, um ihn an einer Fortsetzung der Verteidigung der Festung zu hindern. Dann ergaben sie sich bedingungslos den Franzosen. Almeida fiel am 28. August 1810, um zwölf Uhr mittags, nur zwei Tage nach dem Beginn der Belagerung durch die Adler. Wellington, der auf dem Marcaldo Chao, unweit der Festung stand, um die Franzosen zu beobachten, hatte den lauten Knall ebenfalls gehört und dann durch sein Fernglas nur noch eine dicke Wolke aus Rauch sehen können, für die er keine Erklärung fand. Er versuchte durch den militärischen Telegrafen, ein System aus Holztürmen mit Wimpeln, die in bestimmter Folge gehoben und gesenkt wurden, mehr als zwei Stunden lang Cox zu kontaktieren, doch der Rauch versperrte so die Sicht, daß die Verteidiger von Almeida nicht erkennen konnten, was auf dem Marcaldo Chao angezeigt wurde. Don Antonio, der unweit des Oberkommandierenden auf seinem Pferd saß hörte noch, wie der Ire: „Verdammt!” durch die Zähne zischte. Dann sah er ihn in einem gefährlich schnellen Tempo den Hang hinunter auf die Stellungen der Leichten Division zu galoppieren.

      Eine halbe Stunde später bremste der Ire Kopenhagen scharf neben Oberst Colborne: „Wo ist Craufurd? Was ist in der Festung geschehen?” Der junge Offizier legte dem General traurig die Hand auf die Schulter: „Sie ist in die Luft geflogen! Die Kathedrale ist explodiert und Cox hat die weiße Fahne hissen lassen. Almeida ist gefallen, Sir!”

      „Wo ist Craufurd?” Wellington hatte plötzlich ein ungutes Gefühl im Magen. An der Stelle, an der er den Kommandeur seiner Leichten Division geglaubt hatte, stand nur dessen engster Vertrauter. Colborne deutete auf Almeida: „Er ist da drinnen! Er wollte unbedingt selbst herausfinden, ob es ein Unfall oder Verrat war. Es gibt im Wald einen Tunnel der unter den Befestigungsanlagen hindurch in die Stadt hinein führt ...”

      „Ich weiß! Ziehen Sie die gesamte Division ab, so schnell Sie können, Colborne! Verschwinden Sie nach Pinhel zu Picton und warten Sie auf neue Befehle! Vermeiden Sie jeden Kontakt mit den Franzosen!” Wellington riß seinen Hengst herum und verschwand im Wald. Er hörte Colborne noch durch die Finger pfeifen. Überall um ihn herum setzten grüne Uniformen sich in Bewegung. Die Leichte Divison war von Craufurd so gedrillt worden, daß sie in exakt sieben Minuten marschbereit und gesammelt sein konnte. Noch in dieser Nacht würden alle hinter General Pictons Stellungen in Sicherheit sein. Arthur fand auf einer Lichtung Craufurds Pferd. Er war wütend, daß der General sich einer solch unnützen Gefahr aussetzte, durch einen instabilen Tunnel von mehreren hundert Yards Länge in eine gefallene Festung zu kriechen, in der vor wenigen Stunden irgend etwas aus irgendeinem Grund explodiert war. Außerdem war ihm völlig gleichgültig, ob Almeida durch Verrat, oder durch ein Unglück gefallen war. Das Unglück hatte seinen Zeitplan durcheinandergebracht. Das Feldheer mußte nun mit den Adlern um die Wette nach Bussaco laufen. Wer zuerst ankam, konnte die defensiven Stellungen für sich beanspruchen! Mit nur 33.000 Mann gegen Frankreichs gesamte Portugalarmee, war es für Wellington überlebenswichtig, den Wettlauf zu gewinnen. Noch bevor er vom Pferd steigen konnte, sah er in den Büschen ein von Erde verschmiertes Gesicht und eine dreckige, grüne Uniform auftauchen.

      „Bob, bist du von allen guten Geistern ...” Wellington konnte nicht zu Ende sprechen. Craufurd preßte atemlos hervor: „Ein Unfall und dann Verrat. Die Portugiesen haben Cox an Ney ausgeliefert und kapituliert!”

      „Es ist unwichtig, Bob! Sie werden Cox anständig behandeln. Er ist ein Kriegsgefangener, und der rote Michel ist trotz all seiner Fehler und Unzulänglichkeiten ein Ehrenmann! Ich werde einen Kurier mit Geld für den Oberstleutnant und einem Brief für Ney losschicken: Vielleicht gibt er ihn ja zurück. Er wollte Almeida, nicht unseren Offizier!”

      Spät in der Nacht trafen Craufurd und Wellington in General Pictons Hauptquartier in Pinhel ein. Arthur schickte sofort einen Kurier mit einer weißen Fahne, einer Börse und einem Schreiben an den französischen Marschall nach Almeida. Bereits in den frühen Morgenstunden kehrte der Mann, begleitet von einem erschöpften, aber lebenden William Cox nach Pinhel zurück. Cox drückte dem Iren einen Umschlag in die Hand. Neugierig erbrach Arthur Michel Neys Siegel: „Très Cher Adversaire! Ihre Anwesenheit beim Fall von Almeida war mir eine große Ehre und Befriedigung! Sie haben mir am Coa eine blutige Lektion erteilt, und ich habe mehr als 500 meiner Soldaten dabei verloren. Was für ein Mann sind Sie, dem es gelingt, mit einer einzigen, kümmerlichen Division ein ganzes französisches Armeekorps in die Knie zu zwingen? Wir werden uns bald wieder gegenüberstehen und dann werde ich Ihnen zeigen, wie Frankreich kämpft. A bientôt, mon Ami! Ney”

      Der Brief des Herzogs von Elchingen entlockte Arthur ein Lächeln. Seine Frage war nicht dumm! Vielleicht sollte man ihm ausnahmsweise einen Kurier mit einer Antwort zurückschicken um die Fronten klar abzustecken. Der Ire setzte sich an den groben Holztisch, der Picton als Arbeitsplatz diente: „Merci pour la vie de Lieutenant Colonel Cox! Je n’oublierais pas Votre geste! Sie sind ein Ehrenmann, Michel Ney, und ich bin der Mann, der Sie und jeden Adler, der heute auf der Iberischen Halbinsel steht, dorthin zurückschicken wird, woher Sie gekommen sind – nach Frankreich! Sagen Sie das Ihrem Kaiser! Au revoir à Paris! Wellington“

      Dann vergingen schleichend langsam drei Wochen. Massena und seine riesige Portugalarmee rührten sich einfach nicht vom Fleck. Ney, Soult und Junot schienen in Almeida eingeschlafen zu sein. Die Alliierten verstanden die Welt nicht mehr. Die Zeit, die sie für sich

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