Der Herr des Krieges Gesamtausgabe. Peter Urban

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Herr des Krieges Gesamtausgabe - Peter Urban страница 20

Автор:
Серия:
Издательство:
Der Herr des Krieges Gesamtausgabe - Peter Urban Warlord

Скачать книгу

Arm! Sie sollen wirklich ‚Gar nichts’ für mich tun!” Arthur hatte sich nicht von seiner Säule weggerührt. Es war ja so leicht, diesen Vulkan Picton zum Ausbruch zu bringen. „Es tut mir leid, Sir Thomas, wenn ich Sie mit meiner Art verärgere, aber wir müssen beide noch lernen, wie wir miteinander umzugehen haben, nicht wahr?”

      Rowland Hill betrachtete seinen walisischen Kollegen und Lord Wellington amüsiert. Es war schwer sich zwei Charaktere vorzustellen, die einander noch stärker entgegengesetzt waren, als diese beiden Männer. Sie waren wie Feuer und Eis. Der eine extrovertiert, laut, überschwenglich und oft cholerisch, gewalttätig oder ungerecht und verletzend. Pictons Gedanken blieben niemandem verborgen, er trug sein Herz auf der Zunge. Der andere, auf den ersten Blick verschlossen, kalt, hart, beherrscht, kaum einer Gefühlsregung fähig. Arthur war so mißtrauisch, daß er nicht einmal der Heiligen Inquisition seine Gedanken anvertrauen würde, selbst wenn diese ihn bei lebendigem Leib häuten sollte. Und die meisten waren auch noch felsenfest davon überzeugt, daß er an Stelle eines Herzens ein Stück Eisen im Körper trug. Hill war schon seit Wochen neugierig, zu sehen ob zwei solche Gegensätze überhaupt in der Lage waren, miteinander zu reden oder gar zusammenzuarbeiten. Er setzte sich in einen Sessel, abseits des Schlachtfeldes und beobachtete gespannt weiter: Picton hatte die Arme wieder vor der Brust verschränkt. Er knurrte Arthur an: „Na los, Wellington! Lassen Sie uns feststellen, wie wir miteinander umzugehen haben! Wählen Sie die Waffen und den Ort!” In seinen Augen blitzte der Schalk. Die Sphinx fing an ihm zu gefallen. Es kam selten vor, daß Vorgesetzte in der britischen Armee die Worte ‚Lernen’ und ‚Umgang’ benutzten, wenn sie mit ihren Untergebenen sprachen. Sich für irgend etwas zu entschuldigen, kam noch seltener vor. Außerdem hatte der Waliser endlich gemerkt, daß sein Gegenüber in keiner Weise aggressiv war, oder sein wollte.

      „Können Sie einen Befehl nicht befolgen, Sir Thomas?” Arthurs Augen lächelten.

      „Perfekt! Ich bin sozusagen ein Experte auf diesem Gebiet, Wellington!”

      „Das habe ich schon gehört!”

      „Sie sind auch nicht gerade für Ihren Kadavergehorsam bekannt! In Indien ...”

      „Picton, lassen Sie uns doch nicht über die Vergangenheit sprechen!” Endlich, nach mehr als drei Monaten hatte der Waliser Dickschädel sein Kriegsbeil begraben. Arthur hatte geduldig auf diesen Tag gewartet, an dem der stolze und unbeugsame Tom von selbst und ohne Zwang auf ihn zukam. Er wollte, daß seine hohen Offiziere ihm Vertrauen entgegenbrachten und erwartete einen kameradschaftlichen Umgang miteinander. Einzelkämpfer und verbohrte Individualisten, die mit niemandem zusammenarbeiten konnten und wollten, waren Wellington ein Greuel. „Ich habe Craufurds Leichte Division zwischen dem Douro und der Sierra da Gata, entlang des Agueda stehen. Eine etwa 60 Meilen lange Front. Sie und die Dritte Division werden nach Pinhel abrücken, Lowry Cole und die Vierte Division nach Guarda! Verstehen Sie mich?” Der Gesichtsausdruck des Walisers änderte sich mit einem Schlag zu einem breiten Grinsen: „Sie sind ein durchtriebener Schurke, Wellington! Natürlich verstehe ich Sie. Weiß Craufurd Bescheid?”

      „Sobald er in Viseu eintrifft, sage ich es ihm! Nur der schreckhafte Lowry Cole und insbesondere Sir Brent Spencer dürfen hiervon absolut nichts erfahren. Ich brauche nicht Prinnys Intuitionen und Ideen aus dem fernen London, um mich mit Massena herumzuschlagen und schon gleich gar nicht technische Unterstützung von solchen militärischen Genies wie Dalrympel, Stuart, Cathcart oder Burrard! Außerdem kann man mir die Nichtverteidigung einer Festung als einen Akt der Sabotage auslegen! Dafür gibt es dann gemäß dem britischen Disziplinarkodex pünktlich um fünf Uhr morgens vor einer grauen Mauer zwölf Kugeln aus nächster Nähe in die Brust! Aber wenn Almeida nicht fällt, wie bekomme ich Massena dann auf dem schnellsten Weg nach Bussaco?”

      „Verdammte Hofschranzen! Das heißt, wenn Massena bei Almeida durchbricht, dann werde ich Craufurd nicht zur Hilfe eilen und Sorge dafür tragen, daß Lowry Cole es auch nicht tut?”

      „Exakt! Wegen Lowry Cole brauchen Sie sich aber nicht sonderlich zu beunruhigen, Picton. Der rührt sich meist nur von der Stelle, wenn ich ihn an der Hand nehme und ihm ein Wiegenlied singe, damit er sich nicht zu sehr ängstigt. Bei Gott, ich hoffe, daß der Feind genauso zittert, wenn er die Namensliste meiner Generäle ließt, wie ich!”

      „Sie sprechen wohl von Sir William Erskine, von Lumley, Lightburne, Landers, Stapelton Cotton und den anderen Strafen des Himmels, die London Ihnen geschickt hat?” Picton fing an diesen irischen Hundesohn zu mögen. Vielleicht versteckte sich hinter der Sphinx ja doch ein Mann, mit dem man Geschäfte machen konnte! Wer mit 30 Jahren bereits zum General befördert worden war, der war entweder die größte Hofschranze aller Zeiten oder wirklich gut! Wellington hatte nicht den Ruf, in St. James viele Freunde und Bewunderer zu haben: Er war Ire, ein Protegé des Herzogs von Richmond, des Erzfeindes von Prinny, und es ging das Gerücht um, daß Sir Arthur außerdem für Richmonds älteste Tochter mehr übrig hatte, als schicklich war, um bei den Horse Guards auf einfachem Wege nach Oben zu kommen. Außerdem war Picton erzählt worden, daß sein Gegenüber kein Feigling war, der sich hinter dem Rücken seiner Soldaten versteckte und seine Schlachten vom Stabsquartier aus schlug: „Wem können wir trauen, Wellington?” Arthur war zu dem Waliser hingetreten und hatte ihm die Hand auf die Schulter gelegt: „‚Wir’ ist ein guter Anfang, Sir Thomas! Sie haben begriffen, wie dieses Hauptquartier funktioniert! Außer den in diesem Raum Anwesenden können wir auf Maitland, Craufurd, Sherbrooke, de Lancey, von Bock und John Beresford zählen. Admiral Cotton steht auf unserer Seite, ebenso Edward Paget, Ned Pakenham und Tom Graham. Lowry Cole ist ein Freund, auch wenn er oft schusselig ist. Henry Paget verweigern mir die Horse Guards konsequent. Vermutlich haben sie Angst davor, zwei Verrückte auf demselben Kriegsschauplatz zu haben! Außerdem noch Freddy Ponsonby, doch der will um nichts in der Welt zum General befördert werden! Wenn Stapelton Cotton Unsinn macht, befehligt Ponsonby de facto die britische Kavallerie, obwohl er nur Oberst ist. Dann der gesamte Nachrichtendienst ... unsere Ärzte, aber die stehen nicht auf den Schlachtfeldern und schlagen sich mit den Franzosen herum und natürlich ein großer Anteil der jungen Obristen ... doch die empfangen noch Befehle und geben sie nicht! Suchen Sie sich zwei oder drei Adjutanten, denen Sie völlig vertrauen können. Wenn Sie, wegen Ihrer langen Abwesenheit aus England solche jungen Offiziere nicht haben, gebe ich Ihnen welche von meinen Jungs ... Vermeiden Sie, den Leichen aus den Horse Guards, die wir hier haben mehr zu erzählen als unbedingt nötig! Und wenn je irgend etwas wirklich schiefgehen sollte, Sir Thomas, schieben Sie sofort alle Schuld auf mich! Haben Sie verstanden?”

      Picton streckte Arthur die Hand hin: „Ich bin Ihr Mann, Wellington! Wir werden den Franzosen zusammen einheizen! Wobei ich mich eigentlich nie hinter irgend jemandem aus Angst vor der Verantwortung verstecke ...”

      „Es geht auch nicht um irgendeinen banalen, militärischen Ausrutscher, mein Freund! Ich hoffe, Sie haben verstanden, daß wir mit teuflisch hohem Einsatz spielen und Vabanque! Wenn die Franzosen uns schlagen und wir das Feldheer von der Iberischen Halbinsel abziehen müssen, dann bedeutet dies das Ende der gesamten britischen Interventionspolitik auf dem europäischen Kontinent. Es wird in diesem Falle in London Schuldzuweisungen geben und harte Sanktionen gegen die Schuldigen! Erinnern Sie sich an Byng und Majorca?“

      „Den haben sie deswegen doch kurzerhand erschossen! Eine üble Geschichte!” Langsam begriff Picton und sein Gesichtsausdruck wurde sorgenvoll. Der Ire stand hier auf einem Kriegsschauplatz, der für die Zukunft Europas ausschlaggebend war. Wenn die Franzosen siegten, dann gab es nur noch das Kontinentalsystem in Englands Vorgarten und irgendwo, weit im Norden einen russischen Bären, der zwar von Zeit zu Zeit brüllte, aber Napoleons Genie eindeutig militärisch unterlegen war. Eine Niederlage in Spanien und der Verlust Portugals wären das Ende Englands als europäische Großmacht. Wenn es aber gelang, 420.000 Franzosen und sieben Marschälle dauerhaft auf der Iberischen Halbinsel zu binden, sie auszubluten und langsam aber stetig von Süden her auf Frankreich zu marschieren und den Krieg in Napoleons Heimat hineinzutragen, dann würde der Kaiser über kurz oder lang fallen und dem Land,

Скачать книгу