Der Herr des Krieges Gesamtausgabe. Peter Urban

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Der Herr des Krieges Gesamtausgabe - Peter Urban Warlord

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hin die erste Geige spielen und allen anderen seinen Willen aufzwingen: Handelskonzessionen, politische Konzessionen, Reparationen etc. „Wenn wir hier auf der Iberischen Halbinsel versagen, dann wird ganz England nach Blut schreien und Köpfe werden rollen!”

      „Nur ein einziger Kopf wird rollen, Sir Thomas! Niemand, der hier unter mir dient und der meine Befehle befolgt, hat irgendwelche Konsequenzen zu befürchten, wenn wir scheitern sollten! So lautet meine Abmachung mit Whitehall und dem Kriegsministerium.”

      Bereits seit Ende April trieb Marschall Michel Ney sich mit dem 3. Französischen Armeekorps in der Gegend von Ciudad Rodrigo herum und plünderte alles, was ihm in die Hände fiel. Jack Robertson, der sich auf dem Rückweg von Salamanca bei seinen Brüdern im Benediktinerkloster auf dem Gipfel der Sierra de la Pena de Francia vor den Häschern König Josephs versteckt hielt, denen sein letzter waghalsiger Besuch in Andre Massenas Hauptquartier nicht ganz verborgen geblieben war, erfuhr, daß der rothaarige Sohn eines Kupferschmiedes aus Saarlouis und der ‚tapferste der tapferen’ Gefolgsleute Napoleon Bonapartes insbesondere daran interessiert war, Kunstschätze aus Kirchen und Klöstern in Kastilien und Leon zu rauben, wohl um damit die Zimmer seines Schlosses in Frankreich zu dekorieren. Der Kunstsinn des Herzogs von Elchingen half dem spanischen General Herresi und seinen 5500 Soldaten in der Festung und in der Stadt von Ciudad Rodrigo, sich auf die zu erwartende Belagerung durch die Adler vorzubereiten. Lord Wellington hatte seinem Kollegen zwar mitteilen müssen, daß er ihm militärisch nicht zur Hilfe eilen konnte – sein Feldheer war zahlenmäßig zu schwach, um sich in einer Ebene mit den vereinten Kräften eines Ney und Junot zu schlagen – doch er ließ ihm nachrichtendienstliche Informationen von großer Bedeutung zukommen und seine Spione gingen in der Stadt und im spanischen Hauptquartier ein und aus. Zehn Tage lang hatte er sogar Oberstleutnant Dickson, der Belagerungsexperte der Briten an Herresi ausgeliehen, um den Spaniern zu helfen, sich nach allen Regeln der Kunst zu verschanzen und die Mauern so zu verstärken, daß Ciudad Rodrigo für den roten Michel kein leicht zu nehmendes Opfer werden würde.

      Anfang Juni endlich begann der Marschall seine Belagerung der Stadt. General Herresi und seine Männer waren wild entschlossen, sich bis zum letzten Blutstropfen zur Wehr zu setzen und damit für die Briten und Portugiesen hinter der Grenze Zeit zu schinden. Bob Craufurds Leichte Division stieß immer wieder über den Agueda nach Spanien hinein vor und focht Scharmützel mit französischen Vorposten oder Fouragier-Truppen. Tom Picton stand mit der 3. Division bei Pinhel und deckte den Rückzugsweg von Craufurd. Da Lord Wellington wußte, daß Massena, nach dem Fall von Ciudad Rodrigo seine Aufmerksamkeit sofort auf die portugiesische Grenzfestung von Almeida richten würde, rüstete er die Garnison auf: Der Gouverneur, Oberstleutnant William Cox, erhielt mehr als eine halbe Million Brotrationen für die Soldaten und die zivile Bevölkerung, die sich nicht überreden lassen wollte, in die Berge zu gehen. Und ein unablässiger Zug von Ochsenkarren brachte Munition in die Festung: Tausende Tonnen Schießpulver, Kanonenkugeln jeden Kalibers, Artillerie, die Lord Wellington an Festungen, die zum Atlantik hin standen, hatte abmontieren lassen. Almeida war so konsequent aufgerüstet worden, daß die Franzosen mindestens zwei Monate Zeit verlieren würden, um die Festung zu Fall zu bringen. Und dann würde der Weg durch die Berge nach Bussaco für Andre Massena, Michel Ney und Arthurs alten Feind Junot zu einer Schlammschlacht werden. Der Ire rechnete: „Einen Monat mindestens für Ciudad Rodrigo, und zwei für Almeida! Wenn die Adler in Portugal einfallen, haben wir Mitte September und der große Regen wird einsetzen. Ihre Soldaten, Pferde und Geschütze werden im Morast versinken, während die meinen über eine feine Straße nach Bussaco rollen können!”

      Unterdessen bedrängten die Franzosen Bob Craufurds störende Leichte Division an ihrem gigantischen Frontabschnitt immer härter. Doch der Schotte biß die Zähne zusammen. Die Connaught Rangers, das 48. Regiment, das 52. Regiment und die berüchtigten Scharfschützen des 95. Regiments wollten nicht nachgeben. Immer tiefer stießen die Husaren der Königlich Deutschen Legion nach Leon vor, um die Adler überraschend an irgendeiner Flanke kurz anzugreifen, zu verunsichern und dann wieder im Nichts zu verschwinden. Wellington schickte noch zwei Regimenter leichter Dragoner an den Agueda, um Black Bobs Husaren zu verstärken. Als dann ein irischer Seminarist aus Ciudad Rodrigo, der bei Nacht den Agueda durchschwommen hatte am 9. Juli zu Tode erschöpft bei Craufurd auftauchte, um zu melden, daß General Herresi die Stadt am nächsten Morgen Michel Ney ausliefern würde, um das Leben der Zivilbevölkerung zu retten, wich die gesamte Leichte Division innerhalb weniger Stunden von der Grenze zurück. Ihre neue Position verlief zwischen der Festung von Almeida zur Linken und dem Fluß Coa zur Rechten. Der Augenblick der größten Mutprobe für Black Bob und seine Männer war gekommen: Der Coa in seinem Rücken führte Hochwasser und konnte nicht durchquert werden. Nur eine lange, schmale Brücke bot einen Ausweg für die 4000 Soldaten und die 800 Reiter der Leichten Division. Und ihm gegenüber würden schon bald 38.000 Franzosen stehen, im schlimmsten Fall vielleicht sogar 47.000, wenn Junot Ney folgte. Wellington hatte Craufurd gebeten, die Position lange genug zu halten, um die Franzosen in Sicherheit zu wiegen und sie davon zu überzeugen, daß Almeida für ihn strategisch wichtig war. Dann sollte der Schotte alles daran setzen, den Gegner über die schmale Brücke auf die andere Seite des Coa zu locken. Arthur vermutete, daß der heißblütige Ney sich im Angesicht einer so geringen Anzahl von Rotröcken dazu verleiten lassen würde, die Verfolgung über einen reißenden Fluß zu wagen. Auf der anderen Seite des Coa hatten die Geschütze des Chestnut Troop der Horse Artillery und Hauptmann Andy Mercer bereits Stellung bezogen. Sie waren für jeden Angreifer unsichtbar. Der Wald zur Linken und zur Rechten des Flußübergangs war durchsetzt von den Männern in den grünen Röcken des 95. Regiments. Zwei Stunden lang hielten 4000 Briten und Portugiesen und ihr waghalsiger Anführer gegen 38.000 Franzosen den Übergang über den Coa. Sie kämpften verbissen. Überrascht von so viel hartnäckigem Widerstand setzte Michel Ney dazu an, den Gegner in den Fluß zu treiben, um ihn zu ertränken und beging einen der übelsten Fehler seiner Karriere als Soldat.

      Blitzartig verschwanden die Soldaten der Leichten Division über die Brücke. Der französische Marschall hatte nicht damit gerechnet, daß bei den britischen und portugiesischen Soldaten Bob Craufurds nicht die geringste Panik herrschte. Sie hatten von Anfang an gewußt, wann sie den Schritt über den Coa tun mußten. Wütend schickte der Franzose eine Kolonnen-Formation gegen die Brücke. Im Kugelhagel der Scharfschützen am anderen Ufer fielen seine blauen Uniformen wie Blätter im Herbst. Er schickte die nächste Kolonne vor und wieder folgte dasselbe, blutige Schauspiel. Immer wieder stießen französische Formationen gegen die Briten und Portugiesen vor. Immer wieder fielen blaue Röcke im gnadenlosen Kreuzfeuer dreier todesmutiger Bataillone zu Boden. Oberst John Colborne, der beste Offizier der Leichten Division, ein Schüler Sir John Moores und Craufurds Protegé, gab den grünen Röcken im Wald immer wieder Zeichen zu feuern. An der linken Flanke stand Black Bob selbst, das Fernrohr ans Auge gepreßt. Die Franzosen mußten mehr als 500 Mann verloren haben. Ney schickte eine weitere Kolonne nach vorne. An ihren Uniformen konnte Craufurd erkennen, daß es sich um eine Gardeeinheit handelte: Laut brüllte er durch den Lärm des Kampfgetümmels: „Zurück, Colborne, alle zurück! Mercer feuern Sie und verschwinden Sie, so schnell Sie können!” Dann sprang er auf sein Pferd und stürmte davon nach Almeida, um Oberstleutnant Cox zu warnen. Kein Franzose hatte das andere Ufer des Coa lebend erreicht. Neys Männer waren umsonst gefallen.

      Wellington hatte weder die Mittel, um die französische Portugalarmee und Andre Massena an der Grenze zur Schlacht zu stellen, noch empfand er dies als militärisch sinnvoll. Die Aktion der Leichten Brigade hatte lediglich dazu gedient, seinem illustren französischen Gegner einen Vorgeschmack auf das zu geben, was ihn erwartete, wenn er weiter marschierte und um den Anschein einer Verteidigung von Almeida zu wahren. Craufurds Leichte Division sollte die Franzosen immer tiefer ins Landesinnere hineinziehen und auf die Straße über Viseu nach Bussaco geleiten, während Arthur selbst sein restliches Feldheer aus dem Dreieck zwischen Villa Cortez, Celorico und Guarda über eine gut befestigte und ganzjährig nutzbare Parallelstraße auf die Position von Bussaco brachte. Pictons Dritte Division würde Pinhel erst nach dem Fall von Almeida verlassen und diese Trasse hinter sich und dem Feldheer

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