Der Herr des Krieges Gesamtausgabe. Peter Urban

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Der Herr des Krieges Gesamtausgabe - Peter Urban Warlord

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Arthur noch seine Kommandeure konnten irgendeine Logik oder einen präzisen Plan im Handeln ihres Gegners erkennen. Pater Jack Robertson und sein gesamter Nachrichtendienst waren genausoratlos. Der alte Priester hatte am Ende nur noch eine Idee: Vielleicht lag es ja an Mademoiselle Leberton!

      Am 15. September endlich setzten Ney und Junot sich zu Wellingtons Erleichterung von Almeida aus wieder in Bewegung. General Reynier war inzwischen mit der Vorhut Massenas nach Norden gezogen und näherte sich bereits Guarda. Der französische Kommandeur hatte hier die Wahl zwischen drei verschiedenen Wegen, die er einschlagen konnte. Die verführerischste Straße war die von der spanischen Grenze nach Coimbra entlang des südlichen Mondego-Ufers nach Ponte de Murcella und dann über den Alva. Wellington hatte hier die portugiesischen Bauern veranlaßt, Hindernis um Hindernis zu bauen; aus Erde, aus Steinen, aus Holz; alles, was eine Armee in Bewegung Zeit und Kraft kosten würde. Südlich dieser Route verlief ein Maultierpfad von Guarda durch Castello Branco, der den Tejo bei Villa Velha erreichte – eine Art Abkürzung, wenn man es auf dem Weg nach Lissabon besonders eilig hatte. Doch diese Piste konnte Reynier nur durch Zufall finden: Sie war auf keiner Karte verzeichnet. Und es gab die Nordroute über Trancoso und Viseu nach Bussaco. Diese Straße war die schlechteste unter den schlechten Straßen Portugals und auch noch der mit Abstand längste und beschwerlichste Weg nach Lissabon und für Artillerie eigentlich gar nicht gangbar. Außerdem war das Gelände von portugiesischer Ordonanza durchsetzt, und hinter jedem größeren Stein lag inzwischen eine grüne Jacke aus Craufurds Leichter Division, das Baker-Gewehr im Anschlag, hundert Schuß Munition und Verpflegung für eine fast endlose Zeitspanne im Tornister. Andre Massena wählte ohne jeglichen Zwang durch das anglo-alliierte Feldheer genau diesen Weg aus. Wellington war von Herzen erleichtert und gleichzeitig überrascht über die offensichtliche Unkenntnis seines Gegners, was Portugals Geographie anbetraf. Außerdem hatten Robertsons Spione aus Almeida berichtet, daß die Franzosen lediglich für 13 Tage Proviant mit sich führten. Dies bedeutete, daß der Gegner die zu bewältigende Strecke absolut nicht einschätzen konnte.

      Während Massena, Ney und Junot sich durch gefährlichstes Gelände quälten, Tag und Nacht aus den Bergen von unsichtbaren Feinden beschossen wurden, allmorgendlich Dutzende von Soldaten mit durchschnittenen Kehlen begraben mußten, und bereits auf halber Strecke nach Bussaco, kurz vor Viseu ihren gesamten Proviant aufgebraucht hatten, marschierte das anglo-alliierte Feldheer über die Hauptstraße von Celorico nach Bussaco. Hills Division hatte von Süden her Bussaco bereits in einem regelrechten Sommerspaziergang erreicht, und Leith hatte eine neu geformte, portugiesische Division über die Küstenstraße und Coimbra in die Hügel von Wellingtons Schlachtfeld geführt. In der Nacht des 25. Septembers 1810 hatte sich das gesamte anglo-alliierte Feldheer in den Wäldern und entlang der Serra do Bussaco auf einer Gesamtlänge von zwölf Meilen versammelt. Jedes einzelne Regiment befand sich bereits in seiner für die Schlacht ausgewählten Stellung. Insgesamt standen 50.000 Infanteristen in dieser stärksten Defensivposition Portugals. Nur Bob Craufurds Leichte Division war noch nicht angekommen. Sie lief vor den zu Tode erschöpften Franzosen her, provozierte sie zu kleinen Scharmützeln, schoß hier und da, um dann im Nichts zu verschwinden und trieb Massena in eine tiefe Verzweiflung und Michel Ney zu einem unbeherrschten Wutanfall. Die französische Portugalarmee hatte in den Bergen fast tausend Männer verloren. Sie hatten Hunderte Pferde und Zugtiere mit gebrochenen Beinen nottöten müssen, Geschütze großen Kalibers waren die Felshänge hinabgestürzt und Dutzende von Gepäckwagen waren aufgegeben worden, da sie nicht aus dem knietiefen Schlamm befreit werden konnten. Ein Guerillero brachte triumphierend einen blutigen Fetzen Papier zu Lord Wellington. Massena hatte an seinen Kaiser in Paris geschrieben. Der Kurier war nicht einmal drei Meilen weit gekommen. Der Brief war ein Manifest der Hoffnungslosigkeit. „... wir marschieren durch eine Felswüste! Nirgendwo irgendwelche Lebenszeichen. Die Männer verhungern ... Warum, Sire, habt Ihr gerade mich in diese Hölle geschickt? War ich euch nicht immer euer treuer Kamerad gewesen? Warum?” Bitter dachte Arthur: „Es ist vielleicht besser, daß du diesen Brief nie lesen mußt, Bonaparte! Morgen oder übermorgen wird dein alter Freund seine Nemesis treffen und dann wirst du in Paris nur noch eines erfahren: Egal, wie viele Soldaten du hierherschickst, du kannst weder Portugal noch Spanien erobern, geschweige denn halten! Die Natur ist gegen dich, die Bevölkerung ist gegen dich und wir werden solange kämpfen, bis du zurück über die Pyrenäen nach Frankreich verschwindest. Und wenn es sein muß, auf den Knien und bis zum letzten Mann ...”

      Wellingtons gesamte Front war nun beinahe 15 Meilen lang und erstreckte sich vom Karmeliterkonvent im Wald von Bussaco bis nach Penacova am Mondego. An der rechten Flanke, direkt am Fluß, hielten Hills portugiesische und britische Soldaten einen etwa drei Meilen langen Abschnitt. Direkt zu ihrer Linken stand die Brigade Barnes aus der Fünften Division. Damit waren mehr als 15.000 Soldaten bereit, die Franzosen an der rechten Flanke gebührend zu empfangen, egal ob sie zur äußersten Linken über den Mondego kommen würden, oder frontal von vorne. Die linke Flanke der Position von Bussaco hatte Wellington Lowry Coles Vierter Division mit 4500 britischen und 2800 portugiesischen Soldaten zugeteilt. Diese Stellung war die unsicherste seiner ganzen Front, denn es gab einen schlechten Maultierpfad, der nördlich um die Serra führte und mit Hilfe dessen man das anglo-alliierte Feldheer umgehen konnte, um ihm in den Rücken zu fallen. Doch der Ire hatte nicht genug Soldaten, um diesen Weg zu überwachen. Die Ordonanza, der er befohlen hatte, diese Aufgabe zu übernehmen, war noch nicht in Bussaco angekommen. Ein kurzes Stück von Lowry Cole entfernt stand seine einzige Reserve, eine magere Brigade der Königlich Deutschen Legion, nur 2000 Mann stark und eine ebensoschwache portugiesische Brigade mit nicht einmal 2300 Soldaten. Der höchste Punkt der Serra de Bussaco war die Stellung der Fünften Division unter General Leith, die zwei Straßen im Vorfeld dieser Stellung versperrten Craufurd und Picton mit ihren beiden Divisionen: Black Bob hielt den Paß von Sulaspur, Sir Thomas den von San Antonio. Die gerade erst angekommenen, kampfunerfahrenen portugiesischen Regimenter plazierte Arthur entlang einer Höhe auf zwei Meilen zwischen Picton und seiner rechten Flanke, in der sichersten Stellung seiner ganzen Frontlinie. Nachdem der Oberkommandierende und seine Adjutanten diesen Kraftakt vollbracht hatten, über 15 Meilen 50.000 Soldaten vernünftig aufzustellen, befahl Arthur alle Offiziere im Generalsrang in sein provisorisches Stabsquartier im Karmeliterkloster von Bussaco. Er untersagte streng, trotz der beißenden Kälte und dem Regen, irgendwelche Feuer anzuzünden, damit die französische Vorhut seine Aufstellung nicht ausmachen konnte. Pater Jack Robertson unterrichtete alle Anwesenden davon, daß ihnen 66.000 Franzosen gegenüberstanden: Das Zweite Korps unter Reynier, das Sechste unter Ney und das Achte unter Junot. Die Adler hatten 3.500 Kavalleristen und 115 Geschütze dabei.

      Tom Picton klatschte zufrieden in die Hände: „Nur 15.000 Mann mehr als wir haben! Das geht noch an!” Hill runzelte mißmutig die Stirn: „Was wollen die Herren aus Paris hier mit so viel Kavallerie anfangen? Und mit ihren schönen Geschützen können sie kaum den Berg nach oben schießen! Hat Massena den gar keine Ahnung von der Geographie Portugals?”

      „Ach, hört auf, euch zu beschweren oder zu prahlen! Wir haben dafür fast 20.000 Portugiesen, die noch nie im Feuer gestanden sind! Schlagen wir uns zuerst mit den Franzosen, dann werden wir herausfinden, wer strahlender zweiter Sieger in diesem Wettkampf wird!” Wellington war einerseits hochzufrieden mit der Moral seiner Generäle, Offiziere und Soldaten, doch andererseits hatte er eine heilige Angst vor zuviel Selbstvertrauen. Der heißblütige Picton schlug sich zwar wie ein Berserker, aber nicht immer unter Einsatz all seiner geistigen Fähigkeiten, und der ruhige, umsichtige Hill ließ sich im Eifer des Gefechts immer wieder zu Affekthandlungen hinreißen, die von großem persönlichen Mut, aber nicht unbedingt von ausgeprägtem Gefühl für Taktik zeugten. Dann bat er General von Bock und Freddy Ponsonby zu sich. Leise, damit niemand hören konnte, was er mit den beiden Kavalleristen besprach, erklärte er: „Freddy, du nimmst alle leichten Reiter und verschwindest an unsere äußerste rechte Flanke, an den Ponte de Murcella! Nur für den Fall, daß ein paar Franzosen sich dorthin verirren ... Vertreib sie, aber laß dich nicht auf ernsthaftes militärisches Geplänkel ein! Wilhelm, du führst alle deutschen Reiter und alle britischen Dragoner, außer zwei Schwadronen der 4., nach Mealhada. Ihr könnt auf diesem Terrain nicht kämpfen. Eure Tiere würden sich die Beine, die Männer das Genick brechen! Seid mir nicht böse, aber Bussaco wird eine

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