Der Herr des Krieges Gesamtausgabe. Peter Urban

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Der Herr des Krieges Gesamtausgabe - Peter Urban Warlord

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er mißmutig das Pferd der jungen Frau. Die grobknochige, dunkelbraune Stute hätte jedem Kutschergaul in Kildare Ehre gemacht. Sie war bestenfalls zur Zucht geeignet, aber nicht als sicheres, leichtfüßiges Reittier für einen Feldzug. Er hatte eine Weile nachgedacht, ob er ihr nicht seinen dunkelbraunen Elmore schenken sollte, doch diesen Gedanken verwarf er bald. Seine Pferde waren für den Krieg ausgebildet worden und gemeingefährlich. Manchmal wurde selbst ihm angst und bange, wenn der eine oder der andere der beiden Hengste einen Anfall schlechter Laune hatte. Auch ein kräftiger und erfahrener Reiter konnte diese Tiere nur mit Mühe zur Raison bringen.

      Der Ritt durch diese von herber Kargheit und Einsamkeit geprägte Landschaft wurde von Zeit zu Zeit durchbrochen von mittelalterlichen Burgen und Überresten antiker Siedlungen, die in der Provinz Lusitania noch zahlreich vorhanden waren. Die Zeit schien an diesen Orten spurlos vorübergegangen zu sein. Antike Stadtmauern und Adelspaläste hatten die Jahrhunderte und viele Kriege und Raubzüge fast unbeschadet überstanden. Die grüne Gebirgs- und sanfte Hügellandschaft durch die er ritt, war die Heimat seltener Tiere und Pflanzen. Immer wieder durchquerte Arthur weitläufige Waldgebiete. Manchmal sah er in der Ferne stahlblau die klaren Wasser eines Bergsees leuchten. Trotz des Winters nisteten noch viele Störche in diesem Teil der Estremadura. Diese Gegend besaß einen ruhigen, unaufdringlichen Charme, der den Iren magisch anzog. Doch gleichzeitig erschütterte ihn die bittere Armut, die er immer wieder in den Dörfern sah, durch die sein Weg ihn führte und die nicht nur eine Folge der französischen Raubzüge war.

      Der Criador de Cavallos, Don Fernando Cabrrera de Ortiz besaß eine der besten Pferdezuchten ganz Spaniens. Seine Hazienda erstreckte sich über mehr als 800 Hektar zwischen der Stadt Jerez de los Caballeros selbst und Frenegal de la Sierra. Die Silhouette der drei Barocktürme der Stadt lag schon weit hinter dem General. Jerez selbst zählte zu den malerischsten Flecken der Estremadura. Ganze Stadtteile aus dem Mittelalter und der Renaissance waren noch vollständig erhalten und er hatte hier eine kleine Pause eingelegt um die Torre Sangriente, eine Burg aus dem frühen Mittelalter zu betrachten. Die drei Kirchen San Bartolome, San Miguel und San Maria de la Encarnaçion waren ebensoprächtige Bauwerke. Außerdem hatte der Entdecker des Pazifiks, Vasco Nuñez de Balboa in Jerez de los Caballeros das Licht der Welt erblickt und schon um ihrer historischen Bedeutung Willen hatte sich dieser Besuch gelohnt. Von der Estremadura aus eroberten viele Konquistadoren die Neue Welt und das Gold, das sie zurückgebracht hatten, war reichlich in die prachtvollen, kirchlichen Institutionen geflossen. Doch die Franzosen hatten während ihrer Besetzung dieser Provinz, jenseits des Duoro viele dieser Schätze geraubt und man konnte auch in Jerez deutlich die Spuren der Zerstörung erkennen. Nun ritt Wellington schon seit fast einer Stunde an sorgsam eingezäunten Weiden vorbei, auf denen friedliche Mutterstuten mit ihren Jährlingen grasten. Auch im Winter war die Sierra Morena durch die Bergfront im Westen gut vor den Stürmen und der Kälte der Atlantikwinde geschützt und bekam durch den Golfstrom bei Cadiz mildes Wetter zugetragen. Das Gras war satt und grün. Kopenhagen spitzte die Ohren und wieherte immer wieder schrill zu den Weiden hinüber. Er war gespannt, wie ein Bogen und tänzelte erregt unter dem Sattel. Immer wieder schlug er wütend nach Hinten aus. Die Hunderte von Stuten, die unerreichbar hinter hohen Zäunen standen, machten den jungen Hengst völlig verrückt. Sein Reiter bändigte ihn nur noch mit äußerster Anstrengung und dank einer scharfen Kandare. Am Horizont tauchten zu Arthurs Erleichterung endlich die Wohngebäude der Hazienda auf. Don Fernando hatte seinen Gast erwartet. Der Ire war trotz des weiten Rittes pünktlich in Jerez angekommen. Ein Bediensteter wollte ihm Kopenhagen abnehmen, doch der General schüttelte ablehnend den Kopf: „Tenga cuidado! Este caballo tiene sangre muy caliente!” Er mußte den mächtigen, muskulösen Hengst erst einige Male grob an den Zügeln reißen bevor er aufhörte zu steigen und mit den Vorderbeinen um sich zu schlagen. Don Fernando pfiff bewundernd durch die Zähne: „Por Dios! Tiene rabia! Überlassen Sie mir Ihren Hengst, Mylord und Sie können sich 25 meiner Pferde aussuchen!” Arthur streckte dem Spanier die Hand zum Gruß entgegen: „Tut mir leid, Don Fernando! Kopenhagen ist unverkäuflich! Haben Sie eine freie Koppel, von der aus er nicht zu Ihren Prachtstücken ausrücken kann?” Der Spanier lachte schallend: „Amigo, es wäre eine Sünde, den Fuchs alleine auf eine Koppel zu sperren. Lassen Sie ihn zu meinen Stuten, wenn Sie ihn schon nicht verkaufen möchten. Damit entschädigen Sie mich vielleicht in elf Monaten für das Prachtexemplar, das Sie heute aus meinen Ställen entführen möchten!”

      „Von mir aus! Dann beruhigt er sich wenigstens wieder!” Als ob er die Einladung des Spaniers verstanden hätte, zerrte Kopenhagen seinen Herrn bis an das große Tor der ersten Koppel. Arthur löste ihm mit äußerster Mühe den Sattelgurt. Immer wieder mußte er den Hufen seines Pferdes ausweichen. „Verdammt, du Teufelsbraten, halt eine Minute still, dann laß ich dich zu den Mädchen!” Ein grober Ruck an den Zügeln holte den Hengst wieder auf den Boden zurück. Es gelang dem General gerade noch, seinem Pferd das Zaumzeug vom Kopf zu ziehen und aus dem Weg zu gehen, als der Fuchs ansetzte, aus dem Stand über das Tor zu springen und wie ein Wilder in die Stutenherde hinein stob. Er wieherte schrill und triumphierend. Die Mädchen waren von diesem raubeinigen irischen Flegel im ersten Augenblick nicht sonderlich begeistert. Mehrere Hinterhufe flogen in seine Richtung durch die Luft, was den Sportsgeist des Vollblüters erst richtig weckte. Er wölbte stolz seinen Hals und trabte mit aufgeblähten Nüstern zu einer der jungen Damen hin, um aufgeregt vor ihr herumzutänzeln und seinen ganzen Charme spielen zu lassen. Das Stütchen schien leidlich beeindruckt und wich nur wenig vor dem irischen Flegel zurück. Ihre Ohren spitzte sie aufmerksam. Wellington schüttelte belustigt den Kopf und klopfte sich den Staub aus der Kleidung. Zumindest würde sich sein Hengst auf dem Rückweg friedlicher benehmen als auf dem Hinweg. Auf der großen Koppel standen mehr als 50 Stuten zur Auswahl. Eine würde sein Ungeheuer sicher überreden können ...

      Don Fernando legte seinem Gast zufrieden die Hand auf die Schulter und führte ihn ins Haus: „Puro sangre bien puesto! Se ve, que tiene excelente linea! Ein prächtiges Tier. Wer hat ihn gezüchtet?“

      „Eigene Zucht! Sein Vater ist ‚Eochaid‘ ein goldfarbener turkmenischer Hengst, den ich aus Indien mitgebracht habe, seine Mutter ‚Lady Catherine‘, die von Godolphin Arabian abstammt! Damit ist der Fuchs auch ein Urenkel von ‚Eclipse’, dem berühmtesten Rennpferd meines Landes. Obwohl ich nicht Buch führe über meine Tiere! Ich züchte sie eigentlich nur für mich selbst! Hauptsache sie sind zäh, ausdauernd, furchtlos und aggressiv! Sie müssen für den Krieg taugen!”

      Die beiden Männer ließen sich in zwei bequemen Sesseln am Rande einer Reitbahn nieder. Eine Frau in spanischer Landestracht bot ihnen Kaffee an. Don Fernando wies seinen Capataz an, die zum Verkauf stehenden Pferde zu bringen. Der Ire hob bewundernd die Augenbrauen. Eines war schöner als das andere, mit langen, lockigen Mähnen, feinen Köpfen, die an ihre arabischen Vorfahren erinnerten, leicht und trotzdem stabil gebaut. Er stellte seine Tasse auf den Tisch und ging von Pferd zu Pferd, betastete die Beine, hob die Hufe, sah ihr Gebiß prüfend an.

      „Sie sind alle gesund, Mylord! Sie werden keinen Unterschied feststellen! Es ist eigentlich nur Geschmackssache, ob Sie einen Schimmel, einen Grauen oder einen Rappen möchten!”

      Wellington ging vor den Tieren auf und ab. Sie waren erstaunlich ruhig und ihm als Fremdem gegenüber zutraulich und freundlich. Er entschied sich für einen großen, dunkelgrauen Wallach und zwei etwas hellere Stuten. Don Fernando bat seinen Capataz, die Tiere zu satteln. Dann führte der spanische Stallmeister jedes der Tiere unter dem Sattel vor. Sie beherrschten alle drei die Hohe Schule und verfügten über beeindruckende Gänge. Die Tiere bewegten sich mit einer tänzerischen Leichtigkeit.

      „Kann ich die Pferde ausprobieren?“

      Don Fernando wies mit der Hand zur Reitbahn: „Bitte, Mylord!”

      Im ersten Augenblick war der spanische Sattel für den Iren ungewohnt, die Steigbügel kürzer als bei britischen Kavalleriesätteln, klemmten ihn vorne ein dickes Schaffell und hinten eine hohe Rückenlehne auf dem großen Grauen fest. Es dauerte zehn Minuten, bis Arthur herausgefunden hatte, wie spanische Pferde geritten werden mußten, doch der Lusitano

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