Der Herr des Krieges Gesamtausgabe. Peter Urban

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Der Herr des Krieges Gesamtausgabe - Peter Urban Warlord

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verrückt ist, sich alleine mit 320.000 Franzosen herumzuschlagen, der kann kein schlechter Kerl sein. Ich werd ihm sagen, daß er sich in dir nicht getäuscht hat. Bist auch nicht überheblich mit dem einfachen Volk!”

      „Was hat der Minas dir aufgetragen? Braucht er irgend etwas?”

      „Ach ja! Der Alte läßt dir noch ausrichten, daß er mit deinem britischen Sergeanten sehr zufrieden ist! Bringt den Männern bei, ordentlich zu kämpfen! Aber wir haben jetzt mehr Leute und brauchen mehr Waffen!”

      „Die bekommt er! Ich werde Anweisung geben, daß ein schneller Klipper an die Küste bei San Sebastian geschickt wird. Ich lasse deinen Chef wissen, wo und wann er anlanden wird!”

      Der Wilde beendete zufrieden seine Mahlzeit und leerte den Rest Wein. Dann streckte er sich genüßlich: „So, Kumpel! Jetzt werde ich ein Nickerchen machen und dann verschwinde ich wieder in Richtung Navarra.” Wellington überlegte einen Augenblick. Er bedeutete Jose mitzukommen und führte ihn in ein Zimmer im zweiten Stock: „Schlaf dich ordentlich aus. Ich werde dir noch ein paar Briefe für El Minas und euren britischen Sergeanten mitgeben. Wie schnell kannst du wieder in Navarra sein?“

      „Wird wohl zehn, zwölf Tage dauern, Kumpel. Ich hab nur ein altes Maultier!” Der General ließ den Basken ausruhen und verzog sich hinter seinen Schreibtisch. Wenn nur Massena nach Spanien geschickt wurde, dann konnte es sich durchaus lohnen, im Frühjahr bereits eine kleine Expedition über die Grenze zu wagen. Der Prinz von Esslingen hatte kein gutes Verhältnis zu Victor, Ney, Mortier und Soult. Gewiß würden die Marschälle sich mehr in den Haaren liegen, als an einen vernünftigen Kriegszug gegen die Briten zu denken. Trotzdem war es nicht auszuschließen, daß das Frühjahr 1810 eine französische Offensive gegen Portugal brachte. Dabei gab es zwei alternative Stoßrichtungen: Entweder durch die Estremadura hinter Badajoz gegen Lissabon, oder von Asturien aus gegen Oporto und die Beira. Arthur war recht zuversichtlich, daß seine Befestigungsarbeiten an den Wällen von Torres Vedras bis zur Schneeschmelze insoweit abgeschlossen sein würden, als daß Lissabon ausreichend geschützt wurde. Doch der Stoß über Asturien gegen die Beira machte ihm Sorgen, denn sollten zumindest zwei der französischen Marschälle zu einem gemeinsamen Plan finden, dann konnte er davon ausgehen, daß zumindest einer Ciudad Rodrigo belagern und nehmen würde und damit die zentrale Straße von Spanien nach Portugal in französische Hand fiel. Und wenn dann noch Ney durch die Tras-dos-Montes marschierte, wäre die Zangenbewegung gegen die Briten perfekt und Arthur würde sich mit dem Rücken zum Atlantik mit einer Übermacht schlagen müssen, wie John Moore im Jahre 1808 bei La Coruña. Der Brief nach Navarra bat aus diesem Grunde dringend um nachrichtendienstliche Aufklärung aller französischen Truppenbewegungen durch die kantabrischen Berge zwischen Pamplona im Osten und der spanischen Atlantikküste im Westen.

      Als Jose Etchegaray am nächsten Morgen nach Navarra zurückreiten wollte, fand er zu seinem großen Erstaunen an Stelle seines alten Maultieres ein ordentliches Reitpferd im Stall. Don Antonio drückte ihm die Zügel des Tieres und eine Ledertasche mit Proviant und den Briefen für El Minas und den britischen Sergeanten Dullmore in die Hand: „Mit den besten Empfehlungen von ‚diesem widerwärtigen, irischen Aristokraten‘. Den Schimmel schenkt er dir! Und er bittet dich, wie der Teufel zu reiten. Eure Waffen werden in acht Tagen bei Irun angelandet werden. Der dänische Klipper heißt ‚Seagull‘, der Kapitän Björn Lundström! Viel Glück, Kumpel!”

      „Wir melden uns wieder, wenn es Neuigkeiten über die Franzosen gibt! Der Ire braucht sich keine Sorgen zu machen. Die Männer Navarras stehen auf eurer Seite. Schickt uns einen Kurier durch die Berge über Bilbao, wenn es irgendwo brennt. Jeden Abend um Punkt zehn Uhr ist ein Verbindungsmann von El Minas in der Bodega ‚Kiruri Jatetxea‘. Euer Mann soll sich an der Theke ein Glas Chivite und eine Portion Txangurro bestellen. Die stehen nicht auf der Speisekarte und der Wirt wird unseren Kontakt holen!”

      „Wie bitte?“ Jose hatte Don Antonio ein paar baskische Worte an den Kopf geworfen, die nur aus Umlauten zu bestehen schienen.

      „Tut mir leid, hab vergessen, daß hier keiner Euskera versteht! Also, Kiruri Jatetxea, das ist die einzige Kneipe am Ostufer der Nerbioi-Mündung, direkt am Hafen von Santurtzi. Der Besitzer heißt Guridi. Schreib besser mit! Und Txangurro ist überbackene Seespinne! Hast du’s?“

      „Danke!” Don Antonio hatte sorgfältig jedes Wort mitgeschrieben. Egal wie viele Franzosen sich in dieser Kneipe aufhalten würden, Baskisch war besser als jeder Geheimcode. Etchegaray schwang sich in den Sattel des Schimmels und stob davon. Mit diesem Pferd würde er in weniger als einer Woche bei El Minas sein. Der britische General hatte ihn mit seiner Geste nicht wenig erstaunt. Der Andalusier, den er nun ritt, mußte mindestens 20 Pfund Sterling gekostet haben. Das waren fast zwei Jahre Sold eines britischen Soldaten.

      Kurz vor dem Weihnachtstag schickte Wellington auch noch die Stabsoffiziere und seine Adjutanten aus Badajoz nach Portugal. Er versprach Don Antonio spätestens am Neujahrstag bei ihm in Coimbra zu sein. Da er seit dem Tag seiner Landung in Lissabon keine ruhige Minute mehr gehabt hatte, wollte er zumindest den Weihnachtstag friedlich und nur mit Sarah verbringen. Der Winter in der Estremadura war genauso beißend kalt, wie der Sommer glühend heiß. Doch die bewohnbaren Teile der Zitadelle verfügten über riesige Kamine und John Dunn sorgte dafür, daß alles gut beheizt und heimelig warm war. Bevor er auf den Markt ging, kochte er für Lady Lennox eine große Kanne Tee und stellte sie ihr mit einem Teller selbstgebackener Weihnachtsplätzchen in den Salon. Die junge Frau saß in einem großen Ohrensessel, eine Decke über den Knien und ein dickes Buch in Händen. Ihre letzten Patienten hatten vor ein paar Tagen Badajoz verlassen und waren nach Coimbra und in das Hospital von Belem bei Lissabon gebracht worden. Auch die letzten Verwundeten von Talavera konnten nun als gesund betrachtet werden und bedurften keines Arztes mehr. Sie genoß die Ruhe und den Frieden, die im Hauptquartier eingekehrt waren. John füllte ihr eine Porzellantasse mit Tee und ließ einen Löffel Honig darin zerfließen. Dann schenkte er sich selber ein: „So, mein Kind, jetzt wo wir unsere Ruhe haben! Was möchten Sie am Weihnachtsabend essen? Auf dem Markt gibt es wieder alles reichlich, seit die Franzosen und unsere Rotröcke aus der Gegend verschwunden sind.”

      „Mh, wie wäre es mit einer leckeren Gans, gefüllt mit Äpfeln, Rosinen und Kastanien und mit einem schönen, großen Schokoladenkuchen zum Nachtisch?” Sarah knabberte zufrieden an einem Weihnachtsplätzchen und trank ihren Tee in kleinen Schlucken. „Haben Sie unseren Sepoy-General schon gefragt?“

      Dunn winkte ab: „Das ist vergebene Liebesmüh, Lady Sarah! Solange sein Magen nicht knurrt, ist die Speisekarte kein Thema, für das ich ihn irgendwie begeistern kann. Außerdem finde ich ihn einfach nicht. Ich kann mir keinen Reim darauf mache, wo Sir Arthur sich herumtreibt. Kopenhagen steht auch nicht im Stall!”

      „Wie er sich bei dieser Kälte nur freiwillig vor die Tür wagen kann, anstatt hier vor dem warmen Kamin zu faulenzen?” Die junge Frau schauderte schon bei dem Gedanken, in ein paar Tagen bereits durch die Alentejo-Berge nach Coimbra zu reiten. Sie malte sich lebhaft aus, wie sie eingehüllt in einen schweren Mantel durch hohen Schnee stapfen würde, mit blaugefrorenen Ohren und Eiszapfen an der Nasenspitze, während hinter jedem Stein ein ausgehungerter Wolf nur auf sein Mittagessen lauerte. Badajoz lag etwa 200 Meter über dem Meeresspiegel, die Berge hinter der spanischen Grenze aber erhoben sich auf bis zu 1200 Meter Höhe.

      Als John Dunn sich aufmachte, den Markt in der Altstadt von Badajoz zu besuchen und Sarah Lennox noch tiefer unter ihrer kuschelig warmen Decke verschwand, war Lord Wellington endlich am Ziel seiner kleinen Reise angelangt. Er hatte die Zitadelle in den frühen Morgenstunden noch vor Tagesanbruch verlassen und war durch die winterliche Kälte nach Jerez de los Caballeros in der Sierra Morena geritten. Diesem Ausflug war ein langer, geheimnisvoller Briefwechsel vorausgegangen, von dem weder der alte Dunn, noch Lady Lennox etwas mitbekommen hatten. In Jerez gab es einen bekannten Züchter lusitanischer Pferde, der mehrere Jungtiere mit edelster Abstammung zum Verkauf

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