Killerwitwen. Charlie Meyer

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Killerwitwen - Charlie Meyer

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- Na, wie viele Mariannen kennst du denn? Ich meine natürlich unser Mariannchen, oder besser dein Mariannchen. Die schielende Kleine mit den Plattfüßen. - Mensch, die Älteste vom Schmidt. Du weißt schon, der mit der Lungenfibrose. – War noch nicht da, nein? Na wart’s ab, die kommt bestimmt mal vorbei und wird froh sein, im Jenseits jemand Bekanntes zu treffen, so verhuscht wie sie schon im Diesseits war. Nur’n büschen hingelegt hat sie sich und als sie denn aufstehen wollte, kippt sie um und bums, weg isse, hat die olle Taube erzählt. Mit 48 Jahren. Und der Schmidt ist im Pflegeheim. Sei man froh, dass du deiner Leberzirrhose zuvorgekommen und hier oben gelandet bist, statt unter meiner Fuchtel. Ich hätte dich mit Sicherheit nicht so betuttelt wie diese dumme Gans ihren Vater! Von wegen mit Aletebrei füttern, Babypuder in die Büxen und wer weiß, was sonst noch alles ... Die Lehmann’sche hat erzählt, der tat immer nur so krank, und wenn die Marianne einkaufen war, hätte sie ihn ganz munter im Haus herumspazieren hören. Eins kannst du jedenfalls unbesehen glauben - wenn du mir so tückisch gekommen wärst, wie der Alte seiner Marianne, die Flausen hätte ich dir nach zwei Tagen schon ausgetrieben, und das kannst du schriftlich kriegen!“

      Emmi lächelte grimmig und schnitt die wuchernden Efeutriebe der Grabumrandung ab. „Gestern musste ich an den Fritze Woitzack denken und wie er sich auf unserem Gitter aufspießte. Weißt du noch? - Ach nein, kannst du ja gar nicht, du lagst ja gerade im Krankenhaus mit deinem Blinddarm, und dein Freund Jochen lag bei der roten Lola. Und als der Fritze begraben wurde, da habt ihr anderen alle in der Dicken Wirtin am Tresen gehockt und Trübsal geblasen. Wenn ich mich nicht irre, kam von euch angeblichen Freunden doch nur der Meier aus der Weidenstraße zur Beerdigung. - O nein, mein Lieber, die Ausrede mit den Zahnschmerzen glaube ich auch heute noch nicht, es sei denn, die Wissenschaft hätte mittlerweile bewiesen, dass Zahnschmerzen ansteckend sind und sich vorzugsweise an Biertresen ausbreiten. Gib’s doch ruhig zu, das schlechte Gewissen hat euch gezwickt, weil der Fritze mit einem Mal mausetod war, und ihr ihn zu Lebzeiten doch nur ausgenutzt und hintergangen habt. Und plötzlich fiel er vom Dach! Bums und aus! Aber eins schwöre ich dir - wenn ich damals schon gewusst hätte, was ich heute weiß, dann wäre der Fritze mit Sicherheit nicht vom Dach gefallen und mit Sicherheit nicht so schnell gestorben. Aber tot wäre er trotzdem, dieser widerliche kleine Wurm. Weißt du noch, was dich Christina am Tag nach der Beerdigung fragte? - Nein? Dann werde ich deinem Gedächtnis mal auf die Sprünge helfen, du Alzheimer-Leiche, du! Papa, hat sie damals gesagt, Papa, den Herrn Woitzack, den lässt der Petrus aber nicht in den Himmel, oder? Und du Trampeltier, du hast ihr vor lauter schlechtem Gewissen eine geklebt. Wenn du mit deiner Hand nicht so schnell gewesen wärest, hätten wir bestimmt schon an dem Tag erfahren, was für ein Schwein der Fritze war. Einer Zehnjährigen unter das Röckchen zu grapschen!“

      Emmi sammelte die abgeschnittenen Efeutriebe ein und stopfte sie in die Plastiktüte für Abfälle. Der Rücken tat ihr weh, und eine Hand auf dem zweiten und dritten Lendenwirbel, ihrem Prolaps, richtete sie sich ächzend auf.

      „Weißt du, wann mir Christina die Geschichte erst erzählt hat, dank deiner Ohrfeige? Letztes Jahr! Und weißt du, wann er sich an ihr vergriffen hatte? Zwei Wochen vor seinem tödlichen Sturz, als der Fritze unser mickriges Klo kacheln musste, weil Jochen blau war und du zur Lola wolltest! Na und ich hatte mir wahrscheinlich das Fahrrad geschnappt und bin zum Aldi gefahren, um euer Gestöhne nicht hören zu müssen. Woher sollte ich denn ahnen, dass so ein ... ein Perversling neben uns wohnt?- Ach du mein Güte, Hermann, komm mir jetzt bloß nicht wieder mit dem Märchen von dem Weihnachtsgeschenk. Erstens hattest du gar kein Geld für eine Pelzstola - genau genommen nicht einmal für einen Kaninchenkragen, wenn du dich wenigstens daran erinnern könntest - und zweitens kannst du an dem Tag gar nicht in Göttingen gewesen sein. Erklär mir doch mal, wie es in Göttingen - wie hast du dich damals ausgedrückt? - zwei brutale Schläger mit Skimasken über den Köpfen anstellten, dich auszurauben, während die Lehmann’sche in Koppstedt beobachtet, wie sich ein gewisser Hermann Nichterlein hintenherum zur Lola ins Haus schleicht. Na? Da bist du platt, was? Also spar dir in Zukunft deine Flunkereien, ich glaub‘ dir ohnehin kein Wort.

      Übrigens habe ich Julia mal gefragt, ob sie ebenfalls vom Fritze angefasst wurde, und weißt du, was mir deine Älteste antwortete? Ach geh doch, sagte sie, lass mich mit den alten Geschichten zufrieden. Ich will nichts mehr davon wissen! Na, sagt das nicht alles? Ich schwöre dir, es hat mich richtig gepackt vor Wut! Du kannst dem Fritze bei euren mitternächtlichen Geistertreffen ruhig ausrichten, dass ich mich schon darauf freue, ihn wenigstens im Jenseits noch in die Finger zu bekommen. So was verzeiht eine Mutter nie! Und falls du noch irgendwelche väterlichen Regungen in dir spürst, dann schlag ihm meinetwegen die Zähne ein. Viel mehr wird ja wohl kaum noch von ihm übrig sein. - Ach was, hör doch bloß auf mit deinem blöden Rumgerede. Warum um alles in der Welt sollten sich deine Töchter so etwas ausdenken? Glaubst du, die haben einen Knacks? Na ja, Christina vielleicht - manchmal - aber doch nicht Julia. Nicht, dass ich damit ausdrücken möchte, das wäre alles normal mit ihrem Maurer-Bauern und der Fußballmannschaft, aber unter einer so verlogenen Fantasie wie du hat sie, dem Himmel sei Dank, noch nie gelitten. Ich schwöre dir bei allem was mir heilig ist, der Fritze hat deine Töchter wirklich angegrapscht. Weißt du überhaupt, wie oft ich mir den Kopf über Christina und das zugeklappte Dachfenster zerbrochen habe? All die Jahre wusste ich doch nicht, warum. Ich meine, was dahintersteckte. - Wovon ich rede? Ach Gottchen, Hermann, habe ich das noch gar nicht erzählt? Nein? Komisch - aber vielleicht auch besser so. Lass man gut sein, ein Toter braucht schließlich nicht mehr alles zu wissen!“

      Seufzend bückte sie sich wieder und begann mit der dreizackigen Kralle die Erde rund ums Grab aufzulockern.

      „Manchmal glaube ich, du spukst hier tatsächlich noch irgendwo als Geist herum, und du und deine Saufkumpane, ihr sitzt abends auf den Grabsteinen mit euren Bierflaschen und prostet euch zu. Na ja, irgendwie muss man ja wohl die Ewigkeit über die Runden bringen. Da fällt mir übrigens ein, dein anderer Freund, der Jochen, der liegt jetzt neben den Zigeunern vom Ribbenkopp. Sagt jedenfalls die olle Taube. Der Bauer Hippel hat sein Bohnenfeld an die Stadt verkauft, und die hat es an den Friedhof angegliedert. Grundgütiger, Hermann, die Olle hat sich vielleicht aufgeregt. Nüscht gegen die Ausländer, Frau Nichterlein, aber die da oben am Ribbenkopp ... Du kennst ja ihr dummes Gerede. Deine kleine Gaitana würde das bestimmt nicht gern hören. Carmelita hieß sie, nicht? Meinst du, die liegt jetzt aus Versehen neben dem Jochen anstatt neben dir? Wenn du willst gehe ich auf dem Rückweg mal an den Gräbern vorbei und gucke nach den Namen. Obwohl du ja eigentlich aus erster Hand wissen müsstest, wer hier noch so alles rumspukt. - Woher ich das weiß mit deinem Zigeunerliebchen? Ach du liebes Lieschen, Hermann, komm von deiner Wolke runter, der ganze Pfuhl hat sich damals das Maul über euch zerrissen, nicht nur die olle Taube. Aber wenn die noch mal anfängt mit ihrem Jochen, dem Unschuldslamm ... Na ja, Schwamm drüber. Aber weißt du was ich dir wirklich übel nehme, Hermannchen? – Nein, ich rede jetzt nicht von deiner Sauferei, die steht auf einem ganz anderen Blatt. Aber was mich tatsächlich immer noch fuchst, ist, dass du bei mir in all den langen Jahren nie sooo gestöhnt hast wie bei der roten Lola.“

      Sie hatte sich rückwärts zum Weg vorgearbeitet, blieb einen Moment schwer atmend in der Hocke, stach dann mit dem alten Küchenmesser das Unkraut zwischen den Steinen aus und kicherte leise.

      „Weißt du, Hermann, wenn ich es so recht bedenke, inzwischen gönne ich dir deine Carmelita sogar. Wenn sie jung sind, diese Liebchen, nichts als Augen und Beine, aber später ... Also wenn ich mir vorstelle, dich besucht jetzt Abend für Abend eine Zweizentnerfrau mir nichts als Falten im Gesicht und hopst dir auf den Schoss. Mein lieber Schollie! Na, lassen wir das. Du bist jetzt sicherlich auch keine Augenweide mehr, wenn dir das verschlissene Hemd so um die nackichten Rippen hängt. Und ehrlich gesagt, diese ganze Sauferei hat dich schon zu Lebzeiten verhunzt. Aber egal. Vorbei ist vorbei!“

      Emmi nahm den Handfeger und fegte den Dreck von den Steinen. Danach begoss sie ihren Hermann sehr ausgiebig und wischte sich schließlich aufatmend die nassen Hände an der Strickjacke ab.

      „So, jetzt bist du frisch gewaschen, deine Haare sind geschnitten und

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