Das Quaken der Frösche. Erich Szelersky

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Das Quaken der Frösche - Erich Szelersky

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war vorher noch nie in der Elisenburg gewesen. Eine Freundin hatte sie überredet, mit ihr zu kommen, denn sie hatte sich mit einem jungen Mann in dem Lokal verabredet.

      Als Gerd Matuschak Helga sah verschlug es ihm den Atem. Sie trug ein weites Kleid mit Petticoat und um den Hals ein dünnes, lässig gebundenes Halstuch. Er forderte sie zum Tanzen auf. Sie war überwältigend, hatte schwarzes Haar und perlweiße Zähne. Wenn sie lachte, und sie lachte gerne, strahlte sie.

      Gerd Matuschak war lustig und brachte sie immer wieder zum Lachen. Vielleicht gab das den Ausschlag dafür, dass sie sich in Gerhard verliebte. Sie verabredeten sich für den Tag darauf. Das war ein Sonntag und Gerd spielte mit seiner Mannschaft Fußball. Er schlug vor, sie sollte zum Fußballplatz kommen und anschließend könnten sie noch etwas unternehmen. Sie kam. Es war das erste und letzte Mal, dass sie auf einem Fußballplatz war. Als er sie am Spielfeldrand stehen sah gab er sich besonders große Mühe, gut zu spielen.

      Nach dem Spiel gingen sie in ein Eiscafe und Gerd spendierte ihr einen riesigen Eisbecher. Als er sie nach Hause brachte haben sie sich zum ersten Mal geküsst.

      Zwei Jahre waren sie befreundet, trafen sich so häufig wie möglich. Wenn er keine Mittagschicht hatte, holte er sie am Nachmittag von der Textilfabrik, in der sie als Schneiderin arbeitete, ab. Meistens gingen sie zu ihr nach Hause und ihre Mutter kochte für die beiden.

      Nach zwei Jahren fragte er sie, ob sie mit ihm in Urlaub fahren würde. Sie musste ihre Eltern fragen, obwohl sie schon zwanzig Jahre alt war. Etwas ängstlich hatte sie bei ihrer Mutter vorgefühlt, doch ihre Eltern stimmten zu. Sie mochten Gerhard und konnten sich ihn als zukünftigen Schwiegersohn gut vorstellen.

      Als der Tag der Abreise gekommen war, brachten sie Gerhard und Helga zum Hauptbahnhof. Mit dem Alpen-See-Express fuhren sie nach Ruhpolding. Von dort würde sie der Vermieter ihres Zimmers in einer kleinen Frühstückspension abholen. Der Zug war brechend voll und sie saßen mit vier anderen, ihnen fremden Personen in einem Liegewagenabteil, das der Reiseveranstalter Touropa für sie reserviert hatte. Ihre Eltern hatten den beiden ein Paket mit Butterbroten, ein paar hartgekochten Eiern und einigen Frikadellen vorbereitet. Aus einer Thermoskanne tranken sie Kaffee. Sie waren glücklich, befreit und ausgelassen wie es nur zwei Menschen sein können, die sich lieben.

      Gegenüber ihrem Vermieter, einem Herrn Bichlmaier, gaben sie sich als Herr und Frau Matuschak aus. Das reichte Herrn Bichlmaier und er sagte auch weiter nichts, als nach einer Woche eine Postkarte für Helga Reselski ankam. Die Karte lag einfach nur auf dem Doppelbett, als Gerd und Helga von einer Bergwanderung abends zurück in die Pension kamen.

      Die meiste Zeit verbrachten sie damit, auf die umliegenden Almen und Berge zu steigen, und als sie den Gipfel des höchsten Berges dieser Gegend nach fünfstündigem Aufstieg erklommen hatten und das herrliche Panorama vom Gipfelkreuz aus genossen, fiel er plötzlich auf seine Knie und fragte sie, ob sie seine Frau werden wollte. Helga hatte nur gelacht und war ihm in die Arme gefallen.

      Ihre Eltern waren überrascht, als sie ihnen eröffneten, verlobt zu sein. Ein Jahr später heirateten sie und ein weiteres Jahr später wurde Ingrid geboren. Das war neunzehnhundertsechzig.

      In der Nähe der Hüttensiedlung gab es einen Kleingartenverein. Dort kauften sie eine Parzelle mit einer kleinen Laube. Im Sommer verbrachten sie jede freie Minute in dem Garten, zogen ihr eigenes Gemüse und genossen das Grün, das sich von der Industrie ringsherum nicht verdrängen ließ.

      Dieser Kleingartenverein spielte in Gerhard Matuschaks Leben eine große Rolle. Viele Jahre war er Vorsitzender des Vereins und verteidigte die grüne Oase gegen alle Bestrebungen der Industrie und der Stadt, das Gelände für andere Zwecke zu nutzen und die Kleingärtner umzusiedeln. Dabei erwies er sich als sehr geschickter und kompetenter Verhandler. Es war seinem Engagement zu verdanken, dass die Kleingartenanlage nicht angetastet wurde und das honorierten die anderen Kleingärtner, in dem sie ihn jedes Jahr wiederwählten. Obwohl Gerd Matuschak es nicht wollte, betrachteten alle ihn dort als so etwas wie den König des Kleingartenvereins „Feierabend“.

      Gerhard Matuschak war schon über siebzig, als er den Vorsitz an einen Jüngeren abgab. Er verkaufte seine Parzelle, da er die Arbeit im Garten nicht mehr machen konnte. Zum Abschied schenkten ihm seine dankbaren Gärtnerfreunde ein Bild mit dem Vereinswappen und einem Porträt von ihm und Helga in Acrylfarbe auf Leinen.

      Dieses Bild war der einzige Dekorationsgegenstand, den er in seinem Zimmer hatte.

      7

      Die Vorhänge konnten nicht verhindern, dass die Sonne durch die Fenster in Bernhard de Winters Schlafzimmer schien. Bernhard reckte sich und überlegte einen Augenblick, ob er noch ein wenig liegen bleiben sollte. Aus noch etwas müden Augen blinzelte er den neuen Tag an und stand auf. Langsam zog er die Vorhänge zurück und öffnete die Türe zu dem Balkon. Seine großzügige Wohnung lag im Dachgeschoss. Von hier oben hatte er einen wunderbaren Blick. Auf dem Golfplatz herrschte schon reger Betrieb. Die Golfer schoben ihre Trolleys über die in sattem Grün leuchtenden Fairways.

      Bernhard de Winter blickte auf seine Armbanduhr. Viertel vor neun. Später als sonst.

      Das kalte Wasser der Dusche weckte seine Lebensgeister. Es war eine alte Angewohnheit von ihm, sich zum Schluss seines allmorgentlichen Duschbades noch unter den eiskalten Wasserstrahl zu stellen.

      Bernhard hatte gute Laune. Das musste an der Sonne liegen. Er könnte wieder zu der Bank gehen. Gerd Matuschak würde sicher auch da sein. Sie würden ein bisschen reden. Bernhard de Winter lachte leise, als er an Gerd und seinen ulkigen Dialekt dachte. Gerd war ja eigentlich ein ganz patenter Kerl, aber ein komischer Vogel. Vermutlich würde er wieder ein Butterbrot, das er in die Bildzeitung eingewickelt hatte, dabei haben.

      Nach dem Frühstück änderte er seinen Entschluss. Er würde heute nicht zu der Bank gehen. Auf Bänken hängen nur alte Säcke rum, die außer Dösen und Tauben füttern nichts anderes mehr zu tun haben. Er würde in die Stadt fahren, bei dem schönen Wetter die Frühlingssonne genießen und in einem Straßencafé einen Espresso trinken und den vorbeiflanierenden Menschen zusehen.

      Bernhard de Winter zog sein Mobiltelefon aus seiner Hosentasche und wählte eine Nummer.

      „Hallo Siegfried.“

      Er hörte an das andere Ende der Verbindung.

      „Schön, dass Sie direkt am Telefon sind, Siegfried. Holen Sie mich doch bitte hier im Seniorenbunker ab.“

      Er nannte die Parkresidenz häufig Seniorenbunker, was dem Haus nicht gerecht wurde, aber seine ablehnende Haltung zu seinem Altenwohnsitz zum Ausdruck bringen sollte.

      „Wann?“

      „Sagen wir um halb elf.“

      Er beendete das Telefonat. Siegfried Breuer war sein Fahrer. Schon seit dreißig Jahren fuhr er ihn. Damals trat er als junger Mann die Nachfolge seines Chauffeurs an, als der in den Ruhestand ging. Mit de Winters Pensionierung vor fünfzehn Jahren blieb Siegfried Breuer sein Fahrer. Ihm stand nach seinem Vertrag ein Dienstfahrzeug inklusive Fahrer bis zu seinem Lebensende zu.

      Anfangs hatte de Winter nur selten von diesem Privileg Gebrauch gemacht und war meistens selbst gefahren, doch als er vor drei Jahren wegen Trunkenheit am Steuer seinen Führerschein abgeben musste und nicht mehr wiederbekam, ließ er sich immer von Siegfried Breuer chauffieren.

      Pünktlich um halb elf stand Breuer mit der Limousine auf dem Rondell vor dem Eingangsportal zu dem herrschaftlichen Haus. Hohe Ulmen säumten zu beiden Seiten den Kiesweg, der von der Straße durch den

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