An der Pforte zur Hölle. Thomas Riedel

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An der Pforte zur Hölle - Thomas Riedel

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mir, als gehören Sie irgendwie zusammen. Sie sind Chuck Armstrong, zweiundzwanzig Jahre alt, geboren in Edinburgh und Sie studieren im vierten Semester Humanmedizin am ›Imperial College‹, Schwerpunkt Ophthalmologie – also Augenheilkunde.«

      »Ich sehe darin nichts, was eine Festnahme rechtfertigt!«, entgegnete Chuck mit fester Stimme.

      Blake wiegte leicht den Kopf.

      »Im Augenblick ...«, antwortete er bedrohlich leise, »... sind Sie für uns Mordverdächtige!«

      Chuck zuckte die Schultern.

      »So ein Schwachsinn«, grummelte er leise.

      »Das ist doch riesiger Bullshit!«, schrie James dazwischen. »Sie müssen ja total bescheuert sein, um auf so einen Gedanken zu kommen!«

      »Hatte ich Ihnen nicht gerade etwas zu Ihrem Verhalten gesagt, Mister Sheppard?«, fuhr McGinnis ihn hart an. »Sie können gern eine Weile unsere Gastfreundschaft genießen.« Er stand auf und ging zur Tür. »Constable Brown!«, rief er in den Flur.

      »Ja, Sir?«, meldete sich der Herbeigerufene.

      »Haben wir noch eine Zelle frei?«, erkundigte sich McGinnis. »Oder müssen wir ins Untersuchungsgefängnis verlegen?«

      »Nein, Sir!«, antwortete der Constable. »Wir haben reichlich freie Zimmer. Haben Sie einen Gast für uns?«

      »Das wird sich noch zeigen, Constable«, entgegnete McGinnis. »Ich werde Sie gegebenenfalls rufen.«

      »Jawohl, Sir!«, bestätigte Brown.

      McGinnis schloss die Tür hinter sich, warf James einen androhenden Blick zu und setzte sich wieder.

      Chuck hatte seinem Freund beruhigend eine Hand auf die Schulter gelegt.

      »Reg‘ dich ab, James«, bat er ihn. »Das bringt niemandem etwas.« Dann wandte er sich an Blake. »Vielleicht erklären Sie uns, was Sie auf diesen absurden Gedanken bringt. Alles was ich sagen kann ist, dass wir harmlos sind und niemandem etwas getan haben. Was bitte, soll diese Aktion gegen uns?«

      Ehe Blake ihm eine Antwort auf seine Frage gab, musterte er den jungen Heißsporn, der zumindest im Augenblick bemüht war, sich zurückzuhalten. Silky Brightman hatte ihre weichen Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst.

      »Wenn Sie das wirklich nicht wissen, dann sollten sie mitkommen«, sagte er plötzlich und nickte McGinnis zu, der den beiden Constables im Hintergrund des Raumes ein Zeichen gab. Von Blake, McGinnis und den beiden Constables eskortiert, ging es zu einem Fahrstuhl der hinunter in die Pathologie führte.

      »Die Tote hatte Erde unter ihren Fingernägeln, die unser Labor sofort eindeutig bestimmen konnte«, bemerkte Blake, während sich die Fahrstuhltür schloss. »Es hat vor vier Jahren schon einmal einen Mordfall auf ›Chiswick Island‹ gegeben. Damals spielte die Erde eine bedeutende Rolle in der Beweisführung, da sie nur dort vorkommt.«

      »Daneben erhielten wir einen anonymen Hinweis«, ergänzte McGinnis. »Eine Email, deren Absender wir gerade herauszufinden versuchen. Der Mail nach sei es auf der Insel zu einer okkulten Handlung gekommen, einer Beschwörung oder etwas Ähnlichem ...«

      »... und das wiederum passt exakt zu den Verletzungen der toten Frau«, übernahm Blake erneut das Wort.

      Silky sah ihn verwirrt an.

      »Ich höre was Sie sagen, aber ich verstehe es nicht«, sagte sie zitternd. »Was für Verletzungen?«

      Blake ging nicht auf ihre Frage ein.

      »Wir kennen die Themseströmungen und ich war lange genug bei der ›River Police‹«, machte McGinnis deutlich. »Der Fundort der Leiche beweist ganz klar, an welchem Punkt sie ins Wasser geworfen wurde. Sie wurde von der Insel aus abgetrieben.«

      Blake nickte zustimmend.

      »Abgesehen davon haben wir die Kleidung der Toten dort gefunden«, fügte er McGinnis‘ Anmerkung hinzu.

      James hatte für sein Gefühl bereits genug gehört. Sofort begann es in ihm wieder zu brodeln und sein Temperament begann mit ihm durchzugehen. Für ihn war der Hinweis auf Insel, Strömung und Kleidung nicht einfach ein Fakt: für ihn kam es einer Anschuldigung gleich – nein, vielmehr einer direkten Anklage.

      »Das mag ja alles stimmen, aber wenn Sie auch nur einen Augenblick glauben, wir wären das gewesen, dann haben Sie nicht mehr alle Latten am Zaun!«, stieß er wütend aus.

      Die beiden begleitenden Constabler hatte ihre Mühe den jungen Choleriker festzuhalten. Es machte jeden Anschein, als wolle er Blake und McGinnis an den Hals springen. James war außer sich.

      »Merkt ihr gar nicht, wie die uns was anhängen wollen!?«, schrie er. »Ist ja auch so einfach! Man schnappt sich irgendwen, beschuldigt, untermauert mit an den Haaren herbeigezogenen Indizien und gut ist. Fall abgeschlossen. Man henkt zwar die Falschen und lässt den wahren Killer laufen, … aber egal! Hauptsache man bekommt eine gute Presse!« Giftig sah er Blake an. »Die ist ja letztens nicht gerade gut ausgefallen, Chief Inspector, oder? Wie war das denn in Inverness? Und in Sachen der Selbstmordserie waren Sie doch kurz davor zu kapitulieren! Der Fähigste scheinen Sie mir kaum zu sein!« Er redete sich immer in Rage und damit um Kopf und Kragen, und als wenn es nicht längst genug war, legte er noch nach. »Na ja, demnächst werden Sie noch Chief Superintendent. Aber nur, weil man Sie nach dem Peterprinzip wegbefördert. Dann können Sie wenigstens keinen Scheiß mehr bauen!«

      Er bekam keine Antwort, weil der Aufzug gestoppt hatte und die Tür zurückglitt. Doch Blakes spöttisches Lächeln zeigte, dass er ohnehin nicht auf die Bemerkungen des Studenten eingegangen wäre. Nur mit McGinnis‘ sonst so stoischer Ruhe war es nicht mehr ganz so weit her. Er hatte eine Hand leicht zu einer Faust geballt.

      Kalte Luft schlug ihnen entgegen, als sie in einen tristen Korridor traten, an dessen Decke einfallslos nackte Neonröhren brannten.

      Ihre Schritte auf den Bodenfliesen hallten klappernd von den weiß gestrichenen kahlen Wänden des langen Ganges zurück, während sie auf eine marineblaue Doppelschwingtür zugingen. Durch die milchigen Glasscheiben im oberen Drittel fiel ein Lichtkegel, der sich schwach auf den weißen Fliesen spiegelte. Schon hier roch es nach Reinigungs- und Desinfektionsmitteln. Ein Hinweis besagte, dass es sich um die Pathologie handelte und der Zutritt nur autorisiertem Personal erlaubt war. Einer der Constables klingelte. Gleich darauf öffnete ihnen ein Mann in weißem Kittel. Er hatte den abgestumpften, gleichgültigen Blick eines Menschen, der ständig Umgang mit dem Tod hatte.

      »Hallo, Isaac!«, begrüßte er den Blake mit Handschlag und nickte McGinnis freundlich zu. »Cyril!«

      »Guten Morgen, Gordon!«, erwiderte Blake und deutete auf die jungen Leute. »Die Dame und die beiden Herren würden gern einen Blick auf die Leiche werfen«, fügte er unterstellend hinzu und lächelte.

      »Lässt sich machen«, erwiderte der mit Gordon angesprochene Mann. »Nur herein in die gute Stube.«

      Er grinste vielsagend, trat beiseite und gab den Weg frei.

      Chuck und Silky rieben sich unwillkürlich die Nase, als sie den Raum hinter der Tür betraten, von dem einige weitere Türen abzweigten. Eine davon war geöffnet. Der dahinterliegende Bereich schien eine Art Lager zu sein. An den Wänden befanden sich bis zur Decke

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