Der Fluch von Shieldaig Castle. Thomas Riedel

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Der Fluch von Shieldaig Castle - Thomas Riedel

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Gracelynn, und als er sich schließlich in seine kleine Kammer im Obergeschoss zurückzog, kam er sich uralt vor.

      »Jetzt habe ich sie alle überlebt«, flüsterte er aufgewühlt vor sich hin. Plötzlich begann er zu zittern, und wieder liefen ihm die Tränen über das Gesicht.

      »Ich hätte sie so gern glücklich gesehen«, murmelte er leise. Sie hätte heiraten müssen. An Freiern hat es ihr wahrhaftig nicht gefehlt, aber sie wollte ja keinen Mann mehr sehen, nachdem ihr Auserwählter bei einem Pferderennen ums Leben gekommen war. Sie hatte sich vollkommen zurückgezogen. »Es gibt kein Glück auf der Burg«, hauchte er nun selbst entsetzt. »Jedes Glück ist hier zum Sterben verurteilt. Alle … alle sind sie gegangen … alle diejenigen, die ›Shieldaig Castle‹ liebten. Man sollte die Burg bis auf die Grundmauern abbrennen, damit der Fluch endlich ein Ende hat.« Aber George fühlte, dass es wohl keinen Menschen geben würde, der es gewagt hätte Hand an dieses herrliche Gebäude zu legen.

      »Ich müsste es schon selbst tun«, seufzte er, aber im gleichen Augenblick fühlte er, dass er doch nie dazu imstande sein würde.

      Ich gehöre zur Burg, dachte er, sie ist auch mein Schicksal geworden. Ich habe auch nicht geheiratet und bin auf der Burg geblieben, weil sie niemanden mehr loslässt.

      Er ließ sich schwer auf sein Bett fallen. Fast augenblicklich überwältigte ihn der Schlaf, aber auch dann erschienen ihm die alten Bilder, die ihn nicht losließen. Im Traum stritt er sich mit seinem ersten Herrn und weinte mit Scarletts Vater über den Verlust dessen Frau. Er bemutterte die kleine Scarlett und merkte mehr und mehr, wie sehr er an diesem sanften und zarten Mädchen hing – wie sehr er sie liebte. Noch einmal durchlitt er ihren Schmerz, als sie von ihrem Auserwählten auf so grausame Weise getrennt wurde – und noch einmal durchlebte er die Schrecksekunde des Gewitters, dass ihm seine über alles geliebte Herrin genommen hatte.

      »Nein! Oh, Gott, nein!«, schrie er gellend und richtete sich dabei steil im Bett auf.

      Es war Nacht um ihn. Er zitterte wie Espenlaub, tastete nach den Streichhölzern auf dem Nachtisch und atmete auf, als das Kerzenlicht aufflackerte.

      Mühsam brachte er seine Beine aus dem Bett und suchte nach einem Tuch, um sich das schweißnasse Gesicht abzuwischen. Noch nie in seinem Leben hatte er ein Schlafpulver eingenommen, aber jetzt tat er es. Er wollte den grausamen Träumen entfliehen. Er musste es einfach, weil er fühlte, dass er die Ruhe nötig hatte.

      Kraftlos ließ er sich auf die Kissen zurückfallen. Schon bald hielt ihn Morpheus in seinen Armen, ruhig und fest.

      Als George am nächsten Morgen erwachte, strahlte die Sonne bereits vom Himmel herab. Es war ein zauberhafter Junitag. Die Vögel zwitscherten fröhlich, und der Gärtner hatte bereits mit seiner Arbeit begonnen.

      Alles schien seinen gewohnten Gang zu gehen und eigentlich deutete nichts mehr darauf hin, dass ›Shieldaig Castle‹ nun ohne Herrin war. Nur die schwarze Fahne auf dem Turm zeigte an, dass die Sanduhr eines Menschenlebens abgelaufen war.

      Der Tag begann – und damit seine Pflichten – die eines alten Dieners.

      ***

      Kapitel 2

      »Liebst du ihn nun … oder liebst du ihn nicht?«, fragte Ella McKnee ihre Schwester ganz aufgeregt. »Nun sag schon, Morgan.«

      Ella hatte helles, fast weißblondes Haar. Sie war gerade dreiundzwanzig Jahre alt geworden. Das Leben schien so überaus einfach für sie zu sein, dass sie jedem neuen Morgen entgegenträllerte.

      Ihre Schwester dagegen war ganz anders. Morgan hatte langes, dunkles Haar. Auch ihre Augen waren von einem dunklen Braun. Ihr Gesicht war sehr schmal geschnitten, ihre ganze Figur war im Gegensatz zu Ella, die eher rund und etwas mollig war, recht zierlich.

      »Natürlich liebe ich ihn. Du weißt es doch«, erwiderte sie lachend. »Wir haben es ja schon unzählige Male darüber gesprochen.«

      »Trotzdem scheinst du dir nicht sicher zu sein«, gab Ella zurück.

      »Nicht sicher? Zweifelst du an meinen Gefühlen für Ryan O’Connor?«

      Ella blickte ihre Schwester entwaffnend an.

      »Ich glaube es dir ja, wenn du es sagst … aber ich frage mich, warum du dann nichts unternimmst?«

      »Was soll ich denn tun? Soll ich ihm etwa um den Hals fallen? Du weißt genau, dass es sich für ein Mädchen nicht schickt. Ich möchte nicht, dass er schlecht über mich denkt.«

      Morgan McKnee war nur ein Jahr älter als ihre Schwester. Sie stemmte die Hände in die Hüften.

      »Wenn ich so hübsch wäre wie du …«, antwortete Ella mit einem frechen Grinsen, »ich würde es genau wissen.«

      »Ach, Ella, rede doch keinen Unsinn. Ich kann nicht einfach auf Ryan zugehen und ihm sagen: ›Ich liebe dich, nun nimm mich endlich in deine Arme und küsse mich‹.«

      »Wie lange kennt ihr euch eigentlich?«

      »Na, … ich kenne ihn jetzt …«

      »Nein, nein! Du weißt ganz genau, was ich meine«, unterbrach Ella ihre Schwester. »Ich meine eure abendlichen Spaziergänge. Wie lange macht ihr die schon?«

      »Ungefähr sechs Monate.«

      »Meine Güte«, entfuhr es Ella erstaunt. Mit hochgezogenen Augenbrauen sah sie Morgan durchdringend an. »Und in all der Zeit hat er tatsächlich den Anstand gewahrt und es nicht gewagt dich zu küssen?«

      »Nein«, gestand Morgan kleinlaut. »Ryan ist ein wahrer Gentleman.«

      »Und du tust nichts dazu? Gar nichts?«

      »Wir sind wieder einmal am Anfang des Gesprächs, Ella. Wir drehen uns im Kreis«, mahnte Morgan. »Du weißt es doch selbst, dass es mir der Anstand verbietet den ersten Schritt zu machen.«

      »Lächelst du ihm denn nicht manchmal aufmunternd zu?« Ella ließ nicht locker.

      »Ich bin so befangen, wenn er nur meine Hand ergreift«, entgegnete und senkte den Blick.

      »Aber warum denn?«

      »Ich weiß es nicht«, seufzte Morgan und ließ die Schultern sinken. »Ich weiß überhaupt nichts.«

      »Soll ich mal ein bisschen Cupido spielen? So per Zufall?«, bot sich Ella an. Ihre kleinen Grübchen in den Wangen wirkten fröhlich, und ihre dunklen Augen funkelten unternehmungslustig.

      »Untersteh dich«, winkte Morgan lachend ab. »Ich glaube, dann würde er mir niemals seine Liebe gestehen.«

      »Wie du meinst«, zog sich Ella zurück. »Was du überhaupt an einem so schüchternen Mann findest, verstehe ich nicht … außerdem ist er Schulmeister.«

      »Oh, bitte, Ella«, bat Morgan leise, »nenne ihn nicht Schulmeister. Er ist Lehrer … zugegeben, aber er ist dennoch der beste Mann der Welt. Ich liebe ihn ja gerade, weil er nicht so aufdringlich ist wie all die anderen Gentleman.«

      »Dann wirst du dich eben mit seiner Schüchternheit abfinden und abwarten müssen, bis er endlich …«

      »Ella«,

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