Der Fluch von Shieldaig Castle. Thomas Riedel

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Der Fluch von Shieldaig Castle - Thomas Riedel

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      »Das wollte ich damit zum Ausdruck bringen, Morgan … seit wir hier wohnen. Meine Mutter ist auf Hilfe angewiesen. Ich kann sie nicht verlassen.«

      »Ryan«, unterbrach Morgan schnell. »Ich werde deine Mutter bestimmt mögen. Ich liebe dich, und sie hat dir das Leben geschenkt. Wenn sie nicht wäre, würde es dich nicht geben, und du bist der Inhalt meines Lebens.«

      »So siehst du es?« Er sah sie erstaunt an.

      »Ja.«

      »Und ich hatte die Befürchtung, nein, vielmehr Angst, dass … Nun, deswegen hatte ich mich getraut …«

      »Weiß sie, dass du mich liebst?«

      »Nein.«

      »Nein?«

      »Sie ist beinahe krankhaft eifersüchtig, Morgan. Wahrscheinlich fürchtet sie den Tag, an dem ich sie verlassen könnte. So oft ich ihr auch gesagt habe, dass das nicht passieren wird, … sie glaubt es mir wohl trotzdem nicht. Sie fürchtet die Frau, der ich meine Liebe schenken könnte.«

      »Aber sie braucht mich doch nicht zu fürchten«, begehrte sie lächelnd auf.

      »Nein. Ich weiß das. Du bist sanft und wunderbar.«

      Wieder gaben sie sich einen Kuss, und für ein paar Augenblicke vergaßen sie die dunkle Wolke, die über ihrer Liebe schwebte.

      »Willst du mich heiraten, Morgan«, fragte er sie unvermittelt.

      »Ja, Ryan, … ja«, hauchte sie.

      »Wirst du auch zu meiner Mutter gut sein können? Sie ist manchmal recht launisch … Aber sie hat eine Pflegerin, die regelmäßig zu ihr kommt, du wirst dich nicht mit ihr zu unterhalten brauchen, wenn du es nicht magst.«

      »Du machst dir ganz unnötige Gedanken, Ryan. Ich werde natürlich so viel wie möglich mit ihr reden, wenn du fort bist, und dann können wir alle drei ein wunderbares Leben haben, nicht wahr?«

      Ryan versank in brütendes Schweigen.

      »Was hast du?«, forschte sie.

      »Manchmal glaube ich, … meine Mutter will nicht, dass ich heirate. Schon einmal, ehe wir hierherzogen, hat sie ein Mädchen fortgejagt. Damals, … es liegt viele Jahre zurück, … damals hatte ich mich verliebt. Ich stellte sie meiner Mutter vor, aber sie brachte es binnen einer Stunde fertig, dass sie weinend aus dem Haus lief.«

      »Aber was sollte sie gegen eine Ehe haben? Ich verstehe das nicht.«

      »Sie fürchtet die Einsamkeit«, erklärte er. »Ich kann sie ja auch verstehen, aber ich will doch auch mein eigenes Leben haben. Ich liebe sie, … aber ich liebe dich ebenfalls. Ja, ich liebe dich sogar mehr, wenn man die Liebe zwischen einer Frau und einer Mutter überhaupt bemessen kann.«

      Morgan legte ihren Kopf an seine Schulter und genoss das zärtliche Streicheln seiner Hände.

      »Mich wird sie ganz bestimmt nicht fortjagen können«, flüsterte sie, »denn ich liebe wirklich.«

      »Ich muss mir das alles von der Seele reden, Morgan«, erklärte er. »Ich habe nachts Angstvorstellungen, sie könnte dich quälen. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Habe ich überhaupt ein Recht, eine Frau an mich zu binden? Muss ich nicht viel mehr auf das Unglück meiner Mutter Rücksicht nehmen und für sie dasein?«

      »Nein, das musst du nicht«, antwortete sie entschieden, ergriff seine Hand und drückte viele kleine Küsse darauf. »Bitte quäle dich nicht dauernd mit diesen Fragen. Ich werde deine Mutter ganz sicher mögen, aber bitte, … bitte, lass uns glücklich werden.«

      »Würde es dich nicht belasten, mit einer behinderten Frau in einem Haus zu wohnen?«

      »Wenn es sich um deine Mutter handelt, natürlich nicht. Wie … kam es zu dieser Behinderung?«

      »Wir wurden alle durch einen Hausbrand verschüttet. Meinen Vater hat man auch noch zu retten versucht. Aber niemand schaffte es, bis zu ihm vorzudringen. Es war einfach unmöglich. Ein Deckenbalken hatte ihn … Es brannte immer noch lichterloh …« Er stockte und setzte neu an. »… und meine Mutter … ihre Hände …«

      »Du musst es nicht aussprechen. Ich verstehe auch so«, unterbrach sie ihn leise, zog seinen Kopf zu sich herab und küsste ihn heiß auf den Mund. Sie war es, die in diesem Moment Liebe und Zärtlichkeit verströmte, bis Ryan sich wieder gefangen hatte und sie fest in die Arme nahm.

      »Willst du sie wirklich kennenlernen, Morgan?«

      »Ja.«

      »Noch heute?«

      »Warum nicht? Ja.«

      »Dann komm.«

      *

      Ryan O’Connor war aufgesprungen. Er zog sie noch einmal kraftvoll in seine Arme und noch einmal bedeckte er ihren Mund mit einem leidenschaftlichen Kuss. Dann hakte er ihren Arm ein und schweigend gingen sie in die anbrechende Nacht.

      Vor einem kleinen Haus blieben sie stehen. Morgan wusste, dass Ryan hier seine Wohnung hatte, aber sie hatte das Haus noch nie betreten und war ganz überrascht, als sie in die Diele kam. Die vornehme Eleganz der Einrichtung, die sie vorfand, hatte sie nicht erwartet.

      Ryan hatte sie nicht aus den Augen gelassen.

      »Meine Mutter beerbte ihren Bruder. Er war im In- und Export-Geschäft und sehr vermögend«, beantwortete er ihre unausgesprochene Frage.

      Sie nickte verstehend.

      Als sie vor Ryans Mutter stand, zitterte sie ein wenig und ihr Herz schlug stürmisch, denn zwei eisgraue Augen sahen sie abwehrend und kalt an.

      »Das Morgan McKnee«, sagte er und strahlte dabei eine seltsame Ruhe aus. »Sie wird meine Frau werden, Mutter.«

      Morgen konnte deutlich das Erschrecken auf ihrem Antlitz sehen. Ihr Gesicht wurde blass, und die schweren Augenlider schlossen sich für einen Augenblick. Dann aber zeigte sie ein frostiges Lächeln.

      »Seien Sie willkommen, liebes Kind. Leider kann ich Ihnen nicht die Hand reichen. Ryan wird Ihnen von meinem Umglück berichtet haben?«

      »Ja.«

      Unwillkürlich musste Morgan auf die Hände blicken, die Ryans Mutter in ein Umschlagtuch gewickelt hatte.

      Die Dorfschwester, eine ältere, dickliche Frau, ging leise hinaus. Sie fühlte, dass sie jetzt nicht gebraucht wurde und fehl am Platz war.

      Für Morgan verging die nächste Stunde wie im Flug. Rachel O’Connor konnte angeregt erzählen. Sie machte sogar einen kleinen Scherz – und doch fühlte sich Morgan unter den eisgrauen Augen der Frau recht unbehaglich.

      Sie atmete auf, als sie sich verabschieden konnte. Zärtlich schmiegte sie sich in Ryans Arm.

      »Wie findest du sie?«, fragte er leise.

      »Ich bewundere sie. Sie trägt ihr Unglück mit Würde.«

      »Würdest

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