Jeremy. Harald Winter

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Jeremy - Harald Winter

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Arbeitszimmer verriet ihm nicht, was er als nächstes tun sollte. Das hier war kein Märchen. In seinem Kopf war eine seltsame Leere. Das Telefon auf dem Schreibtisch läutete. Langsam griff er danach. Seine Hand schwebte einige Zeit reglos darüber, bis er mit einer ruckartigen Bewegung den Hörer von der Gabel riss. „Jerry? Verdammt Jerry sag doch was!“. Franks Stimme klang übermäßig laut und ziemlich nervös. „Was?“ sagte er nur. Sein Interesse an Unterhaltungen hatte im selben Maße abgenommen, wie das Gefühl der menschlichen Rasse anzugehören. „Gleich wirst du mich für verrückt erklären, aber ich muss dir erzählen was ich eben gesehen habe. Verdammt. Ich bin mir eigentlich gar nicht sicher was da passiert ist. Vielleicht... vielleicht bin ich einfach nur übergeschnappt und habe mir alles nur eingebildet.“ Jeremy hörte Schluckgeräusche und schloss daraus, dass Frank einem alten Freund zusprach. Er hatte schon immer versucht allen Problemen mit Whiskey zu Leibe zu rücken. Aber das bedeutete auch, dass Frank etwas wirklich Verstörendes erlebt haben musste. Diese Unterhaltung konnte vielleicht doch noch von Nutzen sein dachte Jeremy. „Komm zur Sache Frank“ sagte er. Am anderen Ende der Leitung kollidierte Glas klirrend mit einer harten Oberfläche. „Ich habe deine Frau gesehen“. Diese Worte hallten in Jeremys Kopf wieder. Es dauerte eine gewisse Zeit, bis er begriff was Frank gesagt hatte. Die Welt um ihn herum schien ihre Farbe zu verlieren und verwandelte sich in etwas das wie ein altes Schwarzweißfoto aussah. Immer wieder dröhnte der eine Satz in seinen Ohren. “Ich habe deine Frau gesehen.” Noch vor ein paar Wochen hätte er Frank angebrüllt. Ihm gesagt er solle verdammt nochmal nüchtern werden und die dummen Scherze lassen. Vielleicht hätte er ihm auch geraten einen Psychologen anzurufen. Dann wäre er wahrscheinlich unter der Last der Erinnerung zusammengebrochen. Heute war das anders. Er wusste, dass Frank die Wahrheit sagte. Er konnte in Franks Gedanken lesen. Und er spürte, dass sie wieder da war. Er hatte das Gefühl, das bereits seit einigen Stunden wie ein lästiger Besucher an die Tür seines Bewusstseins klopfte, im selben Moment verstanden als die Tatsache ausgesprochen worden war. Maria war … nicht tot. Nicht mehr. Irgendetwas geschah in seinem Kopf. Nach Marias Tod war etwas eingeschlossen worden. Nun wurde es wieder freigelassen. Ein Teil von Jeremy, von dem er nicht gewusst hatte, dass er nicht mehr da war kehrte zurück in die Welt. Jeremy spürte eine Veränderung. Nur eine Kleinigkeit. Er verstand nicht, was es war, das sich geändert hatte. Noch nicht. „… nicht glauben. Da war noch ein seltsamer Kerl“. Franks Worte, die aus dem Hörer drangen wurden wieder klar. „Frank. Frank. Wen hast du gesehen? Was hat er gesagt“ stieß er hervor. „Was? Jerry? Verdammte Scheiße. Bist du wieder da?“. Franks Erleichterung, vom Alkohol verstärkt, war kaum zu überhören. „Ein Teil von mir weilt wieder unter den Lebenden. Ja. Aber nun sag mir endlich, wen du gesehen hast!“. Die letzten Worte hatte Jeremy geschrien. Frank atmete einige Male tief durch. „Ich soll dir Grüße von Alexis bestellen hat der Typ gesagt“. Die Welt vor Jerrys Augen färbte sich rot. Der Hörer entglitt seinen Fingern und schlug auf dem Tisch auf. Auf Franks Armen bildete sich eine Gänsehaut, als die Worte die Jeremy geflüstert hatte sein Ohr erreichten. „Ich werde dich töten Alexis Sedros. Ich werde kommen.“ „Jerry? Jeremy?“ Frank wartete auf eine Antwort. Als er hören konnte, dass eine Tür ins Schloss fiel wusste er, dass er keine mehr erhalten würde. Langsam ließ er den Hörer sinken. Die halb leere Flasche neben dem Telefon schien ihn höhnisch anzugrinsen.

      Jeremys Finger gruben sich in die Tischplatte. Das Holz splitterte. Es gab keinen Grund an Franks Worten zu zweifeln. Maria war zurückgekehrt. Sie war kein Mensch mehr, aber sie existierte. Sedros musste davon gewusst haben. Er hasste den Gedanken, dass ihr zweites Leben mit den Idealen eines Wahnsinnigen begann. Würde er ihr etwas antun oder sie zu einem seiner Anhänger machen? Es gab auch noch eine andere Möglichkeit, aber an die wollte er nicht mal denken. Er sah in den Spiegel. Das Gesicht das ihm entgegen starrte hatte sich verändert. Etwas von der ausdruckslosen Leere war verschwunden. Scheinbar war die Wut nicht mehr der bestimmende Faktor seiner Existenz. Gefühle begannen seinem Hass Gestalt zu verleihen wie ein Bildhauer einem marmornen Block. Der innere Drang nach Rache, der ihn antrieb gewann eine völlig neue Qualität. Er konnte sich kaum noch konzentrieren, aber er musste sich unter Kontrolle bringen, wenn er keine Fehler machen wollte. Der blinde Hass und die Sehnsucht nach Maria machten ihn verwundbar. Frank! Frank musste ihm helfen. Er brauchte Informationen über Sedros. Irgendetwas. Er schloss die Augen und öffnete sie vor Holdens Haus. Er hatte Frank den Anblick seines plötzlichen Auftauchens ersparen wollen, um ihn davon abzuhalten zur Flasche zu greifen. Schnell überwand er die Stufen, die ihn vom Vordereingang trennten. Er klopfte. Etwas klirrte. Kurz darauf wurde die Tür geöffnet. Franks Wangen waren gerötet. „Hi Jerry“ murmelte er und trat schwankend einen Schritt zurück. In der rechten Hand hielt er eine Flasche. Die Flüssigkeit darin war zur Hälfte verschwunden. War wahrscheinlich nicht die Erste. Deine Vorsicht hättest du dir sparen können sagte eine Stimme in seinem Kopf. Jeremy trat mit einer schnellen Bewegung ins Haus, schloss die Tür hinter sich und schlug seinem Freund die Flasche aus der Hand. Glassplitter sprangen über die Fliesen. „Hör verdammt nochmal auf zu trinken. Ich brauche den Rest deines Gehirns, den du noch nicht in Whiskey ersäuft hast“. Er stieß Frank in Richtung Küche und drückte ihn dort unsanft auf einen Stuhl. Frank rieb sich die geröteten Augen. Unsicher griff er nach einer Kanne und goss den Kaffee darin in eine nicht mehr ganz saubere Tasse, „Ich bin nicht verrückt. Ich bin doch nicht verrückt, oder?“ sagte er. Jeremy ließ sich rittlings auf dem Stuhl neben dem Freund nieder. „Nein. Ich denke nicht. Noch nicht. Aber selbst wenn du es wärst würde mich das im Moment kaum interessieren.“ Jeremy griff nach Franks Schulter und zwang ihn, ihm ins Gesicht zu sehen. “Hast du sie... hast du Maria wirklich gesehen? Wie hat sie... Was...”. Jeremy schluckte trocken. Frank senkte den Blick. Er konnte Jeremy einfach nicht in die Augen sehen. “Ja” flüsterte er mit heiserer Stimme. Er fühlte sich plötzlich unangenehm nüchtern. “Sie war da. Sie hat... sie hat mit mir gesprochen. Und da war dieser Kerl. Dieser dunkelhaarige Typ. Hat mir gedroht mich umzubringen, wenn ich jemandem etwas erzähle.” Jeremys Gesicht näherte sich dem von Frank bis auf wenige Zentimeter. “Ein großer, schlanker Südländer? Ein Grieche vielleicht?” Frank lehnte sich so weit zurück wie er konnte. Die glühenden Augen die ihn beinahe gierig anstarrten machten ihm Angst. Sie erinnerten ihn an die Geschichten, die man als Kind über den Teufel hörte. “Keine Ahnung, ob es ein Grieche war. Es war dunkel. Aber groß war der Typ. Und ziemlich arrogant.” Jeremy ließ sich zurücksinken. “Sedros” sagte er. „Ich will alles über Alexis Sedros wissen, was in den Datenbanken der Polizei steckt, Und diesmal …“. Frank schüttelte Jeremys Hand ab und massierte sich die Schulter. „Ich hab bereits nachgesehen. Hab auch von hier aus Zugang. Erzähl das nicht rum. Wenn du absolut nichts über den Kerl weißt, dann weißt du genau so viel wie die Datenbanken.“ „Was soll das bedeuten?“ Jeremys Unruhe steigerte sich. „Soll heißen, dass es eine Menge Leute mit diesem Namen in den Staaten gibt. Die, die schon mal auffällig waren habe ich überprüft. Ich hab den Kerl nur kurz im Halbdunkel gesehen, aber ich bin mir trotzdem sicher, dass er nicht darunter ist. „Scheiße!“. Natürlich hatte die Polizei nichts über den Griechen in den Aufzeichnungen. Immerhin galt er seit einer Ewigkeit als tot. Außerdem wäre er sicher nicht dumm genug gewesen, seine Identität so einfach preiszugeben. Jeremy sprang auf und warf dabei beinahe den Tisch um. Denk an die anderen. Für einen Moment war Jeremy verwirrt. Dann begriff er, was die Stimme in seinem Kopf ihm sagen wollte. „Beaver. Ja das ist es!“ sagte er. Erneut wurde Frank Zeuge von etwas Seltsamem, das ihn an seinem Verstand zweifeln ließ. Jeremys Gestalt schien zu verschwimmen, weil er sich schneller bewegte als es möglich sein durfte. Musste am Alkohol liegen. Frank griff nach der Tasse und nahm einen Schluck. Vielleicht machte ihn das Koffein wieder etwas klarer im Kopf. Eines war jedenfalls sicher - Jeremy war nicht mehr da. “Du hättest dich wenigstens verabschieden können” murmelte Beaver und stand ächzend auf. Schwerfällig tappte er ins Wohnzimmer hinüber und ließ sich in seinen Stuhl sinken. Sekundenlang tastete seine Hand ins Leere, bis sie die Flasche fand, die neben ihm auf dem Boden stand. Frank öffnete den Verschluss und trank einen großen Schluck. Sofort entspannte er sich und begann nachzudenken. War Beaver nicht der Beamte vom FBI, der ihm bereits mehrmals während der Ermittlungen auf die Nerven gefallen war? Er nahm noch einen Schluck, um seiner Erinnerung auf die Sprünge zu helfen. Und dann noch einen. Schließlich versank er in wohligem Vergessen.

      Flackerndes Blaulicht spiegelte

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