Der Bergpfarrer Staffel 8 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 8 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Staffel

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Sie schaute auf die Fotos, betrachtete den alten Schrank, die Schnitzereien an der Treppe. Dann stand sie auf und ging in die Wohnstube. Das Ticken der alten Uhr an der Wand war das einzige Geräusch. Angela trat an das Fenster und schaute hinaus. Draußen legte sich langsam Dunkelheit über den Hof. Sie ging gedankenverloren durch das Zimmer, strich mit den Händen über die Polster der Sessel, öffnete den Schrank und schloß ihn wieder.

      Dann fiel ihr der Packen Briefe ein, die der Großvater an ihre Mutter geschrieben und ungeöffnet zurückbekommen hatte. Sie lagen in ihrer Kammer. Angela lief die Treppe hinauf, fand den Stapel und setzte sich damit auf das Bett, das sie am Nachmittag, mit Florians Hilfe, überzogen hatte.

      Lange betrachtete sie die Umschläge.

      Hatte sie das Recht, sie zu öffnen und zu lesen? Oder sollte sie nicht besser die Vergangenheit ruhen lassen?

      Geraume Zeit überlegte die junge Frau, dann entschied sie, den Inhalt verschlossen zu lassen. Was immer der Großvater geschrieben hatte, es war nicht für sie, sondern für ihre Mutter bestimmt gewesen.

      Angela ging an den Kleiderschrank und legte die Briefe in eines der Fächer. Als sie sich herumdrehte und auf den Wecker blickte, erschrak sie. Es war schon viel später, als sie geglaubt hatte.

      Schnell ging sie in das Badezimmer und als sie kurz darauf in ihrem Bett lag und das Licht löschte, da verspürte sie zum ersten Mal das Gefühl, wirklich zu Hause zu sein. Nur eine Frage stellte sich ihr.

      Was würde ihr die Zukunft bringen? Würde sie den Anforderungen, die das Leben auf einem Bauernhof mitbrachten, gewachsen sein? Und dann merkte Angela Hofmeister, daß sie viel mehr Angst vor der Zukunft hatte, als sie sich bisher eingestehen wollte.

      *

      Als der Wecker klingelte, schreck­te Angela hoch und wußte im ersten Moment gar nicht, wo sie sich überhaupt befand. Im Zimmer war es dunkel. Sie schaltete das Licht der Nachttischlampe ein und nahm den Wecker in die Hand. Verschlafen schaute sie darauf, die Zeiger und Ziffern verschwammen vor ihren müden Augen, und Angela mußte sich erst einmal einen Ruck geben und sich zwingen, sie weit zu öffnen.

      Halb fünf – sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal so früh aufgestanden war. Dann hörte sie von draußen Geräusche und spähte durch die Vorhänge des Fensters. In den Ställen brannte Licht. Offenbar war Florian schon bei der Arbeit.

      Schnell sprang sie aus dem Bett und eilte ins Badezimmer. Zurück in ihrer Kammer überlegte Angela, was sie eigentlich anziehen sollte. Die Sachen, die sie während der Arbeit im Kaufhaus getragen hatte, eigneten sich wohl kaum für den Stall. Sie suchte eine Jeans heraus, die sie eigentlich schon in die Altkleidersammlung hatte geben wollen, und einen Pullover. Hastig fuhr sie sich noch einmal durch das Haar und lief die Treppe hinunter. Vor der Haustür standen die Gummistiefel, die der Knecht gestern für sie herausgesucht hatte, bevor sie ihren Rundgang gemacht hatten. Angela schlüpfte hinein und lief zum Schweinestall hinüber. Florian war bereits mit dem Ausmisten beschäftigt.

      »Guten Morgen«, rief Angela durch den Lärm, den die Tiere veranstalteten.

      Florian hatte die letzte Schaufel Mist auf eine Karre geworfen und schickte sich an, sie nach draußen zu fahren.

      »Guten Morgen«, nickte er zurück. »Haben S’ gut geschlafen?«

      »Viel zu lang’, fürcht’ ich. Die meiste Arbeit ist ja schon gemacht.«

      Der Bursche schmunzelte.

      »Beim Melken können S’ helfen«, meinte er.

      Die Arbeit am Melkstand ging Hand in Hand. Angela schob die Schläuche auf die Euter der Kühe, während Florian die vollen Kannen nach vorne, auf den Rollwagen, stellte.

      Als die letzte Kuh gemolken war, fuhren sie den Wagen mit den Milchkannen an die Straße. Dann wurden die Tiere gefüttert.

      »Was geschieht jetzt?« erkundigte sich die Bäuerin.

      Florian drückte ihr einen Korb in die Hand.

      »Jetzt können S’ nachschauen, ob die Hühner fleißig gelegt haben«, sagte er. »Ich kümmer’ mich derweil um das Frühstück.«

      Hühner kannte Angela bisher nur aus der Kühltruhe im Supermarkt. Mit gemischten Gefühlen öffnete sie die Tür zum Hühnerhof und betrat den Stall, in dem es recht dunkel war. Die Gelege befanden sich an der langen Wand, immer zwei Fächer, ausgepolstert mit Stroh, übereinander. Vorsichtig tastete ihre Hand nach den Eiern. Angela war froh, als sie den Stall wieder verlassen konnte. An diese Arbeit würde sie sich erst noch gewöhnen müssen.

      Als sie die Küche betrat, duftete es nach frischem Kaffee und brutzelndem Speck. Florian hatte den Tisch gedeckt und nahm ihr den Korb ab.

      »Sind schon fleißig, die Viecher«, meinte er gutgelaunt und schlug vier Eier in die Pfanne, zu dem bratenden Speck.

      Auf dem Tisch standen Butter, Wurst und Käse. Dazu gab es Brot, Milch und Marmelade. Der Knecht ließ die Spiegeleier auf einen großen Teller gleiten und stellte ihn dazu. Dann holte er den Kaffee und schenkte ein.

      »So, guten Appetit«, wünschte er und nahm selber Platz.

      »Sagen S’, Florian«, meinte Angela, während sie eine Brotscheibe mit Butter bestrich, »warum gibt’s eigentlich keinen Hund auf dem Ahringerhof?«

      Der Bursche zuckte die Schultern.

      »Es gab einen«, antwortete er. »Bis vor zwei Jahren, da lebte der Hasso noch. Als er dann eingeschläfert werden mußte, da wollt’ der Bauer keinen neuen anschaffen. Warum fragen S’? Hätten S’ gern einen?«

      »Ja. Warum net?«

      Florian nickte.

      »Stimmt schon. Warum net«, sagte er. »Da fällt mir übrigens ein, die Frau Dr. Wiesinger kommt am Nachmittag herauf, wegen der Lisa.«

      »Das ist die Kuh, die von den anderen abgesondert im Stall untergebracht ist, net wahr?«

      »Ja. Es wird net mehr lang dauern, bis sie ihr Kalb auf die Welt bringt. Fragen S’ die Frau Doktor doch mal, ob sie net weiß, wo ein Hund abzugeben ist.«

      »Eine gute Idee«, erwiderte Angela.

      Einen Hund hatte sie sich schon als kleines Madl gewünscht. Aber es hatte nie sein sollen. Mal war das Geld zu knapp, dann fehlte der Platz, und zuletzt, in Nürnberg, da ging es nicht, weil ihre Arbeitszeiten es nicht zuließen, einen Hund zu halten, und der Frau Wirtmeyer wollte sie es nicht zumuten, auf ein Tier aufzupassen.

      Jetzt sah Angela kein Hindernis mehr. Hier gab es Platz genug, und zu einem richtigen Bauernhof ge­hörte nun mal ein Hund!

      Nach dem Frühstück kam die junge Bäuerin sich dann recht einsam vor. Florian war in den Bergwald hinaufgefahren, um den Windbruch zu holen, und sonst gab es nicht viel, was Angela noch hätte tun können. Nachdem sie eine Weile unschlüssig herumgesessen hatte, beschloß sie, das ganze Haus auf den Kopf zu stellen. Gestern war ihr aufgefallen, daß es viele Dinge gab, die alt und unnütz waren. Bettwäsche gehörte dazu, ebenso Geschirr, bei dem Henkel, Ecken und Kanten abgebrochen waren und zerschlissene Gardinen und Vorhänge, die auf dem Dachboden in einem alten Koffer lagerten, und die bisher niemand, aus welchen Gründen auch immer, fortgeworfen hatte.

      Angela

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