Peter Rosegger: Romane, Erzählungen & Gedichte (Über 570 Titel in einem Band). Peter Rosegger

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Peter Rosegger: Romane, Erzählungen & Gedichte (Über 570 Titel in einem Band) - Peter  Rosegger

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mit feuchten Augen.

      »Ja, und jetzt muß ich dir was sagen,« fuhr sie fort, »ich tät' am nächsten Sonntag soviel gern nach Rattenstein hinaushumpeln, ich weiß ja schon völlig nimmer, wie eine Kirchen ausschaut. Schau, Peter, 's könnt bei mir auf einmal zum Sterben sein.«

      »Dasselb' ist wohl richtig«, antwortete der Mann gedrückt und legte die Hand ans Kinn.

      »Und zuletzt wär' gar vom Gabriel ein Brief beim Postmeister!«

      »Wenn ich bei der Arbeit bin,« sagte der Peter, »oder wenn ich allein wo geh und steh, so bet' ich halt gern für unsere Kinder. Geh, Klara, magst mir heut' nicht das Lied vom armen Dienstmägdlein singen?«

      Das Weib schmunzelte ein wenig hinter dem Tücherwall. Singen, das war ihr Lebtag was für sie gewesen, und wenn sie überlaut auch sagte, sie könne gar nicht mehr, ihre Kehle sei so rauh wie ein alter Lodensack, so war es ihr doch heimlich recht, wenn jemand sie bat um ein Lied. – Der Peter war ihr ja einst, als sie Ziegen hütete, im Walde nachgegangen, ihres Singens wegen, hatte sie kennengelernt und hatte sie hierauf geheiratet.

      Darum war ihm ihr Gesang immer noch lieb zu hören.

      Klara hüstelte nun ein paarmal, um die Kehle zu glätten, dann schlug sie ein klein wenig die Tücher auseinander und begann leise – halb singend, halb sagend – Peters Lieblingslied:

      Es war ein armes Dienstmägdeleln,

       Gar keusch und rein im Leben?

       Das ging wohl alle Tag in Wald:

       Da fand es eine Bildnuß bald,

       Die tat es wunderschön zieren.

      Die Bildnuß war alle verwischt und wild.

       Die Bildnuß war kaum zu bekleiden,

       All' Tag mit ein frischen Blümelein,

       Wie's stunden auf der Heiden –

      Hier wurde die Sängerin unterbrochen.

      »Peter!« rief eine derbe Stimme vom Hause her, »wo hat dich denn der Geier wieder, du Dalkerd!«

      »Der Bauer,« sagte der Peter, »jetzt muß ich gleich zum Haus hinablaufen, 's wird ein' Arbeit für mich sein. Hatsch schön stad nach.«

      Und als er zum Hause kam, fluchte der Hahnenkamp, und der Zapfenwirt, der neben ihm stand und mit seinen triefenden Augen blinzelte, sagte höhnische Worte, die dem Peter weh taten.

      »Mein Davidl läßt dich grüßen, Dalkerd,« sagte der Zapfenwirt, »er wär' sonst mitkommen und hätt' dir sein Kompliment gemacht, daß du's so weit bracht hast, aber 's könnt' der Kettenhund toll werden, oder du hättest ihm gar wieder ein Fangeisen gelegt. Ja, ja, Dalkerd, die Welt ist kugelrund!«

      »Laßt mich in Ruh!« entgegnete der Peter kleinlaut, »ich und mein Weib haben Euch nichts in den Weg gelegt und meine Kinder wohl gewiß auch nichts.«

      »Kommt er gleich mit seinen Kindern und prahlt sich damit«, lachte der Zapfenwirt. »Nu, ich will dir's nur sagen, man hört saubere Sachen von deinen Kindern!«

      Da wurde der Heidepeter lebendig:

      »Was hört man von meinen Kindern? Auf der Stell', Wirt, was hört man?«

      »Geh selbst nachfragen, ich bin kein Kostenträger, ich bin der Zapfenwirt!« war die Antwort.

      »Nur peinigen wollt Ihr mich und mein Weib!« rief der Peter mit bebendem Ton.

      »Jetzt troll' dich einmal, alter Brummbär!« schrie der Hahnenkamp, »Futtermähen geh, oder sollen die Melkküh' heut' nichts fressen? Du fragst gleich nach der fetten Butter, aber sonst fragst nach nichts! Wie du dich selbst aufgefressen hast, so willst auch mich auffressen. Na – muß ich dir weiterhelfen?«

      Der Bauer drohte mit der Faust, aber der Peter blieb auf seinem Fleck stehen.

      »'s ist wohl heut' Sonntag,« sagte er endlich, »und die Sonntagsschänderei ist bei mir nie der Brauch gewesen. Hättest zum Futtermähen auch die Kuhmagd – aber ich geh und tu deinen Willen. Euch, Zapfenwirt, frag' ich noch ein andermal später, was für saubere Sachen Ihr von meinen Kindern wißt.«

      Der betagte Mann langte die Sense von der Vorwand und ging hinab auf die Wiese. Und es war doch Sonntag und Ruhetag, und die Leute vergnügten sich und sammelten Kraft für die nächstkommenden Werktage. Nur er mußte das Zugtier sein, das keine Ausnahme erfährt.

      Traurig stand er da und starrte nieder auf das grüne, frische Gras. Siehe, da saß auf einem Rispenhalm eine Heuschrecke, und die hielt ihre zwei Vorderfüße gefaltet empor gegen den hohen, blauen Himmel. – Alles hält Sonntag, selbst das Insekt im Grase feiert den Tag mit dem lieben Herrgott. –

      Aber Gehorsam und Sanftmut ist auch ein Gottesdienst – hatte Gabriel einmal aus einem Buche gelesen. Der Heidepeter dachte daran und hieb die Sense in das Gras.

      Der junge Haberturm will was

       Inhaltsverzeichnis

      Muß ein wenig zu den alten Heidepeterischen hinaufschauen, hatte sich Rudolf, der junge Haberturmknecht, gedacht. Er war heute in kleidsamer Sonntagstracht und hatte den roten Brustfleck an und den grünen Hosenträger um, und aus der inneren Tasche seiner grauen Lodenjoppe lugte nebst einem blauen Päckchen eine Klarinette hervor. Das Instrument verstand er, und an jedem Sonntag blies er darauf einen Jodler zur Ehre Gottes. Seine blonden, krausen Locken trug er hinter die Ohren gekämmt, und er hatte dadurch eigentlich eine neue Mode in die Einöde gebracht. Wie früher alle Burschen ihre Haare vorn herab über die Stirn, gar über die Augen wischten, so kämmten sie dieselben jetzt zierlich nach rückwärts und blickten aus diesem Anlasse gern in ihre Handspiegel, ob sie wohl so aussahen wie der Haberturmbursch. Dann hatten auch die Mädchen zu ihren Liebhabern gesagt: »Geh, ich will dir was anraten. Wenn du magst, so mach' ich dir einen roten Brustfleck, wie der Haberturm-Rudolf einen hat!« Aber als endlich alle Burschen ihren roten Brustfleck trugen, so sahen die Mädchen doch immer heimlich nur auf den Rudolf.

      Der war auch in allem ein anderer!

      Einmal hatte die Zapfenwirtin die Hand des Haberturm lange in der ihrigen gehalten und sie schier zärtlich gestreichelt und zuletzt dem Bauer ins Ohr gelispelt: »Glaubst, Haberturm, ich kann mir's nicht denken, wo du deinen jungen Burschen genommen hast? Oh, du bist gescheit!«

      Dem Haberturm flog eine leichte Röte über das verwitterte Antlitz.

      »Halt ja,« flüsterte die Schänkin, »so was hält man gern hinterm Zaun, aber der Zapfenwirtin macht einer keine Kohle blau. Nun, halt her dein Ohrwaschel: Dein Rudolf ist ein Grafensohn! Gelt?«

      Der Bauer tat einen Lacher.

      Und nach zwei Tagen sprach man in der ganzen Einöde davon, daß der junge Haberturm ein Grafensohn sei.

      Kurze Zeit darauf ließ der Haberturm den Rudolf zu sich in seine Stube kommen und offenbarte ihm den Entschluß, das Gut nach altem Gebrauch des Haberturmhofes einem Nachfolger zu verschreiben.

      Er

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