Peter Rosegger: Romane, Erzählungen & Gedichte (Über 570 Titel in einem Band). Peter Rosegger

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Peter Rosegger: Romane, Erzählungen & Gedichte (Über 570 Titel in einem Band) - Peter  Rosegger

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Gute Nacht, Maria!«

      Nichts auf Erden kann ein banges Herz so sehr beruhigen und trösten als ein gläubiges Gebet. Oh, schleudert den armen bedrängten Menschen nicht die Brandfackel des Zweifels in dieses Heiligtum, oder, wenn ihr es tut, so lasset ihnen in euch jene Allmacht und Liebe angedeihen, die sie von Gott und seinen Heiligen so zuversichtlich erwarten. Könnt ihr das?

      Regina verließ stets beruhigt die Kapelle und war wieder heiter und doppelt liebreich gegen ihre Eltern.

      Eines Tages im Spätherbst, als sie aus der Kapelle trat, stand Rudolf, der junge Haberturmknecht, an einem Baum und zeichnete mit einem Weidenstäbchen Dinge in den frisch gefallenen Schnee.

      Das Mädchen erschrak beinahe und sagte:

      »Willst 'leicht auch dein Abendgebet hier verrichten, Rudolf? Was schreibst denn da für Sachen in den Schnee?«

      Der junge Mann zerstörte seine Zeichnung mit einem tiefen Strich und versetzte zerstreut:

      »Nichts. Geben will ich dir was.«

      »Ja, das kann ich mir denken,« lachte Regina, »fopp' du deine Leut', wirst keinen Taglohn schuldig!«

      »Einen Gruß von deinem Bruder bring' ich dir in diesem Blümel.«

      Er hielt ihr das vertrocknete Maßlieb hin.

      »Geh, meinst, mein Bruder hätt' kein' besseren Gruß für mich wie so ein welkes Blümel da? Halt her! – Schau, lassen mag ich dir's doch nicht.«

      Der Bursche stand da und blickte auf den Schnee.

      »Willst 'leicht noch was?« fragte ihn Regina.

      Da reichte er ihr seine Hand und sagte:

      »Gute Nacht, gute Nacht, und nochmals gute Nacht!«

      Dann ging er langsam über den Wassergraben, in welchem unter der Schnee- und Eisdecke der Waldbach murmelte, und jenseits aufwärts gegen den Halberturmhof.

      Nun kam der Winter mit Massen.

      Es war noch weit vor dem Frühjahre, es war die Faschingszeit, und unten beim Zapfenwirt schlug der Rindenschlager-Lenz das Hackbrett. Wie da die Hämmerchen hüpften auf den glänzenden, zirpenden Stahlsaiten, auf und ab, hin und her, von einer zur anderen, und wie jede getroffene ein anderes Lied sang! Und was da die Leute tanzten und jauchzten; in der Stube flogen die Silbergroschen wie draußen über der Scheune die Spatzen.

      Oben im Heidehause ging es auch lebhaft zu, da eilten die Leute erregt und bewegt zur Tür aus und ein, und auch hier wurde zum Fasching ein Instrument gespielt. Nur daß dazu niemand tanzte und jauchzte, denn der Hammer, der hier spielte, schlug nicht auf klingende Saiten – er schlug auf Menschenherzen.

      Der Hammer der Versteigerung.

      Zahlreiche Gläubiger waren da und gingen im Hause umher und beguckten alles, und eine Anzahl Kleinhüttler, Köhlersleute, die sonst betteln gekommen waren, polterten in den Stuben herum und warfen hochmütige Blicke auf die Hausbewohner, die alles geschehen lassen mußten und sich nicht rühren durften. Wenn der Heidepeter was sagte, wenn er bat, ihm das oder jenes, was ihm besonders angewachsen, nicht wegzunehmen, so erhielt er keine Antwort.

      Der Hahnenkamp war auch da.

      Er trug heute einen großen, breiten Ledergurt um die Hüften, und da steckte er behäbig seine beiden Daumen hinein.

      So schritt er im Hofe langsam umher, machte die Stall- und Scheunentore auf und besah und betastete die Wände und Torstöcke und die Bedachung, ob wohl alles seinen guten Stand habe. Dabei pfiff er und pfiff höllisch falsch.

      Der Heidepeter saß neben seinem siechenden Weibe in der Stube und legte die Hand an das Kinn.

      Klara hielt die blaue Schürze vor das Gesicht.

      »Hast denn nicht besser wirtschaften können, Peter! Jetzt ist alles hin, was fangen wir an?«

      »Wenn der Bub daheim geblieben, hätten wir uns noch durchgewürgt; aber hast ihn ja selbst noch fortgeschoben mit deinen Reden, Klara. Mir darfst keine Schuld geben.«

      »So, und jetzt wälzest du noch die Schuld auf mich, auf die arme, kranke Haut, die sich nicht zu helfen weiß! Wenn mich der lieb' Herrgott nur gleich zu sich nehmen tät, das wär' das beste!«

      Sie schluchzte so heftig, daß sie kein Wort mehr hervorbrachte. Der Peter mußte sie stützen, daß sie nicht auf den Boden fiel.

      »Klara!« hauchte er ihr auf die Stirn, »tu dir's nur nicht gar so schwer legen. Sag' mir, 's wird wohl nicht unrecht sein, wenn ich dein Gebetbüchel da in den Sack steck', daß sie's nicht finden?«

      »Wo ist denn heut' die Regina?« fragte Klara endlich und trocknete sich die Augen.

      »Sie muß den Leuten das Korn vermessen und die Küh' aus dem Stalle treiben«, sagte der Peter traurig.

      Draußen in der Lauben stand ein Tisch. Da fiel nun der Hammer nieder.

      »Siebenhundert!« schrie der Amtmann.

      »Achthundert!« rief ein anderer.

      »Achthundert zum ersten.«

      »Neunhundert!«

      »Neunhundertundfünfzig!«

      »Neunhundertsechzig!«

      »Tausend!«

      »Tausend zum ersten! Tausend zum zweiten!«

      »Tausendfünfzig!«

      »Tausendundfünfzig zum ersten! Zum zweiten!«

      Es war still, die Leute hielten den Atem an.

      »Tausendundfünfzig zum zweiten!« rief der Amtmann, »gibt keiner mehr? – Tausendundfünfzig zum – dritten!«

      Der Hammer fiel auf den Tisch.

      Das Heidehaus gehörte dem Hahnenkamp.

      Jetzt entstand eine lebhafte Bewegung, und mehrere Gläubiger fluchten und schrien, sie litten keine Verkürzung, und sie ließen es auf einen Prozeß ankommen.

      Der Bader von Rattenstein trat in die Stube.

      »Heidepeter!« sagte er, »es ist schlecht ausgefallen, dein Haus mit allem, was drum und dran, ist um tausendundfünfzig Gulden abgeschlagen worden; schuldig bist aber um ein gut Stück drüber! Ich leid' keinen Schaden, Heidepeter, das sag' ich dir!«

      »Könnt's mir ja den Rock vom Leib ziehen,« sprach der Peter tonlos, »mir ist alles recht.«

      Der Arzt polterte wieder hinaus.

      Der Peter erhob sich:

      »Gleich geh ich es ihm sagen, daß er dich gesund mache«, rief er aufgeregt. »Ich hab' ihm mein halbes Haus dafür gegeben, und ich schenk' ihm's nicht. Auf der Stell' muß er dich gesund machen, Klara, oder ich geh zum Kaiser!«

      »Sei

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