Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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riß die Augen auf.

      Also doch nicht der ›Morgenstern‹, aber woher kannte Lucie diesen fabelhaft aussehenden Mann?

      »Die beiden arbeiten an derselben Schule«, erklärte der Bergpfarrer. »Und zufällig machen beide hier Urlaub.«

      Axel hatte Jenny die Hand geschüttelt, jetzt reichte er sie Lucie.

      »Guten Morgen, Frau Berg«, sagte er unsicher.

      Lucie ergriff die Hand zögernd und erwiderte murmelnd den Gruß.

      »Was hör’ ich da?« rief Sebastian kopfschüttelnd. »Herr Kremer, Frau Berg? Mag ja sein, daß ihr euch in der Schule immer noch siezt, aber jetzt seid ihr Bergkameraden, und die duzen sich nun mal.«

      Jenny ahnte inzwischen, was in der Freundin vorging. Von diesem Axel Kremer hatte sie ja schon genug erfahren und wußte, daß er, nach Lucies Worten, ein eingebildeter Kerl war. Allerdings kam sie nicht dazu, weiter darüber nachzudenken, denn der Seelsorger gab das Zeichen zum Aufbruch.

      »Wenn wir die Kandereralm bis zum Mittag erreichen wollen, dann müssen wir jetzt los«, sagte er und schritt voran.

      Axel nickte den beiden Frauen zu und folgte Pfarrer Trenker. Lucie und Jenny sahen sich kurz an, dann zuckten sie die Schultern und schlossen sich an.

      »Ist das nicht der, der immer so gemein zu dir ist?« fragte Jenny wispernd.

      Lucie nickte.

      »Aber wieso ist der eigentlich hier? Ist das wirklich nur ein Zufall?«

      Die dunkelhaarige Lehrerin antwortete nicht. Für sie war der Tag, der so schön werden sollte, schon jetzt verdorben.

      Habe ich mich also doch nicht vertan, dachte sie, während sie neben der Freundin daherschritt. Wenn ich den Kerl im Biergarten gleich richtig erkannt hätte, dann wäre ich gleich wieder abgereist!

      Jenny merkte, daß Lucie alles andere, als fröhlich gestimmt war. Sie klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter.

      »Kopf hoch«, meinte sie. »Wir machen halt das Beste daraus.«

      Während er die kleine Gruppe anführte, machte sich Sebastian so seine Gedanken. Daß Lucie Axel wirklich nicht ausstehen konnte, wie der junge Lehrer behauptet hatte, mochte er nicht so ganz glauben. Natürlich war ihre Reaktion eben nicht gerade begeistert gewesen, aber das lag einzig an der Überraschung, dem Kollegen so plötzlich und unerwartet gegenüberzustehen.

      Noch beschloß er abzuwarten und erst einzugreifen, wenn es nötig werden sollte, aber der Bergpfarrer war überzeugt, daß ein wundervoller Tag vor ihnen lag.

      *

      Sie stiegen über den Höllenbruch und die Hohe Riest auf und hatten das Dorf schon bald hinter sich gelassen. Inzwischen war die Sonne vollends über den Horizont geklettert, und die ersten Wildtiere wurden aktiv, machten sich auf die Suche nach Futter. Die Wanderer blieben immer wieder stehen und beobachteten sie im Schutze der Felswand und des aufsteigenden Morgennebels.

      Allmählich erreichte die Gruppe die mit kleinen Felsbrocken übersäte Bergwiese. Hoch über ihnen türmten sich die Gipfel auf, und unter ihnen lag St. Johann und nahm sich aus, wie eine Spielzeugstadt.

      Axel hatte es bisher vorgezogen, Lucie aus dem Weg zu gehen. Er vermied es sie anzusehen oder gar anzusprechen, aber als Pfarrer Trenker das Zeichen zur Rast gab, kam der junge Lehrer nicht umhin, mit der Kollegin zu reden, trug er doch den Rucksack, in dem sich die Brotzeit befand.

      Sebastian hatte einen schönen Platz ausgesucht, von dem aus sie einen herrlichen Blick hinunter ins Tal hatten. Axel schnallte den Rucksack ab und öffnete ihn.

      »Möchtest du Kaffee oder Tee?« wandte er sich an Lucie.

      Sie schluckte und ihr wurde bewußt, daß es das erste Wort war, das er seit der Begrüßung an sie richtete.

      »Tee bitte«, antwortete sie.

      Er nickte und schraubte die Thermoskanne auf. Seine Hand zitterte ein wenig, als er das heiße Getränk eingoß, und er hoffte, daß sie es nicht bemerken würde.

      Lucie hatte während des bisherigen Aufstiegs kaum auf das reagiert, was Jenny mit ihr zu reden versucht hatte. Immer wieder schaute sie zu Axel, der vor ihnen ging, und überlegte dabei, was sie von der Tatsache, daß er es tatsächlich war, halten sollte. Es war ihr nicht nur ein Rätsel, wieso er in St. Johann war, noch viel mehr beschäftigte sie die Frage, warum sie schon gleich nach dem Aufwachen an ihn hatte denken müssen…

      Axel reichte ihr den Becher mit spitzen Fingern, so als habe er Angst, sie dabei zu berühren. Lucie nahm den Tee und nickte dankend.

      »Jenny, Tee oder Kaffee?« fragte er ihre Freundin.

      »Für mich bitte Kaffee«, antwortete sie lächelnd.

      Im Gegensatz zu Lucie fand Jenny den Kollegen der Freundin auf Anhieb sympathisch. Ihr war schleierhaft, was Lucie gegen Axel Kremer einzuwenden hatte. Er machte einen ganz normalen Eindruck auf sie.

      Allerdings, überlegte sie, konnte es natürlich auch daran liegen, daß sie hier nicht in der Schule, sondern in den Ferien waren. Während des Dienstes konnten manche Kollegen und Kolleginnen ganz anders sein, als in ihrer Freizeit, wußte sie aus eigener Erfahrung.

      Sie wollte sich zunächst selbst ein Bild machen und dann sehen, was sie von dem jungen Lehrer zu halten hatte.

      »Ach, schmeckt das herrlich!« rief sie, während sie herzhaft in ihre Brote bissen, die Sophie Tappert üppig belegt hatte.

      Es war wirklich ein Bilderbuchmorgen!

      Die Sonne stand am Himmel und schickte sich an, die Erde langsam zu erwärmen. Aus dem Tal stiegen Nebel auf, und rings um die Wanderer herrschte die Stille des beginnenden Tages.

      Lucie hatte inzwischen ihren Appetit wiedergefunden, obwohl sie überzeugt gewesen war, keinen Bissen herunterzubekommen. Sebastian beobachtete indes schmunzelnd seine Begleiter. Er freute sich, daß zumindest Jenny gegenüber Axel keine Scheu oder gar Antipathie zeigte, sondern sich ausgiebig mit ihm unterhielt.

      »Wie geht’s denn den Eltern?« erkundigte er sich bei Lucie.

      Natürlich kannte er sowohl Marie-Luise Berg und ihren Mann Wolfgang, als auch Hannelore und Manfred Sommer von früher, als die beiden Familien zusammen Urlaub in St. Johann gemacht hatten.

      Lucie erzählte, daß die Eltern in diesem Jahr mit einer Reisegruppe in den Schwarzwald gefahren waren. Ihr Vater, ein Polizeibeamter, war inzwischen pensioniert, ihre Mutter arbeitete immer noch an einer Schule für sprachbehinderte Kinder als Logopädin.

      Unterdessen unterhielten sich Jenny und Axel.

      »Lucie erzählte, daß du erst seit kurzer Zeit an ihrer Schule bist.«

      Der junge Lehrer nickte.

      »Und gefällt es dir dort?« forschte sie nach.

      »Doch, doch«, antwortete er und schielte dabei zu Lucie hinüber, »es ist ein sehr nettes Kollegium…«

      Jenny

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