Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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es hören.

      Wenn er sie in ein Lokal ausgeführt hatte, richtete er es immer so ein, daß sie zusammensaßen, und wenn sie ihm auch ihre Hand entzog, so ließ er nicht locker und griff immer wieder danach.

      Und einmal, da hatte er sie sogar geküßt!

      Harald glaubte heute noch, ihre Lippen auf den seinen zu spüren. Es war nach dem Besuch eines Weinrestaurants. Im Innenhof, unter dichten Bäumen, die mit bunten Lampions geschmückt waren, saßen sie in einer Ecke und lauschten der weinseligen Musik, die ein Geigertrio spielte. Lucie, daran erinnerte er sich, als wäre es erst gestern gewesen, trug ein dunkelblaues Kleid. Ihre Augen leuchteten an diesem Abend ganz besonders, schien es ihm, und sie sprachen beide dem süffigen Federweißen zu.

      Auf dem Nachhauseweg, es war schon nach Mitternacht, legte Harald seinen Arm um Lucie, die sich diese Geste gefallen ließ. Natürlich war es eine ausgelassene Stimmung, die Nacht so herrlich lau.

      Vor dem Haus, in dem die junge Lehrerin wohnte, wollte sie sich von ihm verabschieden. Harald nahm ihre Hände und hielt sie fest.

      »Danke, für diesen wundervollen Abend«, sagte er mit rauher Stimme. »Ich wollte, er wäre noch nicht zu Ende.«

      Dabei schaute er sie vielsagend an.

      Lucie lächelte.

      »Es war wirklich schön heute abend«, erwiderte sie.

      »Aber jetzt müssen wir vernünftig sein. Danke, daß du mich nach Hause gebracht hast. Komm gut in deine Wohnung.«

      Sie hatte es kaum ausgesprochen, als er sie auch schon an sich zog und seine Lippen auf ihren Mund preßte.

      Lucie ließ es einfach geschehen, in der Hoffnung, dann Ruhe vor ihm zu haben. Doch für Harald Stern war dieser Kuß der endgültige Beweis, daß sie ein Paar waren.

      Und so sah er es heute immer noch.

      Daß Lucie sich ihm gegenüber nicht wie eine liebende Frau verhielt, wollte er einfach nicht wahrhaben.

      Es war später Nachmittag, als er St. Johann erreichte. Sein Herz klopfte heftig bei dem Gedanken, daß er sich jetzt im selben Ort befand, wie seine große Liebe.

      Allerdings fuhr er nur einmal schnell durch das Dorf, um sich zu orientieren, dann suchte er sich außerhalb einen Platz, an dem er mit seinem Wohnmobil stehen konnte. Wahrscheinlich nur für eine Nacht, dann mußte er seinen Standort wieder wechseln. Aber das war im Moment egal. Hauptsache, er war angekommen.

      Zufrieden bereitete er sich ein kleines Abendessen zu. Im Kühlschrank fand sich alles Nötige dazu. Überhaupt war der Lehrer bestens ausgerüstet, lediglich seinen Wasserbehälter würde er zwischendurch immer wieder mal auffüllen müssen.

      Ein paar Stunden später schloß er das Wohnmobil ab und ging zu Fuß ins Dorf. Vielleicht sah er die Frau seiner Träume sogar noch an diesem Abend, hoffte er…

      *

      Lucie und Jenny waren allerdings wirklich zeitig schlafen gegangen. Die Tour hatte ihnen alles abverlangt, und nach einer heißen Dusche und ein paar belegten Broten, die Ria ihnen gemacht und auf die Zimmer gebracht hatte, gingen sie bald ins Bett.

      Allerdings nicht, ohne vorher über den Tag geplaudert zu haben. Mit den Brottellern auf den Schößen saßen sie auf dem Balkon und ließen es sich schmecken.

      »Sage mal«, fragte Jenny, »habe ich vorhin richtig gesehen, oder etwa nicht? Du hast Axel Kremer doch geküßt.«

      Lucie schmunzelte.

      »Ich habe mich total in ihm getäuscht«, gestand sie. »So, wie ich ihn kennengelernt habe, ist er eigentlich gar nicht.«

      »Sondern?«

      Die hübsche dunkelhaarige Lehrerin neigte ihren Kopf.

      »Viel netter eben.«

      Sie schaute versonnen zu den Gipfeln hinüber, deren Spitzen im Schein der Abendsonne glänzten.

      »Wenn ich darüber nachdenke, dann weiß ich jetzt, daß ich Axel vom ersten Augenblick an gemocht habe. Nur er war unsicher, und ich habe diese Unsicherheit als Arroganz angesehen.«

      Jenny lächelte.

      »Na, jedenfalls freue ich mich, daß ihr euch endlich getraut habt, eure Liebe zu gestehen.«

      Lucie blickte sie fragend an.

      »Und du?«

      »Du meinst Michael?«

      Jenny zuckte die Schultern.

      »Ich mag ihn«, gab sie zu. »Er hat was. Aber ich bin auch gewarnt. Die Sache mit Jens hat mich vorsichtig gemacht. Ich möchte nicht noch einmal so eine herbe Enttäuschung erleben.«

      »Das kann ich gut verstehen«, nickte Lucie. »Aber ich bin sicher, daß du da bei Michael keine Angst haben mußt. Ich habe seine Augen gesehen, die lügen nicht.«

      Jenny stellte ihren leeren Teller ab und breitete die Arme aus, als wollte sie die ganze Welt umarmen.

      »Ach, Lucie«, rief sie aus, »irgendwie ist es doch herrlich, wenn man verliebt ist!«

      »Wie recht du hast«, lachte die Lehrerin.

      Sie stand auf.

      »Jetzt wird es aber Zeit«, sagte sie. »Und morgen möchte ich ausschlafen. So schön eine Bergtour auch ist, aber das frühe Aufstehen ist eine Qual!«

      Die Freundinnen verabschiedeten sich und gingen in ihre Zimmer.

      Lucie lag noch einen Moment wach und dachte an Axel. Hätte ihr jemand vor dem Urlaubsantritt gesagt, daß es so zwischen ihnen kommen würde, sie hätte ihn glatt für verrückt erklärt. Und jetzt fragte sie sich, wie wohl die anderen reagierten, wenn sie erst einmal mitbekamen, daß Axel und sie ein Paar waren.

      Den meisten würde es wahrscheinlich egal sein, überlegte sie. Nur einem nicht – Harald Stern.

      Sie erinnerte sich an den letzten Abend, den sie mit dem Kollegen verbracht hatte. Nicht auszudenken, wenn sie sein Angebot, gemeinsam mit ihm in seinem Wohnmobil wegzufahren, angenommen hätte!

      Jetzt fragte sie sich allerdings auch, was Harald dazu sagen wird, wenn ihm klar wurde, daß er sie niemals bekommen würde. Lucie hoffte, daß zumindest ein freundschaftliches Verhältnis bestehen blieb. Harald war ja im Grunde ein netter Mensch, und es war angenehm, in seiner Gesellschaft zu sein.

      Lucie schloß seufzend die Augen, und ihr letzter Gedanke galt Axel, der jetzt im Pfarrhaus war und hoffentlich auch an sie dachte.

      Im Zimmer nebenan wälzte sich Jenny in ihrem Bett. Auch wenn der Tag anstrengend gewesen war, so fand sie doch keine Ruhe. Ständig mußte sie an Michael Winter denken. Der Mann, der ihr Lebensretter war und gerade dabei war, sie von ihren Vorsätzen abzubringen:

      Obwohl sie beschlossen hatte, dem männlichen Geschlecht vorerst zu mißtrauen, fühlte sie sich doch zu Michael hingezogen. Schon am Achsteinsee, wo er sie auf der Schwimminsel so interessiert gemustert

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