Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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      Jenny, die gerade eine Jeans probiert hatte, trat zu ihr.

      »Ich finde, die beiden Männer haben ausnahmsweise einmal recht«, sagte sie. »Du solltest das Kleid kaufen.«

      »Und entscheide dich schnell«, stöhnte Axel. »Ich sterbe nämlich vor Hunger.«

      Inzwischen war es schon früher Abend, und sie hatten das Mittagessen ausfallen lassen. Es war also nur verständlich, daß sich sein Magen allmählich meldete.

      »Ach, du Ärmster«, bedauerte Lucie ihn. »Also gut, ihr habt mich überredet. Los, Jenny, zur Kasse und dann nix wie los, zum Italiener.«

      Jetzt saßen sie draußen auf dem Gehweg, unter großen Sonnenschirmen, und ließen sich die Köstlichkeiten schmecken, die sie bestellt hatten; Pizza mit Anchovis, leckere Salate mit einem raffinierten Dressing, eine große Schüssel Lasagne und zum Dessert natürlich Tiramisu, die Creme aus Mascarpone, Eigelb und Zucker, die auf Biskuit geschichtet war, der zuvor mit Likör getränkt wurde.

      Eine kalorienreiche Sünde, aber traumhaft lecker!

      Die beiden Paare beendeten ihr Mahl mit einem Expresso und machten sich dann auf den Weg zurück, zum Parkplatz.

      »Wie spät ist es denn inzwischen?« erkundigte sich Jenny.

      Axel sah auf die Uhr.

      »Eben zehn«, antwortete er.

      »Na also, die richtige Zeit für die Disco.«

      »Glaubt ihr denn, das das schon geöffnet ist?« fragte Axel zweifelnd. »Überhaupt, heute ist Donnerstag, da haben die Diskotheken doch eigentlich geschlossen.«

      »Laßt uns einfach mal hinfahren«, schlug Lucie vor. »Dann werden wir es ja sehen.«

      Gesagt, getan. Allerdings erlitten sie eine herbe Enttäuschung, als sie vor dem alten Fabrikgebäude hielten, in dem das ›Karambola‹ früher einmal war. Es deutete nichts mehr darauf hin, daß sich hier einst unzählig viele junge Leute vergnügt hatten.

      »Und jetzt?« fragte Jenny, die sich am meisten auf das Tanzen gefreut hatte.

      Ihre Enttäuschung war ihr deutlich anzusehen.

      »Also zurück, nach St. Johann«, zuckte Lucie die Schultern.

      Wie schon auf der Herfahrt saß sie neben Axel, während Jenny und Michael hinten im Fond Platz genommen hatten.

      »Net traurig sein«, sagte er tröstend. »Dann gehen wir halt mal in Hamburg aus.«

      Jenny lächelte und sah ihn von der Seite her an. Zum Glück war es im Wageninnern dunkel, sonst hätte Michael bestimmt gesehen, wie sie rot anlief.

      Lucie drehte sich um.

      »Und vergiß nicht morgen den Tanzabend im Löwen. Da haben wir noch genug Gelegenheit zum Tanzen.«

      Viel zu schnell ging die Fahrt zurück, denn damit endete auch der Tag. Während Lucie und Axel sich oft an den Händen gehalten und geküßt hatten, herrschte zwischen Jenny und Michael noch ein gewisser Abstand. Als er sich jetzt von ihr verabschiedete, nahm er die Hand der Lehrerin und hielt sie fest.

      »Es war ein wunderschöner Tag«, sagte er leise.

      Jenny lächelte.

      »Das finde ich auch«, antwortete sie. »Bis morgen.«

      Er strahlte.

      »Heißt das, daß wir uns morgen wiedersehen?«

      »Wenn du magst…«

      Michael riß die Augen auf.

      »Ob ich mag, fragst du? Und ob!«

      Er zog sie an sich, und ihre Gesichter waren sich ganz nahe.

      »Schlaf schön«, sagte er zärtlich und gab ihr einen Kuß.

      Lucie hatte sich inzwischen von Axel losgerissen. Gemeinsam gingen die beiden Freundinnen die Stufen zur Tür hinauf.

      »Schön, daß du wieder glücklich bist«, sagte Lucie. »Du wirst sehen, es wird unser schönster Urlaub.«

      Womit sie leider nur zur Hälfte recht behalten sollte…

      *

      Als er wieder aufwachte, hatte Harald Stern einen fürchterlichen Brummschädel. Angezogen lag er auf dem Bett seines Wohnmobils, und als er den Kopf hob, drehte sich alles um ihn herum.

      Zu den Kopfschmerzen kamen noch ein brennender Durst und ein unangenehmer, pelziger Geschmack auf der Zunge.

      Das war allerdings auch kein Wunder, denn das Trinken war der Lehrer nicht gewohnt, und daß er gestern abend so abgestürzt war, lag einzig und allein daran, daß er die schlimmste Enttäuschung seines Lebens erfahren hatte.

      Ächzend richtete er sich auf.

      »Ach, Lucie…«, kam es über seine Lippen, und es fehlte nicht viel, und Harald Stern hätte angefangen zu weinen.

      So schön hatte er sich das alles vorgestellt!

      Lucie an ihrem Urlaubsort überraschen und sie damit vor vollendete Tatsachen stellen.

      Hätte sie da noch nein sagen können, wenn sie sah, welche Mühen er auf sich nahm, um sie für sich zu gewinnen?

      Doch dann war alles anders gekommen. Ausgerechnet Axel Kremer war der Mann, der ihr Herz erobert hatte. Dabei war er ihm bisher recht sympathisch gewesen. Es war zwar nie zu einer Verabredung auf ein Feierabendbier gekommen, aber in der Schule hatten sie bisher bestens zusammengearbeitet.

      Harald schäumte jetzt wieder vor Wut, als er daran dachte, daß er dem Kollegen seine Schwärmerei für Lucie sogar einmal anvertraut hatte. Jetzt brauchte er sich auch nicht mehr zu wundern, daß Axel Kremer seinerzeit nicht weiter darauf eingegangen war. Wahrscheinlich hatte er sich heimlich darüber amüsiert.

      Im Kühlschrank des Wohnmobils standen ein paar Flaschen Mineralwasser. Harald nahm sich eine und leerte sie in einem Zug, fast zur Hälfte. Er setzte die Flasche wieder ab und konnte langsam wieder klar denken. So etwas, wie gestern abend, sollte ihm nicht noch einmal passieren, da würde er aufpassen. Er suchte in der Reiseapotheke nach einer Kopfschmerztablette und spülte sie mit etwas Selters hinunter. Dann setzte er sich wieder und wartete darauf, daß die Schmerzen nachließen. Dabei versuchte er sich darüber klar zu werden, was er jetzt tun sollte. Lucie durfte er jetzt auf gar keinen Fall mehr begegnen. Sie würde sofort wissen, was seine Anwesenheit in St. Johann zu bedeuten hatte.

      Aber einfach wieder nach Hause fahren? Nach den Ferien womöglich so tun, als wüßte er von nichts?

      Natürlich, das konnte er versuchen, doch Harald wußte auch, daß es ihm nicht gelingen würde, den Gleichgültigen zu spielen. Er würde es niemals aushalten können, Lucie und Axel jeden Tag zu sehen und Zeuge ihrer Liebe zu sein.

      Doch was sollte er tun?

      Solange Axel Kremer zwischen ihm und Lucie stand,

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