Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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einzige Möglichkeit war vielleicht der Tanzabend im Hotel, von dem er einmal gehört hatte, als Lucie ihm etwas über frühere Urlaube in St. Johann erzählte. Der Lehrer vermutete, daß sie und ihre Freundin sich dieses Vergnügen nicht entgehen lassen wollten, und ganz bestimmt würde Axel ebenfalls dabei sein.

      Nach dem Essen, zu dem Harald Stern, entgegen seines Vorsatzes, doch wieder getrunken hatte, ging er ins Dorf zurück. Vom Hotel hielt er sich zunächst fern, damit Lucie ihn nicht sah, wenn sie herkam. Statt dessen suchte er wieder die umliegenden Straßen ab. Da er noch nicht wußte, was er mit dem Fahrzeug machen würde, wenn er es fand, hatte er eine Zange und eine kleine Eisensäge eingesteckt. Irgend etwas würde er damit schon anfangen können. Beim Essen spielte er mit dem Gedanken, die Bremsleitungen durchzusägen, aber das war nur eine von vielen Möglichkeiten, die er sich überlegt hatte.

      Entscheiden würde er, wenn er das Auto endlich entdeckt hatte.

      Harald Stern war ergebnislos durch die Straßen gegangen und schlich sich schließlich zum Hotel. Es war kurz nach Acht, und vor dem Eingang zum Saal hatte sich eine große Schlange Wartender gebildet. Aus sicherer Entfernung beobachtete der Lehrer die Leute, konnte aber weder Lucie, noch Axel Kremer oder die Freundin entdecken.

      Vielleicht waren sie schon drinnen, vielleicht kamen sie auch erst später. Er war jedenfalls sicher, daß sie an dem Tanzvergnügen teilnehmen würden.

      Der Menschenstrom, der auf den Saal drängte, ebbte allmählich ab. Harald verließ sein Versteck und ging langsam weiter. Bis zum Hotel waren es nur noch ein paar Schritte. Er hob lauschend den Kopf, als er Stimmen vernahm, die sich fröhlich unterhielten. Eine davon glaubte er zu erkennen.

      Hastig verschwand er auf dem Parkplatz und versteckte sich zwischen den Autos, die jetzt zahlreicher hier standen, als gestern noch. Ein paar Leute kamen über die Straße. Der Lehrer richtete sich vorsichtig aus seinem Versteck auf und spähte durch die Scheiben des Autos, hinter dem er sich hingehockt hatte.

      Sein Atem ging stoßweise, als er Lucie erkannte. Axel Kremer ging neben ihr. Er hatte seinen Arm um sie gelegt, und vertraulicher konnte diese Geste nicht sein.

      Harald spürte, wei sein Herz vor Aufregung und Ärger pochte, und sein Haß auf den Nebenbuhler wurde immer größer.

      Er muß weg!

      Von diesem einen Gedanken wurde der eifersüchtige Lehrer beherrscht, und es gab nichts auf der Welt, was ihn davon hätte abbringen können.

      Mit brennenden Augen sah er, wie die beiden Paare das Hotel betraten. Bestimmt würden sie einen vergnügten Abend haben, mit Tanz und Musik, mit Liebesschwüren und heißen Küssen.

      Er mochte sich gar nicht vorstellen, wie Axel Kremer Lucie küßte, und dabei würden die beiden nicht ein einziges Mal an ihn denken.

      Auch wenn es ›nur‹ eine halbe Flasche Wein gewesen war, die er zum Abendessen getrunken hatte, so reichte der Alkohol doch aus, seine Gedanken weiter zu benebeln. Unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen, voller Haß und Mordpläne ging Harald Stern über den Parkplatz und blickte auf die Kennzeichen der Autos.

      Und dann hatte er endlich gefunden, wonach er so lange gesucht hatte; ein dunkelblauer PKW, mit dem Kennzeichen des Landkreises Viersen, stand im hinteren Teil des Platzes, und Harald Stern hatte überhaupt keinen Zweifel, daß es das Auto seines Nebenbuhlers war.

      Er schaute sich um. Noch war es relativ hell, doch hier hinten würde man ihn kaum entdecken, zumal kaum noch Menschen unterwegs waren, daß einer sein geparktes Auto ausgerechnet jetzt abholte, glaubte er nicht.

      Bestimmt waren dies die Fahrzeuge der Hotelgäste oder derjenigen, die zum Tanzen hergekommen waren, er hatte also genügend Zeit.

      Noch einmal sah er zur Straße hinüber und ließ sich dann, als er meinte, die Luft sei rein, nieder und rutschte unter das Auto. Die Eisensäge hatte er aus der Tasche geholt…

      Der ganze Vorgang dauerte keine zehn Minuten. Dann richtete sich Harald Stern wieder auf, klopfte den Schmutz von Jacke und Hose und verließ rasch den Parkplatz.

      Der Lehrer spürte, daß er schweißgebadet war. Aber es rührte nicht von der Arbeit her, die er eben verrichtet hatte, sondern von der Aufregung.

      Liebend gerne hätte er jetzt etwas getrunken und er ärgerte sich, daß er die halbvolle Wodkaflasche in seinem Wohnmobil gelassen hatte.

      Harald ging, auf der anderen Straßenseite, am Hotel vorbei und hörte den Lärm, der aus dem Saal schall. Lustig ging es jetzt da drinnen her, und er war davon ausgeschlossen.

      Er leckte sich die Lippen, überquerte die Fahrbahn und betrat die Wirtsstube. Bis er das Wohnmobil erreicht hatte, konnte er nicht mehr warten. Jetzt mußte er etwas trinken, und die Gefahr, daß Lucie und Axel hier drinnen auftauchten, war eher gering.

      Es herrschte kaum Betrieb, als er den Gastraum betrat, lediglich an einem Tisch saßen ein paar ältere Männer und unterhielten sich bei einer Maß Bier.

      Harald Stern setzte sich in eine Ecke und bestellte bei der Bedienung Bier und Obstler. Der Schnaps war stark und brannte in der Kehle. Der Lehrer bestellte noch ein Glas und spülte mit dem Bier hinterher. Er malte sich in Gedanken aus, mit welch einem bestürzten Gesicht er die Nachricht vom Tode Axel Kremers aufnehmen würde…

      Der Obstler verbreitete ein angenehmes Gefühl in seinem Magen, und Harald Stern fühlte sich beschwingt, wie seit langem nicht mehr. Er lauschte der Unterhaltung der anderen Gäste und vergaß dabei jede Vorsicht. Geradezu leichtsinnig wurde er, als er sein Bierglas nahm und sich zu ihnen gesellte.

      »Darf man?« fragte er.

      »Freilich«, antwortete einer der Männer. »Bist auf Urlaub hier? Warum gehst’ dann net zum Tanzen?«

      Harald winkte ab.

      »Nein, nein, bloß auf Durchfahrt…«

      Er bestellte großzügig eine Runde und ließ sich von den Männern, Bauern aus der Umgebung, die in Ruhe etwas trinken wollten, bevor sie auf den Saal zurückkehrten, in ein Gespräch verwickeln.

      Nach einer halben Stunde verabschiedeten sie sich von dem ›Durchreisenden‹ und verließen die Gaststube.

      Harald blieb sitzen und verlangte noch ein Bier und einen Schnaps. Das Zeug begann ihm zu schmecken, und in seinem Kopf drehte sich alles, als er schließlich auch bezahlte und nach draußen wankte.

      »Den Kerl bin ich los«, murmelte er vor sich hin.

      Langsam torkelte er auf eine Bank zu und ließ sich nieder.

      »Mensch, Junge, du hast aber ganz schön geladen«, sprach er zu sich selbst. »Aber dazu hast du ja auch allen Grund.«

      Er schloß für einen Moment die Augen und stellte sich vor, wie Axel Kremer sich in seinen Wagen setzte und losfuhr. Irgendwann würde er bremsen müssen und vergeblich das Pedal treten.

      »Luft wirst du pumpen, mehr nicht«, grinste der Betrunkene in sich hinein.

      Und dann sollte der vermaledeite Nebenbuhler am besten einen Abhang hinunterstürzen und für alle Zeiten aus seinem und Lucies Leben verschwinden. Dies war der letzte Gedanke, bevor Harald Stern die Augen schloß und auf der Bank einschlief.

      *

      Auf

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