Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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kommt es, daß du noch nicht schlafen gegangen bist?« erkundigte sich Claudia bei Sebastian.

      »Ach, ich hatte schon überlegt, ob ich net ins Bett gehen soll«, antwortete der Geistliche. »Aber dann hab’ ich gedacht, daß es schad’ wär’, so einen schönen Tag einfach so zu beenden.«

      »Du strahlst auch irgendwie Ruhe und Zufriedenheit aus«, stellte die Journalistin fest.

      »Ja, das bin ich auch«, nickte Sebastian Trenker.

      »Endlich scheint es einmal keine Katastrophe zu geben, keine unglückliche Liebesgeschichte oder sonst ein Drama.«

      Sie beendeten den Tanz und gingen an den Tisch zurück.

      »Na, Bürgermeister, machst ein bissel Wahlpropaganda?« konnte sich der Bergpfarrer nicht enthalten, zu fragen.

      Markus Burckner unterdrückte die Antwort, die ihm auf der Zunge lag, und lächelte nur.

      »Prost, Hochwürden«, antwortete er und hob seinen Bierkrug. »Möge der Bessere gewinnen.«

      »Das lassen wir die Wähler und unseren Herrgott entscheiden«, nickte der Geistliche und wandte sich seinem Bruder zu.

      Der Bürgermeister schickte indes einen bösen Blick über den Tisch. Pfarrer Trenker war nicht sein direkter Konkurrent im Kampf um den Bürgermeisterstuhl, aber er gehörte der Gegenpartei an. Und seine Stimme war nicht ohne Einfluß auf viele Wähler.

      Außerdem erinnerte sich der Bruckner-Markus der vielen Male, an denen Hochwürden ihm einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht hatte, wenn er, der Bürgermeister, sich anstrengte, St. Johann für den modernen Tourismus zu öffnen.

      Sei es das geplante Kongreßzentrum, ein Großhotel oder ein Schwimmbad – all diesen Projekten hatte Pfarrer Trenker einen Riegel vorgeschoben, und Markus Bruckner wünschte, der Geistliche würde zum Bischof befördert oder in ein Kloster verbannt oder sonst etwas.

      Hauptsache, er mischte sich nicht mehr in die Lokalpolitik ein.

      Das jedoch war reines Wunschdenken, das sich niemals erfüllen würde.

      *

      Harald Stern war tatsächlich auf der Bank eingeschlafen. Er erwachte, weil ihm kalt wurde. Im ersten Moment war ihm gar nicht bewußt, wo er eigentlich war, doch langsam kehrte die Erinnerung zurück.

      Das Auto, fiel ihm ein. Er hatte die Bremsleitung durchgesägt, damit dieser verdammte Kerl endlich aus seinem und Lucies Leben verschwand.

      Der Lehrer zog seine Jacke enger um sich, sein Kopf war noch nicht ganz klar; was allerdings auch kein Wunder war, angesichts der Menge, die er in so kurzer Zeit getrunken hatte.

      Lucie, dachte er, ich habe noch nie eine Frau so sehr geliebt wie dich!

      Er stellte sich vor, wie es sein würde, wenn sie endlich in seinen Armen lag, seine Küsse erwiderte und mit ihm von der Zukunft träumte.

      Ja, eine gemeinsame Zukunft, das war es, was er sich von ganzem Herzen wünschte, und er war bereit gewesen, dafür alles zu tun.

      Wirklich alles!

      Harald Stern durchdachte noch einmal seinen Plan, zumindest so gut, wie es sein von Alkohol durchnebeltes Hirn zuließ. Der erste Schritt war getan, jetzt hieß es abwarten, wie sich die Dinge entwickelten.

      Morgen vielleicht schon würde Axel Kremer in sein Auto steigen und damit tödlich verunglücken. Dann war der Weg zu Lucies Herzen frei.

      Der Lehrer unterdrückte ein Stöhnen, als er sich vorstellte, wie er die geliebte Frau in seine Arme schloß, um sie zu trösten und ihr zu sagen, daß er immer für sie da sein werde.

      Plötzlich durchzuckte ihn ein düsterer Gedanke.

      So perfekt, wie sein Plan auch schien – eines hatte er nicht bedacht: Die Möglichkeit, daß Lucie ebenfalls in dem Wagen sitzen könnte.

      Was, wenn die beiden einen Ausflug unternahmen, und dabei der Unfall geschah?

      Harald spürte, wie es ihm heiß und kalt überlief. Das durfte nicht geschehen! Unter gar keinen Umständen durfte Lucie ein Leid widerfahren.

      Obwohl er immer noch betrunken war, schien er langsam klarer zu sehen.

      Mein Gott, was habe ich getan? durchfuhr es ihn.

      Er rang nach Luft. Vom Hotel her erklang immer noch die Musik, die Stimmen der Leute, die ausgelassen feierten, drangen zu ihm herüber.

      Was sollte er jetzt tun? Hineingehen und Axel Kremer sagen, was er getan hatte? Oder zur Polizei?

      Beides kam nicht in Frage. Dann mußte er ja zugeben, daß er einen Anschlag auf das Leben seines Nebenbuhlers geplant hatte, und in beiden Fällen würde er mit einer Anzeige und Strafe rechnen müssen.

      Harald merkte, wie Panik in ihm aufstieg.

      Worauf hatte er sich da nur eingelassen?

      Sein ganzes Leben war verpfuscht, wenn die Sache heraus kam. Den Schuldienst würde er quittieren müssen, auf die Beamtenpension verzichten. Sogar aus Boisheim fortgehen, denn dort würde man mit Fingern auf ihn zeigen.

      Er faltete die Hände und betete.

      »Lieber Gott, hilf mir«, sagte er. »Was soll ich machen? Ich kann doch nicht das Leben der Frau aufs Spiel setzen, die ich so von Herzen liebe!«

      Wie zur Antwort erklang in diesem Moment die Kirchenglocke. Ein Uhr. Harald Stern sah auf.

      Natürlich! Das war die Lösung!

      Er mußte zur Kirche gehen und dem Pfarrer alles beichten. Der würde das Schlimmste verhüten und unterlag dem Beichtgeheimnis. Außerdem mußte er, Harald, ja nicht seinen Namen nennen.

      Er sprang auf und torkelte zur Kirche. Kaum, daß er es schaffte, den Kiesweg hinaufzukommen. Einen Moment blieb er stehen und sah sich um. Das Gotteshaus wurde von einem Scheinwerfer angestrahlt. Harald ging zur Tür und öffnete sie.

      Drinnen herrschte vollkommene Stille, die dicken Mauern dämpften die Geräusche von draußen. Der Lehrer eilte durch das Kirchenschiff, bis zum Altar. Suchend sah er sich um und bemerkte seinen Fehler.

      Natürlich war es unwahrscheinlich, daß sich um diese Zeit ein Priester in der Kirche aufhielt. Zum Pfarrhaus hätte er gehen müssen.

      »Was mache ich denn jetzt?« brüllte er unartikuliert los. Er schluchzte auf, und sein Körper wurde von heftigen Weinkrämpfen geschüttelt.

      Auf den Gedanken, die Kirche zu verlassen und das Pfarrhaus zu suchen, kam er nicht. Harald Stern sackte weinend auf einer Kirchenbank zusammen, und so fand ihn, kurze Zeit später, Sebastian Trenker.

      *

      Als sie entdeckten, daß der Bergpfarrer ebenfalls auf dem Saal war, mußte er sich natürlich an den Tisch der jungen Leute setzen.

      »Aber net mehr lang’«, sagte Sebastian. »Eigentlich wollt’ ich schon nach Haus’ gehen.«

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