Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 215

Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

Скачать книгу

      »Wo ist Harald denn jetzt?« fragte Lucie, nachdem Sebastian noch einmal das Ereignis zusammengefaßt hatte.

      »Vermutlich ist er schon auf dem Weg nach Boisheim. Jetzt liegt es einzig an Axel, was daraus wird. Wenn du Anzeige erstattest, wird der Täter net um eine Strafe herumkommen. Es war immerhin ein Mord, den er geplant hat.«

      Axel und Lucie sahen sich an und schüttelten gleichzeitig die Köpfe.

      »Es ist ja niemand zu Schaden gekommen«, sagte der Lehrer. »Und Harald Stern ist gestraft genug. Wahrscheinlich werden wir ihn nicht mehr wiedersehen, wenn wir nach Hause kommen.«

      Lucie nahm seine Hand und drückte sie.

      »Ich fühlte mich mitschuldig, an dem, was er getan hat«, sagte sie. »Vielleicht hätte ich ihm eindringlicher klarmachen müssen, daß er bei mir keine Chance hat.«

      »Wie auch immer«, meinte Sebastian. »Dadurch, daß er in die Kirche kam und letzten Endes ein Unglück verhindern wollte, hat er wieder etwas gutgemacht.«

      Er sah die vier jungen Leute an.

      »Ihr jedenfalls seid alle gesund und bestimmt habt ihr nach dem Urlaub den Schrecken vergessen, der jetzt noch in euch sitzt.

      Ihr zwei, Jenny und Michael, werdet in Hamburg ein neues, gemeinsames Leben beginnen, und ihr, Lucie und Axel, kehrt als Verlobte nach Hause zurück. Ich wünsche euch alles Glück der Welt und freu’ mich jetzt schon darauf, euch einmal hier, in St. Johann, wiederzusehen.«

      Er schmunzelte.

      »Dann vielleicht sogar schon mit Nachwuchs«, setzte er hinzu.

      Die jungen Leute hielten sich an den Händen und sahen sich an. Michael strahlte ebenso wie Jenny vor Glück, und Lucies und Axels Gesichter sprachen Bände.

      »Vielleicht sehen wir uns aber schon viel früher wieder«, sagte der Lehrer. »Nämlich, wenn wir unsere Hochzeit in Ihrer Kirche feiern, Hochwürden.«

      Er sah die anderen an. »Eine Doppelhochzeit. Was meint ihr?«

      Beifälliges Kopfnicken begleitete diesen Vorschlag. Axel schaute Lucie fragend an.

      »Vorausgesetzt, du willst mich überhaupt, so einen – wie hast

      du mal gesagt? – so einen angeberischen Besserwisser!«

      Die hübsche Lehrerin lachte und sparte sich eine Antwort. Ein Kuß war doch viel besser!

Wenn aus Freundschaft Liebe wird

      Wolfgang Pahlinger ahnte nichts Gutes, als der Wagen auf den Hof fuhr. Der Mann, der ausstieg, war ihm nicht unbekannt. In den letzten Wochen war Franz Reiter mehrmals auf den Berghof gekommen, um die Forderung der Bank einzutreiben. Immer vergeblich, denn bei dem Bauern gab es nichts zu holen. Bei seinem letzten Besuch hatte der Gerichtsvollzieher dann die Zwangsräumung angedroht. Diesem Verfahren waren etliche Pfändungsversuche vorangegangen, und als diese nicht fruchteten, hatte die Bank den jungen Bauern verklagt. Das Gericht entschied zu Gunsten der Gläubigerin, und Wolfgang Pahlinger wurde aufgefordert, den Hof, der seit über drei Generationen im Familienbesitz war und nun der Bank gehörte, zu räumen.

      War Franz Reiter die anderen Male immer alleine hergekommen, so folgte heute seinem Pkw ein großer Möbelwagen. Der Gerichtsvollzieher stieg aus und kam auf das Haus zu. Wolfgang stand am Fenster und wartete ab. Die Haustür hatte er abgesperrt, und in seiner rechten Hand hielt er die Jagdflinte, die er vom Vater geerbt hatte.

      Es klopfte. Einmal, zweimal. Dann ein drittes Mal, energischer. Der Bauer vernahm die Stimme des Vollstreckungsbeamten.

      »Herr Pahlinger, öffnen Sie! Ich weiß, daß Sie da drinnen sind.«

      Ein Zucken ging über das markante Gesicht des Bauern. Wolfgang Pahlinger war achtundzwanzig Jahre alt. Er hatte strohblondes Haar, eine schlanke Gestalt und Hände, die zupacken konnten. Trotzdem hatte ihm diese Kraft nicht helfen können, den Hof zu erhalten. Die allgemeine schlechte wirtschaftliche Lage, zwei aufeinander folgende Mißernten und nicht zuletzt ein Feuer, das die große Scheune in Schutt und Asche legte, hatten den Niedergang beschleunigt. Ohnehin hatte das Erbe von Anfang an unter keinem guten Stern gestanden. Als Wolfgangs Vater starb, hinterließ er dem Sohn nicht nur den Hof, sondern auch eine ganze Menge Schulden, die zu tilgen fast unmöglich gewesen war. Den größten Posten beanspruchte die Hausbank des Pahlingerbauern, und so dauerte es kaum zwei Jahre, bis Wolfgang feststellen mußte, daß er pleite war.

      Einsehen wollte er es indes nicht, sondern kämpfte mit allen Mitteln um den Erhalt des Hofes, schuftete von früh bis spät und gönnte sich selbst nichts.

      Doch alles vergebens. Als zwei Jahre hintereinander die Ernte schlecht ausfiel und dann auch noch das Feuer, ausgelöst durch einen Blitzschlag, ausbrach, da konnte es keine Rettung mehr geben. Wolfgang bemühte sich zwar in Gesprächen mit der Bank, einen weiteren Aufschub, einen Kredit sogar, zu bekommen, doch man winkte nur ab. Zu schlecht waren die Prognosen, die Wirtschaftsberater und Unternehmensfachleute ihm bescheinigten. Die Bank hatte Angst um ihr Geld und wollte deshalb den Hof zwangsversteigern lassen, um somit wenigstens einen Teil zurückzubekommen.

      Der Gerichtsvollzieher hämmerte gegen die Tür. Wolfgang Pahlinger schob die Gardine einen Spalt zurück und lugte hindurch. Vor dem großen Wagen standen zwei muskelbepackte Möbelträger und warteten ab, was geschehen würde. Für sie war es nicht das erste Mal, daß sie eine Wohnung oder ein Haus zwangsräumten. Wolfgang ahnte, daß er gegen die beiden nicht würde ankommen können. Er öffnete das Fenster und schob den Lauf seiner Flinte hindurch.

      »Verschwindet von meinem Grund und Boden!« rief er mit scharfer Stimme.

      Franz Reiter war, als das Fenster geöffnet wurde, einen Schritt zurückgetreten. Mit Schrecken sah er den Gewehrlauf auf sich gerichtet.

      »Machen S’ keine Dummheiten, Herr Pahlinger«, sagte er und versuchte, seiner Stimme einen ruhigen Klang zu geben. »Die Räumung ist gerichtlich angeordnet. Sie machen sich strafbar, wenn Sie sich ihr widersetzen.«

      »Verschwinden sollt ihr, hab’ ich gesagt!« rief der Bauer zurück. »Aber plötzlich, sonst kracht’s!«

      Er zielte nach oben und drückte den Abzug, Der Knall ließ die Männer draußen zusammenzucken, und die beiden Möbelträger brachten sich rasch hinter ihrem Lkw in Deckung.

      »Herr Pahlinger, sind Sie wahnsinnig geworden?« rief Franz Reiter aufgeregt. »Ich bringe Sie zur Anzeige. Dafür gehen S’ ins Gefängnis!«

      Er erlebte es immer wieder, daß die Leute sich widersetzten, wenn sie ihre Wohnung räumen sollten, und manchmal kam es auch zu tätlichen Übergriffen. Zu manchen Terminen nahm der Gerichtsvollzieher die Polizei mit, immer dann, wenn er ahnte, was da auf ihn zukommen könnte. Heute, wurde ihm klar, hätte er besser daran getan, nicht auf diesen Schutz zu verzichten.

      »Das ist mir wurscht«, brüllte Wolfgang Pahlinger auf die Androhung der Gefängnisstrafe. »Ich zähl’ bis drei, dann seid ihr verschwunden, oder es wird ernst. Bitter­ernst!«

      Er zählte laut, nicht zu schnell, aber auch nicht zu langsam. Bei Zwei saßen die Möbelpacker schon in ihrem Wagen und ließen den Motor an, bei Drei krachte ein neuer Schuß, und die Kugel schlug in die hohe Kastanie ein, die vor dem Haus stand. Es regnete Blätter und Äste, und Franz Reiter sprang fluchend in sein Auto.

Скачать книгу