Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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Stadler hatte sich gar nicht mehr sehen lassen. Die beiden Frauen unterhielten sich über dieses und jenes, schließlich wollten sie sich ja richtig kennenlernen. Ein Thema war natürlich die Schneiderei, und Kathie versprach, sich bald schon den Stoffballen anzusehen. Schließlich gingen sie in ihre Kammern hinauf. Die junge Frau hatte noch gar nicht ihre Sachen ausgepackt und verstaut, was sie jetzt nachholte. Die Kammer gefiel ihr, zwar fehlten noch ein paar Dinge, die dem Raum eine persönliche Note gaben, aber das würde noch kommen. Gegen zehn Uhr war Kathie dann endlich ins Bett gegangen, hatte das Licht der kleinen Nachttischlampe gelöscht und ins Dunkle gestarrt.

      Wie so oft dachte sie an ihre Eltern, die sie viel zu früh verloren hatte. Wenn es da nicht ein paar Fotos gäbe – wahrscheinlich würde sich Kathie gar nicht mehr an das Aussehen von Vater und Mutter erinnern können.

      Aber nicht ihnen alleine galten ihre Gedanken.

      Immer wieder erinnerte sich Kathie an das, was Pfarrer Trenker über Tobias Stadler gesagt hatte, daß es da mal ein Madel gegeben hatte…

      Kathie fragte sich, warum der junge Bauer sich nicht längst in eine andere Frau verliebt hatte. So wie er ausschaute, mußten sie ihm doch geradezu hinterherlaufen.

      Aber da war ja auch noch die Bemerkung, die Burgl im Laufe des Abend gemacht hatte. Beinahe so ganz nebenbei, aber Kathie hatte doch den Eindruck gehabt, daß sie diesen Satz unbedingt hören sollte…

      »Der Tobias geht jeder Frau aus dem Weg«, hatte die alte Magd gesagt. »Aber wenn die Richtige kommt…«

      Dabei hatte sie Kathie angeschaut, als wollte sie hinzufügen, daß die junge Magd genau die Richtige wäre. Kathie spürte jetzt noch die Verlegenheit, wenn sie daran dachte.

      Auch, als sie jetzt in dem kleinen Badezimmer am Ende des Flures bei der Morgentoilette war, mußte sie daran denken und merkte, wie es ihr dabei ganz fürchterlich im Magen kribbelte.

      Draußen klopfte es an der Tür. Kathie öffnete und sah Burgl vor dem Bad stehen.

      »Bist schon auf?« wunderte sich die alte Magd. »Na, dann geh und hilf dem Schorsch im Stall. Ich mach mich gleich an das Frühstück.«

      Für Burgl war es eine angenehme Abwechslung, einmal nicht gleich mit hinaus zu müssen. Sonst war sie jeden Morgen mit dem Knecht im Stall. Füttern, Ausmisten, Melken. Tagaus, tagein, seit… sie hatte längst aufgehört, die Jahre zu zählen.

      Kathie lief die Treppe hinunter. Jacki begrüßte sie, als sie aus der Tür kam. Die junge Frau streichelte den Kopf des Hundes.

      »Bestimmt machen wir auch mal einen Spaziergang zusammen«, sagte sie. »Aber jetzt geht’s erstmal an die Arbeit.«

      Jacki lief trotzdem neben ihr her, bis in den Stall hinein. »Guten Morgen, Schorsch«, rief Kathie dem Knecht zu, der schon mit dem Ausmisten angefangen hatte.

      Sie griff sich eine Mistgabel, die an der Wand lehnte, und half. Hinterher wurden die Kühe wieder an den Melkstand geführt. Schweine gab es auf dem Stadlerhof nicht. Tobias’ Vater hatte vor Jahren einmal damit begonnen, eine kleine Zucht aufzubauen, aber die Aufzucht der kleinen Ferkel kostete beinahe mehr, als man später für das ausgewachsene Tier bekam. Als dann eine Krankheit einen großen Teil des Tierbestandes dahinraffte und die anderen Schweine dadurch auch unverkäuflich wurden, gab der Altbauer den Versuch wieder auf. Nachdem die morgendlichen Arbeiten erledigt waren, gingen Magd und Knecht in die Küche, wo Burgl schon das Frühstück auf dem Tisch stehen hatte. Tobias kam herein und entschuldigte sich. Normalerweise packte er morgens natürlich mit an. Doch gestern abend war es mit der Buchführung noch so spät geworden, daß er glatt verschlafen hatte.

      Kathie fühlte, wie sie ein prickelndes Gefühl überlief, als der junge Bauer sie anschaute.

      »Und?« fragte er. »Wie war die erste Nacht im neuen Heim? Hast’ gut geschlafen?«

      Kathie wollte antworten, doch ihre Stimme versagte, und sie nickte nur stumm. Burgl hatte Kaffee eingeschenkt, Wurst, Butter und Käse standen auf dem Tisch, und ein Brotkorb. Sie setzten sich und ließen es sich schmecken, und zwischendurch bemerkte die junge Magd, daß der Bauer sie immer wieder ansah.

      »Da fällt mir ein«, sagte Tobias plötzlich, »wir haben ja noch gar net über deinen Lohn gesprochen.«

      Kathie lächelte.

      »So eilig hab’ ich’s damit net«, antwortete sie. »Wirst mich schon ordentlich bezahlen.«

      Der Bauer nickte.

      »Vielleicht können wir uns nachher zusammensetzen und über alles reden«, schlug er vor. »Ich brauch’ ja auch noch deine Papiere, für die Anmeldung bei der Krankenversicherung und beim Steuerberater. Am besten nach dem Mittagessen.«

      Kathie wollte gerade zustimmen, als Schorsch einen Einwand erhob.

      »Da hast keine Zeit«, sagte der Knecht. »Du mußt heut’ zur Alm hinauf und den Käs’ abholen.«

      »Ach ja, richtig.«

      Tobias runzelte die Stirn und sah Kathie an.

      »Dann kommst eben mit«, meinte er. »Wir reden dann unterwegs und du kannst’ dich gleich droben mal umschauen.«

      *

      Im Pfarrhaus saß Sebastian Trenker in seinem Arbeitszimmer und sah die Post durch, die der Briefträger am Morgen gebracht hatte. Viele von den Briefen waren Reklameschreiben, die nach kurzer Durchsicht gleich in den Papierkorb wanderten. Der Geistliche fragte sich, warum für so banale Produkte wie Plastikblumen und Tierfutter solch aufwendig auf Hochglanzpapier gedruckte Prospekte hergestellt werden mußten. Wenn er zehn Werbebriefe erhielt, waren neun davon bestimmt so überflüssig, wie eine Erkältung. Und ganz besonders ärgerten ihn die Sendungen, in denen er als Hauptgewinner einer Verlosung genannt wurde, obwohl er nie in seinem Leben an einer Lotterie teilgenommen hatte. Die anderen wirklich wichtigen Briefe hatte er schnell durchgearbeitet, zwei davon sogar schon beantwortet, als Sophie Tappert das Mittagessen ankündigte. Kurz zuvor hatte der gute Hirte von St. Johann schon die Haustür gehen hören, als sein Bruder kam.

      Ein sicheres Zeichen dafür, daß es Mittag war.

      »Na, Max, was gibts Neues?« erkundigte sich Sebastian, als sie in der Küche am Tisch saßen.

      Der junge Polizeibeamte, der in dem malerischen Dorf für Ruhe und Ordnung sorgte, zuckte die Schultern.

      »Man könnt’ fast glauben, es wär Sonntag«, meinte er. »Es ist friedlich und alle haben gute Laune.«

      »Das ist mir auch lieber, als wenn’s anders wär’«, sagte der Geistliche und nahm sich Kartoffeln aus einer Schüssel.

      Max hatte schon gleich, als er hereinkam, schnuppernd die Nase gehoben und sich die Lippen geleckt.

      »Königsberger Klopse«, stellte er mit Kennerblick fest.

      »Herrlich.«

      Wenn nicht gerade Gäste im Pfarrhaus waren, dann erfreuten sich Sebastian und seine Lieben an einfachen Gerichten. Fleischpflanzerl, ein guter Eintopf, oder eben solch eine ostpreußische Spezialität. Und trotz aller Einfachheit gelang es Sophie Tappert immer wieder, daraus eine Köstlichkeit zu machen, daß man glaubte, in einem Drei-Sterne Restaurant zu essen. Was wahrscheinlich einer der Gründe war, weshalb der Bruder des Bergpfarrers

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