Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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die Burgl etwa…?« entfuhr es dem Senner.

      »Gott bewahre, nein«, beruhigte Tobias ihn. »Die ist gesund und munter. Aber du weißt ja, wie’s ist – man wird net jünger. Und weil die Kathie gerad’ eine neue Stelle suchte, hat Hochwürden sie vorgeschlagen.«

      Er schaute die Magd von der Seite her an.

      »Eine gute Wahl«, fügte er hinzu und lächelte, als Kathie errötete.

      »Ich war vorher auf dem Greiningerhof«, erklärte sie.

      »Aber dann ist der Bauer verstorben, und die Erben wollten den Hof net weiter bewirtschaften. Sie leben in Australien und haben alles verkauft.«

      »Ja, das hab’ ich gehört, daß der Josef seinen letzten Weg gegangen ist«, nickte Franz nachdenklich. »Eigentlich viel zu früh.«

      Der Meinung waren alle, die den Greiningerbauern gekannt hatten.

      Nachdem sie sich eine Weile unterhalten hatten, gingen sie in die Hütte. Franz führte den Bauern und die Magd in die hinteren Räume. In dem einen standen zwei große Kessel, in denen die Milch dickgelegt wurde, der andere Raum diente als Reifelager. Dort standen Regale, bis unter die Decke, in denen die Laiber ihrer Vollendung harrten. Der Senner führte gewissenhaft Buch über die Anzahl der Käse, die er für jeden Bauern herstellte. Außerdem war genau aufgelistet, welche Sorten wann abgeholt wurden. Daher war er natürlich auf den heutigen Besuch vorbereitet gewesen und hatte die Laiber schon auf einem Rollwagen bereitgelegt.

      Nachdem die beiden Männer die Käse verstaut hatten, lud Franz Tobias und Kathie zum Kaffee ein. Die junge Magd hatte sich überall umgesehen und gestaunt. Sie ahnte, wieviel Arbeit der Senner tagtäglich zu bewältigen hatte und fragte sich, wie er das bloß schaffte. Der Jüngste war der Thurecker-Franz wahrlich nicht mehr. Es war ja nicht nur das tägliche Melken und Käsemachen, wie sie gehört hatte, kamen in der Saison jeden Tag zahlreiche Wandergruppen herauf, die beköstigt werden wollten. Franz mußte also auch noch kochen, backen und Gastwirt sein. Das alles nötigte ihr eine Menge Respekt für den Alten ab.

      Sie saßen draußen auf der Sonnenterrasse und ließen sich Kuchen und Kaffee schmecken. Franz hatte immer irgendeinen Kuchen gebacken, meistens mit Obst oder aus Rührteig. Heute war es ein saftiger Apfelkuchen, mit Streuseln obendrauf.

      Während sie aßen, fiel es Kathie auf, daß der alte Senner sie immer wieder musterte, wenn er sicher war, daß sie es nicht bemerkte und sie fragte sich, was für einen Grund diese Musterung wohl haben mochte.

      Aber auch der junge Bauer war Ziel der Blicke. Franz sagte jedoch nichts, nur ab und zu schien er vor sich hinzulächeln.

      Kathie erschrak, als ihr ein Gedanke durch den Kopf ging.

      Sah man es ihr etwa an, daß sie sich in Tobias Stadler verliebt hatte?

      Daß es so war, ließ sich nicht mehr abstreiten. Liebe auf den ersten Blick, sogar auch, wenn sie sich noch so sehr dagegen wehrte. Kathie konnte nicht gegen ihre Gefühle ankämpfen. Nur unter Kontrolle halten wollte sie sie, doch gerade das schien ihr nicht zu gelingen, wenn es offenbar einem Außenstehenden schon aufgefallen war, daß ihr der Bauer mehr als nur sympathisch war.

      Sie trank ihren Kaffee aus und räusperte sich.

      »Ich glaub, wir müssen langsam wieder los«, meinte sie.

      Tobias sah auf die Uhr.

      »Recht hast, man merkt gar net, wie schnell die Zeit vergeht, wenn man plaudert. Wenn wir uns beeilen, kommen wir grad’ noch rechtzeitig zum Melken heim.«

      Franz schüttelte den Kopf.

      »Ich versteh’ net, daß die Leut’ keine Zeit mehr haben«, schmunzelte er. »Immer nur hetzen und Eile. Was bin ich froh, daß ich hier oben davon verschont bin.«

      Er brachte sie zum Auto und wünschte eine gute Heimfahrt.

      »Was geschieht eigentlich mit dem ganzen Käse?« erkundigte sich Kathie während der Fahrt.

      Daß ein Teil davon auf dem Hof blieb, hatte sie ja schon erfahren, der andere wurde verkauft. Sie fragte indes auch nur, um das Schweigen zu überbrücken.

      »Der Käse vom Franz ist bei den Gastronomen sehr beliebt«, erklärte Tobias. »Der Sepp Reisinger vom Löwen kauft welchen, und andere Gastwirte, vor allem in der Kreisstadt. Aber sogar auch aus München kommen’s und holen ihn ab.«

      Nach dieser Erklärung war er wieder schweigsam. Kathie schien es, als wäre der junge Bauer mit irgendwas beschäftigt, aber sie mochte nicht fragen. Allerdings glaubte sie zu ahnen, daß es etwas mit ihr zu tun hatte…

      *

      In der Tat war Tobias mit seinen Gedanken ganz woanders. Als er nämlich mit der jungen Magd zur Kandererhütte hinaufgefahren war, da kam die Erinnerung wieder.

      Damals hatte ihn meistens Resl begleitet, wenn sie gerade bei ihm auf dem Hof war. Und Tobias waren die Blicke nicht entgangen, mit denen Franz Kathie gemustert hatte. Der Alte wußte um dieGeschichte mit Resl Birkner, und wie schlecht es Tobias seither ging.

      Vielleicht sah Franz in der jungen Magd ja eine Frau, die den Bauern endlich davon erlösen konnte…

      Das beschäftigte Tobias, aber auch die Frage, was aus Resl geworden war.

      Nachdem sie ihn wegen eines anderen Mannes verlassen hatte, war ihm diese Frage nie gekommen. Er wollte es auch gar nicht wissen, denn seine Gefühle für die hübsche junge Frau schwankten zwischen brennender Sehnsucht und unbändigem Haß, der sich so tief in Tobias hineinfraß, daß er manchmal über sich selbst erschrocken war.

      Es dauerte seine Zeit, bis er fähig war, diesen Haß aus seinem Herzen zu verbannen, und übrig blieb die Sehnsucht, die sich nie erfüllen würde.

      Und dann fragte er sich eines Tages, ob Resl in ihrem neuen Leben glücklich geworden war. Über ein Jahr war vergangen, bis er es endlich schaffte, zum Birknerhof zu fahren und Resls Eltern zu besuchen. Zu seiner Überraschung zeigte es sich, daß die alles andere als glücklich waren.

      Nein, sie wußten nicht, wie es der Tochter ging. Ohne ein Wort war sie mit dem fremden Mann fortgegangen, von dem Loisl und Maria Birkner nicht einmal den Namen kannten. Gemeldet hatte sich Resl nur ein einziges Mal.

      »Mir geht’s gut. Macht euch keine Sorgen«, stand auf einer Postkarte, die sie aus München erhalten hatten.

      Das war acht Wochen später gewesen, nachdem Resl die Heimat verlassen hatte. Die Eltern bedauerten, daß aus Tobias und ihrer Tochter nichts geworden war. Sie mochten den jungen Bauern und hätten es gerne gesehen, wenn Resl auf den Stadlerhof eingeheiratet hätte.

      Tobias erinnerte sich noch daran, wie die beiden wie ein Häufchen Elend vor ihm gesessen hatten. Und es blieb bei diesem einen Besuch. Nur einmal noch sahen sie sich durch Zufall, auf dem Friedhof. Doch das war dann schon wieder über ein Jahr her, und Resl hatte sich zu Hause nicht mehr gemeldet.

      »Müßten wir net da abbiegen?« fragte Kathie und deutete auf die Abzweigung.

      »Wie?«

      Tobias trat so hart auf die Bremse, daß sie unwillkürlich vorschnellten und die Gurte anzogen.

      »Entschuldige«,

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