Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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      »Welche Alm ist’s denn?« fragte sie.

      »Die Kanderer. Der Thurecker-Franz lebt schon seit Menschengedenken da droben.«

      Der Knecht wuchtete die vollen Milchbehälter auf den kleinen Wagen, um sie an die Straße zu schieben.

      »Wenn du magst, dann kannst gleich morgen mit hinauffahren. Der Bauer holt unseren Käse ab.«

      Kathie erfuhr, daß schon Tobias’ Vater immer eine Herde auf der Kandereralm stehen hatte. Der dort produzierte Käse wurde regelmäßig abgeholt, wenn er ausgereift war, und zum größten Teil verkauft. Aber natürlich wurde auch Käse für den Eigenverbrauch behalten.

      Daß der Bauer morgen hinauffahren würde, und sie ihn vielleicht begleitete, dieser Gedanke ließ Kathies Herz schneller klopfen. Seit sie ihren neuen Arbeitgeber kennengelernt hatte, fragte sie sich, was wohl die Gründe dafür sein mochten, daß er damals mit der Freundin wieder auseinandergegangen war. Tobias sah doch blendend aus, und daß er frauenfeindlich wäre, diesen Eindruck hatte die Magd wirklich nicht.

      Ganz im Gegenteil. Kathie spürte tief in ihrem Innern, daß dieser Mann gefährlich für sie werden konnte. Bisher hatte es nicht viele Freundschaften in ihrem Leben gegeben. Tanzen und Flirten, das war eine Sache, sich aber ernsthaft verlieben eine ganz andere, und die junge Magd merkte, daß sie drauf und dran war, genau dies zu tun.

      »Was ist jetzt?« unterbrach Schorsch ihre Gedanken. Kathie sah auf. Der Knecht stand am Wagen und hielt den Griff in der Hand. Offenbar wartete er darauf, daß sie mit anpackte. Kathie nickte und legte rasch ihre Hand an den Griff.

      Was hast du für dumme Gedanken, schoß es ihr durch den Kopf, während sie den Wagen mit den Milchbehältern an die Straße zogen, wo der Tankwagen der Molkereigenossenschaft sie wieder leeren würde. Selbst wenn sie sich ernsthaft in Tobias Stadler verliebte, so durfte das unter keinen Umständen bekannt werden.

      Wie stand sie dann da?

      Arm wie eine Kirchenmaus wollte sie sich den Bauern des reichen Hofes angeln, würden die Leute denken.

      Nein, niemals würde sie über ihre Gefühle reden, das stand für Kathie Waldbauer fest.

      *

      Tobias hatte sich in sein kleines Büro zurückgezogen. Auf dem Schreibtisch stapelten sich die Unterlagen, die er durcharbeiten mußte. Rechnungen, Quittungen, Lieferscheine – ein schier unüberschaubarer Haufen. Nur seufzend hatte sich der junge Bauer daran gemacht. Lust hatte er keine, aber es mußte nun mal sein. Vielleicht sollt’ ich mir doch einen Computer anschaffen, überlegte er.

      Neulich hatte er auf dem Nachbarhof gesehen, wie der Bauer, der sich so ein Gerät zugelegt hatte, in Windeseile seine Steuererklärung erledigte.

      »Na ja, es hat schon eine Weile gedauert, bis ich’s konnte«, hatte der Kornbacher geschmunzelt. »Mein Sohn, der Christian, ist da viel schneller im Umgang als ich. Aber er hat’s mir beigebracht. Es läßt sich eben alles lernen.«

      Tobias hatte gelacht. Sein Nachbar war um die Fünfzig, sein Sohn gerade mal vierzehn Jahre alt…

      Doch noch besaß er keinen Computer und mußte alles handschriftlich in ein Buch eintragen.

      Indes ging ihm die Abreit nicht leicht von der Hand, wie er schnell feststellte, und das lag nicht allein daran, daß er keine große Lust dazu hatte. Seine Gedanken wurden nämlich immer wieder dadurch abgelenkt, daß er dieses hübsche Gesicht vor sich sah, von dem er bis heute abend noch gar nicht gewußt hatte, daß es existierte.

      Tobias war ziemlich überrascht gewesen, als er die Küche betrat, um die neue Magd zu begrüßen. Pfarrer Trenker hatte zwar nichts über das Alter von Kathie Waldbauer gesagt, aber aus einem unerfindlichen Grund hatte Tobias eine Frau mittleren Alters erwartet, aber nicht eine, die noch so jung war.

      Jünger als er selbst.

      Natürlich blieb es nicht aus, daß er Vergleiche mit Resl zog. Die beiden waren zwar ganz unterschiedlich, vom Aussehen und Wesen her, und doch hatten sie etwas gemeinsam.

      Sie hatten ihn beide vom ersten Augenblick an in ihren Bann gezogen.

      Und jetzt stellte Tobias verblüfft fest, daß er zum ersten Mal seit langer Zeit wieder an Resl denken konnte, ohne diesen unsagbaren Schmerz zu fühlen, den die Trennung verursacht hatte.

      Der Bauer warf den Stift, auf dem er nachdenklich herumgekaut hatte, auf den Schreibtisch und lehnte sich zurück. Sein Blick schweifte durch das Büro. Alles hier drinnen war alt. Schon seit Vater hatte auf diesem Stuhl an diesem Schreibtisch gesessen und seine Buchhaltung gemacht. Tobias erinnerte sich, daß der Vater dabei oft nach der Mutter gerufen hatte, wenn er etwas nicht verstand. Helene Stadler hatte ihren Mann dann kurzerhand vom Stuhl geschoben, sich selbst darauf gesetzt und mit schneller Hand die Abrechnungen erledigt.

      Und genauso hatte Resl ihm oft geholfen. Tobias hatte nicht die Schwierigkeiten wie sein Vater. Als der seinerzeit auf die Landwirtschaftsschule ging, da stand das Thema Buchhaltung natürlich auch auf dem Lehrplan, doch als Tobias dann dort lernte, nahm es noch mehr Raum ein: Dennoch war es schön gewesen, wenn er und Resl hier zusammensaßen und irgendwelche Probleme besprachen und dann, wenn das Buch geschlossen werden konnte, eine Flasche Wein aufmachten und von der gemeinsamen Zukunft träumten.

      Doch dann kam der schwärzeste Tag im Leben des jungen Bauern, und seine Träume zerplatzten wie Seifenblasen.

      Nein, schüttelte Tobias den Kopf, so etwas würde ihm nicht noch einmal passieren. Nie wieder würde er sich so in eine Frau verlieben, nur um am Ende dann doch wieder enttäuscht zu werden.

      Er setzte sich aufrecht und versuchte, den Gedanken an Kathie Waldbauer zu verdrängen. Auch wenn ihm klar war, daß sie ihm gefiel, daß sie schön und begehrenwert war, so wollte er doch nicht zulassen, daß diese Gefühle in ihm übermächtig wurden.

      Sie war eine Magd, eine Angestellte und mehr nicht. Tobias ahnte, daß es nicht leicht werden würde, sie so zu sehen. Eine schwere Zeit konnte ihm bevorstehen, wenn er es nicht schaffte, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten. Und doch war er gewillt es zu tun.

      Laß dich net mit ihr ein, mahnte ihn eine innere Stimme. Aber würde er es schaffen? Würde er so kalt sein können, wenn er in diese bezaubernden Augen sah?

      Tobias stützte den Kopf in die Hände, die Ellenbogen auf den Schreibtisch.

      So saß er lange Zeit da, und die Gedanken schwirrten ihm nur so durch den Kopf.

      *

      Als Kathie am nächsten Morgen erwachte, war es sehr merkwürdig, in einem fremden Bett, in einem fremden Zimmer zu liegen. Es war das erste Mal seit sieben Jahren, daß sie nicht in ihrer gewohnten Umgebung geschlafen hatte.

      Nun, wirst dich daran gewöhnen müssen, dachte sie und schlug die Decke zurück.

      Draußen war es beinahe noch dunkel, aber auf einem Bauernhof stand man eben so früh auf. Einen Wecker brauchte sie nicht, obwohl es gestern abend spät geworden war, ehe sie in den Schlaf fand.

      Die Kammer war nicht viel kleiner, als die, in der sie auf dem Greiningerhof gewohnt hatte. Ein Kleiderschrank stand darin, ein hölzernes Bett, mit einer dicken Matratze, dann ein Tisch, zwei Sessel und eine alte Kommode.

      Nachdem

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