Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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und Stühle waren aus massivem Holz und stammten noch von Tobias’ Großvater. Lediglich die Sitzkissen waren immer wieder mal erneuert worden.

      Kathie hatte ihren Nähkorb neben sich stehen und war schon fleißig bei der Arbeit, die ihr flink von der Hand ging.

      »Hast eigentlich nie daran gedacht, zu heiraten?« fragte Burgl. »Jedermann müßt’ dich doch mit Kußhand nehmen. Du bist net nur schön, du kannst kochen, backen und putzen. In Haus und Stall macht dir so schnell keiner was vor, und eine perfekte Schneiderin bist obendrein.«

      Die junge Magd sah von ihrer Arbeit auf.

      »Heiraten?« meinte sie versonnen. »Nein, eigentlich net.«

      Burgl sah sie forschend an.

      »Aber gänzlich dagegen bist net?« wollte sie wissen.

      Kathie schmunzelte.

      »Ach weißt, es gab schon ein paar, wo ich hätt’ schwach werden können. Aber irgendwie hat’s dann immer doch net sein sollen.«

      Sie zuckte die Schultern.

      »Wer weiß, wozu’s gut ist.«

      Sie widmete sich wieder ihrer Näherei, trank zwischendurch einen Schluck oder biß von dem Marmorkuchen ab, den sie am Morgen gebacken und Burgl jetzt angeschnitten hatte.

      »Und wie ist’s bei dir?« fragte sie. »Du bist doch auch net verheiratet.«

      Jetzt war es Burgl, die versonnen vor sich hinschaute. »Einmal, da hat’s einen gegeben«, erwiderte sie nach einer Weile. »Der Sohn vom Bauern, auf dessen Hof ich damals in Stellung war. Wir hatten uns wirklich gern«, der Wolfgang und ich. Als der Bauer dahinterkam, da hat er den Wolfgang windelweich geprügelt und mich vom Hof gejagt.«

      Kathie sah sie bestürzt an.

      »Was? Das ist ja unglaublich«, rief sie.

      »Na ja, es waren eben andere Zeiten, Wolfgang mußte immer das tun, was sein Vater wollte, und bestimmt hätte der Bauer seinen Sohn enterbt, wenn der zu mir gehalten hätt’.«

      »Hast denn jemals wieder was von ihm gehört?«

      »Vom Wolfgang?«

      Burgl schüttelte den Kopf.

      »Ich bin ja dann gleich fortgegangen«, sagte sie mit leiser Stimme. »Hab’ mir was anderes gesucht, um zu vergessen.«

      Kathie strich der alten Magd über die Schulter.

      »Vergessen konntest ihn aber wohl doch net, was?«

      »Nein«, antwortete Burgl. »Ich hab’ ihn eben immer noch geliebt, und einen andern hab’ ich nie gewollt.«

      »Aber ist’s denn immer so, daß man auf alles andere verzichtet, wenn man bedingungslos liebt?« wollte Kathie wissen. »Ich muß gerade an den Tobias denken…«

      »Du meinst, weil er nie wieder eine andere Frau angeschaut hat?«

      Burgl zuckte die Achseln.

      »Die Resl war kein schlechtes Madl«, erzählte sie. »Aber ob sie für den Tobias die Richtige gewesen wär’, ich weiß net. Für meinen Geschmack hat sie immer zu hoch hinaus wollen, die Tochter vom Birkenbauern. Und schließlich hat sie den Tobias ja verlassen, weil ein anderer Mann ihr mehr zu bieten hatte.«

      »Und trotzdem liebt er sie immer noch.«

      Die alte Magd holte tief Luft.

      »Ach, ich weiß net«, meinte sie. »Für mich schaut’s so aus, als ob der Tobias ganz einfach Angst hat, noch einmal so enttäuscht zu werden, und sich deswegen net binden mag. Er hat den Glauben an die Liebe verloren.«

      Wie schon am ersten Tag, wo sie eine ähnliche Bemerkung gemacht hatte, sah sie Kathie wieder an. »Es sei denn, er trifft eine, die ihn alles andere, was gewesen war, vergessen läßt. Die Richtige eben.«

      Kathie spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoß und beugte den Kopf, damit Burgl es nicht sah. Allerdings hatten diese Worte sie so durcheinander gebracht, daß sie sich mit einer fahrigen Bewegung in den Finger stach.

      »Aua«, rief sie und steckte den blutenden Finger in den Mund. »Sowas Dummes.«

      Burgl sah sie immer noch an und hatte dabei dieses Lächeln im Gesicht, das Kathie immer wieder irritierte.

      *

      Später machten sie sich zusammen an das Melken. Schorsch war ins Dorf gefahren, und Burgl hatte versprochen, für ihn einzuspringen.

      »Aber net, daß du so blau nach Haus kommst, daß du morgen früh net aus dem Bett find’st«, hatte sie dem Knecht noch mit erhobenem Zeigefinger auf den Weg gegeben.

      »Was für einen Unsinn du redest«, schüttelte Schorsch halb ärgerlich, halb amüsiert, den Kopf und fuhr los.

      Er wollte zunächst einen Freund besuchen, den er schon lange Jahre kannte, und hinterher würde er gewiß noch auf den Tanzabend gehen.

      Daher die Ermahnung der Magd…

      Tobias Stadler war ebenfalls nach dem Mittagessen fortgefahren. Mindestens einmal in der Woche, und das meistens am Samstags, war es ihm ein Bedürfnis, auf den Friedhof zu gehen, wo neben den Eltern auch die Gebeine der Großeltern und Urgroßeltern ruhten. Allerdings kehrte er dann nur noch auf ein Bier im Löwen ein und fuhr bald wieder nach Hause.

      Den Tanzabend hatte er seit Jahren nicht mehr besucht. Und heute kam er sogar schon früher wieder zurück, als sonst. Die beiden Mägde hatten gerade ihre Arbeit beendet, als der Bauer auf den Hof fuhr.

      »Nanu«, wunderte sich Burgl. »Jetzt schon…?« Was sie nicht ahnte, war, daß Tobias einen besonderen Grund hatte, den Besuch im Wirtshaus nicht zu lange auszudehnen…

      Schon die ganze Woche über fühlte er sich miserabel und das hatte einen ganz bestimmten Grund – Tobias war verliebt.

      Bis über beide Ohren.

      Lange hatte er sich gegen diese Erkenntnis gewehrt, doch immer wenn er Kathie begegnete, dann spürte er von neuem dieses herrliche und zugleich grausame Gefühl. Er wollte es nicht, und stritt es ab. Aber es war da und ließ sich nicht vertreiben. Nachts lag er wach und dachte an die hübsche junge Magd, die in der Kammer über ihm schlief. Flüsterte Worte, die er niemals wagen würde, ihr zu sagen. Er stellte sich vor, wie es wäre, wenn sie in seinen Armen lag.

      Nur blaß noch war die Erinnerung an Resl Birkner und nur das, was sie ihm angetan hatte, war immer noch präsent.

      Das allerdings mit aller Macht.

      Tobias war in seinen Gefühlen hin- und hergerissen. Sie schwankten zwischen wundervoller Zärtlichkeit, die er für Kathie empfand, und entsetzlicher Angst, wenn er an die Vergangenheit dachte.

      Würde er jemals den Mut aufbringen, sich Kathie zu offenbaren? Ihr seine Liebe erklären und zu hoffen, daß sie sie erwiderte?

      Diese Frage hatte er sich in unzähligen Stunden gestellt

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