Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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hatte dazu gelächelt.

      Tobias hatte das Auto am Feldrand abgestellt, und sie waren ein Stück den Weg hinaufgewandert. Jacki, der die Magd mit großen, sehnsüchtigen Augen angestarrt hatte, als sie ins Auto stiegen, durfte, auf Kathies Bitte hin, mitfahren und tollte ausgelassen vor ihnen her.

      Zwischen Feld und Bergwald stand eine Bank, auf die sie sich setzten und ausruhten. Es gab soviel zu erzählen, was sie noch nicht voneinander wußten, und Pläne für die Zukunft wurden auch geschmiedet. Abwechselnd warfen sie beide das Stöckchen, das Jacki angeschleppt hatte, und jetzt immer wieder brav zurückbrachte.

      Schließlich saßen sie nur da, hielten sich an den Händen und hatten die Augen geschlossen.

      »Das ist der schönste Moment in meinem Leben«, sagte Tobias und drückte Kathies Hand. »Nie hätt’ ich gedacht, daß es noch mal so kommen würd’.«

      Die Magd hatte ihren Kopf auf seine Schulter gelegt, und die Sonne ließ ihr Gesicht noch schöner strahlen.

      Eigentlich wollte Kathie gar nicht darüber reden, aber irgendwie war sie doch immer noch mit Resl Birkner beschäftigt. Es war nicht die Furcht vor der unbekannten Frau, die sie ständig an die Vergangenheit denken ließ, aber aus einem unbestimmten Grund war Tobias’ einstige große Liebe immer wieder in ihren Gedanken präsent.

      »Hast’ dich eigentlich nie gefragt, was aus ihr geworden ist?« fragte sie den jungen Bauern.

      Tobias hob den Kopf und sah sie an.

      »Aus Resl?« fragte er.

      »Ja, ich mein, du hast sie doch wirklich geliebt, und auch wenn sie dich so enttäuscht hat, war da net immer der Gedanke bei dir, wo sie wohl gerad ist, und wie’s ihr geht?«

      Tobias zuckte die Schultern.

      »Freilich hab’ ich mich das gefragt«, erwiderte er. »So wie ich mich gefragt hab’, warum sie fortgegangen ist. Aber irgendwann war ich’s leid, Fragen zu stellen, auf die ich doch keine Antwort bekommen konnte. Bei ihren Eltern hat sie sich nur einmal gemeldet und dann net wieder. Selbst die wissen nix über ihre Tochter.

      Ganz zu Anfang war ich sogar versucht, nach München zu fahren und sie zurückzuholen. Aber das war natürlich unsinnig. Wo hätt’ ich da mit dem Suchen anfangen sollen? Ein aussichtsloses Unterfangen in einer Großstadt. Wenn man net gefunden werden will, dann ist man dort wahrscheinlich sicher wie nirgendwo sonst.«

      Tobias, der sich zuvor zurückgelehnt hatte, setzte sich aufrecht.

      »Es ist kein Geheimnis, daß es mir damals sehr wehgetan hat«, fuhr er fort. »Und manchmal wußte ich net mehr, ob ich die Resl mehr liebe oder mehr hasse. Aber das ist vorbei. Schon lange. Und jetzt, wo ich weiß, daß du mich genauso liebst, wie ich dich, da ist der Gedanke an Resl Birkner nur noch blasse Erinnerung. Sie war Bestandteil meines Lebens, aber das Leben geht weiter, und wenn sie heut’ vor mir stehen würde, ich weiß gar net, ob ich ihr dann noch bös’ wär, so gleichgültig ist sie mir inzwischen.«

      Langsam kroch die Sonne über den Horizont.

      »Ich glaub, wir sollten langsam zurückfahren«, meinte Kathie, der diese Worte sehr gutgetan und die sie beruhigt hatten. »Burgl und Schorsch werden mit dem Abendessen warten, und nachher will ich mit dem Kleid weitermachen.«

      Der Hund hatte sich zwischendurch von der Herumtollerei ausgeruht und lief munter vor ihnen her.

      »Ein wunderschönes Gefühl, mit der Frau, die man liebt, nach Haus’ zu kommen«, sagte Tobias glücklich, als sie auf den Hof einbogen.

      Kathie lächelte.

      »Ich hab’ mich vom ersten Moment an hier zu Hause gefühlt«, sagte sie und gab ihm einen Kuß.

      »Na, ihr wart ja lang fort«, wurden sie von der alten Magd begrüßt. »Zum Kaffeetrinken ist’s jetzt aber zu spät.«

      »Das wollen wir auch net«, lachten die beiden. »Uns ist eher nach einer deftigen Brotzeit.«

      Das Abendessen nahmen sie draußen ein. Es gab einen leckeren Wurstsalat und natürlich von dem Käse, den Tobias und Kathie von der Kandereralm geholt hatten. Anschließend setzten sie sich wieder auf die Bank im Garten, die zu ihrer Bank geworden war, seit sie sich dort den ersten Kuß gegeben hatten und diesmal leisteten Burgl und Schorsch ihnen Gesellschaft.

      Länger als sonst dehnte sich dieser Sonntagabend aus, und soviel fröhliches Gelächter war schon lange nicht mehr auf dem Stadlerhof erklungen.

      *

      Die junge Frau schaute in den Spiegel, aus dem ihr ein unendlich trauriges und verhärmtes Gesicht entgegenblickte.

      Tiefe Ringe lagen unter den Augen, die früher so gestrahlt hatten und das Haar, auf das sie einstmal so stolz gewesen war, hing nun strähnig und glanzlos auf die schmalen Schultern hinunter.

      Nach einem tiefen Seufzer wandte sich die Frau ab und ging zum Stuhl, auf dem der Mantel lag. Ein letzter Blick in das Zimmer, in dem außer dem Stuhl nur noch ein Bett stand, ein wackliger Tisch und ein Schrank, dessen rechte Tür aus den Angeln hing, die linke ließ sich überhaupt nicht mehr öffnen. Resl hatte es einmal versucht, und da war ihr die Tür entgegengefallen.

      Bruchbude wäre noch ein geschmeichelter Ausdruck für diese Unterkunft gewesen, die sie viel zu teuer bezahlen mußte. Aber sie hatte keine andere Wahl, wenn sie nicht auf der Straße schlafen wollte.

      Ein Blick auf die Uhr, es wurde Zeit für sie. Um über die Runden zu kommen, das Geld für die Miete und ein wenig zu essen für sich zu verdienen, hatte die junge Frau die zusätzliche Arbeit angenommen.

      Sie streifte den Mantel über, nahm die Rosen aus dem Wassereimer, ging aus der Tür und schloß hinter sich ab. Ein langer dunkler Flur erwartete sie, die Beleuchtung fiel meistens aus, und der Hausbesitzer machte sich nur selten die Mühe, eine Glühlampe auszuwechseln.

      Resl tastete sich an den anderen Zimmern vorbei. Sie waren alle belegt, von ähnlich gestrauchelten Menschen, wie sie einer war. Früher war das Haus einmal eine vornehme Pension gewesen, doch davon war nichts mehr zu merken. Der Putz an der Decke blätterte genauso ab, wie die Farbe an den Wänden, im Treppenhaus roch es nach Essensdünsten und Zigarrettenrauch, und die Stufen knarrten unter Resls Füßen. Sie mußte sich beeilen. Der Chef würde ohnehin sauer auf sie sein, weil sie in der Samstagnacht einfach Feierabend gemacht hatte. Da wollte sie es nicht noch schlimmer werden lassen, indem sie zu spät kam. Es war ihr schon schwer genug gefallen, sich aufzuraffen, und auf keinen Fall würde sie heute abend die selbe Runde gehen, wie sonst.

      Daß ihr Max Trenker so plötzlich gegenübersaß, hatte Resl einen tiefen Schock versetzt. Wie in Panik war sie davongelaufen, hatte sich in der Nebenstraße in einem der Häuser versteckt und gewartet, bis er wieder zum Hotel zurückgegangen war. Dann, nachdem sie noch eine Weile in dem Hausflur geblieben war, wagte sie sich aus ihrem Versteck und lief nach Hause. Die Rosen, die sie eigentlich verkaufen sollte, stellte sie in einen Eimer mit Wasser. Heut’ würde sie keinen Schritt mehr vor die Tür machen.

      Dann warf sie sich auf das Bett und ließ ihren Tränen freien Lauf.

      Der Anblick des Polizisten aus St. Johann spülte all die Erinnerungen wieder an die Oberfläche, die Resl glaubte, unterdrückt zu haben. Und wie so oft, weinte sie über ihr Schicksal. Die junge Frau war heilfroh, daß es die Nacht zu Sonntag war. Da sie sich von

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