Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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für einen Moment war Sebastian Trenker sogar gewillt, den Worten zu glauben. Doch dann dachte er, daß Resl Birkner wohl nicht so wild darauf sein würde, ausgerechnet von diesem Mann gegrüßt zu werden.

      Trotzdem nickte er.

      »Mach ich, Herr Wohlers«, sagte er zum Abschied. »Und Ihnen wünsch ich eine bessere Zukunft, wenn S’ erstmal Ihre Strafe abgesessen haben.«

      *

      Das Klingeln des Weckers riß sie aus dem Schlaf. Resl drehte sich auf die andere Seite und vergrub ihren Kopf unter dem Kissen. Allerdings nur für einen Moment, dann sprang sie auf, schaltete den Wecker aus und reckte sich. Sieben Uhr abends, Zeit zum Aufstehen für sie, wenn andere daran dachten, bald ins Bett zu gehen. Aber so war es eben. Die junge Frau war heilfroh, daß der Chef gestern wohl seinen gnädigen Tag gehabt hatte. Mit einer großzügigen Geste hatte er darüber hinweggesehen, als sie ihm beichtete, am Vorabend früher Feierabend gemacht zu haben, ohne daß die Rosen alle verkauft worden waren.

      »Daß mir das aber net jeden Abend vorkommt«, hatte Josef Birchler gesagt.

      Er saß hinter einem ganz normalen Tisch, auf dem sich Berge von Papier stapelten und eine Geldkassette stand. Das Büro befand sich in einer Lagerhalle, dahinter war der Kühlraum, in dem Tausende von Rosen standen. Birchler beschäftigte eine ganze Anzahl von Verkäufern, und das eingenommene Geld wanderte in die Kassette auf dem Tisch.

      Vermutlich war das der Reingewinn, hatte Resl einmal gedacht. Sie nahm nicht an, daß der Mann davon Steuern bezahlte.

      Nachdem sie aufgestanden war und sich in dem kleinen Badezimmer am Ende des Flurs erfrischt hatte, kochte sie sich einen Tee. In ihrem Zimmer stand ein Wasserkocher auf dem Tisch, Becher und Tasse waren in einem Regal an der Wand. Ein schmales Holzbrett, das Resl ohne Wissens ihres Vermieters dort angebracht hatte. Dazu aß sie eine Reiswaffel, die sie dünn mit Butter bestrichen hatte. In Ermangelung eines Kühlschranks, lagerte sie diese, fest in Papier gewickelt, in einem Gefäß, das sie mit kaltem Wasser gefüllt hatte. So hielt sie sich einigermaßen frisch. Allerdings kaufte Resl immer nur ein kleines Stück ein.

      Sie beendete ihr karges Mahl und zog wieder den Mantel über. Er war alt und abgetragen, aber immerhin wärmte er, wenn sie abends und nachts ihre Runden drehte. Resl hatte ihn vor schon langer Zeit bei einem Trödler gekauft.

      Sie verließ ihr Zimmer und machte sich auf den Weg zum Lagerhaus. Dort holte sie die Rosen ab und begann ihre Tour.

      Leicht würde es heute nicht werden. Montags waren die Lokale nicht so gut besucht. Wahrscheinlich dauerte es bis spät in die Nacht, bis alle Blumen verkauft waren. Resl hatte da so ihre Erfahrungen gemacht, und tatsächlich verlief das Geschäft eher schleppend. Zuerst lief sie durch unzählige Kneipen und Bistros, kleine Restaurants und einfache Wirtshäuser, bis sie schließlich vor dem Hotel stand. Unschlüssig ging sie auf der Straße auf und ab. Konnte sie es wagen hineinzugehen, oder bestand die Gefahr, daß sie Max Trenker und seiner Begleiterin wieder begegnete? Das war nämlich das Letzte, was sie wollte. Als er sie am späten Samstagabend ansprach, war Resl in Panik geraten und noch viel schlimmer war es, daß er ihr hinterher gelaufen war. Er hatte sie also wirklich erkannt, ansonsten hätte sie ja einfach so tun können, als verwechsele er sie mit einer anderen. Resl schaute zu dem großen Gebäude hinüber. Acht Stockwerke hatte das Hotel, die Fenster waren fast alle beleuchtet, und im Restaurant, das sie von der Straße aus sehen konnte, saßen nicht wenige Gäste. Wahrscheinlich wohnten sie in dem Hotel. Irgendwo fand in München immer eine Messe, eine Gala oder sonst eine Veranstaltung statt, die zahlreiche Besucher anlockte. Hier würde es sich wahrscheinlich lohnen, doch noch zögerte Resl. Es dauerte geraume Zeit, bis sie sich einen Ruck gab, und die Straße überquerte.

      Der Portier, der vor dem Eingang seinen Dienst versah, war ein anderer als am Samstag. Aber Resl kannte natürlich die Männer, die meistens freundlich zu ihr waren. Ohnehin mußte sie dankbar sein, das sie hier ihre Rosen verkaufen durfte. Nicht in jedem Hotel war sie gern gesehen, oft wurde sie eher als Belästigung der vornehmen Gäste empfunden.

      Resl begrüßte den Portier durch ein Kopfnicken, und er grüßte zurück. Mit klopfendem Herzen trat sie durch die Tür in die Halle. Hier wimmelte es nur so von Leuten, daß sie in dem Gedränge gar nicht auffiel. Die junge Frau wandte sich nach rechts, die Tür zum Restaurant öffnete sich automatisch. Sie blieb stehen und sah sich um. Das Restaurant hatte mehrere Ecken und Nischen, die man vom Eingang aus nicht einsehen konnte. Aber an den anderen Tischen konnte sie kein ihr bekanntes Gesicht entdecken. Resl trat langsam vor und begann ihre Runde. Leise ansprechen, freundlich lächeln und höflich abwarten. Wenn jemand ablehnte, einen schönen Abend wünschen und weiter zum nächsten Tisch gehen.

      Sie hatte großes Glück. Nicht einmal wurde sie abgewiesen, und fast immer legten sie Leute noch etwas drauf. Der Strauß nahm schneller ab, als sie gehofft hatte. Inzwischen hatte sie die Tische in den Nischen erreicht. Hier saßen allerdings weniger Gäste, aber der Verkauf klappte dennoch gut. Schließlich war nur noch eine einzige Rose übrig.

      Neben dem Tisch, an dem sie gerade verkauft hatte, stand ein anderer, vom ersteren durch eine Stellwand getrennt, so daß die Gäste sich nicht einander störten. Resl entdeckte dort einen einzelnen Mann sitzen, der die Abendzeitung hochhielt und darin las.

      Sie schaute auf die letzte Rose. Den Mann anzusprechen war sinnlos. Für sich selbst würde er wohl keine Blume kaufen. Sie wandte sich ab und wollte gehen, als eine Stimme sie zurückhielt.

      »Einen Moment, Fräulein«, sagte der Mann. »Die Rose da, die hätt’ ich gern.«

      Glück gehabt, durchzuckte es sie, und Resl drehte sich um. Im selben Moment erstarrte sie.

      Der Mann hatte seine Zeitung sinken lassen, und sie schaute in das Gesicht Pfarrers Trenkers.

      *

      »Ich hätt’ net gedacht, daß es so schnell fertig würd’«, sagte Burgl strahlend. »Und so schön, ist’s geworden«. Die beiden Frauen standen in der Kammer der alten Magd. Burgl hatte das Kleid übergestreift, und Kathie begutachtete kritisch ihr Werk.

      »Da müßt ich vielleicht noch abnehmen«, meinte sie und steckte eine Stecknadel an die Stelle.

      Sie zupfte hier und zog da.

      »Hier müßt’s noch ein bissel kürzer«, fuhr sie fort und nahm das Maßband zur Hilfe.

      »Findest du?«

      Burgl hatte eine Tür ihres Kleiderschranks geöffnet, hinter der sich ein Spiegel befand. Sie drehte und wendete sich und schüttelte den Kopf.

      »Also mir gefällt’s.«

      »Wenn du meinst«, schmunzelte Kathie. »Aber ein paar Nähte muß ich noch machen, und es ausbügeln. Morgen wird’s dann wohl fertig sein.«

      Nach der letzten Anprobe gingen die beiden Frau gutgelaunt wieder in die Küche hinunter. Auf dem Tisch standen zwei große Körbe mit Kirschen, die Schorsch am Mittag geerntet hatte. Jetzt sollten die Früchte verarbeitet werden.

      Kathie übernahm es, die Kirschen zu waschen und zu entkernen, während Burgl bereits damit beschäftigt war, Weckgläser aus dem Keller zu holen und abzuwaschen. Die beiden Frauen arbeiteten Hand in Hand. Burgls anfängliche Befürchtung, die Neue könne sie von ihrem angestammten Platz auf dem Stadlerhof vertreiben, hatte sich schnell verflüchtigt. Schon vom ersten Augenblick an hatte sie Kathie in ihr Herz geschlossen, und daß es der hübschen Magd gelungen war, Tobias für sich zu gewinnen, war für Burgl ein weiterer Pluspunkt, den sie Kathie gutschrieb.

      Manchmal

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