Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 90

Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

Скачать книгу

dorthin, wenn das Geld, das sie durch den Verkauf eingenommen hatte, beim Chef abgeliefert war. Nur Sonntags hatte sie frei und konnte endlich einmal ausschlafen. An den anderen Tagen kam sie nachmittags todmüde aus der Klinik heim, schlief ein paar Stunden, bis es wieder Zeit war, die Runde durch die Kneipen und Restaurants zu machen.

      Max Trenker – den hätte sie hier am allerwenigsten erwartet.

      Wie es wohl den anderen ging?

      Vater, Mutter, ihrem Bruder, Tobias – von ihnen hatte sie nichts mehr gehört, seit sie von zu Hause fortgegangen war. Aber natürlich war es ihre eigene Schuld, sie hatte jeglichen Kontakt abgebrochen.

      Daran und an Tobias Stadler dachte Resl Birnker auch jetzt, als sie mit den Rosen im Arm durch die abendlichen Straßen ging. Auch an den Mann, dem sie ihr Schicksal verdankte, mußte sie ab und zu denken, aber gleichzeitig wurde ihr voller Bitterkeit bewußt, daß sie durch ihr eigenes Verschulden in diese Situation geraten war.

      Wenn ich bedenk’, was für ein Leben ich jetzt als Stadlerbäuerin haben könnt’…

      Bloß net daran denken. Zum Heulen.

      Aber Resl wollte nicht mehr weinen. Woher sollten auch die ganzen Tränen kommen, wo sie doch schon so viele vergossen hatte?

      Wenigstens lief das Geschäft heute abend ganz ordentlich. Es war noch nicht einmal Mitternacht, als sie die letzte Rose verkauft hatte. Das Geld steckte in ihrer Börse. Resl suchte sich eine einsame Straße und zählte den Betrag, den sie abliefern mußte, genau ab. Es blieben immer noch ein paar Euros übrig, viele ihrer Kunden hatten ein kleines Trinkgeld gegeben. Doch das mußte sie gut verstecken. Wenn der Chef es fand, würde er es ihr gleich wegnehmen. Resl stopfte die Scheine in das Futter ihres Mantels und beeilte sich, zu dem Lagerhaus zu kommen, in dem der Mann residierte, der sich noch großartig vorkam, weil er ein paar gescheiterten Existenzen eine Arbeit gab, wie er sich ausdrückte.

      Aber heute würde ihr sein Spott und seine Häme nichts ausmachen. Resl freute sich auf die Stunden danach. Sie würde früher als sonst in die Klinik gehen, mit den Kolleginnen vielleicht einen schönen heißen Kaffee trinken und später gab es in der Kantine ein leckeres Mittagessen, für das sie nur wenig bezahlen mußte. Dafür konnte sie dann die Vorräte zu Hause sparen.

      Und wenn sie Glück hatte, dann würde der Chef ihr jetzt nicht ganz so böse sein. Immerhin waren ja alle Rosen verkauft, und das mit gestern, da würde sie sich schon eine Ausrede einfallen lassen.

      Und morgen? Morgen war schon wieder ein anderer Tag.

      *

      Noch vor Dienstbeginn hatte sich Max an den Computer im Polizeirevier gesetzt, um nach Resl Birkners Adresse zu forschen.

      Allerdings ohne Erfolg. Weder in München noch in den umliegenden Gemeinden war eine Frau dieses Namens gemeldet. Nachdenklich lehnte sich der Beamte zurück und betrachtete den Bildschirm des Computers. Das konnte nur bedeuten, daß Resl ohne festen Wohnsitz war oder sie hatte sich einfach nicht angemeldet.

      Mehr als Routine, als aus einem bestimmten Verdacht heraus, hatte er auch das Strafregister durchgesehen. Mit Erleichterung nahm Max zur Kenntnis, daß es über die junge Frau keinen Eintrag gab.

      Nach einigen Minuten nahm er den Hörer in die Hand und wählte die Nummer des Pfarrhauses. Sebastian Trenker war selbst am Apparat. Max berichtete seinem Bruder von der erfolglosen Suche.

      »Kannst dich net zufällig an den Mann erinnern, mit dem die Resl damals fort ist?« fragte er. »Vielleicht hab’ ich da mehr Glück.«

      »Wart mal«, vernahm er Sebastians Stimme. »Wohlers? Oder Walters…? Nein ich bin sicher, der hieß Wohlers, Günther mit Vornamen.«

      Der Polizist zweifelte nicht an der Richtigkeit der Angabe. Sein Bruder hatte ein hervorragendes Gedächtnis und erinnerte sich oft an Dinge und Namen, von denen er vor Jahren gehört hatte.

      »Gut, versuch ich’s halt noch einmal«, sagte er. »Ich meld’ mich gleich wieder.«

      Er legte den Hörer auf die Gabel zurück und setzte sich vor den Computer. Schnell hatte er sich wieder in das Programm gewählt und den Namen eingetippt. Es dauerte keine drei Sekunden, bis das Ergebnis der Suchanfrage auf dem Bildschirm erschien.

      Max las einmal, dann noch mal und pfiff schließlich leise durch die Zähne.

      »Ach, da schau her…«, murmelte er und schob seinen Stuhl zurück.

      Sebastian und seine Haushälterin saßen noch beim Frühstück, als der Polizeibeamte hereinkam.

      »Möchtest noch eine Semmel mitessen?« fragte der Geistliche.

      Max schüttelte den Kopf. Zum Mittag- und Abendessen kam er ins Pfarrhaus, das Frühstück nahm er gewöhnlich zu Hause in seiner kleinen Wohnung ein, die über dem Revier lag.

      »Dank’ schön«, erwiderte er. »Bloß einen Kaffee.« Er holte sich eine Tasse aus dem Küchenbüfett und bediente sich an der Kaffeemaschine.

      »Was hast herausgefunden?« erkundigte sich Sebastian Trenker, nachdem Max sich gesetzt hatte. »Ist der Herr Wohlers polizeilich gemeldet?«

      »Das ist er«, nickte sein Bruder. »In der Justizvollzugsanstalt München Stadelheim.«

      »Was?« staunte der Bergpfarrer. »Der sitzt ein?«

      »Jawohl«, antwortete Max. »Und zwar schon seit geraumer Zeit. Genauer gesagt, seit eineinhalb Jahren und so wie’s ausschaut, wird er auch noch ein Weilchen auf Staatskosten Urlaub machen.«

      »Aber warum denn?«

      »Oh, da kommt einiges zusammen«, winkte der Polizist ab. »Betrug, Urkundenfälschung und Heiratsschwindel sind nur ein kleiner Auszug aus seinem Strafregister. Der Herr Wohlers ist ein ziemlich krimineller Bursche, möcht’ ich sagen.«

      »Heiratsschwindel?« sagte Sebastian nachdenklich. »Dann hat er die Resl wohl auch getäuscht.«

      »Da bin ich sicher«, pflichtete Max bei. »Von wegen reicher Mann. Reiche Frauen hat er sich gesucht und sie mit irgendwelchen Lügengeschichten dazu gebracht, daß sie ihm ihr ganzes Geld gaben. Eine hat ihn angezeigt und als das publik wurde, haben sich weitere sechs gemeldet, die auf ihn hereingefallen sind.«

      Sebastian schüttelte den Kopf.

      »Nur, was hat er dann von der Resl gewollt’?« überlegte er. »Gut, ihre Eltern sind net arm. Aber sie selbst hat doch gar kein Vermögen, abgesehen von einem kleinen Sparguthaben, wie der Birkenbauer mir damals erzählt hat.«

      Max hob die Arme.

      »Wer weiß«, meinte er, »vielleicht hat er die Resl ja wirklich geliebt. Sowas soll’s ja geben.«

      Der Bergpfarrer trank seinen Kaffee aus.

      »Nun gut, wenn wir jetzt auch wissen, wo dieser Herr sich aufhält, sagt uns das noch nix darüber, wo Resl steckt.«

      »Also, ich bin mir sicher, daß sie in München lebt«, sagte Max. »Und offenbar kennt sie sich dort auch ganz gut aus, zumindest in der Gegend, in der das Hotel steht. So schnell wie sie verschwunden war.«

      Er sah seinen Bruder an.

Скачать книгу