Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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fahr’ nach München«, antwortete er. »Ganz klar. Aber vorher mach ich einen Besuch bei Bischof Meerbauer.«

      Max machte große Augen.

      »Beim Bischof?« fragte er. »Was willst’ denn von dem?«

      Der gute Hirte von St. Johann schmunzelte. »Zufällig weiß ich, daß der gute Ottfried Meerbauer einen Bruder hat, der in bayerischen Justizministerium arbeitet. Ich möcht’ ihn bitten, daß er mir schnell und unbürokratisch eine Besuchserlaubnis beschafft.«

      »Du willst Günther Wohlers besuchen?« staunte sein Bruder. »Was versprichst du dir davon?«

      »Ich weiß es noch net«, antwortete Sebastian Trenker. »Vielleicht kann er mir einen Hinweis auf Resl geben. Außerdem überbrück’ ich so die Zeit, falls er wirklich nix über sie weiß. Vor dem Abend hat’s ja keinen Sinn, nach Resl zu suchen.«

      »Dann willst also im Hotel sitzen und darauf warten, daß sie dort tatsächlich wiederauftaucht?«

      Der Geistliche nickte.

      »Ich hab’ wohl keine andere Wahl.«

      *

      Es war nicht das erste Mal, daß Sebastian Trenker ein Gefängnis betrat. Schon öfters hatte er Strafgefangene besucht und ihnen seelsorgerisch zur Seite gestanden. Aber es war doch immer wieder eine seltsame Atmosphäre, die ihn umfing, sobald er durch die Sicherheitsschleuse gegangen war.

      Bischof Meerbauer hatte nicht schlecht gestaunt, als Sebastian ihn mit seiner Bitte überfiel. Allerdings kannte der Vorgesetzte den Bergpfarrer gut genug, um zu wissen, daß dieser eine bestimmte Absicht verfolgte. Er ließ sich kurz schildern, worum es ging und telefonierte dann mit seinem Bruder.

      Das Gespräch dauerte keine zehn Minuten. Wilfried Meerbauer bekleidete eine sehr hohe Stellung in dem Ministerium und versicherte, daß eine Besucherlaubnis in Stadlheim bereitliegen würde.

      Ein Vollzugsbeamter nahm Sebastian Trenker in Empfang. Auch wenn er Geistlicher war, so mußte er doch die übliche Prozedur über sich ergehen lassen. Allerdings nahm der Beamte nicht ernsthaft an, daß der Besucher etwas in das Gefängnis hineinschmuggeln wollte. Er führte Sebastian in einen Raum, in dem neben dem Tisch, zwei Stühle und eine Bank standen, und bat ihn, einen Moment zu warten.

      Der Seelsorger trat an das Fenster. Es führte zwar zum Gefängnishof hinaus, dennoch hatte es eine Scheibe aus schlagfestem Glas und war von außen vergittert.

      Lange mußte Sebastian nicht warten, dann wurde die Tür geöffnet, und der Vollzugsbeamte führte den Häftling herein. Der Bergpfarrer drehte sich um und erkannte den Mann sofort wieder.

      Günther Wohlers trug Anstaltskleidung, das Gesicht war blaß und drückte Unverständnis aus.

      »Grüß Gott«, sagte Sebastian. »Ich bin Pfarrer Trenker. Setzen S’ sich doch.«

      Der Beamte nahm auf der Bank Platz, der Gefangene setzte sich auf einen Stuhl, der Geistliche sich ihm auf der anderen Seite gegenüber.

      »Man hat mir gesagt, daß Sie mit mir sprechen wollen«, sagte Günther Wohlers. »Worum geht’s denn?«

      »Ich komm aus St. Johann.«

      Bei diesen Worten schien es, als blitzte es für einen winzigen Moment in den dunklen Augen des Mannes auf. Er nickte.

      »Kenn ich. Ein hübscher Ort.«

      »Ja, Sie waren mal dort«, sagte Sebastian. »Herr Wohlers, ich will net lang um den heißen Brei herumreden. Mein Besuch hat nix mit dem zu tun, weswegen Sie hier einsitzen. Ich bin hergekommen, weil ich mir von Ihnen einen Hinweis erhoff. Als Sie seinerzeit in St. Johann waren, haben S’ eine junge Frau kennengelernt, die Resl Birkner. Sie ist mit Ihnen nach München gegangen. Ich hätt’ von Ihnen gern gewußt, wo ich die Resl jetzt finden kann.«

      Günther Wohlers zog ein Päckchen Tabak aus der Tasche seiner Anstaltsjacke.

      »Stört’s Sie, wenn ich rauche?« fragte er.

      Der Geistliche schüttelte den Kopf.

      »Nein«, erwiderte er. »Es ist zwar net gesund, aber das müssen S’ selbst wissen.«

      Der Gefangene hatte ein Papierblättchen mit Tabak gefüllt und rollte es geschickt zu einer Zigarette. Er klebte es zusammen und kniff ein paar Krümel an den Enden ab. »Die Resl«, sagte er nachdenklich, während er die Zigarette in den Mund steckte und anzündete. »Es hat net lang gehalten, zwischen uns.«

      Er zuckte die Achseln. »Leider. Ein hübsches Madl.«

      Sebastian hörte geduldig zu. Ihn drängte nichts, Resl Birkner würde er kaum vor dem Abend aufspüren, wenn überhaupt…«

      »Ja, das war so«, fuhr Günther Wohlers fort. »Sie hat geglaubt, ich wär der reiche Prinz, der sie auf sein Schloß heimführt. Aber als wir dann in München ankamen, und sie meine eher bescheidene Behausung sah, da gab’s schon den ersten Krach. Am liebsten hätte sie auf der Stelle wieder kehrtgemacht, und wär’ nach Hause gefahren. Aber dazu fehlte ihr wohl der Mut, weil sie ja vorher so sang- und klanglos abgehauen war. Also ist sie geblieben.

      Naja, und ganz so arm war ich ja nun auch net wieder. Ich hatte noch ein bissel Geld auf der Kante, sie ja auch… Allerdings reichte das dann auch keine Ewigkeit.« Er pustete den Rauch in die Luft.

      »Machen wir’s kurz. Das Geld war alle, es gab immer öfter Streit zwischen uns. Resl suchte sich irgendeine Arbeit, und dann…, tja dann lief mir diese Frau über den Weg, die mich gleich wiedererkannt hat und Anzeige erstattete. Als ich festgenommen wurde, und die ganze Sache an die große Glocke gehängt wurde, da hat Resl die Konsequenzen gezogen und mich verlassen.«

      »Und Sie wissen net, wohin sie gegangen ist?« fragte Sebastian Trenker.

      »Beim besten Willen net, Hochwürden«, antwortete Günther Wohlers. »Wenn ich’s wüßt, würd’ ich’s Ihnen sagen.«

      »Sie erwähnten eine Arbeit, die die Resl sich gesucht habe. Können Sie mir sagen, wo das gewesen ist?«

      Der Strafgefangene hob die Hände und ließ sie wieder fallen.

      »In einer Klinik, da ist sie putzen gegangen«, sagte er. »Aber fragen S’ mich net, in welcher.«

      Eine Klinik also, das konnte vielleicht ein Hinweis sein, wenn er Resl sonst nicht fand, dachte Sebastian.

      Allerdings gab es einige davon in München, und wer konnte schon sagen, ob Resl überhaupt noch dort arbeitete, wenn sie inzwischen diesen dubiosen Job als Rosenverkäuferin angenommen hatte.

      Notfalls mußte er eben alle Klinken abklappern und nachfragen.

      Der gute Hirte von St. Johann erhob sich. Er reichte dem Mann die Hand, der diese Geste mit Erstaunen zur Kenntnis nahm.

      »Vielen Dank, daß Sie mir so bereitwillig Auskunft gegeben haben«, sagte er.

      »Tut mir leid, Hochwürden, wenn ich Ihnen net wirklich helfen konnte, erwiderte Günther Wohlers. »Jedenfalls wünsch’ ich Ihnen Glück bei der Suche. Und wenn S’ die Resl gefunden haben, dann grüßen

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