Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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      Resl lachte bitter auf.

      »Wie hätt’ ich denn zurückkommen können?« sagte sie. »Und wie hätt’ ich dagestanden?Ausgelacht hätt’ man mich.«

      »Oftmals ist’s besser, das kleinere Übel zu wählen. Aber wenn du das net gewollt hast, so hättest dich doch jederzeit bei mir melden können und mich um Hilfe bitten. Ich hab’ euch doch oft genug gesagt im Unterricht: ich bin immer für euch da und hab’ für alle Probleme ein offenes Ohr.«

      Resl hatte den Kopf gesenkt, Tränen liefen ihr über das Gesicht. Sie erinnerte sich an die Stunden im Kommunionsunterricht. Oft hatte Pfarrer Trenker mit ihnen über Nächstenliebe und die Pflicht einander zu helfen, gesprochen.

      »Ich weiß, Hochwürden«, flüsterte sie. »Aber ich war einfach zu feig. Ich hab’ mich geschämt. Vor Ihnen, aber auch meinen Eltern gegenüber und vor… vor Tobias…«

      »Du hast ihm damals sehr weh getan«, konnte sich Sebastian nicht zurückhalten ihr zu sagen. Sie nickte wieder.

      »Ich weiß. Ihm und meinen Eltern.«

      Sie schaute Sebastian unsicher an.

      »Wissen sie, daß…«

      Der Bergpfarrer schüttelte den Kopf.

      »Ich hielt’s für besser, ihnen erst einmal nix zu sagen«, antwortete er.

      »Danke«, sagte Resl leise und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.

      »Aber du wirst es net vor ihnen verheimlichen können«, erklärte Sebastian. »Früher oder später müssen sie erfahren, was mit dir ist.«

      Er sah sie eindringlich an.

      »Spätestens, wenn du wieder daheim bist.«

      Resl stellte die Tasse, die sie gerade zum Mund führen wollte, abrupt wieder ab.

      »Ich geh net zurück«, sagte sie bestimmt. »Unter gar keinen Umständen.«

      »Madel, sei net dumm«, versuchte der Geistliche sie umzustimmen. »Das ist doch kein Leben, das du da führst. Schau dich an. Fünfundzwanzig Jahr bist im letzten Monat geworden und was hast erreicht? Schuftest dich in der Klinik ab und versuchst, daß du ein bissel Geld dazuverdienst, indem du abends durch die Lokale und Wirtschaften ziehst und deine Rosen verkaufst. Wieviel bekommst eigentlich dafür?« Resl zuckte die Schultern.

      »Zwanzig Cent pro Stück«, antwortete sie und fügte schnell hinzu: »Ich weiß, das ist net viel. Aber immerhin besser, als nix.«

      »Zwanzig Cent?« fragte Sebastian ungläubig. »Und wieviel verkaufst am Abend?«

      Resl schaute auf die letzte Rose, die sie auf den Tisch gelegt hatte.

      »Wenn’s gut läuft, so wie heut’, dann werd’ ich alle los. Fünfzig Stück.«

      »Fünfzig Stück«, rechnete der Geistliche ihr vor, »das macht ganze zehn Euro für den ganzen Abend. Und der Mann der dahinter steht, der verdient sich eine goldene Nase.«

      Er schüttelte den Kopf.

      »Das ist ja unglaublich.«

      Resl schaute sich unsicher um.

      »Ich muß dann wieder los«, sagte sie und wollte sich erheben. »Eigentlich darf ich hier gar net sitzen.«

      »Du bleibst«, sagte Sebastian bestimmt. »Der Herr Drechsler weiß Bescheid.«

      Hannes Drechsler, der Manager des Hotels, hatte nicht schlecht gestaunt, als Pfarrer Trenker ihn um ein Gespräch bat und erklärte, worum es ihm ging.

      »Selbstverständlich, Hochwürden«, hatte er versichert. »Sie können im Restaurant warten, bis die junge Frau kommt. Außerdem wäre es mir ein Vergnügen, Sie und die junge Dame einzuladen.«

      »Also Resl«, sagte Sebastian jetzt, »ich werd’ auf keinen Fall ohne dich nach St. Johann zurückfahren. Das hier ist kein Leben. Du kannst vorerst im Pfarrhaus wohnen und ich sprech’ mit deinen Eltern und bereit sie auf deine Rückkehr vor.«

      »Aber…«, wollte sie einwenden.

      Doch der Geistliche schnitt ihr das Wort ab.

      »Keine Einwände«, bestimmte er. »Wir fahren in dein Zimmer und holen deine Sachen ab. Es ist ja schon recht früh. Wenn wir uns beeilen, können wir um Mitternacht zu Hause sein.«

      »Aber ich muß doch noch das Geld abliefern«, brachte sie hervor. »Und was ist mit meiner Arbeit in der Klinik. Die werden doch auf mich warten.«

      Sebastian überlegte kurz.

      »Wir werden das Geld zusammen abgeben«, meinte er dann. »Obwohl es mir widerstrebt, diesem Menschen auch noch zuzuarbeiten. Aber einfach behalten können wir’s auch net. Das mit der Klinik werd’ ich regeln, wenn wir in St. Johann sind. Ich bin sicher, sie werden deine Kündigung annehmen.«

      Er sah sie entschlossen an.

      »Also?«

      Resl holte tief Luft und seufzte

      »Ich weiß net«, erwiderte sie. »Das kommt alles so überraschend.«

      »Natürlich«, lächelte der Bergpfarrer. »Anders wär’s mir wohl auch net gelungen, dich zu überreden.«

      *

      Schon vor seiner Abfahrt nach München hatte Sebastian seine Haushälterin gebeten, eines der Gästezimmer herzurichten. Er ahnte, daß Resl sich zunächst einmal weigern würde, ins Wachnertal zurückzukehren, und wenn er sie dann doch davon überzeugt hatte, daß es das Beste wäre, dann konnte er sie nicht so ohne weiteres zum Birknerhof bringen. Resls Eltern mußten erst einmal darauf vorbereitet werden. Indes war der Geistliche sicher, daß sie ihre Tochter mit offenen Armen empfangen würden.

      Das Geld, das die junge Frau durch den Verkauf der Rosen eingenommen hatte, brachte sie in das Büro in der Lagerhalle. Sebastian wartete draußen in seinem Auto, bis Resl wieder herauskam. Sie nickte nur stumm, als sie sich wieder gesetzt hatte. Als sie in dem Haus ankamen, in dem sie das Zimmer bewohnte, schlug Sebastian im Geiste die Hände über dem Kopf zusammen und noch fassungsloser war er, als er erfuhr wieviel Resl jeden Monat für diese Unterkunft bezahlt hatte.

      »Mach dir keine Gedanken wegen der Kündigung«, beruhigte er sie. »Der Hauswirt hat eine ganze Monatsmiete bekommen und ich bin sicher, daß er spätestens nächste Woche das Zimmer schon wieder vermietet hat, leider.«

      Resls Sachen paßten in einen Karton und die Reisetasche, mit der sie seinerzeit fortgegangen war. Viel mehr war nicht hinzugekommen.

      Als sie dann auf der Autobahn fuhren und sich mit jedem Meter St. Johann immer mehr näherten, da beschlich die junge Frau wieder diese beklommene Gefühl, das sie schon bei den ersten Gedanken an eine Heimkehr gehabt hatte.

      »Wie soll’s denn jetzt weitergehen?« fragte sie leise. »Die Leut’ werden mich auslachen. Eine gescheiterte Existenz, die wieder angekrochen kommt, werden sie sagen.«

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