Leni Behrendt 6 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt 6 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt

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von heute.«

      Das klang so gottergeben, daß die andern herzlich lachen mußten. Beruhigend meinte die Gräfin: »Trösten Sie sich, gnädige Frau. Mein Schlingel hat auch keinen Respekt vor mir.«

      »Du hast allen Grund, dich zu beklagen, Muttchen«, lachte der Beschuldigte sie an. »Schauderhafte Jugend! Aber lieb sind wir doch, nicht wahr, gnädiges Fräulein?«

      »Und wie lieb! Nur daß das keiner einsehen will«, traf ihn ein koketter Blick aus den gefährlichen Augen, und Adele stellte mit Unbehagen fest, daß der verflixte Racker sich bereits wieder auf der üblichen Flirttour befand, die selbst vor diesem hoheitsvollen Mann nicht haltmachte.

      Glücklicherweise schien er darauf nicht zu reagieren. Denn der Blick, den er zurückgab, hatte etwas ungemein Ironisches. Vielleicht gehörte er zu den wenigen Männern, die ihrer

      Frau treu sind. Daß er eine besaß, hatte Adele schon längst an dem Ring gesehen.

      Adele lachte in sich hinein, als sie daran dachte, wie Almut sich gestern die Schloßbewohner vorgestellt hatte. Der Senior der Familie war ganz gewiß kein alter Uhu mit altväterlicher Grandezza und die Dame des Hauses alles andere als eine steife Lady, die nicht lachte, sondern lächelte, nicht sprach, sondern flüsterte. Sie konnte im Gegenteil herzlich lachen, und der elegante Gatte mit den grauen Schläfen machte den Eindruck, als wenn er kein Freund von Traurigkeit wäre.

      Was diese Menschen kennzeichnete, war die angeborene Vornehmheit, die es gar nicht nötig hat, sich durch besonderes Verhalten hervorzutun. Die einfach da ist und respektiert wird.

      Und überhaupt – in dieser Atmosphäre blieb den Menschen nichts anders übrig, als sich gut zu benehmen. Dafür sorgte schon der würdige Diener Stephan.

      Ehe Adele zu Ende denken konnte, sprach der Hausherr den Namen aus.

      »Unser braver Stephan hat Sie wohl nicht zu knapp unter die Lupe genommen, meine Damen?« fragte er schmunzelnd, worauf Adele gleichfalls schmunzelnd zurückgab: »Das kann man wohl sagen. Wir mußten erst dem Kreuzfeuer seiner und der drei Hunde Blicke standhalten, ehe wir die Gnade hatten, das Schloß betreten zu dürfen. Er nannte uns zwar nicht direkt Gesindel, sprach jedoch das Wort bedeutsam aus.«

      »Ganz Stephan«, lachte die Hausherrin und die andern mit ihr. »Seitdem wir mit Fremdlingen einige böse Erfahrungen gemacht haben, beehrt unser Getreuer jeden hier Auftauchenden mit seinem Mißtrauen. Er ist von der fixen Idee besessen, uns schützen zu müssen. Daher wird jeder Fremde zuerst in das Turmgemach geführt und streng bewacht, von ihm und der Dogge Satan.«

      »Wir etwa auch?« fragte Adele so entsetzt, daß die andern wieder herzlich lachen mußten. »Almut, da reißen wir aus!«

      »So ängstlich, gnädige Frau?« fragte Marbod amüsiert. »Keine Bange, Sie sind nebst Töchterlein als ungefährlich von unserer Hauspolizei anerkannt und sogar als ›Menschen‹ und nicht als ›Leute‹ eingestuft worden. Und das hat bei unserm unbestechlichen Stephan schon etwas zu bedeuten.«

      »Zu viel Ehre«, verbeugte sich Adele. »Ich bin nun neugierig zu erfahren, wie die Bewachung vor sich gegangen ist.«

      »O nein –«, widersprach der Hausherr vergnügt. »Ganz so stilecht ging die Sache denn doch nicht vor sich. Haben die Damen denn gar nicht gemerkt, daß Sie eingeschlossen waren?«

      »Nein –!« riefen sie wie aus einem Munde.

      »Das tut unser Braver immer für alle Fälle. Dann verbringt er die Nacht in einem Stübchen, das neben dem Turmgemach liegt, hat Satan bei sich und sogar einen Revolver. Wehe dem, der einen Fluchtversuch wagen wollte –!«

      »Oh, Möpschen –!« jubelte Almut, die ihre Keckheit bereits wieder hatte. »Dann können wir ja von Glück sagen, daß wir uns so unverdächtig verhalten haben.«

      »Nein. Denn wie mein Sohn bereits sagte, sind die Damen von der Hauspolizei als ›Menschen‹ eingestuft worden. Sonst hätte Stephan Sie wahrlich den Weg zu uns nicht gehen lassen, sondern Sie in aller Würde mit Satans Hilfe heute früh aus der Burg hinauskomplimentiert, ohne uns von Ihrer Gegenwart unterrichtet zu haben. Ja, ja, wir stehen hier sehr unter der Fuchtel des Gestrengen.«

      »Wie lange ist er denn schon hier?« erkundigte Almut sich mit blitzenden Augen.

      »Solange ich denken kann, gnädiges Fräulein. Denn als ich das Licht der Welt erblickte, war er ein Knabe von sechs Jahren, als Sohn des Kammerdieners meines Vaters und der Kammerfrau meiner Mutter auf der Wettersburg ehelich geboren. Stephan betrachtete mich sogar als ein persönliches Eigentum, war mein sorgsamstes Kindermädchen. Wohl mir, daß meine Frau Gnade vor seinen Augen fand, sonst hätte er mich mit Nichtachtung gestraft sein Leben lang«, schloß er lachend.

      »Wie wahnsinnig interessant –«, begeisterte sie sich mit blanken Augen. »Alles, was ich höre und hier erlebte, habe ich nur in alten Büchern gelesen und für Phantasie gehalten. Ach, ich wünschte, ich brauchte nie mehr von hier fort.«

      »Dem steht ja nichts im Wege, mein Fräulein«, meinte Gräfin Erdmuthe liebenswürdig. »So ein frischfröhliches junges Menschenkind kann uns in unserer Einsamkeit nur angenehm sein. Also leisten Sie uns mit Ihrer Frau Mutter nur Gesellschaft, solange Sie mögen, das wird vielleicht auch für Sie beide eine Erholung sein. Im Winter reist es sich im Auto nicht gut, zumal in einer Gegend, die Ihnen unbekannt zu sein scheint.«

      Jetzt schoß Almut das Blut bis zur Stirn hinauf. Verlegen die Augen senkend, murmelte sie: »Das mit dem Bleibenwollen war doch nur ein Scherz, Frau Gräfin. Wir sind Ihnen doch fremd und –«

      Um den Mund der Dame zuckte ein humorvolles Lächeln, und humorvoll klang es auch, als sie sagte: »Nun, mein kleines Fräulein. Niemand, so fremd sind Sie uns nicht mehr. Haben uns im ›Wilden Jäger‹ doch bereits ganz nett angefreundet. Übrigens können Sie ja gar nicht fort. Jedenfalls nicht früher, bis die Schneeschmelze beginnt, so daß Sie mit Ihrem Auto vorwärtskommen können. Wenn Sie jedoch nicht gern bleiben–«

      »Doch – oh, wie gern –«, hob Almut nun den Kopf und sah die Dame treuherzig an. »Aber –«

      »Dann bitte kein Aber«, meldete sich nun der Hausherr. »Wenn Sie mögen, dann bleiben Sie ohne Bedenken hier. Wenigstens so lange, bis es Ihnen in der Einsamkeit hier langweilig wird. Sie müssen nämlich wissen, daß wir im Winter auf unserer guten alten Wettersburg sozusagen vom Leben abgeschnitten sind. Die nächste größere Stadt liegt ungefähr dreißig Kilometer entfernt, bis zur Kleinbahnstation sind es fünf, bis zur Großbahn gar zehn, zum Dorf sieben.

      Mit dem Auto kommen wir nicht durch den hohen Schnee, können nur in Schlitten fahren, daher verirren sich auch die Nachbarn, deren Güter verstreut liegen, nur selten hierher. Also ist es nichts mit Gesellschaften, Theater, Kino, Konzert, Tanzvergnügen und Flirt, ohne das alles die Stadtdamen nicht leben können.«

      »Ich schon, aber Almut bestimmt nicht«, meinte Adele trocken, und das Mädchen fuhr ungehalten auf: »Pfui, Möps­chen, du bist abscheulich!«

      »Laß nur, mein Kind«, wehrte sie ab. »Der Herr Graf hat dich schon ganz richtig eingeschätzt. Du bist nun einmal so ein unruhiger Geist, der sich für alles ebenso rasch begeistert wie ernüchtert. Du hast eben immer alles ›bald satt‹ –«, ahmte sie den Tonfall des Mädchens so treffend nach, daß die Gastgeber erheitert auflachten. Doch Almut blitzte Adele an, halb lachend, halb ärgerlich.

      »Möpschen, schäme dich, mich so zu blamieren. Glauben Sie ihr bitte nicht, sie übertreibt

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