Leni Behrendt 6 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt 6 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt

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die eigentlich, Möpschen?«

      »Keine Ahnung, du hast ja deine Sachen selbst gepackt.«

      Almut trat an den großen Koffer, warf darin alles durcheinander, bis sie in dem Schuhkasten das Gewünschte fand. Ohne wieder Ordnung zu schaffen, stieg sie in die zierlichen Reitstiefelchen – und der Diener schaute mit unbewegtem Gesicht auf das Chaos von seidenglänzender Wäsche und eleganten Kleidern.

      »So! Stephan, nun bin ich fertig. Wollen Sie mich führen?«

      »Sehr wohl, gnädiges Fräulein.«

      Fort waren sie, und Adele machte sich seufzend daran, den Wust im Koffer zu entwirren. Fein säuberlich hängte sie die Kleider in den großen Schrank, legte die Wäsche in die Kommodenlade, brachte die Schuhe in einem Schränkchen unter und schüttelte immer wieder den Kopf.

      Was dieses sorglose Kind da wieder alles an Ballast mitgeschleppt hatte. Sogar zwei Abendkleider und den Reitanzug. Was mochte sie sich nur dabei gedacht haben –?

      Wahrscheinlich gar nichts, wie gewöhnlich. Sie handelte eben ganz nach Willkür und Laune. Lebte in den Tag hinein, wie ein verhätscheltes Glückskind das nun einmal tut. Deshalb konnte man ihr über ihre Sorglosigkeit noch nicht einmal einen Vorwurf machen, zumal sie im Grunde ihres Wesens warmherzig war und mit ihrer bestrickenden Persönlichkeit die Menschen immer wieder entwaffnete. Der Himmel mochte geben, daß sie nicht einmal aus dieser eigentlich recht liebenswerten Unbekümmertheit gerissen wurde.

      So dachte Adele, während sie die Sachen des Mädchens forträumte. Dann ging sie daran, ihren eigenen Koffer zu entleeren. Sie hatte nur das eingepackt, was man im Winter braucht. Das fand nun noch bequem Platz in Schrank und Lade.

      Dann trat sie an das Fenster und schaute auf die gischtgekrönte See. Fest, wie für eine Ewigkeit erbaut, mußte das Schloß sein, denn bei besonders hohem Wellengang schlugen die Wogen wahrscheinlich über den schmalen Strand hinweg gegen die Steinmauer der Burg.

      Adele konnte sich nicht sattsehen an dem gewaltigen Bild. Wie glücklich mußten die Menschen sein, die es immer vor Augen haben durften. Eine Sehnsucht stieg in ihr auf, wie sie eine ähnliche nur empfunden, als sie aus der Stille des elterlichen Forsthauses in die Stadt gekommen war.

      Jahre hindurch hatte sie sich darin nicht eingewöhnen können, bis sie Almuts Erzieherin wurde, die sie in ihrer anspruchsvollen Art so mit Beschlag belegte, daß ihr kaum noch Zeit blieb, an sich selbst zu denken. Die vielen Jahre, die dann folgten, hatten das Heimweh nach dem Forsthause langsam eingegeschläfert – und nun war plötzlich wieder alles wach, wonach sie sich einst fast krank gesehnt.

      Die sonst so nüchterne Adele Aldermann geriet so sehr ins Träumen, daß sie alles um sich her vergaß. Bis drei tiefe Gong­töne sie aufschrecken ließen. Gleich darauf klopfte es und Stephan trat ein.

      »Wir bitten die gnädige Frau zur Mittagstafel, an der das gnädige Fräulein nicht teilnehmen werden.«

      »Ja, wo ist sie denn?« fragte Adele, die über ihrer Träumerei doch tatsächlich das Mädchen vergessen hatte.

      »Das gnädige Fräulein haben zuerst das Auto besichtigt und sind dann mit dem Herrn Volontär im Schlitten zum nächsten Dorf gefahren. Wir sind davon bereits unterrichtet.«

      »Gut, Stephan«, schluckte sie ihren Ärger über Almuts Rücksichtslosigkeit hinunter, denn unter den Augen dieses würdevollen Dieners konnte sie sich unmöglich gehenlassen –.

      So ein schreckliches Mädchen! dachte sie empört, während sie Stephan folgte.

      Fährt, ohne mir ein Wort zu sagen, einfach los. Was sollen nur die Gastgeber denken, wenn ich allein zu Tisch erscheine –?

      Nun, die begrüßten sie im Speisezimmer recht liebenswürdig, nahmen ihre Entschuldigung über Almuts Abwesenheit gelassen auf.

      »Stephan hat uns bereits von dem Ausflug Ihres Töchterleins unterrichtet«, lächelte die Gräfin. »Die Kleine scheint recht eigenwillig zu sein.«

      »Leider«, seufzte Adele, während sie sich gleich den andern an den runden Tisch setzte, der im Erker des großen Raumes stand. Auch diese Einrichtung war feudal, wirkte trotz der verschiedenen modernen Neuerungen durchaus stilecht. Das kam wohl daher, weil sie unauffällig dem Ganzen eingefügt waren.

      Adele war in dem Fahrenrothschen Hause natürlich daran gewöhnt, an einer gutgedeckten Tafel zu speisen, doch hier kam ihr alles besonders vornehm vor. Wahrscheinlich machte das die Bedienung Stephans, der mit seiner Würde wohl jede Mahlzeit zu einem Festessen werden ließ.

      Die Unterhaltung war lebhaft, das Essen vorzüglich. Schade, daß Adele all das Gute nicht mit vollem Behagen genießen konnte. Sie empfand Almuts Abwesenheit als äußerst peinlich. Wenn sie auch zu Hause ging und kam, wie es ihr gefiel, aber hier, wo sie Gastfreundschaft genoß, müßte sie unbedingt Rücksicht auf die Hausordnung nehmen... Nun saß sie hier und wußte nicht einmal, wie die Gastgeber Almuts Ungezogenheit aufnahmen.

      *

      Nach dem Essen ging man in ein kleines Gemach, das mit seiner warmen Tönung, den weichen Polstermöbeln, schwellenden Teppichen und guten Bildern einen ungemein traulichen Eindruck machte.

      Vor dem brennenden Kamin standen tiefe Sessel um einen niederen Tisch, auf dem die Kaffeemaschine summte. Hier wurde nach dem Mittagsmahl stets der Mokka getrunken, geraucht und ein Stündchen geplaudert.

      Adele saß einsilbig in ihrem Sessel, nippte von dem aromatischen Getränk und dachte dabei an Almut, bis die Gräfin sie aus ihren Gedanken riß.

      »Warum so schweigsam, gnädige Frau?«

      »Bitte nicht«, wehrte sie hastig ab. Stellte die kleine Tasse auf den Tisch, kämpfte sekundenlang mit ihrer Verlegenheit und begann dann kurz entschlossen: »Mir gebührt die Anrede nicht, Frau Gräfin. Ich bin nämlich gar nicht – Almuts Mutter. Es fällt mir nicht leicht, das zu bekennen, doch es ist mir einfach unmöglich, Ihnen Ihre hochherzige Gastfreundschaft mit einer – Lüge zu lohnen –«

      Erleichtert atmete sie einige Male auf. So, nun war das Schlimmste gesagt, Gott sei Dank –! Schon bedeutend leichter und freier sprach sie weiter: »Im ›Wilden Jäger‹ machte es mir Spaß, für die Mutter des Mädchens gehalten zu werden, weil ich nie damit gerechnet hatte, daß ich die Menschen, mit denen ich einige fröhliche Stunden verlebte, jemals wiedersehen könnte. Wozu da noch eine großartige Namensnennung? Name ist manchmal wirklich Schall und Rauch – aber jetzt nicht mehr, da ich Ihre Gastfreundschaft genieße, Frau Gräfin.

      Kurz und gut: Ich heiße Adele Aldermann und bin weiter nichts als Almut Fahrenroths mütterliche Gefährtin, Betreuerin und wie man es sonst noch nennen mag. Ich weiß nicht so recht, was das mutwillige Mädchen dazu bewogen hat, uns als Mutter und Tochter Niemand auszugeben. Ich bin ja an Almuts unberechenbare Einfälle gewöhnt, und die, die sie kennen, sind es nicht minder. Doch auf Fremde müssen sie einen sonderbaren Eindruck machen, nicht wahr, Frau Gräfin?«

      »Allerdings –«, gab diese lächelnd zu. »Wir haben dem Fräulein den Namen Niemand auch keinesfalls geglaubt. Sicherlich wird es ihn geben – doch hier kam er uns an den Haaren herbeigezerrt vor – zumal sie noch erklärte, von Haus zu Haus ihre Ware anzubieten.

      Solche Damen pflegen anders aufzutreten, nicht einen so kostbaren Wagen zu fahren und nicht Rohrplattenkoffer mit eleganten Toiletten mit sich zu führen, unter denen sich Abendkleider und sogar ein Reitanzug befinden.«

      Sie

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