Leni Behrendt 6 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt 6 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt

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Exemplare sehen. Denn vor grauer Zeit, da die Wettersburg erbaut wurde, konnte man hier noch Wölfe erjagen. Sogar mit einem Bären können wir aufwarten.«

      »Wie interessant –!« bekam Almut blanke Augen. »Wie mag es damals in dieser Burg ausgesehen haben!«

      »Bestimmt nicht wie jetzt, mein kleines Fräulein. Ohne elektrischen Strom, Rundfunk, Auto, Zentralheizung und andere Dinge mehr, die uns das Leben jetzt so behaglich machen. Die Burg steht nämlich schon seit dem Mittelalter, und jeder Nachfahre der Wetters hat sich bemüht, das Moderne seiner Zeit mit dem schon Bestehenden zu verschmelzen.«

      »Dann waren die damaligen Herren wohl Raubritter?«

      »Ich will es nicht ableugnen, da man den Wetters kühne Streitbarkeit nachsagt. Da gab es manch Donner und Doria. Und weil Wetter so gut dazu paßt, erhielt die Feste den Namen ›Donnerwetterburg‹, wie sie im Volksmund auch heute noch heißt. Also sind auch wir Nachfahren immer noch mit Vorsicht zu genießen, meine kleine Gnädige.«

      »Donnerwetterburg!« jubelte Almut. »Da hat unsere Winterfahrt uns also mitten in die Romantik geführt, Möpschen –«

      »Das ist noch Begeisterung«, lächelte die Gräfin, die immer größeres Wohlgefallen an dem frischfröhlichen Menschenkind fand. »Im allgemeinen will unsere Jugend nicht viel von Romantik wissen. Sie jagt den Vergnügungen so eifrig nach, daß es kaum noch eine besinnliche Stunde in ihrem Leben gibt. Da waren wir doch besser dran, nicht wahr, Fräulein Aldermann?«

      »Nun, ich kann nicht behaupten, daß mir die Kleine da viel Zeit für besinnliche Stunden gelassen hat«, kam die Antwort. »Sie verstand es erstklassig, mich mit ihren wechselnden Stimmungen ständig in Atem zu halten. Bald von einem ungestümen Lebensdrang, bald weltschmerzlich und verträumt. Da mußte meine Nüchternheit ewig Ausgleich schaffen.«

      »Hast aber alles gut überstanden, Möpslein«, lachte das Mädchen sie spitzbübisch an. »Den Appetit haben dir meine ›Kapriolen‹ jedenfalls nie geraubt.«

      »Da sehen Sie, meine Herrschaften, wie sehr ich leiden muß«, klagte Adele gottergeben. Dabei ruhte ihr Blick mit solcher Zärtlichkeit auf ihrer Schutzbefohlenen, der mehr sagte, als viele Worte es vermocht hätten.

      *

      Wenn Almut jemals die Romantik gesucht hatte, so fand sie diese nun auf der Wettersburg an allen Ecken und Enden.

      Sie war in der nächsten Zeit eifrig auf Suche nach Sehenswürdigkeiten, wobei Adele sie stets begleiten mußte. Diese hatte nun auch die gefürchteten Wölfe in Augenschein genommen, die so echt wirkten, daß das Fräulein nicht zu bewegen war, nahe an sie heranzutreten. Der Bär, der aufrechtstehend seinen aufgesperrten Rachen zeigte, flößte ihr noch mehr Furcht ein.

      Es gab aber noch so vieles in der Burg, was sie fast noch mehr begeisterte als Almut. So schwärmte sie denn bald mit ihr, was den Gastgebern jedesmal ein verstecktes Lächeln entlockte.

      Diese waren von einer gleichbleibenden Liebenswürdigkeit, welche die Gäste wohltuend berührte und sie auf der Wettersburg bald heimisch werden ließ. Und als Stephan sie eines Tages gar in das »wir« einschloß, da fühlten sie sich direkt zugehörig den Burgbewohnern.

      Die Stadtdamen hätten nie geglaubt, daß das Leben auf dem Lande so abwechslungsreich sein könnte. Hauptsächlich im Winter, wo der tiefe Schnee die Wege unbefahrbar machte. Nur der Schlitten mit seinen breiten Kufen glitt über die Schneedecke mühelos hinweg.

      Daher wurde er auch benutzt, wenn es im nächsten Dorf etwas zu besorgen gab wie Lebensmittel, Briefsachen auf der Post oder leichtes Gut auf der Kleinbahn. Und sobald eine Schlittenfahrt stieg, war Almut zur Stelle. Saß dann fidel an der Seite des nicht minder fidelen Volontärs, der mit den Besorgungen größtenteils betraut wurde, und genoß das Wintervergnügen aus vollem Herzen.

      So konnte es nicht ausbleiben, daß sich der junge Mann in das schöne Mädchen verliebte. Als ihm jedoch an einem besonders herrlichen Wintermorgen das Herz durchging und er seine Schlittennachbarin zu küssen versuchte, erhielt er eine Ohrfeige, die ihn aus all seiner Seligkeit riß. Ehe er seiner Entrüstung Luft machen konnte, sprang Almut schon aus dem Schlitten und stapfte durch den Schnee in entgegengesetzter Richtung davon.

      »Gnädiges Fräulein, so warten Sie doch!« rief er ihr beschwörend nach, doch sie schien taub zu sein. Da sprang auch er hastig aus dem Gefährt, band die Fahrleine an den nächsten Baum und setzte der Enteilenden mit langen Schritten nach. Als er sie eingeholt hatte, vertrat er ihr schwer atmend den Weg.

      »Gnädiges Fräulein – seien Sie doch kein Spielverderber«, bat er zerknirscht, worauf ihn ein »nichtsnutziger« Blick traf.

      »Mein Herr, eine Spielverderberin bin ich eigentlich nicht, weil ich nämlich selbst gern – spiele. Aber wohlgemerkt: immer nur bis zu einer bestimmten Grenze.«

      »Aber, gnädiges Fräulein, ein Küßchen in Ehren –«

      »Kann ich sehr gut verwehren«, unterbrach sie ihn, schon wieder lachend, was ihn Mut fassen ließ. Mit dem gewinnenden Lächeln, das diesem hübschen Schwerenöter eigen, streckte er ihr seine Hand entgegen. Seine Stimme schmeichelte mit den Augen um die Wette: »Seien Sie mir wieder gut, ja? Sie können doch unmöglich zu Fuß zur Burg zurückgehen. Was sollte dann wohl die gräfliche Familie denken –«

      »Aha –«, lächelte sie spöttisch. »Also Angst vor der eignen Courage und ihren Folgen. Beruhigen Sie sich, im Schloß wird niemand etwas von Ihrem kühnen Angriff erfahren. Ich pflege mich nämlich lästiger Verehrer allein zu erwehren, und Sie sind gewiß nicht der erste, den ich ›handgreiflich‹ in die Schranken zurückgewiesen habe –.

      So – und nun wollen wir Frieden schließen«, reichte sie ihm mit betörendem Lächeln die Hand. Stürmisch drückte er seine Lippen auf die zarte Rechte und lachte dann jungenhaft froh.

      »So eine charmante junge Dame wie Sie ist mir wahrhaftig noch nicht begegnet –«

      »Wohl Ihnen«, unterbrach sie ihn trocken. »Und nun gehen Sie zum Schlitten zurück. Das Pferd beginnt bereits unruhig zu werden.«

      »Wollen Sie denn wirklich nicht mit mir kommen, gnädiges Fräulein?«

      »Nein, Strafe muß sein.«

      »Aber wir haben doch Frieden geschlossen –«

      »Eben deshalb. Ich möchte den Frieden nämlich nicht gefährden.«

      Hold lächelnd nickte sie ihm zu und ließ ihn stehen, so daß ihm nichts weiter übrigblieb, als mißmutig zum Schlitten zurückzueilen. Er gehörte zu den Männern, denen der Sieg bei der Weiblichkeit sehr leicht zufiel. Daher konnte er es nicht fassen, daß es ein Mädchen geben könnte, das ihn abblitzen ließ. Noch dazu in einer so aufreizenden Art, bei der man tatsächlich nicht wußte, woran man war.

      Darüber hätte er sich den Kopf nicht zu zerbrechen brauchen, wie Almut sich den ihren über den schneidigen jungen Mann auch nicht zerbrach. Er war ihr weder lieb noch unlieb, sondern gleichgültig, wie alle Männer, die sie bisher kennengelernt hatte. Daß ihre Schönheit die Herzen leicht entflammte, das wußte sie, und machte sich ein Vergnügen daraus, durch charmante Koketterie die Mannsleut so ein wenig am Bändel zu führen. Das Herz würde ihnen darüber nicht brechen – und sie hatte ihren Spaß.

      Das Wandern durch den Schnee war nicht ganz mühelos, doch Almut fand es herrlich. Tiefatmend zog sie die Winterluft ein, dabei mit frohen Augen um sich schauend.

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