Leni Behrendt 6 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt 6 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt

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Morgen kaum ein Hauch sich regte. Dazu diese erhabene, friedliche Stille ringsum – alles das war dem Stadtkind so völlig neu, daß es ganz langsam dahinschritt, um sich an der Winterherrlichkeit so lange wie möglich berauschen zu können.

      Doch plötzlich schrak sie zusammen und blieb wie angewurzelt stehen. Denn wie aus der Erde gewachsen sah sie einen Mann vor sich, der einen Hund kurz an der Leine hielt. Doch gleich erkannte sie ihn und lachte fröhlich auf.

      »Toi, toi, toi – Herr Graf, haben Sie mich erschreckt! Wo kommen Sie denn so plötzlich her? Sind Sie etwa unter der Tarnkappe hervorgekrochen?«

      »Wohl mir, wenn ich das könnte«, gab er ebenfalls lachend zurück. »Dann würde ich wohlgetarnt durch die Welt ziehen und die Schicksale der Menschen belauschen.«

      »Und würden nie mehr Ihres Lebens froh werden«, schnitt sie eine Grimasse. »Man kriegt schon genug, wenn man ungetarnt hinter die Kulissen schaut, wo sich die Menschen doch immerhin noch Zwang auferlegen müssen. Da trete ich doch lieber recht fest auf, damit sie hören, wenn ich nahe.«

      »Da haben Sie recht«, entgegnete er lächelnd. »Also bleiben wir lieber sichtbar, wenn wir hinter die Kulissen schauen wollen.

      Doch nun möchte ich gern wissen, warum Sie durch den Schnee stapfen, wo Sie im Schlitten viel rascher vorwärts kommen können?«

      »Ich liebe die Abwechslung, daher wähle ich heute den zwar beschwerlicheren, doch vergnüglicheren Weg.«

      »Nur deshalb?«

      »Ja, nur deshalb –«, warf sie den Kopf in den Nacken. Ihr Blick tastete sich zu seinem Gesicht hoch, in dessen Mundwinkeln wieder das niederträchtige Lächeln hockte.

      Und plötzlich schoß ihr etwas durch den Sinn, das sie sogleich in Worte faßte: »Haben Sie etwa die nette Auseinandersetzung, die ich mit Herrn Hinrichs hatte, belauscht, Herr Graf?«

      »Wenn Sie es so nennen, dann – allerdings, gnädiges Fräulein. Es war interessant für mich, zu beobachten, wie herzlos Sie mit Ihren Verehrern umspringen.«

      »Immer, wie jeder es verdient«, warf sie erneut den Kopf in den Nacken. »Auf einen groben Klotz gehört allemal ein grober Keil.«

      »Der arme Junge. Ich glaube, es ist ihm zum ersten Mal passiert, daß er so abgeblitzt wurde. Denn er hat ein fabelhaftes Glück bei den Frauen, zumal er neben seiner Persönlichkeit noch der Erbe eines stattlichen Gutes ist.«

      »Danke, das interessiert mich nicht«, blitzte sie ihn ab. »Wofür halten Sie mich denn eigentlich, Herr Graf?«

      »Für ein bezauberndes Menschenkind von verwirrender Süße – aber –«

      »Dieses Aber schenke ich Ihnen«, unterbrach sie ihn böse, mußte dann aber gleich lachen, als sie seine Augen sah, die den Mutwillen widerspiegelten, mit dem er sie herausgefordert hatte.

      »Gnädiges Fräulein, ich bin zerknirscht –«

      »So sehen Sie gerade aus. Na, lassen wir es – die Männer sind eben alle gleich.«

      Sein warmes Lachen nahm auch den letzten Rest von Unwillen.

      »Gräßlich, gnädiges Fräulein, wenn man mit einundzwanzig Jahren schon so schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht hat.«

      Während sie an seiner Seite dahinschritt, ging ihr Blick immer wieder verstohlen an seiner Seite hoch. Was war es nur, das ihr diesen Mann so ungewöhnlich erscheinen ließ? Vielleicht das Geheimnis, das ihn umgab und woran sie herumrätselte?

      Wo war seine Frau –?

      Darüber mußte sie fast unausgesetzt nachgrübeln. Denn nie wurde von der Dame gesprochen, wenn sie und Adele im Kreise ihrer Gastgeber saßen. Weilte sie nicht mehr unter den Lebenden – oder war der Graf von ihr geschieden? Dann würde er wohl kaum den Ehering tragen –.

      »So sehr in Gedanken?« riß die dunkle Stimme sie so plötzlich aus ihrem Grübeln, daß sie zusammenschrak und wie bei einem Unrecht ertappt heiß errötete. Nur gut, daß er keine Gedanken lesen konnte, dann hätte das von ihr gefürchtete Lächeln wohl wieder seinen Mund umzuckt –.

      »Ich habe ein wenig geträumt«, lachte sie ihn an. »Oder darf ich das nicht, weil Sie mich so mißbilligend ansehen?«

      »Mißbilligend gewiß nicht, nur – ungläubig. Denn ich will es tatsächlich nicht glauben, daß ein so modernes Menschenkind wie Sie träumen kann. Das paßt gewiß nicht zu Ihnen.«

      »Sondern?«

      »Lachender Frohsinn, unbekümmertes In-den-Tag-hinein-Leben, und daher sorglos mitnehmend, was das Leben bietet. Habe ich recht?«

      Es blitzte in ihren Augen auf, halb spöttisch, halb belustigt.

      »Und wie Sie recht haben, Herr Graf! Ich bin tatsächlich nicht dafür, Herz und Gemüt mit unnützem Ballast zu beschweren. Ich halte mich daran, daß Träume Schäume sind – im Schlafen wie im Wachen.«

      »Bravo –«, lobte er. »Sie sind, wie man so sagt: Ein Mädchen, das in die Welt paßt. Wohl Ihnen!«

      »Na sehen Sie –«, traf ihn ein koketter Blick. »Jetzt weiß ich wenigstens, was ich bin.

      Und nun seien Sie mal nett und erzählen Sie mir, warum Sie so allein in dem winterschlafenden Wald herumstrolchen. Zu tun gibt es darin doch nichts für Sie.«

      »Für einen Jäger gibt es im Wald immer etwas zu tun, nicht wahr, mein Getreuer?« streichelte er den Kopf des Jagdhundes, der leise winselte. »Wir sind jetzt zum Beispiel auf dem Weg zu dem Futterplatz!«

      »Futterplatz?« wiederholte sie, und er lächelte.

      »Verzeihung, ich vergaß, daß Sie als Stadtkind nicht im Bilde sein können. Wir Weidmänner sind nämlich nicht nur Jäger, sondern auch Heger, denen das Wohl des Wildes sehr am Herzen liegt. Und da es unter der Schneedecke keine Nahrung finden kann, werden Futterplätze eingerichtet. Wenn Sie Lust haben, können Sie mit mir kommen und zusehen, wie das Wild sich am Heu gütlich tut.«

      »Gern komme ich mit!« war Almut begeistert. »Aber werden die Tiere auch nicht aus Angst vor mir davonlaufen?«

      »So furchterweckend sehen Sie bestimmt nicht aus, meine kleine Gnädige. Außerdem werden wir uns so stellen, daß das Wild keine Witterung bekommt.«

      »Was ist das schon wieder?« fragte sie lachend. »Ich glaube, ich muß noch viel lernen.«

      »Das wäre für Sie doch nur ein unnützer Ballast«, hockte das Lächeln wieder in seinen Mundwinkeln – und wieder reizte es Almut. Eine scharfe Entgegnung lag ihr auf der Zunge. Sie schwieg jedoch und schritt still neben ihm dahin, als er in eine Schneise bog, wo der Schnee höher lag als auf der Chaussee, die sie bisher gegangen waren.

      Das Stapfen durch die weiße Masse war für Almut ein Ver­gnügen, das sie noch nicht kannte. Das Gesicht rötete sich vor Eifer, die Augen blitzten, ihr wurde so heiß, daß sie den Pelzmantel ablegen wollte.

      Schon hörte sie neben sich die warnende Männerstimme: »Nicht leichtsinnig sein, gnädiges Fräulein. Sie sind viel zu erhitzt. Das wäre ein frevelhaftes Spiel mit Ihrer blühenden Gesundheit.«

      Und

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