Leni Behrendt 6 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt 6 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt

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du mit deinem Eisenschädel bist ja jedem vernünftigen Rat unzugänglich. Du mußt eben immer erst durch Schaden klug werden, was ich dir auch jetzt von Herzen gönnte, wenn ich nur nicht mitbüßen müßte.«

      Diese geharnischte Rede hätte Almut eigentlich in Grund und Boden schmettern müssen, doch sie lachte nur vor sich hin. Kannte sie doch ihr »Möpschen«, diesen treuen Kameraden, der nur zu gern und geduldig ihre schon gemachten Torheiten mitgebüßt hatte und die kommenden ebenso geduldig mitbüßen würde. Zärtlich streichelte sie über die knallrote pralle Wange der Guten – und schon lachte diese wieder.

      Vorsichtig lenkte Almut den Wagen in den Weg ein, der zum nahen Walde führte. Es war darin tatsächlich windstiller als auf der Chaussee. Wenn es nur zu schneien aufhören wollte, aber immer noch rieselte es vom Himmel hernieder, als müßten die großen weißen Flocken so schnell wie möglich das Land überschütten. Nur noch mühsam mahlten die Räder durch den Schnee – und immer noch war kein Haus zu entdecken.

      Mit Unbehagen dachte Almut daran, was sie über die großen ostpreußischen Wälder gehört. Daß man manchmal meilenweit fahren konnte, ohne auf eine Behausung zu stoßen. Immer wieder ging ihr Blick verstohlen zu Adele hin, die ruhig und gelassen neben ihr saß. Jetzt hätte sie wirklich Grund gehabt, über den Leichtsinn des Mädchens zu schelten, das ohne Karte in ein ihm unbekanntes Land fuhr.

      Aber so war »Möpschen« nun mal. Wenn es wirkliche Schwierigkeiten zu überwinden gab, behielt sie eine unerschütterliche Ruhe.

      Doch Almut hoffte zuversichtlich, daß man einmal zu einem Dorf oder zu einer Försterei kommen müßte. Und diese Zuversicht verließ sie auch nicht, als das Auto durch den Schnee, der bereits fußhoch die Straße bedeckte, kaum noch vorwärts kam.

      Sie holte aus dem vorzüglichen Motor heraus, was sich nur herausholen ließ. Dieser versagte auch nicht – wohl aber der Wagen, der plötzlich einfach im Schnee stecken blieb. So große Mühe Almut sich auch gab, so sehr sie den Motor strapazierte – das Auto stand mit derselben unerschütterlichen Gelassenheit, mit der Adele in ihm saß.

      »Aus, mein kluges Kind«, meinte sie ärgerlich. »Das kommt davon, wenn das Küken klüger sein will als die Glucke. Nun hast du endlich die Quittung für deine romantischen Anwandlungen. Bereite dich darauf vor, mit mir im Schnee zu versaufen.«

      »Das habe ich ganz und gar nicht vor«, gab Almut lachend zurück. »Werde vielmehr aussteigen und die Lage peilen.«

      »Peile nur. Mich jedenfalls bekommst du aus diesem Gehäuse nicht heraus.«

      Als Almut die Tür öffnete, stob der Wind eine Welle von Schnee in das Auto.

      Rasch stieg Almut aus, warf den Schlag zu und mußte die Beine fest auf den Boden stemmen, damit der Sturm sie nicht umwarf. Bis zur Wade steckten sie im Schnee, der eisig durch die feinen Schuhe und Strümpfe drang. Wie spitze Nadeln bohrten sich die Flocken ins Gesicht, umtanzten ihre Augen, so daß sie kaum etwas sehen konnte.

      Entschlossen schlug sie den Kragen ihres Pelzmantels hoch, zog das Mützchen fest über die Ohren und war nun bereit, dem Sturm zu trotzen, der wie Höllengelächter über sie dahinbrauste. Doch Almut ließ sich nicht einschüchtern. Schritt für Schritt tastete sie sich dann vorwärts durch den Schnee, den der Sturm stellenweise zu Schanzen aufgeweht hatte.

      *

      Unterdessen saß Adele im Wagen. Bis über die Ohren in ihren »Hammel« geschmiegt, wartete sie in Sorge auf Almuts Rückkehr.

      Wohl war das Mädchen tapfer und daher nicht so leicht unterzukriegen, aber konnte es in der fremden Umgebung nicht vom Wege abirren und in dem Schnee, der sich beängstigend häufte, umkommen?

      Fünfundzwanzig Minuten war sie schon fort, wenn sie in fünf Minuten nicht hier war, dann –.

      Doch da stand die so sehnlichst Erwartete bereits am Wagen. Riß die Tür auf, warf sich auf das Polster, knallte blitzschnell den Schlag zu und lachte Adele an.

      »Glück muß der Mensch haben, Möpschen. Ich habe ein Dach entdeckt, unter dem wahrscheinlich ein Haus stecken wird. Fahren können wir nicht, denn der Schnee reicht fast bis über die Räder. Ergo müssen wir per pedes dorthin, obgleich draußen tausend Teufel losgelassen zu sein scheinen. Das ist vielleicht ein Schneetreiben! Da bleiben selbst die Wölfe in ihrem Bau, Möpschen. Also kannst du dich beruhigt hinauswagen.«

      »Ein Dach willst du entdeckt haben?« fragte Adele miß­trauisch. »Hoffentlich ist es keine Fata Morgana.«

      »Im Winterwald bei Schnee und Eis? Möpschen, ich bin erschüttert über deine Unkenntnis.«

      »Und ich werde es über deine Hoffnungsfreudigkeit sein, mein Kind«, kam es trocken zurück. »Führe mich also. Ich bin mit Schmerzen auf alles gefaßt.«

      »Die werden die Schneeflocken, die mit Eisnadeln vermengt zu sein scheinen, unter Garantie vertreiben, sofern du deinen Fuß nach draußen setzest. Nimm daher alle Kraft zusammen, die Lust und auch den Schmerz.«

      Das tat Adelchen denn auch. Mutig wie eine Löwin, die ihr Junges zu verteidigen bereit ist, verließ sie das Gehäuse. Und da sie sich in ihrer prallen Umhüllung nur ungeschickt bewegen konnte, glitt sie aus – und schon rollte ein Kugelchen in dem Schnee.

      Almut bog sich vor Lachen über das urkomische Bild. Und da ein zwerchfellerschütterndes Lachen dem Menschen die Kraft zu nehmen pflegt, war sie zuerst nicht fähig, Adele, die ihre Arme wie anklagend zum Himmel emporstreckte, aufzuhelfen. Erst als sie sich ein wenig beruhigt hatte, gelang das schwierige Werk. »Möpschen« stand – und damit war viel gewonnen.

      Almut griff nach ihrer Handtasche, schloß das Auto ab, schob ihren Arm unter den Adeles und zog sie mit sich fort.

      Die Oberkörper vorgebeugt, arbeiteten sie sich prustend und schnaubend durch den Schnee, der ihnen stellenweise sogar bis zum Knie reichte. Bis zu den Ohren waren sie durch den warmen Pelz geschützt, doch an den Beinen hatten sie das Gefühl, als ob sie durch eiskaltes Wasser wateten.

      Doch das tat ihrer guten Laune keinen Abbruch. Almuts Augen blitzten nur so vor Abenteuerlust, und auch Adele fand die ganze Situation so interessant, daß sie immer wieder herzlich lachen mußte. Das war doch mal etwas anderes nach dem Trott ihrer sonstigen Tage.

      Immer unternehmungslustiger wurde sie. Jagte alle sorgenvollen Gedanken, die sich hervorwagen wollten, davon und genoß dieses seltsame Erlebnis mit ganzem Herzen.

      Na was, passieren konnte ihnen ja nichts Ernstliches. Wenn sie keine Unterkunft fanden, gingen sie eben zum Auto zurück, das einigermaßen Schutz bot. Warme Decken waren auch vorhanden, in die man sich hüllen konnte, also würde man schon nicht erfrieren. Dazu barg der Autokoffer eine Flasche Kognak für alle Fälle – und das Essen – nun, das mußte man sich eben verkneifen, bis man eine Unterkunft gefunden hatte. Ewig würde dieses Schneetreiben ja nicht dauern. Wenn es nachließ, war die Sicht besser – und dann müßte es doch mit dem Kuckuck zugehen, wenn man nicht einen Unterschlupf finden sollte!

      Doch vorläufig galt es, noch manche Schneeschanze zu nehmen, sich schrittweise durch den Sturm zu kämpfen – bis Almut plötzlich stehenblieb, sich die Schneeflocken von den Wimpern wischte und dorthin zeigte, wo sich auf einem kleinen Berg so etwas Ähnliches wie ein Dach abhob. Zwar war es rund, darüber ragte etwas in die Luft, hoch und steil.

      »Schau mal, Möpschen, ist das nun ein Dach oder nicht?« frohlockte Almut, worauf sie die skeptische Antwort erhielt: »Hoffentlich ist es kein Wasserturm.«

      »Dann

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