Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Читать онлайн книгу Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner страница 152

Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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du dir hier vor den Kamin. Oben auf dem Hüttenboden is’ alles voll. Alle Kammern sind belegt. Morgen früh kannst du dir in der Küche etwas zu essen nehmen. Dann gehst früh los. Die Petra wird net erfahren, daß du hier oben auf der Berghütte gewesen bist. Wenn ihr Onkel Ludwig kommt, dann wird sie bald wieder runterkommen. Dafür werden wir sorgen.«

      »Dann bleibt mir nur übrig zu warten. Des habe ich mir net so vorgestellt. Des zerrt an meinen Nerven.«

      »Nun jammer net. I denk, daß du viel Arbeit hast. Erstens mußt du dein Wandbild schnitzen. Dann gibt es ja noch andere Aufgaben, Blumenkästen bepflanzen, die Tiere anschaffen und versorgen, Gäste bewirten. Du, meine Eltern können die Leut gar net all’ unterbringen. Die Zimmer auf dem Vogelmeier Hof werden binnen zwei Tagen alle belegt sein.«

      »Alleine geht des doch gar net!«

      »Dann mußt dir eben Hilfe holen. Rede doch mal mit dem Fellbacher. Der soll beim Hoegger Huber ein gutes Wort für dich einlegen. Die Thea, sei Tochter, geht net arbeiten. Die ist nur daheim. Der Hoegger ist ein vermögender Bauer. Die Thea ist aber noch immer ledig. Sie hat sich eine Zeitlang gedacht, daß sie und ich, na, du weißt schon. Aber ich war eben net in sie verliebt. Es wird für die Thea langsam Zeit, daß sie einen Mann findet. Die wird sich ein Bein rausreißen, dir zu helfen. Um dir zu gefallen, tut die alles. Der Hof ist ihr egal. Ihr Vater hat viel, und sie erbt mal alles. Aber die ist hinter jedem Junggesellen her, wie der Teufel hinter einer armen Seele. Des mußt du wissen.«

      Vergnügt schlug sich Christoph Unterlercher auf die Oberschenkel, daß das Leder seiner Hose nur so krachte.

      »Ja, dann mach ich die Petra doch ein wenig eifersüchtig. Vielleicht hilft des?« Er grinste.

      »Mußt nur aufpassen, Christoph. Es heißt doch: Wer mit dem Feuer spielt, der kann sich verbrennen.«

      »Ich spiele doch gar nicht mit dem Feuer. Die Petra soll nur denken, daß ich es mach.«

      »Paß auf, i hab’ dich gewarnt.«

      Toni gab noch ein paar Schnäpse aus, dann gingen beide schlafen.

      Am nächsten Morgen erwähnte Anna beiläufig zu Petra:

      »Du, im Dorf will jemand gehört haben, daß sich der Doktor Ludwig Leuthold auf dem Hof einquartiert hat. Er wartet auf dich.«

      »O Gott! Den habe ich ganz vergessen, Anna! Ich hatte ihn angerufen und gesagt, daß er mich mal besuchen soll. Daß er so schnell kommt, das hätte ich nicht gedacht. Woher weißt du da?«

      »Ach, irgend jemand hat es vorhin dem Toni erzählt. Es kann sein, daß das einer der Bergführer gewesen ist, der hier mit seiner Gruppe vorbeikam.«

      »Dann muß ich schnellstens hinunter ins Tal.«

      »Schade, ich habe gedacht, daß du noch bleibst, vielleicht auch mal hinaufsteigst, zum ›Paradiesgarten‹ oder zumindest zum ›Erkerchen‹ wanderst.«

      »Das würde ich ja gerne. Das muß ich aber auf ein anderes Mal verschieben.«

      Mit lautem Knall fiel ein Fenster zu. Anna trat vor die Hütte und betrachtete sich den Himmel. Toni kam herbeigerannt.

      »Wir müssen schnell die Sachen reinbringen. Da braut sich ein gewaltigs Unwetter zusammen. Bitte, Petra, pack mit an!«

      »Petra wollte gerade wieder ins Tal, Toni!«

      »Des kann sie vergessen. Da wird nix draus.«

      Der Wind wurde immer stärker. Er rüttelte mit großer Gewalt an den Fensterläden der Berghütte. Draußen wurde es immer düsterer. Alois stand vor dem Barometer an der Wand und betrachtete den Zeiger.

      »Des läßt nix Gutes vermuten«, sagte er besorgt. »Hoffentlich können sich alle, die unterwegs sind, in Sicherheit bringen!«

      Als gläubiger Mensch zündete er im Herrgottswinkel der Berghütte ein Licht an und sprach ein Gebet.

      Dann brach der Sturm los. Regen und Hagel peitschten heftig gegen die Hütte. Es war, als ginge die Welt unter.

      Erstaunt und auch ängstlich saß Petra beim Feuer.

      »Habt ihr öfter so einen Sturm hier oben?«

      »Ja, es gibt hier in den Bergen öfter einen Wettersturz. Aber so arg war es schon lange nicht mehr. Es schaut auch nicht so aus, als wäre das bald vorbei. Hoffentlich gibt es keinen Erdrutsch.«

      Immer wieder legte Alois Holz ins Kaminfeuer, das unruhig flackerte, weil der Sturm auch im Kaminabzug heulte. Bello der Neufundländerrüde lag vor dem Kamin und rührte sich nicht. So ging das über Stunden. Es blitzte und donnerte. Das Echo zwischen den Bergwänden verstärkte den Schall, so daß es niemals still wurde.

      Endlich, es war schon früher Abend, ließ das Gewitter etwas nach. Jetzt regnete es nur noch heftig. Toni öfnete kurz die Tür und schaute hinaus. Eine schier undurchdringliche Regenwand stand wie eine Mauer und nahm jede Sicht.

      In den nächsten Stunden trafen vereinzelt Wanderer ein, die es geschafft hatten, sich in Sicherheit zu bringen. Das heißt, sie waren, als das Wetter aufzog, sofort umgekehrt und hatten sich auf den Rückweg zur Hütte gemacht. Sie waren duchnäßt bis auf die Haut. Bald hingen auf allen Leinen unter der Decke im Gastraum der Berghütte nasse Kleidungsstücke zum Trocknen. Anna hatte alle Hände voll zu tun. Sie verteilte Eintopf, kochte Kaffee und Tee, machte ganze Pfannen mit Rösti.

      »Wie lange wird das noch andauern, Anna?«

      »Des weiß nur der heilige Petrus alleine, sagen hier die Leute in Waldkogel, bei so einem Wetter. Es kann in einer halben Stunde vorbei sein. Dann leuchtet das Tal in der Sonne. Es kann aber auch noch dauern, Stunden oder Tage.«

      »Dann komme ich nicht runter. Was soll ich nur machen?«

      Anna lachte.

      »Nichts kannst du machen, Petra. Du mußt warten!« Sie schmunzelte. »Du wolltest doch ein paar Tage bleiben, weil du nachdenken wolltest. Nun wirst du vielleicht gezwungen zu bleiben. Die Berge und die Natur haben ihre eigenen Gesetze. Sieh es als Chance. Jetzt hast du mehr Zeit zum Nachdenken. Über den Doktor Leuthold würde ich mir keine Gedanken machen. Der wartet oder er fährt ab und kommt noch einmal wieder.«

      »Meinst du, der Sturm richtet im Tal Schäden an?«

      »Das muß nicht sein, Petra. Es kommt auch vor, daß sich so ein Wettersturz nur hier oben entleert. Dann regnet es im Tal auch, aber es ist lange nicht so schlimm wie hier oben. Das Wetter kam herüber über das ›Höllentor‹. Ich vermute, es hat schon drüben auf der anderen Seite des Berges das meiste abgeladen.«

      »Ich hatte noch nie viel Geduld, Anna!«

      »Wenn du länger hier bist, wirst du das lernen. Hier in den Bergen gehen die Uhren anders. Ich trage überhaupt keine Uhr mehr, seit ich hier bin. Die habe ich am zweiten Tag schon abgelegt. Meinen Tagesablauf bestimmt der Sonnenstand. Zum Mittag und zum Abend dringen die Glocken aus dem Tal herauf. Das genügt als Orientierung. Draußen im Gastraum hängt zwar eine Wanduhr, aber Toni, Alois und ich vergessen oft sie aufzuziehen.«

      »Wirklich, so ohne Uhrzeit, so kannst du leben?«

      Anna lachte fröhlich.

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