Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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Das große Scheunentor stand offen.

      Nach dem Frühstück ging Petra hinüber. Da saß Christoph auf einem dreibeinigen Melkschemel und schnitzte.

      »Guten Mogen! Ausgeschlafen? Fühlst du dich besser?«

      Er stand auf und ging auf sie zu. Er wollte sie wieder küssen. Petra drehte den Kopf zur Seite und drückte ihn mit ihrer Hand sanft von sich.

      »Christoph, es war schön heute nacht, doch jetzt ist Tag! Du warst sehr fürsorglich, dafür danke ich dir. Doch mir geht das alles viel zu schnell.«

      »Dann liebst du mich nicht, Petra? Das kann doch nicht sein!«

      »Ich habe nur gesagt, daß mir das alles viel zu schnell geht, Chris.«

      Petra schaute sich um.

      »Du schnitzt?«

      »Ja, wie du siehst. Hat dir der kleine Kasten gefallen?«

      »Den hast du gemacht?«

      »Ja, den habe ich gemacht, extra für dich, Petra!«

      »Vielen Dank! Das war bestimmt viel Arbeit. Da bist du ja früh aufgestanden.«

      »Nein, ich habe das Relief vom Vogelmeier Hof heute nacht geschnitzt. Es ist keine besonders gute Arbeit. Ich werde es in den nächsten Tagen noch mehr ausarbeiten.«

      »Oh, das ist nicht nötig! Es ist wunderschön!«

      »Das mußt du schon mir überlassen. Immerhin ist das Kunstwerk ein echter Unterlercher. Ich habe einen Ruf zu verlieren.«

      Petra sah ihn mit großen Augen an.

      »Ah! Jetzt weißt du nicht, was du sagen sollst«, er grinste. »Nun, dann helfe ich dir. Ich bin Holzschnitzer von Beruf. Ich schnitze meistens religiöse Statuen, Heilige, Kruzifixe. Das mache ich im Winter. Im Sommer bin ich in den Bergen und sammle Holz für kleinere Figuren. In vielen Kirchen, hier in der Umgebung, stehen Heiligenstatuen von mir. Ich mache auch Marterln, dafür bin ich ziemlich bekannt. In vielen Kirchen hängen Kreuze von mir, fast in jedem europäischen Land. Ich habe auch schon nach Übersee geliefert, sogar nach Fernost. Ich habe auch schon Buddhas geschnitzt.«

      Petra erinnerte sich jetzt wieder an Annas Reaktion, als sie ihr seinen Namen sagte.

      »Weißt du was Marterln sind?« fragte Christoph.

      Petra schüttelte den Kopf.

      »Dann will ich es dir erklären. Das sind hölzerne Gedenktafeln oder auch Kreuze mit einer Inschrift. Sie werden in Erinnerung an einen Verunglückten in den Bergen aufgestellt.«

      »Ah, jetzt verstehe ich, warum du die Scheune haben wolltest.«

      »Ja, ich habe zwar in der Stadt ein Studio und eine Werkstatt. Aber ich bin lieber in den Bergen. Das Holz für größere Arbeiten kaufe ich immer beim Albert.« Erklärend fügte er hinzu. »Albert Weißgerber hat ein Sägewerk hier in Waldkogel am Waldsee. Ich habe einen größeren Auftrag für ein hölzernes Wandbild. Das will ich die nächsten Wochen anfertigen.«

      »Was schnitzt du da? Sieht mir nicht aus wie ein Wandbild.«

      Christoph Unterlercher schaute Petra an.

      »Das ist für deinen Vater. Das wird das Materl, das wir aufstellen. Ich dachte, das gefällt dir. Ich habe gehört, wie du mit deinem Vater gestern geredet hast, an seinem Grab. Da dachte ich mir, ich mache ein Marterl. Das stellen wir dann zusammen auf. Wenn ich damit fertig bin, dann bekommt dein Vater auch noch ein schönes Grabkreuz. Beides ist hier Tradition. Du kannst das doch nicht so wissen. Da es aber so gemacht wird, habe ich schon einmal damit angefangen.«

      »Du bist jemand, der immer gleich auf sein Ziel losgeht und gleich Tatsachen schafft, wie?«

      »Ja! Wenn ich weiß, was ich will, dann ist das der beste Weg. Wie heißt es so schön: Gesagt – getan!«

      Christoph lächelte. Dabei zeigten sich wieder diese verführerischen Grübchen auf seinen Wangen.

      »Gut, das mit dem Grabkreuz und dem Marterl verstehe ich, Christoph. Doch du mußt mir vorher sagen, was es kostet. Ich wünsche, daß es einfach gehalten wird. Ich habe kein Geld für Schnörkeleien und Kunst. Ich muß das Geld zusammenhalten. Was soll es kosten?«

      Christoph lachte laut.

      »Petra! Petra! Jetzt bist du wieder so wie gestern, als wir uns auf der Landstraße trafen. Hast du mich denn gar nicht verstanden heute nacht?«

      Petra errötete. Ihr Herz schlug, als wollte es zerspringen.

      »Darum geht es nicht! Das eine ist das eine und das andere ist das andere.«

      »Soso! Das eine ist das eine und das andere ist das andere!« wiedeholte Christoph Unterlercher bissig. »Ich sehe das ganz anders. Jetzt wird nicht mehr darüber geredet. Dein Vater bekommt sein Grabkreuz und sein Marterl. Basta!«

      Petra lehnte sich an die Scheunentür und verschränkte die Arme.

      »Christoph! Das Leben ist schon kompliziert genug für mich. Ich habe ein Erbe, das verschuldet ist. Mein Vater war die letzten Jahre sehr herzkrank. Er konnte wenig machen und Verschiedenes ging kaputt. Da hat er eine Hypothek auf den Hof aufgenommen. Das fiel ihm sehr schwer. Die Raten hat er immer bezahlen können. Doch ob ich das auch schaffe, steht noch in den Sternen. Ich würde so gern den Hof weiterführen. Doch ich muß auch klar sehen, was möglich ist und was unmöglich ist. Wenn es nur bei den Raten bliebe, dann würde ich es vielleicht schaffen. Aber auch Onkel Ludwig meint, daß ich den Hof renovieren und modernisieren müßte.«

      »Schwachsinn!« stieß Christoph hervor. »So ein hirnrissiges Geschwätz eines Städters.«

      Er griff Petra bei der Hand und zog sie mitten auf den Hof. Er stellte sich hinter sie und legte seine Arme von hinten um sie. Petra wollte das nicht zulassen, brachte aber nicht die Kraft auf, ihm Widerstand zu leisten. Es war schön, seine Nähe zu spüren. Sie fühlte sich beschützt und glücklich.

      »So! Schau dir das Haus an! Das Dach ist dicht. Auch innen ist der Hof in einem guten Zustand. Gut, die Stromleitungen müßten erneuert werden, auch sonst gibt es Kleinigkeiten. Aber im Grunde ist das ein Kleinod, Petra. Ich sage dir, was du machen sollst! Du bepflanzt all die leeren Blumenkästen vor den Fenstern und längs der Balkone. Dann sieht der Hof genauso aus, wie alle die anderen alten Höfe. Innen würde ich alles so lassen, erst einmal. Du schaffst dir wieder Vieh an. Ich denke an ein bis zwei Kühe und ein paar Ziegen. Dann hast du frische Milch und Rahm. Du kannst dann auch deine eigene Butter machen. Dazu nimmst du noch ein paar Hühner für die Eier. Der Schweinestall füllt sich schneller, als du denkst. Mußt nur eine Sau kaufen, die bereits gedeckt ist. Eine kleine Schafherde mit ein paar weiblichen Tieren und einem Bock können einen Teil der Wiesen zusammen mit den Ziegen abweiden. Dann vermietest du die Zimmer an Familien mit Kindern. Familienferien auf dem Bauernhof, mit Tieren zum Anfassen, verstehst du?«

      »Das klingt alles so einfach aus deinem Mund, Christoph.«

      »Es ist einfach! Ich mache meine Schnitzereien, richte mir hier in der Scheune meine Werkstatt ein. Du kümmerst dich ums Haus, die Gäste und den Garten. Ich mähe die Wiesen und kümmere mich um die Felder. Wir werden einen großen Teil der Äcker verpachten.«

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