Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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dadurch nah. Ich werde deine Zeilen immer in Ehren halten, als dein Vermächtnis. Hab’ Dank dafür, daß du sie aufbewahrt hast. Hab’ Dank für den Hof. Ich hatte das Gefühl, als warte er auf mich. Er hat mich aufgenommen. Schon in den wenigen Stunden ist er mir zur Heimat geworden. Nachdem ich deine Briefe gelesen habe, ist mir, als wäre ich schon lange dort. Ich will dir versprechen, daß ich alles tun werde, damit ich dein mir zugedachtes Erbe erhalten kann. Ich hoffe, daß es mir gelingt. Sollte es unmöglich sein, dann verurteile mich nicht für meine Unfähigkeit. Vater, nimm meine Liebe entgegen, die ich dir zu Lebzeiten nicht geben konnte. Ja, du bist mein Vater. Wir sind uns doch so nah.«

      Da fiel das Mondlicht auf das Grab. In der Dunkelheit leuchtete eine weiße Lilie inmitten der verwelkten Blumen. Petra griff nach ihr und drückte sie an ihre Brust.

      »Ich weiß nicht, wie es genau weitergehen soll. Ich werde wohl oft hierher zu dir kommen und mit dir reden. Ich habe viele Fragen. Doch heute ist nicht der Tag oder die Nacht, Fragen zu stellen nach praktischen Dingen. Heute nacht wollte ich dir nur sagen, daß ich mich jetzt wirklich als deine Tochter fühle und dich als meinen Vater empfinde. Gute Nacht, Papa!«

      Petra stand noch einen Augenblick mit gesenktem Kopf vor dem Grab. Als sie die Lider wieder aufschlug, hörte sie ein Rascheln ganz in der Nähe. Sie erschrak und lauschte in die Dunkelheit.

      Christoph Unterlercher trat hinter dem Stamm des Baumes hervor. Er ging auf sie zu und legte ihr seine Jacke um. Petra konnte nichts sagen. Er legte seine starken Arme um sie.

      »Komm, Petra! Ich bringe dich heim zum Vogelmeier Hof!«

      In der Dunkelheit konnte sie seine Augen nicht sehen. Sie spürte nur die Wärme seiner Nähe.

      »Bist du schon lange hier?«

      »Pst! Keine Fragen!«

      Er hielt sie ganz fest und küßte sie zärtlich. Zuerst auf ihr Haar, dann auf ihre Stirn. Petra wehrte sich nicht. So drückte er ihr sanft einen Kuß auf ihre weichen Lippen.

      Dann führte er sie, seine starken Arme um ihre Schultern gelegt, zum Auto. Er hielt ihr die Beifahrertür auf und ließ sie einsteigen. Wortlos gab sie ihm den Schlüssel. Auf der kurzen Strecke bis zum Vogelmeier Hof warf er ihr immer wieder liebevolle und besorgte Blicke zu. Sie sah sie nicht. Mit geschlossenen Augen saß sie erschöpft auf dem Beifahrersitz.

      Christoph Unterlercher hielt vor der Haustür. Er half ihr beim Aussteigen und brachte sie ins Haus. Willenlos ließ sie alles mit sich geschehen.

      »Wo ist dein Zimmer?«

      Petra wies mit der Hand auf die Treppe.

      »Die Tür am Ende des Ganges!«

      Christoph nahm sie einfach auf seine starken Arme und trug sie die Treppe hinauf. Er setzte sie auf dem Bettrand ab.

      »Leg dich hin! Ich gehe hinunter und mache dir eine warme Milch mit Honig. Bin bald wieder da! Nicht weglaufen!«

      »Es ist keine Milch da! Danke für deine Fürsorge!«

      »Pst!«

      Er ging hinaus und schloß die Tür.

      Petra sah, daß an der Stelle, die die offene Tür bis jetzt verdeckt hatte, ein großes Photo in einem alten mit Schnitzereien verzierten Rahmen hing. Es war das Hochzeitsfoto von Zacharias und Vera. Petra zog ein langes Nachthemd an. Dann trat sie vor das Bild. Einem Instinkt oder einer inneren Stimme folgend nahm sie es ab und drehte es um. Auf der Rückseite stand das Hochzeitsdatum, geschrieben mit schwarzer Tinte. Darunter hatte ihr Vater ein weiteres Datum geschrieben. Es war das Datum, an dem die Ehe annuliert worden war. Der von ihm geschriebene Kommentar lautete:

      »Ehen werden für ein Leben geschlossen und dürfen dauern bis in die Ewigkeit. Auch wenn dies hier nicht so sein kann, so will ich das Treueversprechen doch halten.«

      Liebevoll strich Petra mit den Fingern darüber. Dann legte sie das Bild auf die Kommode und huschte schnell ins Bett. Sie hörte nämlich Christoph die Treppe heraufkommen.

      »So, Petra! Hier ist warme Milch mit Honig! Ist nur aus haltbarer Beutelmilch. Aber bald wird wieder eine Kuh im Stall stehen, dann hast du frische Milch. Trink!«

      Petra tank die Milch in kleinen Schlucken. Zwischendrin schaute sie ihn immer wieder fragend an.

      »Ich hatte ein Gespräch mit Anna und Toni. Auch Tonis Eltern haben mir einiges erzählt. Ich weiß also Bescheid. Das wollte ich dir heute nacht nur noch sagen. Über alles andere reden wir morgen.«

      Petra stellte den großen Becher aus blauem Email mit den kleinen weißen Punkten auf dem Nachttisch ab. Sie machte eine Bewegung, als wollte sie das Bett verlassen.

      »Ich muß noch einmal hinunter in die Küche.«

      Sanft drückte er sie in die Kissen zurück.

      »Ich habe die Haustür abgeschlossen. Die Briefe auf dem Küchentisch habe ich nicht angerührt und werde sie auch nicht lesen. Das verspreche ich dir. Du kannst sie morgen früh wegräumen.«

      Er zog die Decke hoch und steckte sie an ihren Schultern fest. Dann knipste er die Deckenlampe aus. Jetzt fiel nur noch der Schein der Nachttischlampe auf Petras Profil.

      »Schlaf jetzt! Ich bleibe hier sitzen, bis du eingeschlafen bist. Dann nehme ich mir das Zimmer gegenüber. Schlaf dich morgen früh aus. Gute Nacht, liebste Petra!«

      Er küßte ihr wieder zärtlich die Stirn. Petra schloß die Augen und spürte dann seine weichen Lippen auf den ihren. Sie erwiderte seinen Kuß.

      Mit geschlossenen Augen lag sie da. Ihr Herz klopfte. Christoph, war das letzte, was sie dachte. Dann fiel sie in einen tiefen Schlaf.

      *

      Es war schon früher Mittag, als Petra am nächsten Tag aufwachte. Sie blieb erst noch eine Weile liegen. Sie mußte nachdenken. Christoph hatte sie geküßt und sie zu Bett gebracht. Liebevoll hatte er sie umsorgt, ohne viele Worte zu machen. Wie sollte sie ihm gegenübertreten? Sie hatte sich nicht dagegen gewehrt. Doch da war es Nacht gewesen und sie in einem gefühlsmäßigen Ausnahmezustand. Doch jetzt war heller Tag. Draußen schien die Sonne.

      Nachdem Petra geduscht und sich angezogen hatte, ging sie hinunter.

      Auf dem Küchentisch, neben den Briefen, stand ein hölzernes Kästchen. Der Deckel war mit Schnitzereien verziert. Auf den ersten Blick erkannte Petra, daß das dargestellte Motiv der Vogelmeier Hof war. Sie öffnete die kleine Truhe.

      Darin lag ein Zettel:

      Liebe Petra! Darin kannst du die Briefe aufbewahren.

      Dein Christoph

      Immer wieder strich Petra mit der Hand über das kunstvolle Relief. Dann bündelte sie die Briefe wieder nach Jahrgängen und legte sie sorgfältig hinein. Sie trug sie hinauf und stellte sie unten in ihren Kleiderschrank.

      Dann aß sie etwas. Christoph hatte ihr das Frühstück schon hergerichtet.

      Wie lieb, dachte Petra. Dabei ist er doch Gast hier, und ich hätte das machen müssen.

      Sie überlegte.

      Wo konnte er sein?

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