Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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      Es war schon spät am Nachmittag, als Leonhard Gasser, von der Station der Bergwacht in Waldkogel, auf dem Handy anrief und Toni und Anna informierte. Der vermißte Gast war gefunden worden. Ein Steinschlag hatte ihn an Schulter, Arm und Hand verletzt. Statt um Hilfe zu bitten, hatte er den Abstieg durch eine enge Klamm versucht. Diese Strecke war zwar eine Abkürzung, wies aber einen hohen Schwierigkeitsgrad auf. Aufgrund dieser Selbstüberschätzung steckte er da fest und brauchte dringend Hilfe.

      Als die Bergwacht ihn in einer gewagten Rettungsaktion bergen wollte, befolgte er nicht die Anweisungen seines Retters.

      Anna lauschte, als Toni mit Leonhard Gasser telefonierte.

      »Des is ja wirklich eine Tragödie. So ein Depp! Wenn’s net gegen die Menschlichkeit wäre, hätte man den Ochsen im Berg hängen lassen sollen, bis seine Knochen verdörren.«

      Toni regte sich mächtig auf.

      »Leo, sag dem Quintus herzliche Grüße und gute Besserung, auch von der Anna und dem Alois.«

      »Was ist passiert?« fragte Anna besorgt.

      »Der Quintus Quandler ist bei der Rettungsaktion verunglückt. Jetzt ist er im Krankenhaus. Sie tun alles, um sein Bein zu retten. Er hat einen Trümmerbruch des linken Knies.«

      Antonius Baumberger schüttelte den Kopf.

      »I kenn den Quintus gut. Der war mit Leib und Seele bei der Bergwacht. Er is einer der Besten, den die haben, wenn net sogar der Beste. Selbst der Leonard hat das gesagt.«

      Toni genehmigte sich erst mal einen Enzian. Er gab dem Alois auch einen.

      »Trinken wir drauf, daß der Quintus wieder ganz gesund wird.«

      »Ja, trinken wir drauf, Alois! Aber da habe ich wenig Hoffnung, nach dem, was mir der Leo erzählt hat. Des Knie bekommen die Doktors ja vielleicht wieder hin. Aber klettern wird der net mehr können. Das sollen die Ärzte schon gesagt haben.«

      »Des ist ja ein wirkliches Drama!« Der alte Alois war voller Mitleid.

      »Was sagt denn der Quintus dazu?«

      »Soweit ich den Leonhard verstanden habe, weiß er noch net alles. Er ist noch im Operationssaal unterm Messer. Bei der Bergwacht is ja auch immer ein Arzt dabei. Der hat mit dem Leo gesprochen.«

      »Ja, des is schlimm!« Alois war erschüttert. »Dem Quintus sein Vater war schon bei der Bergwacht, sein Großvater auch. Des wird ihn schwer treffen.«

      Anna legte Alois die Hand auf die Schulter.

      »Warten wir doch erst einmal das Ergebnis der Operation ab. Wunder geschehen immer wieder. Man soll nicht alles so schwarz sehen. Ich habe da neulich in einer Zeitung etwas über einen Hochleistungssportler gelesen. Er hatte einen schweren Motorradunfall und einen Trümmerbruch des Beines. Nach vielen Operationen und Reha-Maßnahmen ist er wieder fit. Er hat sogar schon wieder eine Medaille gewonnen. Das wird schon wieder werden.«

      »Du bist ein liebes Madl, Anna! Du nimmst immer nur das Beste an. Des ist ganz lieb von dir. Doch mit der Zeit als Aktiver bei der Bergwacht, des is für den Quintus gewiß vorbei. Den lassen sie schon aus Sicherheitsgründen net mehr auf den Berg«, erklärte Alois.

      »Anna, alle, die bei der Bergwacht aktiv arbeiten, müssen gesundheitlich extrem belastbar sein. Nach so einem Unfall ist es vorbei. Da hilft es auch nicht, die Sache sich voller Hoffnung schönzureden. Es geht dabei einfach auch um die rechtliche Absicherung«, erklärte Toni seiner Anna.

      Alle waren bedrückt. Den ganzen Abend redeten auch die Hüttengäste darüber, wie so etwas passieren konnte. Einige unter ihnen kannten Quintus Quandler gut, da dieser in seiner Freizeit gelegentlich als Bergführer tätig gewesen war.

      *

      In der folgenden Woche fuhr Toni mit Leo ins Krankenhaus. Sie besuchten Quintus. Er lag in einem Einzelzimmer. Ein richtiges Gespräch kam nicht auf, weil Quintus immer wieder einschlief. Die Ärzte hatten ihn unter ein starkes Beruhigungsmittel gesetzt. Er sah schlecht aus und hatte tiefe Ringe um die Augen.

      Auf dem Heimweg sagte Leonhard zu Toni: »Der Quintus ist ein gebrochener Mann. Dem fehlt jeder Lebensmut. Er fühlt sich als Invalide.«

      »Ja, des tut er! Weißt du auch nicht, was wir machen können, um ihm zu helfen, Leo?«

      »Da ist guter Rat teuer! Wie willst du jemanden helfen, der sich net helfen lassen will. Er verbeißt sich so in sein Unglück, daß er guten Ratschlägen und Vorschlägen net zugänglich ist. Auf alles hat er eine ablehnende Antwort.« Leonhard Gasser seufzte. »Weißt, Toni, in gewisser Weise kann i des auch versteh’n. Der Quintus war ein vor Gesundheit nur so strotzendes Mannsbild. Wenn wir bei einem Großeinsatz waren und uns alle schon langsam die Kräfte ausgingen, da war der Quintus noch immer topfit. Der hat Kraftreserven gehabt ohne Ende, und geschickt war er auch. Der hat mit links Dinger hingelegt, da konnte man nur den Kopf schütteln.« Leonhard Gasser war voller Bewunderung.

      Toni hob zu einer Bemerkung an, brach aber ab, als Leo anfügte:

      »Versteh’ mich net falsch, Toni. Jeden kann’s mal treffen und bei jedem is es schad. Aber bei Quintus is es besonders tragisch! I hab’ richtig Angst um ihn, wie des mit dem weitergehen tut. Damit mein i, wie es seelisch weitergeht. Der hat doch einen Schaden davongetragen. Einen mächtigen Knacks hat der jetzt schon.«

      »I hab’s gemerkt, Leo. Des war dem gar net recht, daß wir ihn besucht haben. Ständig hat er davon gesprochen, daß er ein Invalide is. Wir müssen ihn da irgendwie rausreißen. Doch wie, des weiß i auch net.«

      *

      Die Ärzte hatten Quintus’ Knie geschraubt und genagelt und eine künstliche Kniescheibe eingesetzt. Die Wochen des Krankenhausaufenthaltes vergingen. Quintus war jung und kräftig, seine Wunde verheilte gut. Er saß im Rollstuhl oder humpelte ein paar Meter auf Krücken durch das Krankenzimmer.

      Die Ärzte der Sportmedizinischen Unfallabteilung konnten für Quintus Quandler nichts mehr tun. Der Patient wurde in eine Rehaklinik entlassen. Dort wurde er nach zehn Wochen entlassen.

      In Waldkogel übernahm jetzt Dr. Martin Engler die Betreuung des Patienten. Das erforderte in einem besonderen Maß Geduld von seiten des Arztes, da die beiden sich gut kannten. Jeden zweiten Tag machte Martin bei Quintus einen Hausbesuch.

      »Mußt net immer vorbeikommen, Martin! I dank dir schön für deine Fürsorge. Aber helfen kannst du mir auch net. Ich bin halt zu nix mehr zu gebrauchen.«

      »So ein dummes Gerede. Bist wohl jetzt ganz narrisch geworden. Du

      hast’s am Knie und net am Kopf. Man könnt denken, daß du da an Gehirnerweichung leidest, so unsinnig und verbohrt, wie du dich da in die Sach reinsteigerst«, brüllte Martin Quintus an.

      Sie gerieten richtig in Streit. Martin wußte, daß er Quintus aus seiner Lethargie reißen mußte. Der einst lebenslustige Quintus igelte sich immer mehr ein. Es wurde fast von Tag zu Tag schlimmer.

      »Du hast gut reden! Dir ist des net passiert. Du hast zwei gesunde Knie und kannst jederzeit auf den Berg kraxeln. I kann mir die Berge nur noch von unten ansehen.«

      »Jetzt übertreibst du aber mächtig. Fühlst dich sauwohl in deinem Gejammer. Des

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