Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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der Pause ging es so weiter. Alle waren begeistert. Das Publikum sang teilweise mit oder schaukelte in den Reihen.

      »So, meine verehrten Damen und Herren! Das war eigentlich unser ganzes Programm. Normalerweise wäre jetzt Schluß. Durch die vielen Zugaben ist es ohnehin schon später als vorgesehen. Aber sie waren so ein zauberhaftes Publikum, daß ich Sie mit etwas überraschen möchte.« Der Ansager räusperte sich. »Ich gestehe Ihnen, daß der folgende Teil nicht geprobt ist. Es war ein spontaner Einfall der Konzertagentur »MFH – Melodien für Fröhlichkeit und Herz«. Unser Musikproduzent, Herr Tassilo von Teufen-Thurmann, hatte schon beim Einlaß der Gäste unter ihnen einen in unserer Region bekannten und beliebten Musikstar entdeckt.«

      Er lachte in die Menge.

      »Meine lieben Gäste! Vielleicht ist es nicht ganz fair, jemanden so zu überrumpeln. Aber auch ich bekomme ein warmes Gefühl ums Herz, wenn ich an ihn denke, der uns so ein schönes Lied geschenkt hat. Ich bitte Sie jetzt alle um langanhalten Applaus, bis er auf der Bühne ist.«

      Der Ansager drohte mit dem Finger.

      »Daß Sie mir vorher ja nicht aufhören! Ich bitte um Applaus für unseren lieben Quintus Quandler, der hier in der ersten Reihe sitzt. Ich vermute, das hübsche junge Madl an seiner Seite ist seine Liebste.«

      Quintus wurde blaß. Das Orchester spielte die Melodie seines Liedes und gleich fingen die Menschen im Saal an mitzusingen. Quintus starrte Yvonne an.

      »Ich gehe nicht da rauf!« flüsterte Quintus Yvonne zu. »Wir müssen später reden. Da gibt es etwas, was ich dir nie erzählt habe.«

      Yvonne lächelte ihm zu. Sie führte ihre Lippen dicht an sein Ohr, damit er bei dem Gesang und dem

      rhythmischen Klatschen etwas verstand.

      »Du mußt mir nichts erklären! Ich weiß schon einiges. Aber jetzt fordere ich das von dir mir gegebene Versprechen. Erinnerst du dich? Du hast mir versprochen, für mich zu singen, wann immer und wo immer ich es will! Vergiß die Leute! Sing nur für mich!«

      »Ich will nicht! Nicht hier!«

      Yvonne stand einfach auf und zog Quintus hinter sich her, die Stufen zur Bühne hinauf.

      Die Bühne war wunderschön dekoriert, eine zauberhafte Almlandschaft mit Berggipfeln im Hintergrund. Die Scheinwerfer erfaßte die beiden. Der Ansager drückte Quintus das Mikrophon in die Hand.

      Das Publikum verstummte. Das Orchester begann von vorne.

      Quintus traf genau seinen Einsatz. Zuerst mit etwas unsicherer Stimme, doch nach der zweiten Liedzeile voller Kraft und Inbrunst sang er von der Liebe zu den Bergen. Bei jedem Refrain sang das Publikum leise mit. Ergriffenheit lag über den Zuhörern. Da und dort zogen einige die Taschentücher.

      Als er geendet hatte, brach Applaus los. Quintus mußte sich unzählige Male verbeugen. Alle erwarteten eine Zugabe. Aber Quintus verschwand hinter der Bühne. Yvonne folgte ihm. Der Vorhang fiel. Das Konzert war zu Ende.

      Hinter der Bühne schloß ein glücklicher Musikproduzent den Künstler in die Arme.

      »Glückwunsch, Quintus! Das ist der Beginn einer steilen Karriere! Du hast wunderbar gesungen!«

      Quintus brauste auf. Wütend schob er Tassilo von sich.

      »Nein! Das ist mit Sicherheit kein Beginn einer steilen Karriere. Das war das letzte Mal, daß ich ein Konzert besucht habe. Auf so ein Komplott falle ich nicht noch einmal rein. Das hast du dir schön ausgedacht, zusammen mit deinem alten Freund Zandler. Der hat jetzt ganz schön was zu beichten. Ich habe nur für Yvonne gesungen, daß du es weißt. Jetzt will ich gehen!«

      Quintus griff nach Yvonnes Hand und ging mit schnellen und großen Schritten den Gang hinunter. Yvonne hatte Mühe, ihm zu folgen. Sie riß sich von seiner Hand los und blieb stehen. Quintus drehte sich um und wollte erneut nach ihr greifen. Sie wich aus. Tassilo ging an den beiden vorbei und öffnete eine Tür.

      »Hier könnt ihr euch aussprechen!«

      Mit Hilfe von zwei Bühnenordnern schob er Quintus in den Raum.

      »Was soll das? Das ist Freiheitsberaubung!« schrie Quintus. »Das

      ist ein Komplott. Der gute Pfarrer Zandler wird etwas erleben. Komm, Yvonne, wir gehen.«

      »Hör auf, rumzubrüllen und zu schimpfen, Quintus. Du benimmst dich unzivilisiert. Wie kannst du dich bloß so aufführen? Die Leute waren gerührt von deinem Lied und hatten Tränen in den Augen. Du hast ihnen ein wunderbares Geschenk gemacht.«

      Das Stichwort ›Geschenk‹ war der Einsatz für Tassilo.

      »Du wirst natürlich für deinen Auftritt eine Gage erhalten, Quintus! Eine Spitzengage, das versteht sich von selbst!«

      »Die Gage kannst du behalten! Ich will sie nicht, weder jetzt noch später. Ich rate dir, dich aus meinem Blickfeld zu entfernen, bevor mir meine Hand ausrutscht. Ich habe mich schon wegen weit weniger geprügelt. Und komme mir nie, nie mehr unter die Augen.«

      Tassilo von Teufen-Thurmann griff in seine Brieftasche und legte einen Scheck auf den Tisch. Quintus warf einen Blick darauf. Dann nahm er ihn und zerriß ihn in kleine Schnipsel, die er genüßlich zu Boden rieseln ließ.

      »Yvonne, das ist ziemlich schiefgegangen!«

      »Ja, das ist es, Tassilo!«

      Nach einer Schrecksekunde begriff Quintus.

      »Ihr kennt euch?«

      »Ich habe es nur gut gemeint, Quintus! Du hast doch gesagt, daß ich dich schubsen soll. Nichts weiter habe ich getan.«

      »So habe ich das nie gemeint! Dir kann ich eigentlich keinen Vorwurf machen, Yvonne. Ich habe mich nie mit dir über meine Musik unterhalten. Aber Tassilo müßte es wissen. Sag, wie hat er dich überredet? Welche Rolle spielt darin Pfarrer Zandler?«

      Jetzt wurde Yvonne auch wütend.

      »Jetzt hörst du mir einmal zu, Quintus! Du benimmst dich hier, als hätte man dir wer weiß was angetan. Das ist ein ganz kindisches Benehmen. Ich sage dir jetzt was. Tassilo und Pfarrer Zandler können nichts dafür. Es war meine Idee. Ich habe Tassilo eine Mappe geschickt und eine Zusammenstellung von Liedern, die du gesungen hast. Deine Mutter hat mir davon erzählt. Ich dachte, daß es dir Freude bereiten würde. Jetzt tobst du wie ein…« Sie suchte nach Worten. »Wie ein Rindvieh, das vor einem Bienenschwarm davonrennt. Nun sei mal ruhig und laß dir alles erklären.«

      »Ich werde nicht ruhig sein!« brüllte Quintus noch lauter. »Wie kann ich da noch ruhig sein? Du hast mich ganz schön hinters Licht geführt, Yvonne. Das hätte ich nicht von dir gedacht.«

      Die Tür ging auf und Quintus’ Eltern traten ein. Yvonne fiel Quintus’ Mutter weinend um den Hals.

      »Ach, macht doch was ihr wollt!« schimpfte Quintus. »Nur laßt mich raus aus euren Spielen! Daß du net locker läßt, Mutter, das hätt’ i

      mir denken können. Aber von dir, Yvonne, bin ich tief enttäuscht. I dacht, daß du mich lieben tust. Da muß i mich geirrt haben. Wenn du mich wirklich gern hättest, dann hättest du dich für so etwas nicht hergegeben.«

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