Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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Nach dem Essen setzten sich die Gäste meistens auf die Terrasse und schauten zu, wie die Sonne unterging.

      Waldkogel tief im Tal, lag bereits im Schatten. Die Sonne sank im Westen wie ein großer roter Feuerball. Ihre warmen rotgoldenen Strahlen ließen die Berggipfel erglühen. Die Schneefelder und das Eis der Gletscher leuchteten in den Farben von Zartrosa bis Rot. Die nackten Felsgipfel sahen aus wie glühendes Gestein.

      Quintus und Yvonne saßen auch draußen auf der Terrasse. Quintus hatte seinen Arm um seine Liebste gelegt. Yvonnes Kopf ruhte an seiner Schulter.

      »Wie wunderschön!« hauchte Yvonne.

      »Ja! Es ist jeden Abend ein Wunder! Wie sehr habe ich diese Aussicht von hier oben vermißt. Das Herz wird so still und friedlich bei diesem Anblick. Welche großartige Darbietung der Natur!«

      »Alle sind ergriffen«, flüsterte Yvonne. »Schau dich um, Quintus! Kaum einer redet ein Wort.«

      »Vor Ehrfurcht über die Schöpfung kann man auch nur schweigen und dankbar sein für die Schönheit.«

      Langsam kroch der Schatten auf die Berghütte zu. Es wurde kühl. Jetzt glühten nur noch die Gipfel über dem Tal.

      Als die Sonne fast untergegangen war, brachte Quintus Yvonne in die Hütte. Sie setzten sich an den Kamin und wärmten sich auf. Anna brachte heißen Tee. Bei den Männern kreiste die Schnapsflasche. Alois legte große Scheite ins Feuer. Bald verbreitete sich eine wohlige Wärme in dem großen Gastraum der Hütte.

      Die Bergsteiger und Bergwanderer kamen bald ins Gespräch. Yvonne freute sich, daß sich Quintus daran beteiligte. Dabei erwähnte er mit keinem Wort seine Verletzung.

      »Hast Lust mit uns morgen den Gipfel zu erklimmen, Quintus? Unsere Seilschaft besteht aus acht Bergkameraden. Kannst dich uns gerne anschließen. Wie wär’s?«

      Yvonne gefror fast das Blut in den Adern. Was würde jetzt geschehen? Wie würde sich Quintus verhalten?

      »Danke, das ist ein verlockendes Angebot.« Quintus legte den Arm um Yvonne. »Ich habe meiner Yvonne schon versprochen, morgen mit ihr eine Wanderung zu machen.«

      Die Bergsteiger bedauerten die Absage von Quintus. Dieser flüsterte Yvonne ins Ohr:

      »Bist mir nicht böse, daß ich dich als Ausrede mißbraucht habe?«

      »Nein! Ich verstehe dich schon. Willst nicht jedem erzählen, daß du ein beschädigtes Knie hast.«

      Yvonne lächelte verschmitzt. Sie sagte leise:

      »Ich bestehe aber darauf, daß wir morgen dann wirklich eine Wanderung machen.«

      »Gut! Wo willst du hin?«

      »Das überlege ich mir noch. Vielleicht rauf zum ›Paradiesgarten‹? Vielleicht nur zum ›Erkerchen‹? Darüber reden wir morgen.«

      Dann holte Alois die Ziehharmonika und begann zu spielen. Das Stimmengewirr in der Berghütte verstummte wie auf ein geheimes Kommando. Alle lauschten dem alten Alois. Als er mit gebrochener Stimme Heimatlieder der Berge anstimmte, stimmten immer mehr mit ein.

      Quintus schwieg. Er schaute ins Feuer. Yvonne kuschelte sich an ihn.

      »Kennst du diese Texte nicht? Willst nicht mitsingen? Ich würde gern mitsingen, aber ich kann die Texte nicht.«

      Quintus schaute Yvonne in die Augen. Er drückte ihr einen Kuß auf die Wange.

      »Ich höre lieber zu«, flüsterte er leise und es klang beinahe traurig.

      So ging das die nächsten Stunden bis tief in die Nacht. Toni löschte die Beleuchtung in der Hütte. Er legte große Holzscheite in das Kaminfeuer. Alle scharten sich bald im großen Halbkreis um den Kamin, der mit seinem Feuerschein die Dunkelheit erhellte. Vor dem Kamin lag Bello.

      Als der alte Alois müde vom Spielen wurde, holte Toni die Zither und spielte darauf. Irgendwann stimmte er eine Melodie an, bei der alle besonders ergriffen lauschten. Yvonne, um die Quintus seinen Arm gelegt hatte, spürte, wie ein Ruck durch seinen Körper ging. Sie wußte auch warum. Es war die Melodie, die Quintus damals komponiert hatte. Toni und Alois, die den Text dazu sicherlich kannten, sangen nicht mit. Sie vermieden auch den Blickkontakt zu Quintus.

      Als die Melodie zu Ende war, blickte Toni Yvonne an. Sie nickte ihm zu. So stimmte der Hüttenwirt die Melodie noch einmal an. Yvonne sang dazu. Ihre weiche und schöne Stimme schwebte durch den Raum. Sie hatte heimlich das Lied lange geübt. Quintus schaute sie erstaunt von der Seite an. Er wollte etwas sagen. Aber Yvonne legte ihm einfach ihren Finger auf die Lippen. Dabei schaute sie ihn so zärtlich an, daß er nichts einwenden konnte. Beim Refrain stimmten alle mit ein.

      Nachdem sie geendet hatten, klatschten alle Beifall.

      »Zugabe! Zugabe!« riefen einige.

      »Wie wär’s, wenn jeder der Runde noch ein Lied vorträgt?« regte Toni, der Hüttenwirt, an.

      »Wir wissen alle, daß wir keine so großen Sänger sind, wie die liebe Yvonne. Aber es kommt auch nicht darauf an. Es geht um die Freude. Fangen wir dahinten an, neben der Yvonne.«

      Einige der Gäste sangen Lieder aus den Bergen, andere Lieder aus ihrer Heimat. Diese sangen dann ohne Musik, oder Toni versuchte sie etwas zu begleiten. Nacheinander kamen alle dran. Anna, die ja bekanntlich aus dem schönen hohen Norden stammte, gab ein bekanntes Seemannslied zu Gehör. Nach ihr wäre Quintus an der Reihe gewesen.

      »Leut i würd gern singen, aber i glaub i krieg eine Erkältung. Mein Kehlkopf tut mir jetzt schon weh. Deshalb müßt ihr drauf verzichten. I denk, daß meine liebe Yvonne mich gern vertreten tut. Es heißt ja auch: Singe, wem Gesang gegeben! Und die Yvonne, die kann wirklich schön singen. Was willst uns singen?«

      Yvonne wußte natürlich, daß sich Quintus drücken wollte. Na warte, mein Lieber, dafür wirst du büßen, dachte sie.

      »Also gut! Mache ich den Abschluß! Dann glaube ich, wird es Zeit sich in die Federn zu hauen. Ich will morgen fit sein, für die Wanderung, also will ich zum Abschluß ein Abendlied singen. Ihr könnt gerne mit einstimmen. Was soll es sein? ›Der Mond ist aufgegangen‹ oder ›Guten Abend, gute Nacht‹.«

      »Beides!« riefen sie ihr zu.

      Yvonne schmiegte sich dicht an ihren Quintus und sang die beiden Lieder. Dann legte Toni die Zither fort. Man wünschte sich Gute Nacht und zog sich zurück.

      Als Quintus seiner lieben Yvonne einen Gutenachtkuß geben wollte, wand sie den Kopf ab.

      »Kuß nur auf die Wange! Höchstens! Du bist erkältet. Ich will mich nicht anstecken!«

      Quintus lachte herzlich.

      »Mir geht es gut. Es war nur eine Ausrede.«

      »Deine Flunkerei verlangt aber nach einer Bestrafung. Du hast dich gedrückt. Ich hätte nicht gedacht, daß du so ein Feigling bist.«

      Quintus lachte wieder.

      »Verzeih mir! Es wird auch nie wieder vorkommen!«

      »Das sagst du nur so! Warten wir es ab! Das mußt du mir erst noch beweisen.«

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