Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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zum Mittag kommen. Wir essen allein. Wer is heut dran mit dem Tischgebet?«

      Oswald hob den Finger. Die Kinder falteten die Hände auf der Tischkante und senkten die Köpfe. Der Bub sprach das Gebet, dann schlugen alle das Kreuzzeichen.

      Hildelore verteilte den Eintopf in die Teller. Sie aßen.

      Nach dem Essen legte Hildelore die kleine Gundula ins Bett für einen Mittagsschlaf. Die Buben schickte sie in den Garten. Sie mußten Obst pflücken. Eine Nachbarin hatte versprochen, zu kommen und das Obst zusammen mit Hildelore einzumachen.

      Das junge ernste Mädchen, selbst erst zwölf Jahre alt, räumte den Tisch ab. Nur den unbenutzten Teller für ihren Vater ließ sie stehen. Dann kümmerte sie sich um die Vorbereitungen für das Einmachen des Obstes. Bald kamen die Brüder mit vollen Körben aus dem Garten. Hildi wäre froh gewesen, wenn Andi ihr beim Waschen und Aussortieren des Obstes geholfen hätte, aber er war ein Bub und außerdem noch ungeschickt. So vergingen weitere zwei Stunden.

      Endlich kam Kilian Dössegger von den Wiesen heim. Er hatte Heu gemacht.

      »Grüß Gott, Vater! Setz dich! I mach dir die dicke Suppe gleich warm.«

      »Wo sind die Kinder?«

      »Die Gundi schläft. Die hat heute nacht wieder schlecht geschlafen und viel geweint. Jetzt schläft sie fest. I hab’ grad nach ihr geschaut. Die Buben hab’ i zum Spielen geschickt. Die waren mir nur im Weg. I denk, die sind unten am Bach.«

      Hildi füllte den Teller ihres Vaters und legte ihm zwei dicke Scheiben Brot dazu.

      Sie wartete, bis dieser fertig mit dem Essen war, dann sagte sie:

      »Es ist ein Brief gekommen. Der Briefträger hat gesagt, daß des was Amtliches wär. Du bist net dagewesen, da hab’ ich unterschreiben müssen. Ich hab’ des Schreiben in die Stube gelegt. I dacht, es wär net gut, wenn die Kinder des mitkriegen.«

      Bei diesen Worten schaute Hildelore ihren Vater nicht an. Wieder einmal wurde diesem bewußt, daß seine älteste Tochter, obwohl sie erst zwölf Jahre alt war, reifer war als alle anderen Mädchen im Dorf. Sie war neun gewesen, als seine Frau bei einem Autounfall tödlich verunglückte. Binnen weniger Wochen war Hildelore erwachsen geworden. Sie hatte in der Entwicklung wohl einige Jahre ausgelassen. Aus dem damals fröhlichen Mädchen war jetzt eine stille junge Erwachsene geworden, die sich in ihr Schicksal ergab. Er hatte Mitleid mit ihr und versuchte, die Belastung für seine Älteste so gering wie möglich zu halten. Das war nicht einfach. Doch es war auf dem Land schon immer so gewesen, daß beim frühen Tod der Mutter die älteste Tochter die Mutterrolle für die Geschwister übernahm.

      Kilian Dössegger zündete sich eine Pfeife an und ging in die Stube. Er schloß die Tür hinter sich.

      Als er eine Weile später herauskam, warf ihm seine Tochter einen prüfenden Blick zu. Sie war erschrocken, als sie sah, wie blaß ihr Vater war. So wagte sie nicht, nach dem Inhalt des Schreibens zu fragen.

      »I geh mal zum Pfarrer, Hildi! Kümmerst dich um die Kinder!«

      »Ja, Vater!« sagte Hildelore leise und schnitt weiter das Obst in kleine Stücke.

      Pfarrer Zandler saß im Garten hinter dem Pfarrhaus und las die Zeitung, wie er das immer am Samstagnachmittag machte.

      »Grüß Gott, Dössegger!«

      »Grüß Gott, Hochwürden!«

      Ein Blick des Pfarrers genügte, um zu erkennen, daß etwas Ungewöhnliches vorgefallen sein mußte. Er forderte den Dösseggerbauern auf, sich zu setzen. Wortlos zog dieser das Schreiben aus seinem Wams und hielt es dem Zandler entgegen.

      Ein Blick auf den Absender, und der Pfarrer ahnte nichts Gutes. Er las das mehrseitige amtliche Schreiben und legte es dann auf den Tisch.

      »Hochwürden, warum läßt der Herrgott des zu? Is es denn net genug, daß er die Mutter der Kinder in den Himmel geholt hat? Sollen sie jetzt noch mich, ihren Vater, verlieren? Sollen s’ die Heimat verlieren? Weg von Haus und Hof? Eingesperrt! Da geh i zu Grund und die Kinder auch. Warum, Hochwürden? Warum bestraft uns der Herrgott so? I hab’ nix Böses gemacht, mei Frau auch net und die Kinder, die sind erst recht unschuldig. Warum, Hochwürden? Warum?«

      Kilian Dössegger war eigentlich schon immer ein ruhiger und eher stiller Mensch gewesen. Er hatte nie viel gesprochen. Daß das alles so aus ihm herausgebrochen war, zeigte dem Geistlichen, wie tief erschüttert der Bauer war.

      »Ja, Dösseggerbauer, was soll i dir da antworten? Ich weiß net, was sich unser Herrgott da gedacht hat. Kilian, i weiß es wirklich net. Es gibt Fragen, da hab’ auch i keine Antwort drauf. Da klingt es in meinen eigenen Ohren wie Hohn, wenn i dir sag, daß du einfach Vertrauen haben sollst.«

      Der Bauer winkte ab.

      »Des hilft mir jetzt auch net weiter. Was soll i machen, Hochwürden?«

      »Wissen die Kinder was davon?«

      »Die Hildelore hat den Brief angenommen. Sie hat ihn weggelegt, die Kleinen sollten nix merken. Des Madl ahnt wohl was, sagt aber nix, fragt nix. Die Hildelore wird ihrer Mutter immer ähnlicher. Die hat auch nicht viel gesprochen, wenn’s mal Ärger gab. Das Madl tut mir leid. Des hat gar keine Kindheit. Mit neun Jahren mußte sie schon die Mutterrolle übernehmen. Des macht sie auch gut. Sie is reifer als jedes andere Madl hier in Waldkogel. Aber is des gerecht, Hochwürden? Daß dem Madl seine Kindheit genommen wird? Doch was soll i machen? Und jetzt des!«

      Kilian zeigte auf den Brief. Der Pfarrer überlegte.

      »Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Erstens, es ist einfach eine normale Überprüfung, weil die Kinder ja Halbwaisen sind. Zweitens, irgend jemand will dir Böses. Aber des kann i mir net vorstellen.«

      Die Stimme des Pfarrers bekam jetzt einen zornigen Klang.

      »Sollte es sich herausstellen, daß jemand hier aus Waldkogl beim Jugendamt in der Stadt schlecht über dich geredet hat, dann werde ich böse. Dann wird es für den am besten sein, wenn er Waldkogel so schnell wie möglich verläßt. Der wird keine ruhige Minute mehr hier haben, das verspreche ich dir, Kilian. So ein hinterlistiger Verräter, der

      hat nix bei uns in Waldkogel zu suchen.«

      »Helfen tut mir des net, jetzt net.«

      Pfarrer Zandler nahm das Schreiben wieder zur Hand.

      »Also, so wie ich das sehe, wollen die nur wissen, wie die Kinder leben, wer für sie sorgt, wenn du auf den Wiesen und Feldern bist. Darum geht es in dem Fragebogen. Ich helfe dir, den auszufüllen. Dann schickst du ihn zurück. Danach wird man ja sehen.«

      Pfarrer Zandler seufzte.

      »So etwas überrascht mich auch sehr. Aber das beste wird sein, wenn du dich um eine Haushaltshilfe kümmerst, die dann auch für die Kinder sorgt.«

      »Und wo soll i die so schnell herbekommen? Die Kinder müssen sie mögen. Außerdem, warum soll i meine Kinder einer fremden Person anvertrauen?«

      »Dössegger, das bringt jetzt alles nix. Du mußt handeln und zwar schnell. Auch wenn du nur jemanden für ein paar Wochen nimmst, bis das ganze Theater vorbei ist. Mit den Kindern, da müssen wir uns allerdings was überlegen. I denk, es is net gut, wenn sie es wissen.

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